RP-Energie-Lexikon
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Irrtümer und Propaganda

Im Bereich Gebäude und Heizung gibt es viel Halbwissen z. B. in Form von Voodoo-Physik nicht nur bei Laien, sondern auch bei Handwerkern und Architekten, ja sogar bei manchen Energieberatern. Die meisten falschen Einschätzungen beruhen auf einem wahren Kern, aber auf dem Weg zu der jeweiligen Meinung wird objektiv ein Fehler gemacht. Im Folgenden wird versucht, diese Fehler klar nachvollziehbar aufzuzeigen, und nicht etwa nur Gegenbehauptungen aufzustellen.

Klicken Sie einfach auf die jeweiligen Behauptungen, um Erklärungen dafür anzuzeigen bzw. wieder verschwinden zu lassen.

Kategorie: quantitative Fehleinschätzungen

Richtig ist, dass vor allem diverse natürliche Baustoffe für Wände eine gewisse Durchlässigkeit für Luft und den darin enthaltenen Wasserdampf haben, und dass diese Durchlässigkeit durch Wärmedämmschichten reduziert werden kann – übrigens auch schon durch einen Verputz oder nur schon eine Tapete.

Eine praktische Bedeutung hat dieser Umstand aber nicht, da der dadurch mögliche bzw. verhinderte Austausch von Luft und Wasserdampf ohnehin weitaus geringer ist als der nötige Luftaustausch. Selbst massive Undichtigkeiten z. B. an Fenstern und Türen, Schornsteinen oder Dachkonstruktionen, die bei Wind zu unangenehmen Zugerscheinungen führen, sorgen noch längst nicht für eine stets ausreichende Belüftung. (Man beachte, dass die unkontrollierten Luftströmungen durch Undichtigkeiten stark von Temperaturen und Wind abhängen, oft also auch sehr schwach sind, und zudem oft nicht in die erwünschte Richtung gehen: z. B. vom WC in einen Wohnraum.) Deswegen gab es Probleme mit der Luftqualität in Gebäuden nicht erst, seit man diese einigermaßen dicht bauen kann, sondern schon immer.

Lüftungsschlitze z. B. nahe bei Fenstern, also gezielt eingebrachte Undichtigkeiten, können unter Umständen sogar kontraproduktiv sein: Sie führen zu einer Abkühlung der umgebenden Bauteile und können damit erst recht zu Schimmel führen. Diese Art der Lüftung ist viel schlechter (bzgl. Feuchtigkeit und Wärmeverlust) als die Stoßlüftung.

Nachdem Undichtigkeiten für die Belüftung völlig unzureichend sind – auch bei alten Häusern – sind andere Methoden so oder so nötig. Die einfachste Methode ist die Fensterlüftung, aber sie ist nur bei sehr konsequenter Durchführung ausreichend wirksam und hat selbst dann diverse Nachteile (z. B. große Wärmeverluste im Winter). Weitaus besser ist eine kontrollierte Belüftung mit Hilfe einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Selbst ohne Wärmerückgewinnung ist dies schon meist energieeffizienter als Fensterlüftung.

Kategorie: quantitative Fehleinschätzungen

Eine dicke Mauer lässt tatsächlich weniger Wärme durch als eine dünne. Jedoch müsste eine Mauer schon sehr dick sein, um ähnlich gut zu dämmen wie ein moderner Vollwärmeschutz.

Beispielsweise erzielt man mit einer 20 cm dicken Polyurethan-Hartschaumplatte einen Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) von 0,15 W/(m2 K). Zusammen mit der (dünnen) Stützwand kommt man noch etwas tiefer, z. B. auf 0,13 W/(m2 K). Eine Wand aus Kalksandstein müsste schon rund 6 m dick sein, um die gleiche Dämmwirkung zu erzielen! So dicke Wände hat wohl niemand. Bei einem Porenbetonstein wäre es ca. 1 Meter Dicke, mit normalem Beton ca. 10 Meter.

