RP-Energie-Lexikon
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Außenluftdurchlass

Akronym: ALD

Definition: ein Bauelement, über das gezielt Frischluft in Räume eingebracht werden kann

Englisch: outdoor-air intake

Kategorie: Haustechnik

Autor:

Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen

Ursprüngliche Erstellung: 05.03.2017; letzte Änderung: 20.08.2023

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Für die kontrollierte Belüftung von Gebäuden gibt es eine Reihe von Möglichkeiten. Die in Bezug auf Komfort und Energieverbrauch günstigste Lösung ist eine zentrale Lüftungsanlage mit Zuluft- und Abluftleitungen und Wärmerückgewinnung. Jedoch werden aus Kostengründen häufig reine Abluftanlagen eingesetzt, bei denen nur die verbrauchte Luft aus den Räumen mithilfe eines Ventilators abgesaugt und ins Freie abgegeben wird. Bei diesem Lüftungskonzept sollte die Frischluft mithilfe von Außenluftdurchlässen in die Räume eingebracht werden. Dies sind z. B. in Außenwände, bei Fenstern oder in Rollladenkästen eingebaute Bauteile, die Außenluft so einströmen lassen, dass die damit verbundenen Nachteile so weit wie möglich vermieden werden:

  • Zunächst wird damit sichergestellt, dass überhaupt genügend Luft in die Räume gelangen kann. Andernfalls würde der Ventilator des Lüftungsgeräts nur einen Unterdruck in den Räumen erzeugen, ohne jedoch die ausreichende Belüftung sicherstellen zu können.
  • Die Frischluft soll mengenmäßig in sinnvoller Weise auf die Räume verteilt werden. Beispielsweise wird man für Wohn- und Schlafzimmer deutlich höhere Luftmengen (und damit eine höhere Luftwechselrate) wünschen als beispielsweise für eine Abstellkammer, in der sich selten jemand aufhält. Dazu müssen die Außenluftdurchlässe sinnvoll verteilt und dimensioniert werden. Manche Durchlässe erlauben auch einen einstellbaren Luftdurchsatz, beispielsweise durch eine Irisblende.
  • Idealerweise sollte der entstehende Luftvolumenstrom unabhängig von den momentanen Windverhältnissen sein. Ein einfaches Loch in einer Wand könnte diese Forderung nicht erfüllen. Gut konstruierte Außenluftdurchlässe können jedoch die Abhängigkeit von den Windverhältnissen z. B. durch eine Art von Sturmsicherung (d. h. eine sich bei starkem Wind schließende Klappe) zumindest deutlich vermindern.
  • Ein weiterer Aspekt ist die Vermeidung unangenehmer Zugluft in den Räumen. Diese Problematik ist gegenüber einer Lüftungsanlage mit Zuluft und Abluft deutlich heikler, da die Frischluft im Winter kalt (ohne Vorwärmung) in die Räume gelangt. Die nachteiligen Effekte müssen hauptsächlich durch eine geeignete Platzierung der Außenluftdurchlässe (beispielsweise nicht gerade in der Nähe des Wohnzimmersofas) minimiert werden. Häufig wählt man einen Ort knapp unter der Decke, damit sich die Frischluft gut mit Raumluft vermischen kann, bevor sie an Personen gelangt. Auch ein Einlass hinter einer Heizkörperverkleidung könnte sinnvoll sein, damit die Frischluft gleich am Heizkörper vorgewärmt wird.
  • Ein einfaches Loch in einer Außenwand könnte zwar die Grundfunktion eines Außenluftdurchlasses übernehmen, würde aber auch viel störenden Schall durchlassen. Außenluftdurchlässe können aber so konstruiert werden, dass der Schall möglichst stark unterdrückt wird, sodass der gesamte Schallpegel durch Belastungen von außen durch die Durchlässe nicht allzu stark angehoben wird. Der Grad der erzielten Schalldämmung wird oft mit Dezibel-Werten (dB-Werten) angegeben, die unter genormten Umständen gemessen werden (z. B. Schalldämm-Maß nach DIN 4109). Auch wenn gute Außenluftdurchlässe eine wesentlich bessere Schalldämmung als einfache Löcher bieten, können sie diesbezüglich mit einer Lüftungsanlage, die Zuluft und Abluft fördert, kaum konkurrieren – besonders im Bereich niedriger Schallfrequenzen. Sie sind deswegen beispielsweise für Wohnungen in der Nähe eines Flughafens oder Industriebetriebs eher weniger geeignet.
  • Ein weiteres Problem mit einem einfachen Loch in einer Außenwand wären mögliche Schäden durch Kondenswasser. Ein Außenluftdurchlass muss aus wasserbeständigen Materialien bestehen und das Kondenswasser sicher abführen – beispielsweise durch eine leichte Schräge und einen kleinen Überstand nach außen, sodass es nicht an der Hausfassade herunterläuft.
  • Auch eine Filterung der Zuluft ist möglich, um den Eintrag z. B. von Staub und Insekten möglichst niedrig zu halten. Dies impliziert leider, dass regelmäßig Filter gereinigt werden müssen, um ein Zusetzen (mit abnehmender Luftdurchlässigkeit) oder gar eine Verkeimung zu vermeiden. Besonders feine Filter, die auch Pollen zurückhalten, um "Heuschnupfen"-Geplagten zu helfen, erfordern eine tendenziell häufigere Reinigung und reduzieren den Luftstrom stärker. Deswegen wird man eher Standardfilter einsetzen, wo die Entfernung von Pollen nicht benötigt wird.

