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Energiesparen

Definition: Aktivitäten, die auf eine Verminderung des Energieverbrauchs abzielen

Englisch: energy saving

Kategorien: Energieeffizienz, Energiepolitik, Grundbegriffe

Autor:

Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen

Ursprüngliche Erstellung: 27.02.2011; letzte Änderung: 20.08.2023

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Das Energiesparen umfasst diverse Aktivitäten, die eine Verminderung des Energieverbrauchs (eine Energieeinsparung) bewirken sollen. Dieser Artikel diskutiert vor allem grundlegende Aspekte. Zu praktischen Tipps zum Energiesparen führen einige der unten angegebenen Literaturangaben.

Streng genommen wäre "Exergiesparen" der korrekte (aber trotzdem kaum je verwendete) Begriff, denn es geht in der Tat um die Einsparung von Exergie und nicht wirklich von Energie. Bei der Verwendung (dem "Energieverbrauch") wird nicht wirklich Energie vernichtet, sondern nur Energie von hochwertigen (exergiereichen) in niederwertige (exergiearme) Formen umgewandelt – verloren geht dabei die wertvolle Exergie, die man (im Gegensatz zu Anergie) bezahlen muss. Siehe hierzu auch einen Blog-Artikel über Exergie im Zusammenhang mit Heizungsanlagen. Das Bewusstsein für diese Zusammenhänge ist oft sehr nützlich, um die tatsächliche Ursache von Ineffizienzen aufzudecken.

Motivationen für das Energiesparen

Das Energiesparen kann auf sehr unterschiedliche Weisen motiviert sein:

  • Es kann die Kosten für den Energiebezug vermindern. Hieraus ergeben sich (für einen gewissen Zeitraum berechnet) Einsparungen, falls die Kosten für die Realisierung von Energiesparmaßnahmen nicht zu hoch sind, so dass diese amortisiert werden können.
  • Energiesparen reduziert Abhängigkeiten und somit auch Risiken – insbesondere Kostenrisiken durch die ungewisse Entwicklung von Preisen auf den Energiemärkten, aber auch das Risiko, dass in einer Energiekrise mit begrenzter Verfügbarkeit von Energie wesentliche Bedürfnisse nicht mehr erfüllt werden können.
  • Da die meisten Formen der Energiegewinnung mehr oder weniger große negative Umweltauswirkungen verursachen, bewirkt Energiesparen häufig eine deutliche Entlastung der Umwelt, was wiederum monetäre und andere Vorteile mit sich bringt.
  • Die Vermeidung von sich an sich verzichtbarem Energieverbrauch in Industrieländern kann die Deckung elementarer Bedürfnisse in Entwicklungsländern erleichtern. Solche Wirkungen entstehen einerseits über die Preisbildung an den weltweiten Energiemärkten (Verminderung von Preisausschlägen durch reduzierte Nachfrage), andererseits auch beispielsweise durch die Konkurrenz des Anbaus von Energiepflanzen und Nahrungsmitteln.
  • Gelegentlich kann Energiesparen durch Probleme mit der Versorgungssicherheit, etwa durch eine begrenzte Verfügbarkeit von Energieträgern, Transportkapazitäten oder von Kraftwerkskapazitäten erzwungen sein – beispielsweise in Energiekrisen oder bei Ausfall von Öl- und Gaspipelines oder von Kraftwerken.
  • Ein Sonderfall sind mobile Geräte wie tragbare Computer, bei denen die Technik oft vor allem deswegen möglichst energiesparend gestaltet wird, weil sich hierdurch eine längere netzunabhängige Betriebszeit (mit einer aufladbaren Batterie) erzielen lässt. Ein ähnlich gearteter Nebennutzen energieeffizienter Bauweise kann bei diversen anderen Technologien auftreten, z. B. durch reduzierten Aufwand zur Beseitigung von Abwärme.

