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Climate Engineering

Akronym: CE

Definition: der großtechnische Einsatz von Methoden zwecks Änderung des Erdklimas

Alternativer Begriff: Geoengineering

Englisch: climate engineering

Kategorie: Ökologie und Umwelttechnik

Autor:

Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen

Ursprüngliche Erstellung: 11.10.2014; letzte Änderung: 20.08.2023

URL: https://www.energie-lexikon.info/climate_engineering.html

Etwa seit Beginn der industriellen Revolution haben menschliche Einflüsse nicht nur das Angesicht der Erde massiv verändert; sie beeinflussen inzwischen auch das Klima in vielen Regionen der Erde substanziell. Gerade auch weil diese Klimaveränderungen innerhalb relativ kurzer Zeit eintreten, können sich viele Ökosysteme nicht schnell genug daran anpassen, was zusätzlich zu direkten Einflüssen des Klimas auch Lebensgrundlagen der Menschheit bedroht. Hierzu gibt der Artikel über Klimagefahren weitere Details.

Die beiden wichtigsten Klimaeinflüsse des Menschen sind die massiven und immer noch zunehmenden CO2-Emissionen und die Vernichtung tropischer Regenwälder, die ebenfalls zu hohen CO2-Freisetzungen führen. Zusätzliche Einflüsse beispielsweise von Methan und Lachgas (N2O) sind ebenfalls wesentlich, jedoch deutlich geringer als der des Kohlendioxids (CO2). All diese Gase verändern die Strahlungsbilanz der Erde, also den Netto-Energieaustausch der Erde mit der Sonne und dem Weltall, indem sie die Abstrahlung von Wärme (→ Wärmestrahlung) in das Weltall vermindern. Man spricht hierbei von einer Verstärkung des natürlichen Treibhauseffekts der Erdatmosphäre.

Der direkte ursächliche Ansatz gegen diese Klimagefahren wäre natürlich, die genannten klimaschädlichen Emissionen stark zu vermindern und die Zerstörung von Regenwäldern zu stoppen (Mitigation). Allerdings sind die bisherigen Bemühungen für einen effektiven Klimaschutz auf diesen Wegen wenig erfolgreich, da insbesondere die Emissionsminderung auch erhebliche wirtschaftliche Implikationen hätten. Zwar dürften die ökonomischen Auswirkungen einer Klimakatastrophe langfristig noch weitaus größer sein, als es entschiedene Maßnahmen für den Klimaschutz wären, jedoch fällt es der Politik in den meisten Ländern der Welt sehr schwer, kurzfristige Schwierigkeiten in Kauf zu nehmen, um langfristige Probleme zu lösen.

In dieser Situation gewinnt die Idee des Climate Engineering (CE), die an sich schon einige Jahrzehnte alt ist, mehr und mehr Aufmerksamkeit. Die dahinter stehende Idee ist, zumindest einen Teil der Effekte von Klimaänderungen durch gezielte großtechnische Eingriffe zu kompensieren oder unterdrücken. Falls sich dies als praktikabel erweist, wären unterschiedliche Rollen von Climate Engineering denkbar:

  • Es könnte eine Ergänzung zum Klimaschutz sein, die parallel zu diesem betrieben wird, um insgesamt eine genügend starke Wirkung zu erzielen.
  • Climate Engineering könnte stattdessen auch als eine Notmaßnahme betrachtet werden, die nur eingesetzt wird, wenn sich der Klimaschutz als nicht ausreichend wirksam erweist oder wenn sich herausstellt, dass eine stärkere Wirkung als ursprünglich vorgesehen nötig ist, um katastrophale Effekte (beispielsweise das Erreichen von sogenannten Kipp-Punkten) zu verhindern.

Climate Engineering kann als eine Art von Geo-Engineering betrachtet werden, bei dem Klimaveränderungen angestrebt werden.

Wie könnte Climate Engineering funktionieren?

Es existiert eine Vielzahl von technischen Ideen, wie Climate Engineering praktiziert werden könnte. Diese unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht stark, nämlich betreffend den prinzipiellen Ansatz, den technologischen Aufwand, ihre Effektivität und die Geschwindigkeit der erreichbaren Wirkung, die Kosten sowie mögliche ungewollte Nebenwirkungen. Im Folgenden soll ein kurzer Überblick über Methoden des Climate Engineering gegeben werden; deren ausführliche Beschreibungen Analyse würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Hierfür wird, soweit solche Informationen überhaupt bereits existieren, insbesondere auf Ref. [1] und Ref. [2] in der Literaturliste am Ende des Artikels verwiesen.

