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Elektroheizung

Definition: die Heizung eines Gebäudes mit elektrischer Energie

Allgemeiner Begriff: Heizungsanlage

Spezifischere Begriffe: Elektrodirektheizung, Elektrospeicherheizung, Nachtspeicherheizung, Infrarotheizung

Englisch: electric heating

Kategorien: elektrische Energie, Haustechnik, Wärme und Kälte

Autor:

Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen

Ursprüngliche Erstellung: 02.05.2010; letzte Änderung: 20.08.2023

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Der Begriff Elektroheizung (auch Elektrogebäudeheizung, Stromheizung oder Widerstandsheizung) steht im Allgemeinen für die Heizung von Gebäuden mit elektrischer Energie, wobei diese direkt für die Wärmeerzeugung verwendet wird: Wärme (Elektrowärme) entsteht dadurch, dass widerstandsbehaftete Leiter von elektrischem Strom durchflossen werden. Nicht eingeschlossen ist also z. B. die Wärmepumpenheizung mit einer Elektrowärmepumpe, weil dort lediglich elektrische Energie zum Antrieb eines Kompressors verwendet wird und die Wärme dann in einer Wärmepumpe entsteht.

Elektroheizungen werden in recht unterschiedlichen Varianten verwendet, die in den folgenden Abschnitten beschrieben werden.

Elektro-Direktheizung

Bei der Elektro-Direktheizung (Stromdirektheizung) wird die Heizwärme direkt an den beheizten Raum abgegeben. Hierfür gibt es verschiedene Formen:

  • Elektrisch beheizte Heizkörper (Radiatoren oder Konvektoren, auch elektrische Handtuchtrockner) sind fest eingebaut (wie die Heizkörper einer Zentralheizung) oder auf Rollen beweglich.
  • Die meist mobilen Heizlüfter sind kompakte Geräte, die die Raumluft erwärmen und umwälzen (und dabei Staub verschwelen und aufwirbeln).
  • Elektro-Heizstrahler (→ Infrarotheizung) enthalten meist einen stabförmigen Einsatz (z. B. einen Glühdraht in einem Quarzrohr), der im Betrieb sehr heiß wird und vor allem Wärmestrahlung abgibt. Die Heizwärme wird nach dem Einschalten sehr schnell spürbar, allerdings nur im direkt beschienenen Bereich. Dasselbe gilt für Infrarot-Lampen, die nach dem gleichen Prinzip arbeiten.
  • Elektro-Fußbodenheizungen enthalten Heizschlangen, die im Fußboden verlegt sind.

Elektro-Direktheizungen weisen besonders niedrige Installationskosten auf, etwa im Vergleich zu einem Zentralheizungssystem. Die Betriebskosten sind jedoch hoch, weil die mangelnde Energieeffizienz der Elektroheizung (siehe unten) dann meist auch nicht durch kostengünstige Stromtarife ausgeglichen werden kann. Anders als von Herstellern oft behauptet (oder suggeriert) wird, sind die Betriebskosten kaum abhängig vom Fabrikat und auch bei neusten Geräten nicht nennenswert niedriger.

In manchen Situationen kann der räumlich und zeitlich gezielte Einsatz von Heizstrahlern sinnvoll sein – beispielsweise als kurzzeitige Ergänzung zur Zentralheizung, wenn es abends beim Sitzplatz im Wohnzimmer nicht genügend warm ist, anstelle einer generell stärkeren Beheizung des Zimmers. In einem Passivhaus kann diese Situation häufiger auftreten, bei sparsamer Benutzung des Heizstrahler jedoch gut vertretbar sein, zumal alternative Möglichkeiten dann kaum zu Verfügung stehen. Eine Möglichkeit sind allerdings mit Flüssiggas betriebene Heizstrahler.

Elektrospeicherheizung

In einer Elektrospeicherheizung (oder Nachtspeicherheizung) wird nachts oder zu anderen Schwachlast-Zeiten ein Wärmespeicher aufgeheizt, dessen Wärme dann auch zu anderen Zeiten genutzt werden kann. Hierfür gibt es unterschiedliche Arten der Realisierung:

  • Ein zentraler elektrisch beheizter Wärmespeicher kann wie ein Heizkessel in einem Kellerraum aufgestellt werden. Er kann z. B. ein Keramikelement enthalten, welches auf sehr hohe Temperaturen geheizt werden kann. Die Wärme wird dann nach Bedarf auf den Wasserkreislauf einer Zentralheizung übertragen werden; in den beheizten Räumen hat man gewöhnliche Heizkörper.
  • Kleinere Elektrospeicheröfen können direkt in den beheizten Räumen aufgestellt werden. Sie haben allerdings ein geringeres Speichervermögen, so dass oft die alleinige Aufheizung in der Nacht nicht genügt. Es kann auch vorkommen, dass die Raumtemperatur entsprechend deutlich schwankt.