Es gibt also sowohl Motivationen zum Energiesparen, die allein aus dem persönlichen Eigeninteresse bzw. wirtschaftlichen Interesse eines Betriebs resultieren, als auch andere, die eine Berücksichtigung moralischer Werte voraussetzen. Zusätzlich haben manche Menschen Freude am effizienten Wirtschaften (Haushalten) mit Energie, wodurch Energiesparen zum vergnüglichen Sport oder Spiel werden kann.

Grundlegende Ansätze für das Energiesparen

Grundlegend kann das Energiesparen auf sehr unterschiedliche Weisen erfolgen:

Diese Ansätze haben verschiedene Vor- und Nachteile. Verzicht (Suffizienz) ist oft schnell und ohne besondere Investitionen umsetzbar, ist aber häufig ein unbeliebter Ansatz sowohl in verwöhnten Industriegesellschaften als auch in aufstrebenden Schwellenländern. Technische Maßnahmen können Energiesparen ohne Verzicht ermöglichen, erfordern aber oft erhebliche Investitionen und können durch Rebound-Effekte an Wirksamkeit verlieren. Die effizientere Benutzung bietet gute Einsparungen ohne Verzicht und ohne Investitionen, erfordert dafür aber Aufmerksamkeit und eine gewisse Sorgfalt und wird deswegen oft nicht praktiziert, sei es wegen mangelnden Wissens oder mangelnder Bereitschaft.

Ein anderer Ansatz, der streng genommen nicht zum Energiesparen gehört, ist die Umstellung auf erneuerbare Energien. Hier wird also nicht unbedingt der Energieumsatz minimiert, sondern nur der Verbrauch der besonders problematischen Energien, vor allem der fossilen Energieträger.

Konkrete Möglichkeiten zum Energiesparen beim Autofahren werden im Artikel über Kraftstoff sparen diskutiert.

Generell unterscheiden sich verschiedene Optionen für das Energiesparen stark im Verhältnis von Nutzen und Aufwand. Ein besonders gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis wird erreicht, wenn in allen Bereichen (Verzicht, technische Effizienz und effiziente Benutzung) die sinnvollsten Maßnahmen ausgewählt und realisiert werden. Dagegen wird das Kosten-Nutzen-Verhältnis oft schlechter, wenn an einer Stelle das maximal Mögliche getan wird: Man erfährt einen abnehmenden Grenznutzen. So ist es beispielsweise sinnvoller, eine ganze Wohnsiedlung nach einem deutlich verbesserten energetischen Standard zu bauen, als wenige Häuser perfekt auf das Energiesparen zu trimmen und gleichzeitig viele andere zu vernachlässigen. Allerdings können trotzdem anspruchsvolle Pilotprojekte sinnvoll sein, um Maßnahmen zu erproben und demonstrieren.

Förderung des Energiesparens durch den Staat

Wenn staatliche Institutionen das Energiesparen fördern möchten, gibt es hierfür wiederum unterschiedliche Ansätze:

  • Der Staat kann seinen eigenen Energieverbrauch vermindern, indem er beispielsweise für seine Verwaltungsgebäude besonders strenge Effizienzstandards vorschreibt.
  • Der Staat kann generell höhere technische Effizienzstandards (z. B. für die Wärmedämmung von Gebäuden) gesetzlich verlangen und hiermit bewirken, dass auf dem Markt vermehrt besonders effiziente Produkte gekauft werden. Mittelfristig wird mit solchen ordnungspolitischen Maßnahmen ebenfalls bewirkt, dass das Angebot am Markt generell besser wird. In Deutschland ist das wichtigste Instrument im Gebäudebereich die Energieeinsparverordnung.
  • Ein milderer, wenn auch weniger wirksamer Eingriff des Staates besteht in Maßnahmen, um das Informationsangebot zu verbessern. Beispielsweise sind in der EU für viele Geräte Energieetiketten und für Häuser Gebäudeenergieausweise staatlich vorgeschrieben, die den Verbrauchern, Mietern und Käufern die Berücksichtigung energetischer Aspekte erleichtern.
  • Eine besonders einfache und wirksame Möglichkeit besteht in der Anhebung von Energiepreisen durch entsprechende Energiesteuern. Schon heute haben insbesondere die Kraftstoff- und Brennstoffsteuern in vielen Ländern bereits eine erhebliche Lenkungswirkung (und internalisieren etliche externe Kosten). Im Rahmen einer ökologischen Steuerreform könnte die Besteuerung noch wesentlich konsequenter auf Energie und Rohstoffe verlagert werden, kombiniert mit einer entsprechenden steuerlichen Entlastung von Arbeitseinkommen. Viele Studien belegen, dass hiermit auf volkswirtschaftlich besonders günstige Weise große Beiträge zur nötigen Energiewende erzielt werden könnten, jedoch wird dies vorläufig durch politische Hindernisse verunmöglicht. Ebenfalls werden die Möglichkeiten beschränkt durch die Gefahr, dass die Produktion energieintensiver Güter in Länder ausweicht, in denen auf eine ökologische Steuerreform verzichtet wird.
  • Eine weitere wichtige Maßnahme ist der Verzicht auf die staatliche Förderung von Dingen, die den Energieverbrauch erhöhen. Hierzu gehören beispielsweise die Subventionierung der Kohleförderung, der Schwerindustrie und des Flugverkehrs sowie auch Steuerermäßigungen für die Fahrtkosten von Pendlern.
  • Der Staat kann die Forschung z. B. für neue energieeffiziente Technologien an Universitäten und in der Wirtschaft durch Zuwendungen fördern, was mittel- und langfristig auch die tatsächlich eingesetzte Technologie günstig beeinflussen kann.

Energiesparpotenziale und Schwierigkeiten bei deren Realisierung

Für das Energiesparen mit Hilfe technischer Maßnahmen gibt es eine wichtige Unterscheidung:

  • Technische Potenziale sind diejenigen, die bei vollständiger Nutzung der besten erhältlichen Technik realisiert würden. Nach diesem Kriterium ergeben sich in vielen Bereichen enorme Einsparpotenziale.
  • Wirtschaftliche Potenziale sind nur diejenigen, die sich innerhalb einer gegebenen Zeit amortisieren lassen. Ihrer Abschätzung liegen mehr oder weniger unsichere Annahmen über die zukünftige Entwicklung von Energiepreisen zugrunde, und externe Kosten werden meist nicht berücksichtigt. Ein großer Zeithorizont wäre z. B. bei Gebäuden mit einer hohen Lebensdauer im Prinzip sehr sinnvoll, wird aber häufig allein schon aufgrund diverser Unsicherheiten nicht gewählt. Zu unterscheiden sind betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Potenziale, die unterschiedliche Nebeneffekte berücksichtigen.
  • Politisch realisierbare Potenziale sind häufig noch wesentlich geringer als diejenigen, die volkswirtschaftlich sinnvoll wären, beispielsweise weil Politiker von Lobbies effektiv bearbeitet werden, so dass volkswirtschaftliche Betrachtungen nicht oder nur in verzerrter Form angestellt werden. Ebenfalls stoßen größere Veränderungen (etwa eine ökologische Steuerreform) oft auf starke Widerstände in der Bevölkerung, auch wenn diese einen erheblichen Netto-Nutzen erzielen könnte. Effiziente Kampagnen aus betroffenen Sektoren der Wirtschaft können hier wiederum eine Rolle spielen. Dadurch können erhebliche Effizienzpotenziale, die teils sogar mit negativen Kosten realisierbar wären (beispielsweise ein allgemeines Tempolimit auf Autobahnen), nicht genutzt werden.