Mit modernen hochporösen Ziegeln lassen sich gute Dämmwerte mit vernünftigen Dicken von z. B. 50 cm erreichen. Ein altes Haus hat so etwas aber sicher nicht.

Kategorie: Halbwahrheiten

Richtig ist, dass dieses Problem bei einer unsachgemäß angebrachten Innendämmung auftreten kann. Wenn nämlich warme Raumluft an die Rückseite der Dämmung geraten kann, kühlt sie dort ab. Unter Umständen ist der Effekt so stark, dass ein Teil des Wasserdampfs dort kondensiert. Dies führt unter Umständen zu Schimmelbefall und anderen Feuchteschäden.

Bei einer Außendämmung ist es jedoch eher umgekehrt. Wenn hier Außenluft an die Rückseite geraten kann, kann dies meistens nicht zur Kondensation führen, da diese Rückseite ja wärmer ist. (Lediglich an heißen und feuchten Sommertagen wäre dies im Prinzip denkbar, könnte aber doch nie zu länger bestehender Feuchte führen.) Der entscheidende Effekt ist, dass die Außenwände auf der Innenseite im Winter weniger abkühlen und somit Feuchteschäden dort vermieden werden.

Falsch ist auch die Meinung, Wärmedämmverbundsysteme mit diffusionshemmenden Materialien wie Polystyrol verursachten einen "Feuchtestau" in der Dämmung; man solle deswegen nur diffusionsoffene Materialien wie Steinwolle verwenden. Die Artikel über Schimmel in Wohnräumen, Wärmedämmung und Wärmedämmverbundsysteme geben hierzu mehr Details. Lesen Sie auch unseren Ratgeber zu Schimmel und Feuchtigkeit in Wohnräumen.

Kategorie: Voodoo-Physik

Diese Theorie wird oft durch die sogenannten "Ziegel-Physiker" vertreten, die jedoch in aller Regel nicht Physiker sind, sondern Anhänger von ungedämmten Ziegelbauten.

Damit Wärme von der durch die Sonneneinstrahlung erwärmten Südfassade in das Haus eindringen könnte, müsste die Fassade eine Temperatur oberhalb der Raumtemperatur haben. Dies kann zwar durchaus vorkommen, jedoch kaum an Tagen, an denen zusätzliche Heizwärme tatsächlich benötigt wird: Die Außentemperatur muss relativ hoch sein (weil sonst die Fassade definitiv kühler wäre), und die Sonneneinstrahlung wird Haus über die Fenster deutlich aufheizen.

Also: Der angebliche Nutzen ist nur da, wenn man ihn nicht braucht. Der Schaden (Wärmeverluste an kalten Tagen und bei schwacher Sonneneinstrahlung) dagegen ist maximal, wenn er am meisten schmerzt.

Wer das von der Theorie her nicht glaubt, kann sich durch Erfahrungswerte überzeugen lassen. Es kam wohl noch nie vor, dass eine Wärmedämmmaßnahme den Heizenergiebedarf erhöht hat.

Übrigens: würden Sie, wenn Sie zum Wandern in die Berge fahren, die warme Jacke zu Hause lassen, um mehr von der Sonnenwärme zu profitieren? Vermutlich werden Sie die Jacke vor allem nachts sehr zu schätzen wissen.

Kategorie: Mythen

Es kursiert immer wieder die Behauptung (z. B. in der WELT), unter Umständen könne der Wärmebedarf eines Hauses durch die Wärmedämmung sogar erhöht werden. Dies wird auf zweierlei Arten "erklärt":

