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SCR-Katalysator

Definition: ein Abgaskatalysator für Dieselmotoren, der auf selektiver katalytischer Reduktion basiert

Allgemeiner Begriff: Abgaskatalysator

Englisch: catalytic converter with selective catalytic reduction

Kategorien: Fahrzeuge, Ökologie und Umwelttechnik

Autor:

Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen

Ursprüngliche Erstellung: 06.08.2017; letzte Änderung: 28.10.2023

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Die derzeit wirksamste Einrichtung zum Abbau von Stickoxiden (wichtigen Luftschadstoffen) in Dieselabgasen ist der SCR-Katalysator, d. h. ein Abgaskatalysator basierend auf der selektiven katalytischen Reduktion (SCR = selective catalytic reduction). Das SCR-Verfahren wird schon seit Jahren vielfach zur Entstickung von Kraftwerks-Abgasen (z. B. bei Kohlekraftwerken und Gaskraftwerken) in sogenannten DeNOx-Anlagen eingesetzt. Seit etlichen Jahren werden SCR-Katalysatoren aber auch für die Abgasbehandlung von Dieselmotoren eingesetzt, und zwar zunächst für Nutzfahrzeuge und stationäre Motoren, aber vermehrt auch für Personenwagen (hauptsächlich im Oberklasse-Bereich).

Funktionsprinzip

Das Funktionsprinzip des SCR-Katalysators besteht darin, dass Ammoniak-Gas (NH3) an geeigneten katalytischen Oberflächen mit Stickoxiden chemisch reagiert, wobei sowohl die Stickoxide als auch das Ammoniak abgebaut werden; es entstehen im Wesentlichen Stickstoff und Wasserdampf.

Da Ammoniak in den Abgasen sonst nicht vorkommt, muss es dem Abgasstrom beigemischt werden. Alternativ kann eine wässrige Harnstofflösung (Markenname "AdBlue") eingesprüht werden; der Harnstoff (Kohlensäurediamid) (der großtechnisch aus Ammoniak hergestellt wird) zerfällt bei genügend hohen Temperaturen und setzt dabei Ammoniak frei. Das Verfahren mit der Harnstofflösung hat für Fahrzeuge den großen Vorteil, dass diese Lösung sehr viel besser transportierbar ist als Ammoniak.

Ammoniak ist ein giftiges und ätzendes Gas, wird jedoch im Katalysator weitgehend umgesetzt, sollte also im gereinigten Abgas kaum mehr vorhanden sein – außer bei Überdosierung des Ammoniaks bzw. des Harnstoffs, was jedoch in der Praxis kaum vorkommen sollte. (Starke Unterdosierung ist dagegen weit verbreitet, um Harnstofflösung zu sparen.) Es ist technisch möglich, auch bei Automotoren (mit ständig wechselnden Lastzuständen) die Zugabe der Harnstofflösung so zu dosieren, dass auch im Praxisbetrieb eine sehr wirksame Entstickung erreicht wird, ohne dass gleichzeitig wesentliche Ammoniak-Emissionen entstehen. Die Dosierung wird weniger heikel, wenn im Bereich des Austritts der Abgase eine sogenannte katalytische Sperrbeschichtung eingesetzt wird, die ggf. überschüssigen Ammoniak in harmlosen Stickstoff und Wasserdampf umwandelt.

Ein SCR-Katalysator (manchmal auch ungenau als Harnstoff-Katalysator bezeichnet) kann auch mit einem Oxidationskatalysator kombiniert werden, um z. B. Kohlenmonoxid zu oxidieren und auch evtl. überschüssigen Ammoniak zu zerlegen. Mit dieser Technik können Dieselmotoren heute die strengsten Abgasnormen (Euro-6) einhalten.

Es gibt auch sogenannte passive SCR-Katalysatoren, die als Reduktionsmittel im Abgas vorhandene unverbrannte Kohlenwasserstoffe nutzen, also keine zusätzliche Verbrauchsflüssigkeit benötigen. Sie sind also nur anwendbar für entsprechend zusammengesetzte Abgase und unterliegen zum Teil auch weiteren Einschränkungen, beispielsweise durch eine geringere Toleranz gegen Schwefel. Mit dieser Technik lässt sich auch der Motor u. U. nicht mehr für einen optimalen Wirkungsgrad optimieren.