Der Vorteil der Elektrospeicherheizung gegenüber der Elektro-Direktheizung ist, dass der Speicher zu geeigneten Zeiten mit Nachtstrom (Niedertarif-Strom) aufgeheizt werden kann, der oft wesentlich kostengünstiger geliefert wird. Allerdings sind die Installationskosten vor allem bei der zentralen Variante deutlich höher, und die Energieeffizienz (siehe unten) ist wegen der Bereitschafts- und Verteilungsverluste häufig noch schlechter.

Mangelnde Energieeffizienz der Elektroheizung

Die Umwandlung elektrischer Energie in Wärme in einer Elektroheizung erfolgt zwar mit 100 % Wirkungsgrad, d. h. hierbei geht keine Energie verloren. Jedoch ist die Herstellung elektrischer Energie (Stromerzeugung) z. B. in Wärmekraftwerken meist mit großen Energieverlusten verbunden, so dass der Gesamtwirkungsgrad (Systemwirkungsgrad) sehr niedrig ist. Wird z. B. Strom aus Braunkohlekraftwerken verwendet, liegt der Wirkungsgrad der Stromerzeugung meist nur zwischen 30 und 40 %, und zusätzlich gehen einige Prozente bei der Stromverteilung verloren. Im allerbesten Fall eines Wärmekraftwerks – ein modernstes GuD-Kraftwerk nahe dem Verbraucher – liegt der Systemwirkungsgrad bei ca. 55 bis 60 %. Solche Werte können z. B. von guten Heizkesseln ohne Weiteres übertroffen werden, auch unter Berücksichtigung des Energieaufwands für den Transport des Brennstoffs.

Die Ineffizienz der Elektroheizung kann ebenfalls mit dem Begriff der Exergie erklärt werden: Die Umwandlung elektrischer Energie in Niedertemperaturwärme verursacht einen großen Exergie-Verlust. Dies bedeutet qualitativ, dass hochwertige elektrische Energie in einem irreversiblen Prozess in nur noch für Heizzwecke nutzbare Niedertemperaturwärme umgewandelt wird.

Es sei angemerkt, dass auch in einem Heizkessel ein großer Exergieverlust auftritt. Allerdings ist dieser immerhin deutlich geringer, als wenn der Brennstoff zunächst für die Stromerzeugung (ohne Kraft-Wärme-Kopplung) eingesetzt wird und dieser Strom dann für Elektroheizungen verwendet wird.

Wohlgemerkt ist dem Grundproblem, dass die Elektroheizung wertvolle Exergie in Heizwärme umwandelt, mit besseren Konstruktionen von Elektroheizungen nicht beizukommen. Bestenfalls kann man die erzeugte Wärme gezielter dorthin bringen, wo sie benötigt wird.

In Deutschland verursachen Elektroheizungen immer noch ca. 10 % des gesamten Stromverbrauchs aller privaten Haushalte, obwohl nur ca. 4 % der Häuser elektrisch beheizt werden (Stand 2016). EU-weit liegt dieser Anteil sogar bei fast 30 %, wenn elektrische Kamineinsätze und mobile Heizgeräte mit berücksichtigt werden. Dies zeigt, dass hier ein enormes Einsparpotenzial besteht, entsprechend der Produktion einer Vielzahl von Großkraftwerken.

Welche Stromerzeugung ist für Elektroheizungen geeignet?

  • Photovoltaik ist es am wenigsten – sie produziert am meisten zu Zeiten mit geringem Heizwärmebedarf.
  • Windenergie ist etwas besser geeignet. Sie fällt in Mitteleuropa etwas mehr im Winter an, aber nicht gezielt entsprechend dem Wärmebedarf. Immerhin kann Windenergie die Kapazitätsreserven von Speicherkraftwerken (siehe unten) strecken helfen.
  • Auch Kernkraftwerke als typische Grundlastkraftwerke taugen hierfür kaum; sie müssen aus Gründen der Wirtschaftlichkeit ganzjährig mit hoher Auslastung betrieben werden. (Ihre Erzeugung im Winter auf dem Papier den Heizungen zuzuordnen, bedeutet nur, dass andere Kraftwerke diesen Teil übernehmen müssen.)
  • Gut geeignet sind im Prinzip große Wasser-Speicherkraftwerke, die auch als saisonale Speicher arbeiten können. Die meisten Länder einschließlich Deutschland haben davon jedoch viel zu wenig; Norwegen ist eine Ausnahme.
  • Es bleiben oft nur Kohle- und Gaskraftwerke, die gezielt entsprechend dem Heizwärmebedarf eingesetzt werden können. Dies jedoch führt zu einer ineffizienten Nutzung fossiler Brennstoffe, zu hohen klimaschädlichen CO2-Emissionen sowie zu hohen Bereitstellungs­kosten für Kraftwerke und Netze.