  • Wie oben ausgeführt, argumentieren gewisse "Ziegel-Physiker" mit einem verhinderten Gewinn von Wärme aus der Sonneneinstrahlung, was jedoch physikalisch völlig unsinnig ist. Gleiches gilt für Argumentation, die sich auf die Wärmespeicherung oder die Wärmeabstrahlung von Wänden stützen. Es handelt sich um eine Art von Vodoo-Physik.
  • Es wird behauptet, es gäbe empirische Beweise hierzu, was ebenfalls nicht stimmt. Hierbei wird oft auf eine Erhebung der GEWOS in Hamburg verwiesen ("Analyse Heizenergieverbrauch bestehender Mehrfamilienhäuser", 1995), die jedoch schwere Mängel hat, wie eine detaillierte Überprüfung von G. Hauser, A. Maas und K. Höttges in 1997 ergeben hat. Beispielsweise wurde nicht ermittelt, welche Effizienz die Heizungsanlagen hatten, obwohl dies die Resultate wesentlich ändern kann, zumal die Unterschiede der U-Werte zwischen den gedämmten und ungedämmten Häusern nicht besonders groß waren. Besonders dreist ist die ebenfalls (z. B. auch in der Wikipedia) verbreitete Behauptung, mehrere Studien des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (von 1983 und 1984, also uralt) hätten solche Aussagen belegt, was das Institut auf Nachfrage in aller Deutlichkeit bestreitet; lediglich wurden Resultate von gewissen Lesern völlig falsch gedeutet. Andere Behauptungen beziehen sich auf einen Professor Fehrenberg, der auf Nachfrage diese aber nicht (mehr) bestätigte.

Somit ist klar, dass weder empirische Nachweise noch eine physikalische Erklärung dafür vorliegt, dass eine Wärmedämmung den Heizenergieverbrauch sogar vergrößern könnte. Bemerkenswert ist die Verbissenheit, mit der gewisse "Dämmkritiker" trotzdem daran festhalten. Auch Zeitungen wie z. B. die WELT fallen auf solche uralten, längst widerlegten Märchen herein und machen sie zur Basis "interessanter" Artikel, die nur Verwirrung stiften.

Natürlich ist es möglich, dass ein Haus nachträglich nur wenig gedämmt wird und die Einsparung z. B. durch verstärktes Heizen danach zunichte gemacht wird. Das wäre freilich weder überraschend noch aussagekräftig.

Kategorie: Denkfehler

Richtig ist natürlich, dass ein wirklich niedriger Heizenergiebedarf voraussetzt, dass nirgends mehr hohe Wärmeverluste auftreten. Der Wärmeverlust durch die Fassade, der sich mit einer Wärmedämmung vermeiden lässt, hängt aber gar nicht davon ab, wo sonst noch Wärmeverluste auftreten. Somit ist die Frage der Amortisation jeglicher Dämmmaßnahme an einem Teil des Hauses unabhängig von anderen Maßnahmen beurteilbar – außer natürlich wenn bei Kombination mehrerer Maßnahmen Synergien auftreten oder dies Voraussetzung für das Erhalten von Fördermitteln ist.

Hinter der genannten Vorstellung steckt vermutlich ein Denkfehler aufgrund einer falschen Analogie: Ein Wasserfass läuft früher oder später leer, egal ob es nun unten nur ein Loch hat oder zwei – insofern ist ein Loch nicht besser als zwei Löcher. Wenn man aber ständig nachfüllt, um den Wasserstand zu halten, ist ein Loch sehr wohl besser als zwei!

Kategorie: ungerechtfertigte Verallgemeinerungen

Es gibt tatsächlich Fälle, in denen das optische Erscheinungsbild eines Hauses durch Anbringen eines Wärmedämmverbundsystem wesentlich verschlechtert wird. Dagegen gibt es auch viele andere, wo ein vorher heruntergekommen aussehendes Haus anschließend hübsch und stimmig aussieht. Es kommt eben auf die Art der Realisierung an.

Die Vorstellung, mit WDVS seien nur verputzte Fassaden möglich, die natürlich nicht zu allen Haustypen passen, ist völlig irrig. Es gibt heute eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten für wärmegedämmte Fassaden. Nur werden eben verputzte Versionen besonders häufig verwendet, weil diese am billigsten sind. Das wäre vermutlich nicht anders, wenn eine Wärmedämmung gar nicht notwendig wäre.