Probleme mit oft mangelhafter Entstickung; Diesel-Abgasskandal

Im Zusammenhang mit dem im September 2015 aufgeflogenen Diesel-Abgasskandal (Energie-Blog 2015-09-21) ist deutlich geworden, dass auch Fahrzeuge mit SCR-Katalysatoren leider im Praxisbetrieb häufig sehr viel höhere Stickoxid-Emissionen aufweisen, als dies aufgrund der geltenden Emissionsgrenzwerte sein dürfte. Es hat sich herausgestellt, dass nicht nur Volkswagen, sondern auch diverse andere Fahrzeughersteller bewusst im Praxisbetrieb eine deutlich zu kleine Dosierung der Harnstofflösung (AdBlue) eingesetzt haben, um den Verbrauch dieser Lösung zu begrenzen. Es soll sogar Absprachen unter den Herstellern gegeben haben, nach denen die Größe des AdBlue-Tanks begrenzt wurde; dadurch wurde einerseits Bauraum für andere Ausstattungen (etwa Lautsprecher) gespart, andererseits wurden die Tanks aber zu klein, um einerseits eine ausreichende Entstickung zu ermöglichen und andererseits ein allzu häufiges Nachtanken der Harnstofflösung zu vermeiden. Um trotzdem die geltenden Abgasvorschriften wenigstens scheinbar einzuhalten, wurde die Motorsteuerung so programmiert, dass eine für eine gute Abgasreinigung ausreichende AdBlue-Dosierung dann erfolgt, wenn aufgrund diverser Umstände davon ausgegangen werden muss, dass sich das Fahrzeug in einem Abgastest befindet (Zykluserkennung). Im Praxisbetrieb dagegen wurde die Dosierung reduziert, sodass trotz des geringen Tankvolumens ein Nachfüllen der AdBlue-Flüssigkeit im Rahmen der normalen Wartungstermine genügte (→ Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung). Die Folge war aber, dass solche Fahrzeuge nun im Praxisbetrieb typischerweise ein Mehrfaches an Stickoxid-Emissionen verursachen, verglichen mit den geltenden Grenzwerten. Damit tragen diese Fahrzeuge maßgeblich zu der hohen Konzentration von sehr gesundheitsschädlichen Luftschadstoffen insbesondere in Stadtgebieten bei; man muss nach wissenschaftlichen Studien davon ausgehen, dass dadurch in Europa pro Jahr viele tausend vorzeitige Todesfälle verursacht werden.

Teilweise bestand ein weiterer Grund für eine Unterdosierung der AdBlue-Lösung darin, dass es sonst zu Ablagerungen im Abgassystem kommen konnte, die zusätzliche Werkstatttermine notwendig machten. Dieses Problem kann bei modernen Fahrzeugen mit verschiedenen Maßnahmen vermieden werden, etwa mit kleinen elektrischen Heizelementen für die betroffenen Leitungen.

Die genannte schwerwiegende Problematik hätte sich im Kern leicht dadurch vermeiden lassen, dass man deutlich größere AdBlue-Tanks eingebaut hätte, sodass eine ausreichende Dosierung in Verbindung mit großen Wartungsintervallen möglich gewesen wäre. Nachträglich lässt sich das Problem bei den betroffenen Autos jedoch nur schwer lösen:

  • Es dürfte schwierig sein, nachträglich einen größeren AdBlue-Tank einzubauen. Wenn also etwa durch ein Software-Update die Dosierung erhöht wird, muss die Flüssigkeit entsprechend häufiger nachgefüllt werden. Dies erfordert entweder häufigere Werkstattbesuche oder aber den Aufbau einer Infrastruktur, über die die Betreiber beispielsweise an Tankstellen die Flüssigkeit erhalten können.
  • Bei manchen Fahrzeugen könnte auch das oben genannte Problem mit möglichen Ablagerungen im Abgassystem wieder auftauchen, wenn die Dosierung erhöht wird.

An sich sollte das Problem allein bei den Herstellern liegen:

  • Zunächst einmal sollte eine Fahrzeug-Zulassung, welche nur mit verbotenen Tricks (→ Abschalteinrichtungen für die Abgasreinigung) erschwindelt wurde, als ungültig gelten. Fahrzeuge, die die geltenden Abgasvorschriften nur scheinbar erfüllen können, nicht aber in der Praxis, dürften keine Betriebserlaubnis erhalten, bzw. man müsste ihnen die Betriebserlaubnis entziehen, wenn der Schwindel auffliegt.
  • Natürlich dürfte der Schaden nicht bei den Fahrzeugkäufern hängen bleiben, sondern bei denen, die ihn verursacht haben – also bei den Herstellern, die die Typenzulassung erschwindelt haben. Diese müssten also entweder die Fahrzeuge auf eigene Kosten technisch so nachrüsten, dass diese nun die Vorschriften erfüllen, oder aber die Fahrzeuge zurücknehmen und den Kunden durch neue, den Vorschriften entsprechende Fahrzeuge ersetzen. Die nicht umrüstbaren Fahrzeuge müssten dann verschrottet oder aber in anderen Ländern mit wesentlich weniger strengen Abgasvorschriften verkauft werden.