Eine umweltfreundliche und praktikable Methode der Stromerzeugung für Elektroheizungen gibt es also nur, wenn große saisonale Speicher für den langfristigen Ausgleich von Erzeugung und Bedarf zur Verfügung stehen, die nicht anderweitig benötigt werden. Dies ist für die meisten Länder derzeit nicht in Sicht.

Kosten des Betriebs von Elektroheizungen

Da elektrische Energie eine besonders wertvolle Energieform ist und mit aufwendigen Methoden hergestellt werden muss, ist sie pro Kilowattstunde deutlich teurer als bei anderen gängigen Endenergiequellen. Bei normalen Haushaltsstromtarifen kostet eine Kilowattstunde, aus der die Elektroheizung dann eine Kilowattstunde Heizwärme erzeugt, in Deutschland rund 25 Cent. Dies entspräche einem Heizölpreis von knapp 2,50 € pro Liter – also weit höher als bisher gesehen. Auch bei Verwendung von Nachtstrom mit entsprechend niedrigerem Arbeitspreis liegen die Betriebskosten höher als mit typischen anderen Heizungssystemen, etwa Ölheizungen, Gasheizungen oder Pelletheizungen. Bei einer Elektro-Direktheizung kommt dazu, dass ein wesentlicher Teil der bezogenen Energie in die Hochtarifzeit fällt.

Auf der anderen Seite sind die Installationskosten bei der Elektro-Direktheizung erheblich niedriger als die von typischen anderen Heizungssystemen. (Die Wartungskosten sind ebenfalls niedriger, jedoch fällt dies weniger ins Gewicht.) Man fährt also anfangs mit der Elektroheizung günstiger, aber im Laufe der Jahre entsteht ein zunehmender Kostennachteil. Da allerdings die Umrüstung auf eine alternative Lösung (siehe unten) in einem Haus mit noch fehlender Zentralheizungsanlage aufwendig ist, fällt der Umstieg etlichen Hausbesitzern trotzdem schwer.

In Ländern wie Österreich, Frankreich, Norwegen oder der Schweiz, wo die Strompreise niedriger sind, sind die Betriebskosten entsprechend niedriger. Auch dort sind sie aber viel höher als z. B. mit einer Gasheizung.

Elektroheizungen und benötigte Stromnetze

Da Elektroheizungen den höchsten Strombedarf in den Winterwochen aufweisen, in denen die Jahreshöchstlast erreicht wird, tragen sie zu dieser wesentlich bei. Zwar kann ihr Bezug im Rahmen des Lastmanagements innerhalb von 24 Stunden verschoben werden, jedoch nicht über längere Zeiträume. An Tagen mit hohem Heizstrombedarf bleibt die Belastung der Netze praktisch rund um die Uhr hoch; es bleibt keinerlei Nachtstromtal mehr, und die Höchstlast wird häufig sogar nachts erreicht.

Gerade auch das lokale Verteilungsnetz wird von dem Betreiber einer Elektroheizung weitaus mehr beansprucht als von einem anderen Haushaltskunden – übrigens auch weitaus mehr als vom Betreiber einer typischen Photovoltaikanlage.

Unter diesen Bedingungen ist es klar, dass die benötigten Netzkapazitäten wesentlich von den Elektroheizungen (auch von den Nachtspeicherheizungen) mitbestimmt werden. Es ist daher nicht gerechtfertigt, Heizstromtarife sogar mit reduziertem Netznutzungsentgelt anzubieten. Eher wäre sogar ein Zuschlag angemessen, da es dieser jahreszeitlich ungünstig schwankende Verbrauch schwerer macht, die Kraftwerke und Netze effizient zu nutzen.

Es könnte eingewandt werden, dass ein Ausbau der Stromnetze auf verschiedenen Ebenen (Übertragungsnetz und Verteilungsnetze) im Zuge der Energiewende und der Einführung von Elektroautos ohnehin notwendig ist. Dies relativiert die Problematik der bestehenden Elektroheizungen etwas. Allerdings würde ein noch wesentlich stärkerer Netzausbau benötigt, wenn zukünftig vermehrt Elektroheizungen genutzt werden sollten, um etwa Öl- und Gasheizungen zu ersetzen.