Grundsätzlich ist ein geringer Unterdruck in den Räumen in der Größenordnung von 10 Pascal (Pa) notwendig, um den Luftstrom durch die Außenluftdurchlässe anzutreiben. Er wird vom Ventilator der Abluftanlage erzeugt. Ein höherer Unterdruck würde zwar Konstruktionen mit guter Schalldämmung erleichtern, andererseits aber den Energieaufwand für den Ventilatorbetrieb und evtl. auch dessen Geräuschniveau erhöhen.

Natürlich wird die Luftverteilung vollkommen geändert, wenn in einem Raum ein Fenster geöffnet wird. Dann strömt der Großteil der Luft dort ein, während die anderen Räume wegen des reduzierten Unterdrucks kaum mehr belüftet werden. Dies ist ein weiterer Nachteil gegenüber der Verwendung eines zentralen Lüftungsgeräts mit Zu- und Abluftleitungen.

Richtige Wahl der Einbauorte

In einem ersten Schritt müssen die Außenluftdurchlässe geeignet auf die Räume verteilt werden entsprechend dem dortigen Bedarf an Frischluft. Dann stellt sich aber die Frage, wo genau die Außenluftdurchlässe angebracht werden sollten. Hierfür gilt es mehrere Aspekte zu beachten.

Die in der Nähe eines Einlasses auftretende Zugluft kann störend sein, wenn sich dort beispielsweise ein oft genutzter Sitzplatz befindet. Solche Orte sind also nach Möglichkeit zu vermeiden. Außerdem ist es diesbezüglich sinnvoll, eine genügend hohe Anzahl von Durchlässen zu wählen, sodass der Luftstrom bei keinem Durchlass zu stark wird. Auf der anderen Seite sprechen die Kosten sowie ggf. der Reinigungsaufwand für die Filter eher für eine geringere Zahl von Durchlässen.

Günstig ist meist eine Positionierung in großer Höhe, z. B. nicht weit unterhalb der Decke. Bodennahe Einlässe hätten nämlich zur Folge, dass sich im Winter am Boden ein unangenehmer "Kaltluftsee" ausbilden kann. Häufig wählt man einen Ort etwa oberhalb eines Heizkörpers, sodass die einströmende Frischluft mit der am Heizkörper aufsteigenden Warmluft vermischt wird und so die Temperaturdifferenzen im Raum vermindert werden. Eine hohe Anbringung hat aber leider den Nachteil, dass die regelmäßige Reinigung von Filtern erschwert wird.

Außenluftdurchlässe für "natürliche Lüftung"

Gelegentlich werden Außenluftdurchlässe auch im Zusammenhang mit einer "natürlichen Lüftung" eingesetzt, d. h. im Rahmen eines Lüftungskonzepts, welches ohne Ventilatoren arbeitet. Hier werden die Luftströme quasi zufällig vom Wind angetrieben. Geeignet konstruierte Außenluftdurchlässe können aber dazu führen, dass zumindest die Abhängigkeit der Luftvolumenströme von der Windstärke erheblich reduziert ist. Tendenziell müssen sie bei diesem Lüftungskonzept stärker dimensioniert werden, um die nötige Luftwechselrate zu erzielen. Selbst dann besteht die Gefahr, dass bei Windstille der Luftaustausch zu gering ist. Hilfreich kann die Ausnutzung thermisch angetriebener Luftströmungen sein, z. B. bei einer Schachtlüftung.

