Abgasleitung
Definition: eine Abgasanlage, die feuchteunempfindlich, aber nicht hochtemperaturfest sein muss
Englisch: exhaust duct
Autor: Dr. Rüdiger Paschotta
Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen
Ursprüngliche Erstellung: 30.01.2013; letzte Änderung: 20.08.2023
Früher mussten Feuerstätten, z. B. Heizkessel und Kaminöfen, grundsätzlich an einen Schornstein angeschlossen werden. Unter anderem weil die Abgase oft Ruß transportieren, der sich im Schornstein ablagern kann, muss ein Schornstein sehr hochtemperaturbeständig ausgeführt werden, so dass er rußbrandbeständig wird. Entsprechend aufwendig ist die Konstruktion.
Viele neuere Feuerungsanlagen, die z. B. Erdgas oder Heizöl als Brennstoff verwenden, erzeugen im Normalfall fast keinen Ruß mehr. Auf der anderen Seite sind die Abgastemperaturen so niedrig, dass ein konventioneller Schornstein damit feucht würde. Deswegen setzt man anstelle eines Schornsteins nun häufig eine Abgasleitung ein, die einerseits feuchteunempfindlich sein muss (auch beständig gegen korrosive Substanzen wie Schwefeldioxid), andererseits aber nicht hochtemperaturbeständig sein muss.
Schornsteine werden oft auch durch Einführen einer neuen Abgasleitung auf die neuen Anforderungen umgerüstet. So wird verhindert, dass der Schornstein durchfeuchtet wird oder versottet. Die Abgasleitung verhindert die weitere Belastung der Schornsteinwände durch Abgase.
Nachträglich eingebaute Abgasleitungen können auch an Hausfassaden hochgeführt werden, sollten dann allerdings das Dach durchstoßen. Da solche Leitungen relativ dünn und unauffällig sein können, stören sie optisch oft nicht allzu sehr.
Abgasleitungen für Brennwertkessel; Luft-Abgas-System
Bei den niedrigen Abgastemperaturen von höchstens 60 °C, wie sie bei Brennwertkesseln auftreten, genügt als Abgasleitung bereits ein Kunststoffrohr, das aus einem genügend wärmebeständigen Kunststoff gefertigt wird. Der Zwischenraum zwischen dem Rohr und der Schornsteinwand kann gleichzeitig zur Zuführung der Verbrennungsluft genutzt werden (→ Luft-Abgas-System). Die Zuluft wird dann von der warmen Abgasleitung vorgewärmt, so dass eine energiesparende Wärmerückgewinnung erfolgt. Ein weiterer Vorteil ist, dass durch den raumluftabhängigen Betrieb keine separate Luftöffnung für den Heizraum mehr notwendig ist.
Gerade auch für nachträglich eingebaute Etagenheizungen ist der raumluftunabhängige Betrieb sehr vorteilhaft, meist auch zwingend notwendig.
Wenn in der Abgasleitung noch Kondensation auftritt, kann das Kondenswasser einfach nach unten abfließen und über den Kondensatablauf des Kessels abgeführt werden. Eine unvollständige Kondensation im Kessel z. B. wegen höherer Vorlauftemperaturen ist also technisch kein Problem, und wegen der genannten Wärmerückgewinnung im Luft-Abgas-System bedeutet dies auch kaum einen Verlust an Energieeffizienz.
Abgasleitungen für höhere Abgastemperaturen
Für höhere Abgastemperaturen, z. B. beim Betrieb von Niedertemperaturheizkesseln, werden Abgasleitungen aus Edelstahl, Keramik, Glas oder Aluminium gewählt, da Kunststoffe zu wenig wärmebeständig wären. Die Kosten liegen hier meist höher. Auch von daher sollte überlegt werden, ob ein Brennwertkessel nicht die bessere Lösung wäre.
Geringer Kamineffekt
Ein Kamineffekt (Kaminzug) tritt bei Abgasleitungen wegen der niedrigen Abgastemperatur und auch wegen der relativ geringen Querschnitte (die einen Strömungswiderstand erzeugen) kaum mehr auf. Er wird aber von den verwendeten Feuerungsanlagen auch nicht mehr benötigt; in der Regel garantiert und reguliert ein kleines Gebläse den nötigen Luftdurchsatz.
Die Abgasleitung muss dicht sein, damit trotz fehlenden Kaminzugs kein Abgas z. B. in Wohnräume austreten kann.
Siehe auch: Abgas, Abgastemperatur, Schornstein, Luft-Abgas-System
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