Energieeffizientere Alternativen zur Elektroheizung

Wesentlich effizienter als die Elektroheizung ist die Wärmepumpenheizung. Eine Elektrowärmepumpe kann pro Kilowattstunde elektrischer Energie eine mehrfache Menge von Wärme erzeugen, indem kostenlose Umweltwärme (oder Abwärme) zusätzlich genutzt wird. Das Verhältnis von erzeugter Heizwärme und eingesetzter elektrischer Energie ist die Leistungszahl, bzw. im Jahresmittel die Jahresarbeitszahl. Typische Jahresarbeitszahlen von Elektrowärmepumpen liegen je nach Ausführung und Anwendungsfall zwischen 2,5 und 4, während die Elektroheizung den Wert 1 hat. Somit ist der Primärenergieverbrauch einer Elektroheizung typischerweise zweieinhalb- bis viermal höher als bei einer Wärmepumpenheizung.

Der Einsatz eines Heizkessels ist ebenfalls praktisch immer energieeffizienter als eine Elektroheizung, gleich ob der Kessel mit Heizöl, Erdgas, Kohle oder Holzpellets befeuert wird. (Allenfalls einzelne sehr alte Heizkessel könnten noch schlechter sein.) Ebenfalls gilt dies für die Umstellung auf einen Fernwärmeanschluss.

Wenn die Stromerzeugung mit Kraft-Wärme-Kopplung erfolgt, sieht der Gesamtwirkungsgrad auch für die Elektroheizung günstiger aus. Auch die Verwendung von Ökostrom würde den Verbrauch nicht erneuerbarer Primärenergie verringern. Jedoch ändert dies nichts daran, dass eine Elektrowärmepumpe zweieinhalb- bis viermal weniger elektrische Energie benötigen würde.

Grundsätzlich ist zu beachten, dass natürlich auch der Heizwärmebedarf eine große Rolle für die Energieeffizienz des beheizten Hauses spielt. Er kann insbesondere durch Wärmedämmung massiv reduziert werden.

Förderung der Elektroheizung; Subventionierung und irreführende Werbung

Die Verbreitung von Elektroheizungen, insbesondere in der Form von Elektrospeicherheizungen, wurde vor allem in der Vergangenheit mancherorts von den Energieversorgungsunternehmen (EVU) mit den verschiedensten Mitteln gefördert. Vor allem wurden finanzielle Anreize für den Bau von Elektroheizungen geschaffen, insbesondere durch entsprechende Stromtarife: Elektrospeicherheizungen können mit stark vergünstigtem Nachtstrom betrieben werden, selbst wenn das "Nachtstromtal" im Winter vielerorts schon völlig ausgefüllt ist. Elektroheizungen werden also immer noch gefördert, obwohl das ursprüngliche Argument, der dafür nötige Strom würde mit sonst nicht verwendbaren Erzeugungskapazitäten hergestellt, oft längst nicht mehr zutreffend ist. Im Gegenteil erfordern gerade die hohen Leistungen, die Elektroheizungen an kalten Wintertagen beziehen, am ehesten zu Engpässen, die Vergrößerungen der Kapazitäten von Erzeugung und Stromverteilung notwendig machen. Wenn trotzdem vergünstigte Tarife angeboten werden (auch mit reduzierten Netznutzungsentgelten), entspricht dies einer volkswirtschaftlich unsinnigen Subventionierung energieverschwendender Heizungen auf Kosten von Kleinverbrauchern, die die Energie oft effizienter nutzen.

In früheren Jahren wurden von Energieversorgungsunternehmen sogar Prämien für die Errichtung von Elektrospeicherheizungen gezahlt. Inzwischen gibt es aber vielerorts umgekehrt Zuschüsse für Betreiber von Elektroheizungen, die diese wieder durch ein effizienteres Heizungssystem ersetzen.

Es sei angemerkt, dass vor der Liberalisierung der Strommärkte die Energieversorger von den genannten wirtschaftlichen Nachteilen durch erhöhten Investitionsbedarf für Kraftwerke und Hochspannungsleitungen nicht unbedingt abgeschreckt wurden. Wenn es sich z. B. um halbstaatliche Monopolisten handelte, konnten diese erhöhte Erzeugungs- und Leitungskosten auch unter einer Strompreisaufsicht an die Verbraucher weiterreichen. Ihnen ging es dann in erster Linie um Absatzförderung. Der Primat der Absatzförderung, verfolgt insbesondere durch eine absatzfördernde Tarifgestaltung, ist häufig offensichtlich, wie in den Artikeln über Nachtstrom und Stromtarife erläutert wird.

