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Deutschland in der Pandemie-Krise: Wie überwinden wir die geistigen Blockaden?

Erschienen am 09.01.2022 im RP-Energie-Blog (als E-Mail-Newsletter erhältlich!)

Permanente Adresse: https://www.energie-lexikon.info/rp-energie-blog_2022_01_09.html

Autor: Dr. Rüdiger Paschotta, RP-Energie-Lexikon, RP Photonics AG

Inhalt: Ein neuer Essay behandelt die Frage, warum Deutschland trotz seiner beträchtlichen Ressourcen eher schlecht als recht durch die Pandemie-Krise kommt. Er liefert auch Gedanken dazu, wie die erkannten geistigen Blockaden überwunden werden könnten. Solche wirken ähnlich auch bei der Energie- und Klimakrise.

Rüdiger Paschotta

Ausnahmsweise geht es hier nicht um Energie, sondern um ein anderes wichtiges aktuelles Thema: die Pandemie-Krise. Mir wurde mehr und mehr klar, dass unser zentrales Problem hier – wie auch in der Energie- und Klimakrise – nicht etwa das Fehlen von Lösungsoptionen ist, sondern die Lähmung durch eine geistige Blockade. Es gilt deswegen, diese sorgfältig zu analysieren und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Genau dies habe ich nun kürzlich getan und den resultierenden Artikel zunächst im Online-Magazin Telepolis veröffentlicht – siehe Teil 1 und Teil 2 davon. Heute habe ich denselben Artikel nun auch auf die Energie-Website gestellt:

"Deutschland in der Pandemie-Krise: Wie überwinden wir die geistigen Blockaden?"

Dies ist sicherlich nichts für ungeduldige Schnellleser, aber womöglich sehr interessant und nützlich für diejenigen, die sich eingehender mit der Problematik und den Lösungsmöglichkeiten beschäftigen möchten. Mir scheint, dass diese Sache enorm wichtig ist, ohne Übertreibung von wesentlicher Bedeutung für die Zukunft unserer Gesellschaft. Deswegen würde ich mich in diesem Fall besonders darüber freuen, wenn Leser beispielsweise in den Social Media Hinweise auf den Artikel verbreiten würden.

Hier noch ein Nachtrag vom 13.01.2022:

Warum schreibt ein Physiker über die Pandemie?

Natürlich haben sich etliche Leute über meinen Artikel sehr geärgert; die Kommentare bei Telepolis waren überwiegend sehr ablehnend. Hierbei wurde auch die Frage aufgeworfen, warum ein Physiker sich überhaupt berufen fühlt, über ein fachfremdes Gebiet wie die Pandemie zu schreiben (sicher meist von Leuten, die keineswegs weniger sachfremd sind). Deswegen hierzu im Folgenden einige Gedanken.

Wenn ich als Physiker das Gefühl hätte, dass ich die Resultate der Virologen und Epidemiologen nicht nachvollziehen kann, würde ich mich gewiss nicht berufen fühlen, ihnen dann gar noch öffentlich zu erklären, wie man in ihrem Fach arbeiten müsste. Vielmehr würde ich mich an den Autofahrer erinnern, der im Autoradio die Warnung vor einem Geisterfahrer hört und darauf so reagiert: "Ein Geisterfahrer? Hunderte!" Dann würde ich mich da sicherlich sehr zurückhalten.

Ähnlich käme es mir nicht in den Sinn, von meinem Büro aus zu entscheiden, ob die Intensivstationen wirklich ein Problem haben, und woran genau das liegt. Das können tausende von Ärzten und Pflegenden sicher besser beurteilen.

Nun bin ich aber glücklicherweise nicht in dieser Situation. Ich sehe keinerlei Anlass, die Analysen und sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen infrage zu stellen, zu der die ganz überwiegende Mehrheit der Biologen und Epidemiologen kommt, oder was die Ärzte berichten. Vielmehr erscheint mir im Wesentlichen alles völlig plausibel, auch wenn ich natürlich nicht in der Lage bin, die Dinge in Details selbst zu überprüfen. Wenn für mich im Einzelfall mal etwas merkwürdig aussieht, klärt es sich mit der Zeit meist bald auf. Ein Beispiel hierfür: Ich habe ursprünglich darüber gestaunt, dass die Belegung der Intensivstationen trotz stark schwankender Infektionszahlen über das Jahr relativ konstant blieb. Das sieht auf den ersten Blick tatsächlich so aus, als hätten die Coronaviren-Infektionen in Wirklichkeit wenig Einfluss. Bald habe ich aber verstanden, dass dies durchaus gut erklärbar ist: Man schiebt eben immer so viele andere Behandlungen auf, dass man insgesamt mit den Kapazitäten noch einigermaßen zurande kommt. Da Covid-Patienten diese Kapazitäten (vor allem beim Personal) meist überdurchschnittlich beanspruchen (durch sehr intensive Behandlung über längere Zeit), hat man bei konstanter Gesamtbelegung der Krankenhäuser trotzdem eine deutlich erhöhte Belastung.

Mein wissenschaftlicher Hintergrund und mein gut trainiertes analytisches Denken machen es mir sicherlich in vielen Punkten einfacher als anderen, die Plausibilität von Angaben zu beurteilen und die Zusammenhänge richtig zu erfassen. Deswegen fällt es mir auch vergleichsweise leicht, von diversen Seiten (etwa Impfgegnern) geäußerten Unsinn zu erkennen. Beispielsweise kann ich als Wissenschaftler pseudowissenschaftliches Geschwätz wesentlich leichter als andere von echter Wissenschaft unterscheiden – wohlgemerkt nicht einfach wegen der Abweichung der Resultate von dem, was ich erwarten würde oder was andere sagen, sondern wegen einer Vielzahl von charakteristischen Merkmalen. Dazu kommt natürlich das Wahrnehmen von vielen Details, die Voreingenommenheit (etwa aus ideologischen Gründen) verraten.

Interessanterweise gibt es übrigens auch überraschende Parallelen zwischen der Dynamik einer Pandemie und der von Vorgängen in der Laserphysik, meinem Hauptgebiet. Bereits zu Beginn der Pandemiekrise habe ich deswegen auf meinem Photonik-Blog einen Artikel darüber publiziert: "Laser Physics Helps to Understand the Corona Virus Crisis". Auch der enorm wichtige Aspekt des exponentiellen Wachstums zeigt sich in der Laserphysik ganz ähnlich. Solche Dinge erleichtern einem das Verständnis eben sehr.

Aus diesen Gründen macht es meines Erachtens durchaus Sinn, dass ich als Physiker die Situation sorgfältig beobachte und dann mit meinen Texten dazu beitrage, dass Fehleinschätzungen und Propaganda von einer größeren Gruppe von Menschen deutlicher erkannt werden und wir so insgesamt hoffentlich zu einem vernünftigeren Umgang mit den Herausforderungen in der Pandemiekrise finden.

Dazu kommt die Erkenntnis, dass etliche Probleme unserer Gesellschaft hier ähnlich gelagert sind wie im Bereich Energie und Klima. Auch da werden Tatsachen geleugnet, die manchen Leuten nicht ins Konzept passen (manchmal sogar die Existenz der Klimagefahren, genauso wie die Existenz der Pandemie), Dinge verdreht, Wissenschaftler böse angegriffen usw. Es ist dringend nötig, dass wir den Primat von Fakten und Vernunft gegen solche Angriffe verteidigen.

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