Bei denkmalgeschützten Häusern sollte dieses Problem ohnehin nicht auftreten, da eine solche Verschandelung dann normalerweise verboten ist. Das Problem liegt eben dann darin, ein solches Haus ohne exzessiven Energieverbrauch warm zu halten. Hier kann eine innen angebrachte Wärmedämmung helfen, was freilich in der Regel teurer und weniger wirksam ist. Leider gibt es für alte Häuser in manchen Fällen keine rundum befriedigende Lösung.

Übrigens: eine schöne Fassade mit Klinkerziegeln ist oft die äußere Hülle eines Zweischalenmauerwerks, und das lässt sich meist auch gut mit einer Einblasdämmung behandeln – ohne Eingriff in die Optik (außer wenigen Einblaslöchern, die man danach wieder schön ausbessern kann) und erst noch besonders kostengünstig.

Kategorie: Halbwahrheiten

Es trifft zu, dass z. B. Polystyrol, welches häufig für Wärmedämmverbundsysteme genutzt wird, aus Erdöl hergestellt wird und einiges an grauer Energie enthält. Allerdings wird meist viel weniger Energie hierfür benötigt, als man durch die Dämmung einspart – außer man dämmt viel zu stark oder reißt das Haus wenige Jahre später schon ab.

Manche Vergleiche können sehr irreführend sein. Als Beispiel scheint die graue Energie von Polystyrol mit 105 MJ/kg viel schlimmer zu sein als bei Steinwolle mit 15,7 MJ/kg. Relevant ist freilich nicht die graue Energie pro Kilogramm, sondern pro Quadratmeter gedämmter Fläche, und zwar bei gleicher Dämmwirkung. Da Polystyrol eine geringe Dichte und eine hohe Dämmwirkung aufweist, braucht man viel weniger Material pro Quadratmeter als bei Steinwolle. Unter dem Strich ist die graue Energie deswegen sogar eher geringer – ganz im Gegensatz zu dem, was die eingangs erwähnten Zahlen suggerieren.

Trotzdem: Gewisse natürliche Materialien wie z. B. Cellulose aus Altpapier sehen diesbezüglich wesentlich besser aus. Zu vergleichen ist aber wiederum nicht das Rohmaterial, sondern die Gesamtkonstruktion inklusive Verschalungen, Verputz usw. pro Quadratmeter Fassadenfläche bei gleicher Dämmwirkung.

Kategorie: zu kurz gedacht

Es trifft zwar oft zu, dass ein Heizungsaustausch eine deutlich kürzere Amortisationszeit hat und insofern als sinnvoller erscheint. Jedoch reicht dies meist auf Dauer nicht aus; viele Gebäude sollen ja noch für viele Jahrzehnte genutzt werden, sodass eine energetische Sanierung früher oder später ohnehin unvermeidbar ist. Dann ist es sehr anzuraten, den Heizungsaustausch als Teil eines Gesamtkonzepts mit sinnvoll aufeinander abgestimmten Maßnahmen zu planen.

Übrigens ist eine Sanierung auch bei einer Amortisationszeit von 20 Jahren wirtschaftlich sehr sinnvoll, wenn ein Haus noch 50 Jahre genutzt werden soll – am meisten natürlich, wenn man es sofort tut, um noch 30 Jahre mit großem Gewinn zu haben. Hierfür ist es irrelevant, ob die Amortisationsdauer für einen neuen Heizkessel noch kürzer wäre.

Details hierzu gibt unser Blog-Artikel "Heizungsaustausch vor oder nach der Gebäudesanierung?"

Kategorie: quantitative Fehleinschätzung

Etliche Hersteller behaupten von ihren "Energiesparfarben" mögliche Energieeinsparungen von 30 % oder gar noch mehr, und dies natürlich zu erheblich niedrigeren Kosten als mit Wärmedämmung. Dies wäre allzu schön, aber leider wird die Wirkung solcher Anstriche von der Werbung völlig übertrieben – auch wenn die Sache nicht, wie manche meinen, kompletter Humbug ist. Die Wirkung einer richtigen Wärmedämmung ist so niemals erzielbar. Unser Artikel über Energiesparfarben klärt dies im Detail.