Elektroheizungen werden häufig auch mit irreführender Werbung gefördert. Die verwendeten Argumente sind vielfältig und mehr oder weniger einfach als unredlich erkennbar:

  • Der hohe Wirkungsgrad einer Elektroheizung wird angepriesen, und es wird verschwiegen, dass der Gesamtwirkungsgrad sehr niedrig ist, vor allem wegen der Energieverluste bei der Stromerzeugung.
  • Die Behauptung, neue Elektroheizungen seien effizienter als alte, ist ebenfalls unsinnig. Neue Begriffe wie Infrarotheizung, Wärmewellenheizung oder Natursteinheizung täuschen technische Fortschritte vor, die in der Praxis meist nicht vorhanden oder unbedeutend sind. Auch die Behauptung, man könne durch moderne Regelungen den Energieverbrauch massiv reduzieren, ist weder belegt noch plausibel; das wäre nur bei einer erheblichen Senkung der durchschnittlichen Raumtemperaturen möglich.
  • Durch die Behauptung, Elektrospeicherheizungen nutzten nur "überschüssigen" Nachtstrom, ist irreführend, wie im Artikel über Nachtstrom erläutert.
  • Teils wird auch der Eindruck erweckt, man könne Elektrospeicherheizungen als Speicher für Stromüberschüsse aus Windenergie einsetzen. Da aber Überschüsse selten auftreten und Heizungen auch zu anderen Zeiten Energie benötigen, kann der Überschussstrom nur einen kleinen Teil des Bedarfs abdecken. Auf der anderen Seite entstehen zeitweilige Überschüsse gerade dadurch, dass wegen der Elektroheizungen höhere Kapazitäten geschaffen bzw. gehalten werden müssen.
  • Die Elektroheizung wird als klimafreundlich bezeichnet, entweder da im elektrisch beheizten Haus keine Abgase entstehen oder weil für Elektroheizungen angeblich "sauberer" Strom aus emissionsfreien Kernkraftwerken oder Wasserkraftwerken verwendet werde. Das erste Argument unterschlägt mögliche Emissionen im Kraftwerk, und das zweite ist ebenfalls meistens unzutreffend. Elektroheizungen benötigen im kalten Winter am meisten elektrische Energie, und diese Mittellast wird z. B. in Deutschland meist weder mit Kernkraftwerken noch mit Wasserkraftwerken erzeugt (die eher Grundlast erzeugen), sondern eher mit Kohlekraftwerken und Gaskraftwerken (nämlich mit Mittellastkraftwerken). Wenn viele Elektroheizungen beseitigt würden, würden nicht Kernkraftwerke oder Wasserkraftwerke stillgelegt, sondern vor allem Kohle- und Gaskraftwerke. Somit sind die durch Elektroheizungen entstehenden Kohlendioxid-Emissionen in Wirklichkeit weitaus höher als z. B. die von Heizkesseln, selbst für den ungünstigsten Fall, nämlich die Befeuerung eines Heizkessels mit Kohle.
  • Elektroheizungen werden zumindest bei Verwendung von Ökostrom als umweltfreundlich bezeichnet. Richtig ist zwar im Prinzip, dass die Umweltbelastung z. B. bei Verwendung von Windstrom stark reduziert ist – aber nur, wenn dieser Windstrom dann auch zusätzlich erzeugt und nicht nur auf dem Papier für die Elektroheizung reserviert wird. (Der wichtige Aspekt der Zusätzlichkeit wird im Artikel über Ökostrom erklärt.) Beim Betrieb mit echtem Ökostrom liegen jedoch die Kosten noch höher, weswegen dies in der Praxis selten geschieht. Außerdem sollte elektrische Energie gleich welcher Herkunft effizient eingesetzt werden; auch mit Windstrom lässt sich mit einer Elektrowärmepumpe ein Mehrfaches an Heizwärme erzeugen. Man beachte auch, dass Elektoheizungen praktisch ausschließlich Winterstrom verwenden, und dass dieser meist ökologisch ungünstiger und eher knapp ist als Sommerstrom.
  • Neuerdings wird versucht, das positive Image von Niedrigenergiehäusern mit der Elektroheizung zu verbinden. Zutreffend ist zwar, dass die Ineffizienz der Elektroheizung in einem Niedrigenergiehaus weniger schadet als in einem ungedämmten Altbau, da es um wesentlich geringere Wärmemengen geht. Jedoch ist es unsinnig, erst ein Niedrigenergiehaus zu bauen und dann den energetischen Vorteil zu einem guten Teil wieder zu vergeben, indem man es ineffizient beheizt. ("Niedrigenergie" gilt dann nur noch für den Heizwärmebedarf, aber nicht mehr für den relevanteren Primärenergiebedarf.)

Maßnahmen zum Zurückdrängen der Elektroheizung

Weil inzwischen auch die Energiepolitik vielerorts erkannt hat, dass ein Großteil der Elektroheizungen energiewirtschaftlich, volkswirtschaftlich und ökologisch schädlich sind, gibt es staatliche Bemühungen, Elektroheizungen wieder zurückzudrängen. Es geht einerseits um das Verhindern des Baus neuer Elektroheizungen, andererseits um den Ersatz alter Elektroheizungen durch energetisch und ökologisch günstigere Systeme.