Jedoch hat sich herausgestellt, dass insbesondere die deutsche Bundesregierung nicht willens ist, gesetzliche Vorschriften gegen Fahrzeughersteller einzuführen und durchzusetzen, insbesondere wenn diesen dadurch schwere wirtschaftliche Nachteile entstehen würden. (Manche Konzerne könnten auch in ihrer Existenz bedroht sein, wenn sie den von ihnen verursachten Schaden nachträglich beheben müssten.) Es gibt sogar schwerwiegende Anhaltspunkte dafür, dass Politiker und Behörden jahrelang von erschwindelten Typenzulassungen wussten, ohne dagegen einzuschreiten. Dadurch haben sie eine Mitverantwortung für viele tausend zusätzliche Todesfälle und massive gesundheitliche Beeinträchtigungen vieler weiterer Menschen.

Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch

Ein SCR-Katalysator hat keinen wesentlichen direkten Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch, kann aber indirekt einen günstigen Einfluss haben: Der Dieselmotor kann mehr auf hohen Wirkungsgrad optimiert werden, selbst wenn dies die Rohemissionen von Stickoxiden erhöht, da der Katalysator dieses Problem ja dann löst.

Literatur

[1]Blog-Artikel Diesel-Nachrüstung gegen Stickoxide: wirksam, praktikabel und bezahlbar
[2]Blog-Artikel: Krankheit und Tod durch Dieselabgase – eine Folge von Korruption
[3]Blog-Artikel: Dieselfahrzeuge von Volkswagen: Einhaltung von Abgasgrenzwerten mit illegalen Tricks

Siehe auch: Abgaskatalysator, Stickoxide, Dieselmotor, Ammoniak, Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung

Fragen und Kommentare von Lesern

01.02.2019

Der Wert dieses Artikels wäre um ein Vielfaches höher, wenn die eigenen Wertungen ausblieben – selbst wenn diese teils nachvollziehbar sind. Beispiele: die viele Tausende vorzeitige Todesfälle: wie vorzeitig sind die denn: Minuten, Stunden? Die politischen Bewertungen sind vielleicht naheliegend, haben aber mit Fakten nicht so viel zu tun, sondern sind erst einmal eine Spekulation.

Es ist ansonsten sehr angenehm, Ihre Beiträge zu lesen, weil sie eben die Fakten in den Vordergrund stellen und die Bewertung in der Regel hintanstellen.

Antwort vom Autor:

Die kritisierten Bewertungen sind nicht etwa meine eigenen, außerdem nicht politischer Natur, sondern Resultate wissenschaftlicher Studien, die nicht unumstritten sein mögen, aber über die jedenfalls ein weitreichender Konsens unter den Wissenschaftlern dieser Disziplinen herrscht. Siehe hierzu auch meinen Blog-Artikel: Lungenärzte gegen Immissionsgrenzwerte – was ist davon zu halten?

01.05.2023

Ich habe eine Anmerkung zu dieser Aussage: "Die genannte schwerwiegende Problematik hätte sich im Kern leicht dadurch vermeiden lassen, dass man deutlich größere AdBlue-Tanks eingebaut hätte, sodass eine ausreichende Dosierung in Verbindung mit großen Wartungsintervallen möglich gewesen wäre."

Das sehe ich für Europa wie folgt: nein. Das ist in fast allen denkbaren Aspekten schlecht. Zunächst einmal haben Werkstätten Wucherpreise für die Befüllung des AdBlue-Tanks genommen. Ich habe einen Beitrag in einem Audi-Forum von 2012 gefunden, wo ein Fahrer ganze 125 Euro für 22 Liter bezahlt hat. Damals kostete AdBlue für Spediteure deutlich unter 1 Euro pro Liter. Zum zweiten hängt der AdBlue-Verbrauch bei einem funktionierenden SCR-System stark von der Fahrweise und vom Fahrprofil ab. Wenn man erreichen will, dass ein AdBlue-Tank von einem Service zum nächsten reicht, auch dann, wenn ein Fahrzeug häufig mit Anhänger unterwegs ist, häufig schnell fährt, oder oft im Gebirge fährt, hätte der AdBlue-Tank absurd groß werden müssen. Da AdBlue aber nur begrenzt haltbar ist, hätte man dann wieder jedes Mal zum Service den Tank ablassen und dann neu befüllen müssen, was noch mehr Aufwand und Kosten generiert.