Kategorie: simpler Irrtum

Alte Einfamilienhäuser sind in der Tat durch eine Energiesanierung meist kaum auf den Passivhaus-Standard zu bringen. Für Mehrfamilienhäuser trifft dies jedoch nicht zu; hier ist der Aufwand für das Erreichen des Passivhaus-Standards oft erstaunlich gering. Dies liegt daran, dass das Verhältnis von Volumen und Oberfläche günstiger ist, aber auch an der rationelleren Arbeitsweise bei größeren Bauten.

Kategorie: Halbwahrheiten

Dies ist definitiv zu kurz gedacht. Kurzfristig gesehen ist es zwar richtig, dass steigende Heizkosten von den Mietern getragen werden müssen. Langfristig gehen sie jedoch immer zulasten des Besitzers. Spätestens beim nächsten Mieterwechsel ist es nämlich so, dass die erzielbare Kaltmiete begrenzt ist durch die erzielbare Gesamtmiete abzüglich der Nebenkosten (an denen der Besitzer ja nichts verdienen darf). Somit bedeutet jeder Euro, um den die Nebenkosten steigen, einen Euro weniger bei der Rendite. Außer man könnte den neuen Mieter über die Höhe der Heizkosten täuschen – was in Deutschland aber schwierig geworden ist, seitdem der Gebäudeenergieausweis Pflicht ist.

Ebenfalls wird oft vergessen, dass ein energetisch saniertes (insbesondere wärmegedämmtes) Haus über den höheren Wohnkomfort eine etwas höhere Miete rechtfertigt und dass es beim Verkauf auch deutlich mehr erlöst. Übrigens erlaubt es das Gesetz den Vermietern, Sanierungskosten so stark auf die Mieter überzuwälzen, dass sie die entstehende Wertsteigerung relativ schnell amortisiert bekommen. Allenfalls wo die Marktsituation (starke Konkurrenz, große Leerstände) diese Überwälzung verhindert, ist eine volle Amortisation evtl. nicht möglich.

Mehr Details enthält der Artikel über die energetische Sanierung von Gebäuden.

Kategorie: Voodoo-Physik

Richtig ist, dass durch die Nachtabsenkung am Morgen ein höherer Bedarf an Heizleistung auftritt. Definitiv falsch ist, dass man dafür gleich viel oder sogar mehr Heizwärme braucht, als man zuvor gespart hat.

Der Grund hierfür ist leicht einzusehen. Relevant ist nicht die höchste benötigte Heizleistung, sondern die über 24 Stunden gemittelte Heizleistung. Diese hängt davon ab, wie viel Wärme dem Haus in 24 Stunden verloren geht, und zwar vor allem durch Wärmeleitung (durch Außenwände, Dach etc.) und durch die Lüftungsverluste. Es ist nun klar, dass diese entwichene Wärmemenge allein von der durchschnittlichen Innen- und Außentemperatur abhängt: Je wärmer es innen ist, desto mehr Wärme geht verloren. Das Abkühlen und Aufheizen der Wohnung dagegen spielt hierfür keine Rolle.

Allerdings gibt es noch andere Aspekte, die die Wirtschaftlichkeit der Nachtabsenkung beeinflussen können. Solche werden in unserem Lexikon Artikel über die Nachtabsenkung diskutiert.