Neue Elektroheizungen können einfach durch entsprechende Verbote verhindert werden, und dies wird vielerorts schon praktiziert. Lobbyisten kämpfen engagiert gegen solche Verbote, z. B. mit dem Hinweis auf akzeptable Anwendungsfälle. Solche existieren zwar tatsächlich (siehe unten), können aber mit angemessenen Ausnahmeregelungen leicht berücksichtigt werden, soweit sie überhaupt in einer nennenswerten Zahl von Fällen auftreten.

Für den Ersatz alter Elektroheizungen werden mancherorts vom Staat Prämien ("Verschrottungsprämien") ausgezahlt oder Zinsvergünstigungen gewährt. Manche Energieversorger oder auch Stadtwerke zahlen ebenfalls solche Prämien, aber häufig nur bei Ersatz durch eine Elektrowärmepumpe. Allerdings ist die Umrüstung in manchen Fällen sehr teuer und deswegen schwer anzuregen, insbesondere wenn Direktheizkörper verwendet werden, also keine Zentralheizung besteht, die leicht auf eine andere Wärmequelle umgestellt werden könnte.

Besonders sinnvoll wäre es, verbrauchsfördernde Stromtarife (Billigtarife für Elektroheizungen) abzuschaffen. Da dies häufig nicht im Interesse der Energieversorger liegt, wären entsprechende staatliche Vorschriften notwendig. Wegen der volkswirtschaftlichen Aspekte wären solche Vorschriften auch gut zu rechtfertigen. In Deutschland wird Heizstrom aber meist sogar mit stark reduziertem Netznutzungsentgelt angeboten, obwohl gerade Heizstrom die benötigten Netzkapazitäten erheblich vergrößert (siehe oben).

Die deutsche Energieeinsparverordnung (EnEV) nach Stand 2009 sah im Prinzip ein Verbot von Nachtspeicherheizungen ab 2020 vor, das in 2013 dann noch vollends abgeschafft wurde. Dieses Verbot war allerdings ohnehin extrem lückenhaft. Es hätte nur für Wohngebäude mit mehr als fünf Wohneinheiten (und für große gewerbliche Bauten) gegolten, die ohnehin sehr selten so beheizt werden, nicht aber für kleinere Wohngebäude. Zudem müssten die Heizungsanlagen ein Alter von 30 Jahren erreichen, bis das Verbot greifen würde, und es gab noch diverse weitere Ausnahmeregelungen, z. B. für elektrische Fußbodenheizungen. Von einem echten Verbot von Nachtspeicherheizungen konnte also keine Rede sein, weswegen dessen Abschaffung kaum etwas ändert.

Akzeptable Anwendungsfälle

Obwohl die Elektroheizung prinzipiell ineffizient und deswegen auch ökologisch problematisch ist, gibt es durchaus auch Fälle, in denen ihr Einsatz gerechtfertigt werden kann:

  • Wenn in einem Badezimmer ein Elektro-Heizstrahler (oder eine Infrarotlampe) für einige Minuten pro Tag eingesetzt wird, damit man nach dem Duschen nicht friert, kann dies energetisch durchaus günstiger sein, als das Bad den ganzen Tag über mit der Zentralheizung auf einer erhöhten Temperatur zu halten. Der Vorteil eines Heizstrahlers ist, dass er nach dem Einschalten fast augenblicklich Wärme abstrahlt, da er sehr wenig Wärme speichert, und zudem gezielt in eine Richtung strahlt (etwa von der Decke auf eine Person darunter). Dies erlaubt den sehr gezielten kurzzeitigen Einsatz, am besten ergänzend zu einer niedriger eingestellten Grundheizung über die Zentralheizungsanlage.
  • Für die Beheizung eines sehr kleinen Raums – beispielsweise einer kleinen Bürokabine in einer Industriehalle – wird eine recht kleine Heizleistung benötigt, die zu klein ist für den sinnvollen Betrieb eines Heizkessels oder einer Wärmepumpe. Hier kann eine Elektroheizung die einzig praktikable Lösung sein.
  • Eine nur selten zum Einsatz kommende elektrische Notheizung ist akzeptabel. Allerdings gibt es Fälle, in denen die Notheizung – häufig vom Benutzer unbemerkt – öfters als erhofft arbeitet. Beispielsweise kann ein Elektroheizstab in Verbindung mit einer zu knapp bemessenen Elektrowärmepumpe an kalten Tagen regelmäßig aktiviert werden und dann erheblich zum Energieverbrauch beitragen. Dies ist zusätzlich auch wegen der hohen Spitzenlast gerade an den kältesten Tagen energiewirtschaftlich nicht wünschenswert.
  • Wenn beispielsweise eine Ferienwohnung im Winter ohnehin meist leer steht, fällt der hohe Energiebedarf einer elektrischen Heizung weniger ins Gewicht. Freilich ist es auch sehr ineffizient, Wohnungen zu bauen, die kaum genutzt werden.
  • Im Prinzip wäre die Elektroheizung eine sinnvolle Methode, um zeitweilig anfallende Stromüberschüsse, die anders nicht verwertet werden könnten, so zu nutzen. Dies setzt allerdings voraus, dass die Wärmeerzeugung immer nur dann elektrisch erfolgt, wenn solche Überschüsse auftreten (was relativ selten der Fall ist). Mit Elektroheizungen in Wohngebäuden ist eine solche Nutzung von Überschüssen in aller Regel nicht möglich, da keine zusätzliche Wärmequelle zur Verfügung steht. Jedoch gibt es zentrale Wärmespeicher, die z. B. als zusätzliche Wärmequelle an Fernwärmenetze angeschlossen sind; dies ist energetisch und ökonomisch durchaus sinnvoll.