In den USA wurde das Befüllen des AdBlue-Tanks als kritische Wartungsmaßnahme am SCR-System eingestuft, die nicht dem Endkunden auferlegt werden darf. Daher musste eine Füllung in der Tat von Service zu Service reichen, auch wenn diese Lösung praktisch nur Nachteile mit sich bringt. Dort wäre eine bessere Lösung einfach nicht erlaubt gewesen. In Europa gab es dieses Problem aber gar nicht.

Sie schreiben dann: "Dies erfordert entweder häufigere Werkstattbesuche oder aber den Aufbau einer Infrastruktur, über die die Betreiber beispielsweise an Tankstellen die Flüssigkeit erhalten können." Beim zweiten Teil stimme ich zu, es wäre für Europa nicht nur die einfachste, sondern die einzig sinnvolle Lösung gewesen. Man hätte aber Fahrern zutrauen müssen, den AdBlue-Tank selbst zu befüllen. Dazu hätte man natürlich den Tankdeckel nicht, wie in manchen Fahrzeugen geschehen, in die Reserveradmulde legen dürfen, sondern hätte ihn gleich neben den für Diesel legen müssen. Einige Fahrzeughersteller sehen das inzwischen genauso. Bei meinem Skoda Superb sagen die Wartungsanweisungen für den Service: "AdBlue-Tank befüllen, nur auf Kundenwunsch."

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie es in anderen Ländern aussieht, aber in Deutschland gibt es seit Jahren an den meisten Tankstellen AdBlue in Kanistern, dann allerdings zu überhöhten Preisen. Die erste Zapfsäule für AdBlue für PKW wurde 2015 aufgebaut, und meines Wissens nach ging die Initiative von BMW aus. Inzwischen ist das Netz so, dass man zurecht kommt, wenn man entsprechende Suchfunktionen verwendet. In München zum Beispiel gibt es momentan 7 Tankstellen, an denen es eine Zapfsäule für PKW für AdBlue gibt. Für eine Stadt dieser Größe klingt das nicht viel, es reicht aber, um zurecht zu kommen, da sie an wichtigen Hauptverkehrsachsen liegen. Für Berlin gibt mir die Suche 14 Tankstellen aus. Bei der Unterscheidung zwischen LKW- und PKW-Zapfsäule geht es vor allem um die Frage, wie schnell sich ein Tank befüllen lässt, und einige PKW sind explizit für LKW-Zapfsäulen freigegeben.

Meiner Ansicht nach hätte man bei der Entwicklung der ersten Euro 5 - Fahrzeuge entscheiden müssen, ab Euro 5 bei PKW die SCR-Technik zu nutzen, und schnellstmöglich die notwendige Infrastruktur aufzubauen, inklusive Zapfsäulen. Alles andere ist für Fahrer teurer und aufwendiger.

Antwort vom Autor:

Wucherpreise für AdBlue sind m. E. keinerlei Grund für kleinere Tanks.

Mit größeren Tanks war nicht eine für seltene Extremfälle ausgelegte Größte gemeint. Die verwendete Tankgröße war aber bekanntlich viel zu wenig für den Normalfall.

Wir sind uns einig, dass das Nachfüllen durch den Fahrer kein großer Akt sein sollte, wenn das ordentlich eingespurt wird.

23.09.2023

Ich beziehe mich auf Ihre Antwort auf meinen Kommentar vom 01.05.2023:

"Wucherpreise für AdBlue sind m. E. keinerlei Grund für kleinere Tanks." → so meinte ich das auch nicht. Ich meinte: Wucherpreise sind ein Grund, AdBlue-Tanks grundsätzlich nicht in der Werkstatt befüllen zu lassen, und stattdessen die Zuständigkeit für den AdBlue-Tank vollständig beim Kunden zu belassen. Genau so ist es ja bei meinem Fahrzeug. Wenn man das so macht, verliert die Reichweite an Bedeutung.