Arten von Außenluftdurchlässen

Es gibt verschiedene Varianten von Außenluftdurchlässen für den Einbau in Wände, Fensterrahmen und -laibungen oder in Rollladenkästen. Häufig verwendet werden kompakte Wandventile mit oder ohne Luftfilter, die in eine Kernbohrung eingebaut werden. Gebräuchlich sind auch Fensterventile in stark länglicher Bauart, die in Vollprofile (z. B. von Holzfenstern) oder Hohlprofile (z. B. von Kunststofffenstern) eingebaut werden können. Bei all diesen Bauarten sieht man von außen meist ein Außengitter z. B. aus Edelstahl, welches beispielsweise Vögel und größere Insekten bereits abhalten kann.

Einige Bauarten sind vor allem für den Neubau vorgesehen, während andere bei Sanierungen praktischer einsetzbar sind.

Wird die Luftdichtheit damit nicht zunichte gemacht?

Oberflächlich betrachtet mag es unsinnig sein, zunächst eine luftdichte Gebäudehülle zu erstellen, um die Luftdichtheit dann durch Außenluftdurchlässe wieder aufzugeben. Jedoch ist es in mehrerer Hinsicht wesentlich sinnvoller, die Frischluft gezielt über Außenluftdurchlässe einzubringen, die Gebäudehülle ansonsten aber dicht zu haben. Dies ermöglicht eine gezieltere Luftzufuhr entsprechend dem Luftbedarf in den verschiedenen Räumen. Außerdem ist zu beachten, dass die Dichtigkeit der Gebäudehülle auch unter dem Aspekt der Haltbarkeit wichtig ist; unkontrollierte Undichtigkeiten sind oft Defekte der Gebäudehülle, die infolge unkontrollierter Luftströmungen mit der Zeit wachsende Probleme verursachen können.

Bei der Messung der Luftdichtheit der Gebäudehülle mit dem Blower-Door-Test müssen alle Außenluftdurchlässe dicht verschlossen werden, damit diese absichtlich eingebrachten Undichtigkeiten nicht mit erfasst werden. Sonst wäre das Resultat der Messung nicht aussagekräftig.

Alternative Konzepte

Außenluftdurchlässe werden nicht benötigt, wenn die Lüftungsanlage Leitungen für Zuluft und Abluft enthält. Dies erhöht zwar den Aufwand v. a. durch zusätzliche Lüftungsleitungen für die Zuluft, hat aber mehrere wichtige Vorteile:

  • Das Lüftung kann eine Wärmerückgewinnung ermöglichen, was den Heizwärmebedarf deutlich reduziert. Der Energiebedarf der Ventilatoren (der hier tendenziell höher ist als bei einer reinen Abluftanlage) sollte im Verhältnis zu dieser Einsparung ziemlich gering sein.
  • Die Luftzufuhr kann besser kontrolliert werden, beispielsweise mit noch wesentlich geringerer Abhängigkeit von den Windverhältnissen.
  • Der Schallschutz kann bei diesem Konzept wesentlich besser sein, da der Schall durch lange Leitungen und vergleichsweise voluminöse Schalldämpfer in einer zentralen Anlage sehr viel wirksamer gedämpft werden kann.

Eine andere Möglichkeit sind dezentrale Lüftungsgeräte, die paarweise z. B. in Außenwände eingebaut werden. Sie enthalten Ventilatoren, die zu manchen Zeiten Luft durch eines der Geräte einlassen und durch das andere nach außen befördern, zu anderen Zeiten jedoch umgekehrt arbeiten. In diesem Fall ist eine Wärmerückgewinnung durch Wärmespeicherung in den Geräten möglich. Andererseits weist dieser Ansatz ähnliche Nachteile auf wie die Verwendung von Außenluftdurchlässen bei einer Abluftanlage, insbesondere den verschlechterten Schallschutz und die Notwendigkeit, diverse kleine Filter regelmäßig reinigen zu müssen. Zudem müssen die Geräte anders als einfache Außenluftdurchlässe mit Strom versorgt werden, d. h. es müssen dafür Leitungen verlegt werden.

Siehe auch: Lüftungsanlage, Belüftung von Gebäuden, Blower-Door-Test

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