In Industrieländern gibt es häufig sehr große Potenziale für das Energiesparen. Dies liegt zum Teil daran, dass ein großer Teil der technischen Infrastruktur ohne besondere Beachtung energetischer Aspekte aufgebaut wurde; beispielsweise gibt es noch viele Häuser, die zu Zeiten billigen Erdöls ohne Rücksicht auf den Heizenergiebedarf gebaut wurden. Relativ einfach lassen sich nun neue Häuser mit sehr viel niedrigerem Energieverbrauch realisieren, während die energetische Sanierung des ungünstigen Gebäudebestands häufig an zu hohen Kosten scheitert: Das wirtschaftliche Potenzial ist erheblich geringer als das technische, und der betrachtete Zeithorizont ist häufig zu kurz. Absehbar wird es aber notwendig sein, die energetische Sanierung des Gebäudebestands erheblich zu intensivieren, wenn ernsthafte Erfolge beim Klimaschutz und bei der Reduktion der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern erzielt werden sollen.

Ebenfalls sind in den Wohlstandsgesellschaften ungünstige Verbrauchsgewohnheiten und hohe Ansprüche entstanden in Zeiten, in denen die Notwendigkeit des Energiesparens und des Klimaschutzes nicht erkannt wurde. So wird beispielsweise der Anspruch, jederzeit beliebig weite Strecken mit einem beliebig großen und stark motorisierten Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit und zu niedrigen Kosten zurücklegen zu können, häufig als ein grundlegendes Recht empfunden, welches ggf. mit Elan verteidigt wird. Hier gäbe es große leicht realisierbare Einsparpotenziale, wenn die Einsicht in die Notwendigkeit erheblicher Verbesserungen wächst.

Häufig werden nicht einmal solche Energiesparmaßnahmen realisiert, welche sich in relativ kurzer Zeit amortisieren würden. Hierfür kann es viele verschiedene Gründe geben:

  • Die Preissensitivität der Verbraucher ist häufig nicht hoch genug, um Energiesparmaßnahmen finanziell zu motivieren: Die Kosten für einen zusätzlichen Liter Heizöl oder Benzin hier und da werden oft als unbedeutend empfunden, auch wenn sie sich über die Jahre erheblich summieren.
  • Auch Informationsdefizite verhindern die Umsetzung vieler Maßnahmen, weil diese nicht bekannt sind oder weil deren Kosten-Nutzen-Verhältnis falsch eingeschätzt wird.
  • In anderen Situationen können Ungewissheiten hemmend wirken: Beispielsweise lassen alte Menschen ihr Haus oft nicht energetisch sanieren, weil sie unsicher sind, wie lange sie noch selbst darin wohnen können und was später mit dem Haus geschehen wird. So wird oft ein alter ineffizienter Gasheizkessel noch jahrelang betrieben, obwohl der Austausch gegen einen modernen Brennwertkessel längst lohnend gewesen wäre.
  • In Mietwohnungen besteht oft die Problematik, dass die Eigentümer nicht zu Investitionen bereit sind, welche die Betriebskosten für die Mieter reduzieren – obwohl langfristig gesehen natürlich die erzielbare Miete umso niedriger ist, je höher die Nebenkosten ausfallen, da sich die preisliche Schmerzschwelle der Mieter an den Gesamtkosten orientiert.

Literatur

[1]Ratgeber: Strom sparen im Haushalt, wo es etwas bringt – mithilfe fundierter Energiespar-Tipps
[2]Extra-Artikel: Energiesparen im Haushalt
[3]Extra-Artikel: Energiesparen beim Heizen
[4]Extra-Artikel: Geht es mit weniger Energie-Sklaven?
[5]Extra-Artikel: Neue Energiequellen, Effizienztechnologien, oder Verzicht?
[6]Tipps zum Energiesparen vom deutschen Umweltbundesamt, http://www.umweltbundesamt.de/energie/sparen.htm
[7]EnergieSparCheck, http://www.energiesparcheck.de/: ein staatlich gefördertes Angebot zur energetischen Bewertung von Wohngebäuden und der Beratung der Eigentümer

Siehe auch: Energie, Exergie, Energieverbrauch, Energieeffizienz, energetische Sanierung von Gebäuden, Energieeinsparverordnung, Kraftstoff sparen, Suffizienz, Rebound-Effekt, Energiesteuer, Energiepolitik

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