Kategorie: falsche Verallgemeinerungen

Für Gebäude ohne Wärmedämmung, die mit Heizkörpern beheizt werden, kann die Nachtabsenkung den Heizwärmebedarf meistens um einige Prozent reduzieren. Jedoch funktioniert das Prinzip der Nachtabsenkung kaum, wenn das Gebäude thermisch so träge ist, dass über die Nacht kaum eine Auskühlung stattfindet (selbst bei völligem Abschalten der Heizungsanlage), und wenn das Aufheizen am Morgen zu langsam ist (mit einer Fußbodenheizung). Die Nachtabsenkung bleibt dann also weitgehend wirkungslos – es gibt zwar kaum einen Komfortverlust, aber auch kaum eine Einsparung. In manchen Fällen kann der schwankende Heizleistungsbedarf sogar energetisch ungünstig sein, wie im Artikel über Nachtabsenkung erklärt wird.

Kategorie: Voodoo-Physik

Wenn kalte Frischluft von außen ins Haus kommt (z. B. durch Lüften) und dann auf Zimmertemperatur gebracht wird, bleibt die absolute Luftfeuchtigkeit erhalten, während die relative Luftfeuchtigkeit absinkt, weil die Luft im warmen Zustand mehr Wasserdampf aufnehmen könnte. Dies ist jedoch eine grundlegende physikalische Tatsache und hat nichts damit zu tun, auf welche Weise die Luft aufgewärmt wird.

Bestimmend für die entstehende Luftfeuchtigkeit im Haus sind ganz andere Faktoren: die eingebrachte Feuchtelast (durch Personen und ihre Tätigkeiten, Pflanzen, Luftbefeuchter, etc.) sowie der Luftdurchsatz. Eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit entsteht, wenn das Wetter kalt und trocken ist (was zu einer niedrigen absolute Feuchtigkeit der Außenluft führt), die Feuchtelasten im Haus gering sind und der Luftdurchsatz hoch ist.

Zwei Quäntchen Wahrheit stecken allerdings doch in der genannten Meinung: Eine Fußbodenheizung erlaubt eine geringfügig niedrigere Lufttemperatur im Raum und führt deswegen zu einer geringfügig schwächeren Austrocknung. Außerdem ist die relative Luftfeuchtigkeit, die direkt über einem heißen Heizkörper gemessen wird, deutlich niedriger als weiter weg im Raum.

Kategorie: Voodoo-Physik

Sicher, die Wohnung verliert keine Wärme mehr ins Treppenhaus, wenn dieses separat beheizt wird. Insgesamt braucht man so aber mit Sicherheit mehr Heizwärme, als wenn man das Treppenhaus unbeheizt lässt. Das ist leicht einzusehen: Ein Haus mit beheiztem Treppenhaus verliert mehr Wärme nach außen als eines mit kälterem Treppenhaus, und je mehr das Haus nach außen verliert, desto mehr muss die Heizungsanlage nachliefern. Somit ist klar: Der Wärmeverlust von der Wohnung ins kalte Treppenhaus ist geringer als der Aufwand, um das Treppenhaus zu heizen.

Gleiches gilt selbstverständlich für unbenutzte Wohnräume, Keller, Dachböden, etc.

Kategorie: Achtelswahrheiten

Diese Meinung gründet sich zwar auf viele schlechte Erfahrungen, ist für richtig ausgelegte moderne Anlagen aber trotzdem grundfalsch. Es ist zwar so, dass eine Lüftungsanlage immer elektrische Energie benötigt für den Luftaustausch, der im Prinzip z. B. durch Fensterlüftung auch ohne dies erzielt werden könnte. Jedoch kann dieser Energiebedarf bei modernen Anlagen so gering ausfallen, dass er durch die vielfältigen Vorteile (insbesondere die erhebliche Steigerung der Luftqualität im Gebäude und die sichere Vermeidung von Feuchtigkeitsproblemen) vollkommen gerechtfertigt ist. Hinzu kommt außerdem, dass eine moderne Lüftungsanlage die Wärmerückgewinnung aus der Abluft ermöglicht: Die Frischluft kann vorgewärmt werden mit Hilfe von Wärme aus der Abluft, so dass die Lüftungswärmeverluste stark reduziert werden (z. B. um 80 bis 85 %). Die dadurch erzielte Reduktion des Heizwärmebedarfs kann weit höher sein als der Energiebedarf der Lüftungsanlage.