Grundsätzlich werden Methoden des Climate Engineering in zwei sehr unterschiedliche Kategorien eingeteilt:

  • Beim Carbon Dioxide Removal (CDR) geht es darum, Kohlendioxid der Atmosphäre wieder in großen Mengen zu entziehen – teils mit rein technischen Mitteln, teils durch Beeinflussung biologischer Systeme. Dies ist ein ursächlicher Ansatz, d. h. er geht direkt die wichtigste treibende Kraft der Klimaveränderungen an, nämlich die erhöhte CO2-Konzentration der Atmosphäre.
  • Das Radiation Management (RM) dagegen zielt darauf ab, die Veränderungen des Strahlungshaushalts der Erde durch zusätzliche Eingriffe in etwa zu kompensieren und damit die Erderwärmung zu bremsen. In vielen Fällen soll dies durch Verstärkung der Rückreflexion kurzweiliger Sonneneinstrahlung in das Weltall geschehen; es gibt aber auch Ansätze, die Abstrahlung im langweiligen Bereich zu verstärken. Das Radiation Management würde also bedeuten, dass man nicht die Ursache der Klimaveränderungen bekämpft, sondern eine seiner wichtigsten Symptome. Dies bedeutet allerdings, dass andere Probleme, die ebenfalls aus der stark erhöhten CO2-Konzentration der Atmosphäre resultieren, damit nicht gemildert werden können. Insbesondere betrifft dies die zunehmende Versauerung der Ozeane, welche schwerwiegende ökologische Verschiebungen befürchten lässt, die auch beispielsweise auch die menschliche Ernährung erschweren könnten.

Die folgenden Abschnitte beschreiben genauer diverse Methoden, die in den beiden genannten Kategorien fallen.

Carbon Dioxide Removal – Entfernung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre

Zur Zeit nehmen die Weltmeere grob geschätzt die Hälfte des CO2 auf, das durch menschliche Aktivitäten außerhalb des natürlichen Kreislaufs freigesetzt wird. (Innerhalb natürlicher Kreisläufe wird sehr viel mehr CO2 umgesetzt als durch menschliche Aktivitäten, jedoch beeinflussen längerfristig nur letztere die gesamte Menge von CO2 in der Atmosphäre, da sie nicht in geschlossene Kreisläufe eingebunden sind.) Eine Grundidee des CDR ist nun, durch gezielte Eingriffe die Aufnahme von CO2 durch die Weltmeere zu verstärken.

Dies könnte im Prinzip mit verschiedenen Methoden erreicht werden:

  • Man könnte bestimmte mineralische Substanzen, beispielsweise Olivin, Calciumoxid oder pulverisierten Kalk (Calciumcarbonat) in großen Mengen mit Hilfe von Schiffen in das Meerwasser einbringen. Solche Maßnahmen hätten leider keine Hebelwirkung; die zu handhabenden Substanzmengen wären vom Gewicht her sogar größer als die Mengen von CO2, die damit entfernt werden könnten.
  • Ein anderer Ansatz wäre, beispielsweise das Wachstum von Algen zu fördern, indem man zusätzliche Nährstoffe in das Meerwasser einbringt. Hier ist die Grundidee, dass die Algen beim Wachstum Kohlenstoff aufnehmen und nach ihrem Tod zumindest teilweise auf den Meeresgrund absinken und damit den Kohlenstoff langfristig dem Kreislauf entziehen. Eine erhebliche Hebelwirkung wäre hier denkbar, wenn gewisse Mikronährstoffe (Spurenelemente wie z. B. Eisen) verwendet würden, wo die benötigten Substanzmengen relativ gering sind. Dies könnte in solchen Regionen des Meeres funktionieren, wo das Algenwachstum durch gewisse Spurenelemente begrenzt ist, während Makronährstoffe wie Nitrat und Phosphor ausreichend vorhanden sind. Zusätzlich müssen allerdings die abgestorbenen Algen wirklich absinken und dem Kreislauf entzogen werden, was nicht unbedingt funktioniert. Ebenfalls muss gewährleistet sein, dass nicht andere biologische Prozesse gefördert werden, die den Prozess stören.
  • CDR könnte auch an Land praktiziert werden. Eine rein technische Lösung wäre Air Capture, d. h. das Einfangen von CO2 aus der Luft mithilfe von Maschinen, die mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Hier würde ein Sorptionsmittel, welches in Kontakt mit Luft gebracht wird, dieser das CO2 entziehen. Das Sorptionsmittel muss dann (unter Energieaufwand) ständig wieder regeneriert werden, d. h. man muss aus ihm das CO2 wieder austreiben. Das auf diese Weise konzentrierte CO2 müsste dann langfristig sicher gelagert werden, und zwar an Land in unterirdischen Lagerstätten (wie bei der CO2-Abscheidung und -Speicherung bei Kraftwerken). Dies wäre allerdings eine sehr aufwendige und wohl wenig effektive Methode. Sie würden große Mengen zusätzlich erzeugter erneuerbarer Energie benötigen. Gegenüber CCS leiden sie unter dem Nachteil, dass das CO2 der Atmosphäre auf einem geringen Konzentrationsniveau entnommen werden muss anstatt einem Abgas mit hoher CO2 Konzentration, was wesentlich einfacher ist. Ein Vorteil wäre allerdings, dass entsprechende Anlagen in der Nähe geeigneter Lagerstätten errichtet werden könnten, sodass ein Langstreckentransport des CO2 entfällt.
  • Auch an Land könnten biologische Mechanismen eingespannt werden. Beispielsweise könnten Pflanzen zu Biokohle verarbeitet werden, die dann endgelagert würde, um den Kohlenstoff dauerhaft der Biosphäre zu entziehen. Dies wäre gewissermaßen das Gegenteil der heutigen Nutzung von Kohle: Anstatt dass man Kohle verbrennt, um Energie zu gewinnen, und dabei CO2-Emissionen in Kauf nimmt, wendet man Energie auf, um umgekehrt CO2 zu entfernen und als Kohle abzulagern. Allerdings könnte immerhin der Wasserstoffanteil der Pflanzen genutzt werden.
  • Eine bessere Hebelwirkung wäre mit großen Aufforstungsprojekten zu erreichen. Wenn früher abgeholzte Regionen wieder Wald entwickeln könnten, würde dieser erhebliche Mengen von Kohlenstoff binden. Es müsste freilich gewährleistet sein, dass diese Wälder dauerhaft bestehen bleiben – auch unter dem Einfluss weiterer Klimaveränderungen.

Übrigens könnte man auch Methoden der CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS), die hauptsächlich bei fossil befeuerten Kraftwerken als großen CO2-Emittenten anwendbar wären, im Prinzip ebenfalls unter Carbon Dioxide Removal (CDR) einordnen. Gewöhnlich tut man dies allerdings nur bei CO2, das bereits in die Atmosphäre emittiert wurde.

Es wäre denkbar, mithilfe optimierter CDR-Methoden der Atmosphäre weltweit zukünftig einige Gigatonnen Kohlendioxid pro Jahr zu entfernen. Dies würde allerdings bei Weitem nicht ausreichen, um die derzeitigen hohen jährlichen CO2-Emissionen von über 35 Gigatonnen zu kompensieren.

Grundsätzlich haben CDR-Methoden den Nachteil, dass damit kaum in kurzer Zeit eine wesentliche Wirkung auf das Klima erreicht werden kann. Die benötigte Zeit könnte also zu lang sein, um das Klimaproblem rechtzeitig zu lösen.