Brandgefahren

Elektroheizungen können auf verschiedene Weisen eine Brandgefahr erzeugen. Gefährlich ist es insbesondere, Elektro-Heizkörper so abzudecken, dass die Wärme nicht mehr gut in den Raum abgeführt werden kann. Da nämlich die Heizleistung hierbei praktisch unverändert hoch bleibt (außer bei automatischer Abschaltung des Geräts), steigt die Temperatur des Heizgeräts bei schlechter Wärmeabfuhr stark an. Dies ist anders als bei einem Heizkörper einer Zentralheizungsanlage, der nie wärmer werden kann als die Vorlauftemperatur des Systems von z. B. 50 oder 60 °C.

Insbesondere Heizstrahler senden eine starke Wärmestrahlung aus, die zu nahe positionierte brennbare Materialien entflammen können. Beispielsweise kann ein mobiler Heizstrahler von einem Kleinkind umgestoßen werden und dann einen Holzboden entflammen oder zumindest verkohlen, wobei giftige Gase entstehen.

Weitere Gefahren drohen bei sehr alten Elektroinstallationen durch die hohe und lange andauernde Belastung der Elektroleitungen im Haus. Beispielsweise kann ein schlechter elektrischer Kontakt in einer Verteilerdose dort einen Schwelbrand auslösen.

Siehe auch: Elektrospeicherheizung, Elektroheizstab, Elektrowärme, Heizstrahler, Heizlüfter, Infrarotheizung, Wärmewellenheizung, Handtuchtrockner, elektrische Energie, Nachtstrom, Stromtarif, Energieeffizienz, Elektrowärmepumpe, RP-Energie-Blog 2015-05-19

Fragen und Kommentare von Lesern

05.10.2016

Was würden Sie einem betagten Pensionär raten, der ein Einfamilienhaus (ca. 120 m2) mit Strom-Nachtspeicherheizung besitzt und pro Jahr 7000 € Heizkosten berappen muss? Anders gefragt: Sehen Sie eine vernünftige Ausstiegsperspektive?

Ansonsten finde ich Ihre Erklärungen gut verständlich und auch optisch ansprechend ("bunt"). Weiter so!

Antwort vom Autor:

Hierzu verweise ich auf meinen Ratgeber-Artikel "Hohe Heizkosten mit Elektroheizung – was nun?". Dort können Sie sehen, dass die zur Verfügung stehenden Optionen stark von den jeweiligen konkreten Umständen abhängen. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie eine gute Lösung finden, um die in der Tat enormen Heizkosten und auch die damit verbundenen Umweltbelastungen in den Griff zu bekommen.

09.03.2017

Wenn Elektroheizung so schlecht ist, warum wird dann das Elektroauto so gelobt und gefördert?

Antwort vom Autor:

Im Bereich der Heizung gibt es viel effizientere Lösungen. Bei Autos dagegen hat der Elektroantrieb wesentliche Vorteile. (Der Artikel über Elektroauto erklärt diese und zeigt auch auf, dass diese je nach den Umständen zu relativieren sind.) Eine simple Gleichung der Art "elektro = böse" oder "elektro = gut" kann nicht sinnvoll sein.

23.05.2017

Wenn wir die energiepolitische Ziele der EU (insbesondere CO2-Reduzierung und Schonung fossiler Energieträger) und die Energiewende wirklich ernst nehmen, werden wir zukünftig nicht um den neuen Haupt-Primärenergieträger Strom herumkommen. Dieser natürlich vorzugsweise mit stark steigendem Anteil aus erneuerbaren Energien.