Insbesondere Passivhäuser (ebenso wie Nullenergie- und Plusenergiehäuser) erhalten aus diesen Gründen praktisch immer eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Sicher würde man keinen Energieverschwender in ein Passivhaus einbauen!

Kategorie: Achtelswahrheiten

(Der Ausdruck "Halbwahrheit" wäre beschönigend.)

Jede Elektroheizung erzeugt aus 1 kWh elektrischer Energie genau 1 kWh Heizwärme. Allenfalls geht davon noch etwas verloren, wenn z. B. eine unzureichend wärmegedämmte Elektrospeicherheizung im Keller steht. Nur solche Verluste lassen sich mit einer neuen Anlage reduzieren.

Das Grundproblem bleibt aber ungelöst: Die Erzeugung elektrischer Energie in Kraftwerken (und zu einem geringeren Ausmaß ihr Transport) ist mit hohen Verlusten behaftet, die mit keiner Technik im Heizkeller ausgeglichen werden kann.

Über Elektro-Infrarotheizungen wird teils behauptet, mit Ihnen sei der Heizwärmebedarf für ein Haus weitaus geringer als mit einer normalen Zentralheizung, so dass der Primärenergiebedarf trotz der ineffizienten Stromerzeugung ähnlich sei. Dies ist jedoch weder physikalisch nachvollziehbar noch, soweit es dem Autor bekannt ist, jemals mit einer wissenschaftlich überzeugenden Studie nachgewiesen worden.

Die Idee, Elektrospeicherheizungen mit zeitweise anfallenden Stromüberschüssen zu betreiben, wird ebenfalls im Lexikonartikel darüber kritisch behandelt.

Kategorie: Propaganda

Besonders dumm ist es, Elektroheizungen deswegen als klimafreundlich zu bezeichnen, weil im elektrisch beheizten Haus keine Abgase entstehen. Man unterschlägt damit mögliche Emissionen im Kraftwerk.

Meistens wird eher vorgebracht, für Elektroheizungen werde "sauberer" Strom aus emissionsfreien Kernkraftwerken oder Wasserkraftwerken verwendet. Elektroheizungen benötigen vor allem im kalten Winter elektrische Energie, und diese Mittellast wird z. B. in Deutschland meist weder mit Kernkraftwerken noch mit Wasserkraftwerken erzeugt, sondern eher mit Kohlekraftwerken und Gaskraftwerken. Kernkraftwerke erzeugen nämlich in aller Regel Grundlast (d. h. sie erzeugen im Sommer fast so viel wie im Winter) und Wasserkraftwerke entweder Grund- oder Spitzenlast.

Wenn viele Elektroheizungen beseitigt würden, würden nicht etwa Kernkraftwerke oder Wasserkraftwerke stillgelegt, sondern vor allem Kohle- und Gaskraftwerke. Somit sind die durch Elektroheizungen entstehenden Kohlendioxid-Emissionen in Wirklichkeit weitaus höher als z. B. die von Heizkesseln, und die Umstellung von Elektroheizungen auf effizientere Heizungen wäre sehr im Sinne des Klimaschutzes.

In Frankreich glaubt man besonders an die Mär vom sauberen Atomstrom für Elektroheizungen. Wenn es aber im Winter recht kalt wird (so geschehen z. B. im Februar 2012), muss Frankreich hohe Strommengen aus Deutschland importieren, weil die Kernkraftwerke, selbst wenn sie alle störungsfrei laufen, nicht genügend Strom für all die Elektroheizungen liefern können. In Deutschland werden dafür dann zusätzliche Kohlekraftwerke in Betrieb genommen. Das ist für das Klima um einiges schlimmer, als wenn die Franzosen mit Kohleöfen heizen würden.