Radiation Management

Das Radiation Management zielt auf eine gezielte Beeinflussung des Strahlungshaushalts der Erde ab. Hierfür gibt es prinzipiell verschiedene Möglichkeiten:

  • Es wurde vorgeschlagen, eine große Anzahl von großflächigen Reflektoren (Sonnensegel) im Weltall (in einer Erdumlaufbahn) zu positionieren, welche einen Teil der anfallenden Sonnenstrahlung in das Weltall zurück reflektieren würde. Man würde also die abgeschwächte Abstrahlung der Erde bei langen Wellenlängen kompensieren, indem man die Einstrahlung bei kürzeren Wellenlängen ebenfalls reduziert. Im Prinzip bieten solche Methoden ein unbeschränktes Potenzial und eine langfristige Wirkung, jedoch ist der Aufwand sehr hoch.
  • Der Aufwand wäre weitaus geringer, wenn stattdessen Aerosole in hohe Schichten der Atmosphäre eingebracht würden. Beispielsweise könnte man Schwefeldioxid-Gas, welches Aerosole bildet, in die Stratosphäre einblasen oder auch große Mengen von Schwefel mithilfe von Ballonen dorthin transportieren und dort verbrennen. Auch andere Materialien könnten unter Umständen eingesetzt werden, beispielsweise winzige Plättchen aus mineralischen Stoffen, die Sonnenlicht reflektieren bzw. streuen. Die Aerosole würden sich um den ganzen Globus verbreiten und für einige Zeit die Sonneneinstrahlung vermindern, ähnlich wie es nach großen Vulkanausbrüchen durch kleine Partikel geschieht. Da diese Aerosole auf natürlichem Wege wieder aus der Atmosphäre entfernt würden, müsste ständig neues Material nachgeliefert werden. Je nach eingesetztem Material wäre eine Schädigung der Ozonschicht möglich. Auch sonst sind die Auswirkungen solcher Maßnahmen schwer abschätzbar.
  • Ein völlig anderer Ansatz wäre die Beeinflussung von Cirruswolken in großen Höhen, indem man Eiskeime in diese Wolken einbringt. Diese Maßnahme würde nur eine sehr geringe Menge von Eis auffordern, welches beispielsweise mit Verkehrsflugzeugen an geeigneten Stellen ausgebracht werden könnte. Der erreichte Klimaeffekt wäre allerdings recht kurzfristig und schwer quantifizierbar. Die Gefahr von Risiken durch zusätzliche ungewollte Wetteränderungen kann bisher nicht beurteilt werden.
  • Auch andere Typen von Wolken könnten zum Ziel solcher Maßnahmen werden. Hierbei gibt es auch Überlegungen, große Mengen von Meerwasser von Schiffen aus mit starken Pumpen und Schlauchsystemen, die von Ballonen gestützt würden, in hohe atmosphärische Schichten zu verbringen, um auf diese Weise die Bildung reflektierender Wolken zu fördern. Wiederum sind die genauen Auswirkungen kaum abschätzbar.
  • Eine weitere denkbare Stoßrichtung wäre die gezielte Veränderung des Reflexionsvermögens (der Albedo) der Erdoberfläche. Hierfür gibt es im Prinzip viele Möglichkeiten, beispielsweise die Bedeckung von Wüstengebieten mit hellen (stark reflektierenden bzw. streuenden) Materialien und die Beeinflussung der Vegetation.

Trotz aller Unterschiede zwischen den bisher entstandenen Ideen ist die klare Tendenz erkennbar, dass Methoden des Radiation Management zumindest teilweise eine schneller einsetzende kühlende Wirkung mit weniger technischem Aufwand ermöglichen würde, dass andererseits aber die Gefahr unerwünschter Nebenwirkungen damit wesentlich größer ist. Letzteres gilt keineswegs lediglich wegen der vermutlich größeren Nutzwirkung, sondern vor allem auch dadurch, dass solche Maßnahmen nicht ursächlich wirken, sondern symptomatisch. Man würde auf diese Weise in das komplexe atmosphärische System weiter eingreifen, wobei unklar ist, welche zusätzlichen Wirkungen beispielsweise durch die Veränderung von Niederschlagsmustern oder Meeresströmungen oder durch Einflüsse auf die Vegetation entstehen würden.

Bei allem ist auch zu beachten, dass insbesondere RM-Maßnahmen im Falle auftretender schwerer Probleme nicht unbedingt einfach wieder eingestellt werden könnten. Die Folge davon könnte nämlich sein, dass die Klimaerwärmung dann mit noch massiv gesteigertem Tempo fortschreitet und erst recht unbeherrschbar wird.