"Die verwendete Tankgröße war aber bekanntlich viel zu wenig für den Normalfall." → Nein, war sie nicht. Die Argumentation, warum AdBlue-Tanks zu klein gewesen sein sollen, arbeitet immer mit der Behauptung, dass eine große Reichweite notwendig gewesen wäre. Das war sie aber nicht, erst recht nicht, wenn man die Befüllung des AdBlue-Tanks beim Service ablehnt:

1) Der Gesetzgeber fordert in der Abgasverordnung indirekt eine "mittlere Reichweite" von 2.400 km. Das folgt daraus, dass ein Fahrzeug, das sich auf Grund eines leeren AdBlue-Tanks selbst deaktiviert hat, die Sperre erst dann wieder aufheben darf, wenn AdBlue für eine mittlere Reichweite von 2.400 km nachgefüllt wurde (siehe die 692/2008, Anhang XVI, 8.4). Wäre der Tank zu klein für 2.400 km, hätte man mit dieser Vorschrift ein Problem. Andere Vorschriften, die eine noch höhere Reichweite fordern, gibt es in Europa nicht und gab es nicht. 2) Fahrer müssen ohnehin im Schnitt nach 1.000 km an eine Tankstelle, je nach Modell und Fahrweise sogar noch öfter, im Anhängerbetrieb oft schon nach 500 km. 3) Das Nachfüllen nur beim Service war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, da dann auch extreme Anwendungsfälle für ein Service-Intervall von 15.000 km funktionieren müssten, oder aber das Service-Intervall verkürzt werden müsste. Letzteres wäre aus Kundensicht nicht akzeptabel. 4) Wir sind uns offenbar einig, dass Fahrer selbst in der Lage sein sollten, AdBlue nachzufüllen 5) Das Nachfüllen auch beim Service, also zusätzlich zum Nachfüllen durch den Fahrer, macht keinen Sinn, da es viel teurer ist als selber nachzufüllen, sonst aber keine Vorteile hat. Der Kraftstoff-Tank wird beim Service schließlich auch nicht nachgefüllt, und Scheibenwaschwasser höchstens auf Kundenwunsch.

Die Frage ist also nur noch: wie weit müsste ein AdBlue-Tank reichen, damit ein Fahrer akzeptiert, dass er, wenn er ohnehin an eine Tankstelle fährt, um Kraftstoff zu tanken, zusätzlich einen zweiten Betriebsstoff tanken muss. Da bei 2.400 km Restreichweite eine Warnung angezeigt werden muss und der Fahrer nicht begeistert wäre, wenn die Warnung permanent aktiv ist, würde ich als untere Grenze hier 5.000 km ansetzen.

Wieviel AdBlue hätte man für 5.000 km gebraucht? Die deutsche Umwelthilfe hat für große Euro 5 - SUV und das eine oder andere besonders hoch motorisierte Fahrzeug, jeweils ohne Stickoxidnachbehandlung, teilweise Werte im Bereich 2g NOx/km bei normaler Fahrweise gemessen, zum Beispiel an einem Volvo XC60, Euro 5, bei −4°C bei komplett abgeschalteter Abgasrückführung. Ein Fahrzeug, das 2 g NOx/km Rohemissionen hat, bräuchte grob gerundet 4 l AdBlue/1.000km, womit wir auf eine Tankgröße von 20 Litern kommen. Diese 20 Liter beziehen sich dann aber schon auf ein Szenario, in dem der Fahrzeughersteller eines großen SUV bewusst den Weg wählt, bei betriebswarmem AdBlue-System keine Abgasrückführung zu benutzen. Spätestens mit der Einführung der Niederdruck-Abgasrückführung gibt es jedoch keinen wirklichen Grund mehr für einen solchen SCR-only-Betrieb im PKW. Sprich: Diese abgeschätzten 20 Liter, die der AdBlue-Tank eines großen SUV haben müsste, überschätzen den tatsächlichen Mindestwert. Die Zahl wird noch kleiner, sobald man andere technische Maßnahmen einbaut, die die Rohemissionen verbessern.

Mir ist kein PKW bekannt, bei dem der AdBlue-Tank zu klein für 2.400 km bei normaler Fahrweise gewesen wäre, und selbst bei dem willkürlich von mir gewählten Wert von 5.000 km hätte es bei den meisten gereicht. Einzige Voraussetzung dafür, dass diese Intervalle auch in der Praxis reichen, ist, dass man sich von dem Gedanken trennt, dass Werkstätten AdBlue-Tanks befüllen sollten.

Antwort vom Autor:

Man kann verschiedene Meinungen dazu haben, ob das regelmäßige Nachfüllen von Adblue durch die Benutzer z. B. beim Tanken akzeptabel wäre. Tatsache ist aber, dass die Hersteller das so nicht vorgesehen hatten und die Konsequenz der kleinen Adblue-Tanks für sie war, das Adblue dermaßen sparsam einzusetzen (außer bei Abgastests!), dass keine ausreichende Abgasreinigung mehr möglich war. Insofern waren die Tanks definitiv zu klein.

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