Ein gewisser Zusammenhang zwischen Elektroheizung und Atomkraft besteht übrigens trotzdem. Elektroheizungen wurden besonders propagiert in einer Zeit, da viele Kernkraftwerke gebaut wurden und die Stromversorger nach zusätzlichen Absatzmöglichkeiten suchten – auch wenn diese im Falle der Elektroheizung nicht zum Grundlastcharakter von Atomkraftwerken passen. In gewissem Umfang ist es möglich, dass Atomkraftwerke z. B. Kohlekraftwerke von der Grundlast- zur Mittellasterzeugung verdrängen und auf diese indirekte Weise auch den Elektroheizungen dienen. Trotzdem: Ersetzte Elektroheizungen werden zu großen CO2-Emissionsreduktionen in der Stromerzeugung führen.

Kategorie: Achtelswahrheiten

Wenn der Heizwärmebedarf eines Gebäudes hoch ist (meist als Folge fehlender Wärmedämmung), löst eine Wärmepumpenheizung dieses Problem nicht. Allenfalls wird der Primärenergiebedarf ein Stück weit unter das Niveau gebracht, das man hätte, wenn auch die Heizungsanlage noch schlecht wäre. Zudem erreichen schlecht ausgelegte Wärmepumpenheizungen häufig relativ niedrige Jahresarbeitszahlen und sind somit nicht einmal unbedingt wesentlich besser als z. B. ein Gas-Brennwertkessel.

Richtig gut funktioniert eine Wärmepumpenheizung aber in einem gut wärmegedämmten Haus mit Fußbodenheizung und bei Verwendung von Erdwärmesonden. Hier kann die Jahresarbeitszahl recht hoch werden.

Kategorie: Achtelswahrheiten

Richtig ist, dass die Jahresarbeitszahl einer Wärmepumpe etwas niedriger ausfallen kann, wenn die Wärmepumpe auch für die Warmwasserbereitung verwendet wird. Daraus folgt jedoch keineswegs, dass es besser wäre, z. B. einen Elektroboiler für das Warmwasser zu verwenden. Dieser braucht erheblich mehr Energie für die Warmwasserbereitung. Wenn man also die allein relevante Jahresarbeitszahl für das Gesamtsystem (Heizung und Warmwasser) berechnet, wird diese durch den Elektroboiler mit Sicherheit schlechter.

Natürlich ist es energetisch noch besser, die Warmwasserversorgung über Sonnenkollektoren zu realisieren.

Kategorie: Halbwahrheiten

Leider sind die Preise von Holzpellets von den Preisen für Heizöl und Erdgas nicht wirklich entkoppelt. Wenn nämlich der Öl- und Gaspreis stark ansteigt, werden viele Hausbesitzer ihre Öl- oder Gasheizung durch eine Pelletheizung ersetzen und somit die Nachfrage nach Pellets stark erhöhen. Kurzfristig kann es zu Engpässen kommen, die sich stark auf die Preise auswirken. Längerfristig wird dies auch zur Schaffung zusätzlicher Kapazitäten (Pelletfabriken) führen, was die Preise wieder dämpft. Jedoch wird der letztere Effekt nur eingeschränkt wirksam werden, wenn die Nachfrage recht hoch wird und sich die begrenzten Potenziale der Holzgewinnung auswirken.

Dass die Nachfrage nach Pellets recht hoch werden könnte, ist ziemlich klar. Es gibt nämlich viele Altbauten, für die es kaum andere Möglichkeiten der Beheizung gibt, wenn Heizöl und Erdgas einmal ausfallen. Eine Wärmepumpenheizung kommt wegen ungünstiger Umstände (hohe Vorlauftemperatur nötig und/oder keine Erdwärmesonde möglich) häufig nicht in Frage, und Optionen wie die für Fernwärme oder Nahwärme gibt es an vielen Standorten nicht. Auch eine energetische Sanierung ist nicht für alle Altbauten praktikabel, weswegen dann oft nur noch die "regenerative Schiene" hilft: Holz statt Öl. Gute Aussichten also für Pelletproduzenten, leider nicht so rosige für Besitzer von schwer zu sanierenden Häusern.


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