Nicht-technische Aspekte

Soweit bisher Forschung zu Climate Engineering stattgefunden hat, zielte diese meistens auf die Entwicklung möglichst effektiver Methoden zur Steuerung des Klimas ab. Sie konzentrierte sich also auf rein technische Aspekte. Es ist jedoch zu beachten, dass Climate Engineering auch eine Reihe wichtiger nicht-technischer Aspekte hat, die vor einem breiten Einsatz geklärt werden müssten:

  • Klimaveränderungen, gleich ob sie durch menschliche oder natürliche Entwicklungen entstehen, sind praktisch immer für manche Menschen schädlich, für andere dagegen nützlich oder auch irrelevant. Es dürfte deswegen schwierig sein, einen weltweiten breiten Konsens über die gewünschte Art und das Ausmaß von künstlichen Klimaänderungen zu finden. Gerade wenn ein solcher Konsens im Bereich des Klimaschutzes nicht erreicht wird, ist kaum zu erwarten, dass dies bei Climate Engineering einfacher gelingt.
  • Je nach Art der gewählten Maßnahmen könnten die Kosten massiv sein. Auch hier würde sich die Frage stellen, wie diese Kosten auf die Weltbevölkerung verteilt werden sollen.
  • Eine weitere Frage ist die Haftung für möglicherweise auftretende schädliche Nebenwirkungen. Auch diese Frage dürfte eine globale Einigung über Climate Engineering äußerst schwierig machen. Dies ist eines der Probleme auf dem Wege zu einer völkerrechtlichen Regulierung solcher Maßnahmen. (Bislang enthält das Völkerrecht kaum auf CE anwendbare Bestimmungen.)
  • Die Möglichkeit einer gezielten Beeinflussung birgt immer auch die Möglichkeit eines Missbrauchs beispielsweise für militärische Zwecke oder zu Zwecken der politischen Erpressung. Es müsste geklärt werden, wie dies gegebenenfalls zu verhindern wäre.
  • Climate Engineering könnte in Konkurrenz zu Klimaschutzmaßnahmen treten, allein schon weil nicht unbegrenzte Ressourcen für beides verfügbar sind. Es besteht ebenfalls die Befürchtung, dass bereits die Vorstellung, mit Climate Engineering ließe sich das Klimaproblem gegebenenfalls entschärfen, mancherorts die Bereitschaft für den Klimaschutz unterminieren würde. Gerade wenn Climate Engineering am Ende doch nicht funktionieren würde, könnte sich dies fatal auswirken.
  • Vor allem wenn hauptsächlich auf Radiation Management gesetzt würde, müsste sichergestellt werden, dass dies für lange Zeit konsequent fortgesetzt werden kann, weil sonst eine noch viel schnellere Klimaerwärmung als vorher auftreten würde. Gefahren in diesem Sinne können beispielsweise von großen kriegerischen Konflikten oder auch von schweren ökonomischen Krisen ausgehen.

Diese Liste nicht technischer Probleme ist vermutlich nicht komplett, zeigt trotzdem aber bereits, dass wichtige Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einsatz von Climate Engineering enorme Fortschritte in vielen Gebieten voraussetzen würden, und zwar eben nicht nur in technischen.

Forschung zu Climate Engineering

Für praktisch alle Methoden des Climate Engineering, die bisher erdacht wurden, ist es bisher nicht möglich, einigermaßen zuverlässig ihre Effektivität, den entstehenden Aufwand und eventuelle negative Nebenwirkungen einzuschätzen. Gezielte wissenschaftliche Forschung bietet die einzige Möglichkeit, solche Wissenslücken zu schließen oder jedenfalls zu vermindern. Freilich wird eine umfassende Nutzen-Risiko-Bewertung des CE als unabdingbare Voraussetzung für dessen Einsatz wohl immer extrem schwierig bleiben.

Die Stoßrichtung von Forschung zu CE kann sehr unterschiedlich gewählt werden. Bisher ging es häufig darum, möglichst effektive technische Methoden der Klimabeeinflussung zu finden bzw. diese zu optimieren. Eine umfassende Untersuchung möglicher Nebenwirkungen ist dagegen praktisch noch nirgends erfolgt. Außerdem konzentrierte sich die bisherige Forschung weitestgehend auf rein technische Aspekte, obwohl wie oben beschrieben eine ganze Reihe wichtiger nicht-technischer Aspekte ebenfalls unbedingt geklärt werden müsste.

Manche Stimmen fordern, angesichts der schon heute erkennbaren Probleme auf Climate Engineering grundsätzlich zu verzichten und deswegen auch keine Forschung in dieser Richtung durchzuführen. Man solle sich stattdessen ganz auf Klimaschutz konzentrieren und allenfalls noch Arbeiten zur besseren Anpassung an Klimaveränderungen (Adaptation) verfolgen.

Diese Position wird allerdings von anderen kritisiert, und zwar mit recht unterschiedlichen Perspektiven auf die Sache:

  • Manche verfolgen die Hoffnung, dass sich das Klimaproblem durch Climate Engineering eher lösen ließe als durch Klimaschutz, oder auch das Climate Engineering mindestens als Ergänzung zum Klimaschutz nötig sei. Sie hoffen also darauf, dass CE baldmöglichst einsetzbar wird. Daraus ergibt sich dann natürlicherweise, dass möglichst viel Forschung dazu gebraucht wird.
  • Andere teilen zwar die schweren Bedenken der Kritiker, fürchten jedoch eine Entwicklung, in der Climate Engineering schließlich als eine Ultima Ratio angesehen wird. Dann könnte ein großer Druck entstehen, solche Methoden umzusetzen – notfalls auch ohne ein umfassendes Wissen über die Nebenwirkungen zu haben. Ein bereits verbessertes Wissen könnte dann wenigstens eine bessere Gestaltung des Climate Engineering ermöglichen.
  • Falls die Probleme des Climate Engineering tatsächlich unüberwindbar wären, wäre es besser, dies möglichst bald durch umfangreiche Forschung definitiv zu erfahren – allein schon, um falsche Hoffnungen zu beseitigen, die womöglich vom Klimaschutz ablenken könnten.
  • Wesentliche Forschungsaktivitäten in Deutschland würden es auch erleichtern, auf internationaler Ebene deutsche Sichtweisen wirkungsvoll einzubringen. Dies könnte von großer Bedeutung sein, wenn andere Länder den Einsatz von CE ernsthaft erwägen würden.

Aufgrund ähnlicher Überlegungen hat ein Expertenkomitee mit einer Stellungnahme der Deutschen Forschungsgemeinschaft in 2012 empfohlen [3],

  • dass die DFG Forschung zu Climate Engineering unterstützen soll, und zwar mit der Zielrichtung der Feststellung der Folgen und deren Bewertung, weil diesbezüglich noch viel zu wenig bekannt sei,
  • dass diese Forschung in einem interdisziplinären Rahmen erfolgen sollte, auch unter Einbeziehung von sozialen, wirtschaftlichen, rechtlichen, ethischen und politischen Dimensionen,
  • dass die Untersuchung und Bewertung der Nebenwirkungen des Einsatzes von CE auf der Basis verbesserter Klimamodelle besonders gefördert werden sollte, und
  • dass die rechtlichen, gesellschaftlichen und internationalen politischen Dimensionen eines Einsatzes von CE-Technologien sowie von Optionen für die Regulierung von CE-Maßnahmen dringlich erforscht werden müssen.

Literatur

[1]Sondierungstudie Climate Engineering 2011 des Kiel Earth Institute, http://www.kiel-earth-institute.de/sondierungsstudie-climate-engineering/articles/sondierungsstudie-climate-engineering-25.html?file=tl_files/media/downloads/CE_gesamtstudie.pdf
[2]"Climate Engineering", Arbeitsbericht des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag zum TA-Projekt "Geoengineering", http://www.tab-beim-bundestag.de/de/aktuelles/20140714.html
[3]"Climate Engineering: Forschungsfragen einer gesellschaftlichen Herausforderung". Gemeinsame Stellungnahme für den Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft, http://www.dfg.de/download/pdf/dfg_im_profil/reden_stellungnahmen/2012/stellungnahme_climate_engineering_120403.pdf (2012)
[4]DFG-Schwerpunktprogramm "Climate Engineering: Risks, Challenges, Opportunities?" (SPP 1689), http://www.dfg.de/foerderung/info_wissenschaft/archiv/2012/info_wissenschaft_1222/index.html

Siehe auch: Klimagefahren, Klimaschutz, Kohlendioxid

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