Bei den bereits bestehenden niedrigen Heizenergiebedarfen im Neubau lohnt es sich wirtschaftlich keinesfalls, eine teure Wärmepumpe anzuschaffen und damit mit "Kanonen auf Spatzen zu schießen". Um bei einem Niedrigstenergiehaus (ab 2020 Pflicht bei Neubau in der kompletten EU) den Heizwärmebedarf zu decken, reichen pauschal gesagt bei 100 qm zwei Föhne mit je 1500 Watt Leistung aus – und das auch nur bei −12 °C Außentemperatur!

Viel sinnvoller ist hier der Ansatz der Stromdirektheizung, und dieser wird sich auch durchsetzen, da sich damit Heizkosten (Vollkosten → Investitions- und Betriebskosten) massiv reduzieren lassen.

Aber wenn wir weiter zulassen, dass im Neubau noch Öl und Gas als Primärenergieträger zugelassen sind (in Dänemark bereits seit 4 Jahren verboten), dies mit CO2-Ausstoß und den weiteren Treibhausgasen, werden wir sehen, wie schnell durch Verknappung die Energiepreise durch die Decke gehen.

Strom hingegen wird – wenn man z.B. die ungerechtfertigten Umlagen weglässt – erzeugt durch erneuerbare Energien mit Grenzkosten NULL zur Verfügung stehen und, das zu 100 % nachhaltig.

Ab 2020 fallen die ersten Anlagen aus dem EEG raus, und dieser Strom steht dann zu geringsten Kosten zu Verfügung. Jedes folgende Jahr fallen weitere Anlagen aus dem EEG und der Strom kommt zu niedrigsten Preisen auf den Markt.

Keine Verbrennung bedeutet kein Ausstoß von Treibhausgasen. Die Lösung ist so einfach – allerdings leider nicht von allen gewollt. Hier stellt sich doch die Frage: Warum?

Antwort vom Autor:

Dem ersten Abschnitt stimme ich zu.

Selbst bei sehr guter Wärmedämmung ist aber der Heizwärmebedarf in unserem Klima nicht so niedrig, dass es nicht darauf ankäme, mit einer Direktheizung z. B. viermal mehr Strom zu brauchen als mit einer Elektrowärmepumpe. Deswegen halte ich wenig von dem Ansatz, den durch gute Wärmedämmung erzielten Vorteil durch eine Direktheizung gleich wieder zunichte zu machen.

Die Vorstellung, Elektroheizungen würden letztendlich ja weitgehend mit Solar- und Windstrom betrieben, ist ohnehin irrig, wie ich im Artikel ausgeführt habe. Vor allem Solarstrom gibt es kaum an den Tagen, wo man ihn für die Heizungen benötigen würde.

Die Vorstellung mit den verschwindenden Grenzkosten für Strom aus Anlagen, die ab 2020 aus der EEG-Förderung herausfallen, ist ebenfalls irreführend. Hoffen wir zunächst mal, dass diese Anlagen auch ohne Förderung tatsächlich alle weiter produzieren werden (d. h. dass die Kosten für Betrieb, Wartung und Reparatur dafür nicht zu hoch sind). Dann hat deren Kostensituation jedoch vernünftigerweise keinerlei Einfluss darauf, ob eine effiziente Stromnutzung sinnvoll ist oder nicht. Strom, den man aus welchen Quellen auch immer hat, nutzt man besser so effizient wie möglich, um damit einen größtmöglichen ökonomischen und ökologischen Nutzen zu erzielen. Also heizen wir doch mit der gleichen Strommenge lieber viermal mehr Häuser, indem wir Wärmepumpen statt elektrische Direktheizungen verwenden. So kommen wir für mehr Häuser weg von Öl und Gas.

13.09.2017

Vielen Dank für den informativen Artikel. Bei Nachtspeicheröfen rügen Sie, dass die Emissionen anderen Orts anfallen, beim Elektroauto loben Sie dagegen diesen Umstand, weil so die Innenstädte geschont würden. Das ist ein Widerspruch. Ihre Alternativen zum Heizen überzeugen mich nicht: eine Wärmepumpe ist äußerst kostenintensiv bei der Installation, und der Einbau einer Gasheizung im Hinblick auf die schwindenden Ressourcen ja auch nicht überzeugend. Ich habe 3 Jahre alte Nachtspeicheröfen, heize damit ein Haus und komme damit – in Verbindung mit einem Holzofen für kalte Tage – gut zurecht, auch finanziell. Da der Strommix künftig ja auch öko-lastiger werden wird, werden vermutlich auch die Nachtspeicheröfen demnächst aufgewertet werden.

Antwort vom Autor:

Selbstverständlich lobe ich Elektroautos nicht für Emissionen – im Gegenteil halte ich deren Öko-Nutzeffekt gerade wegen dieser Emissionen für nicht allzu hoch. Allerdings ist es immerhin ein wesentlicher Vorteil z. B. gegenüber Diesel-Autos mit hohen Stickoxidemissionen, dass diese Emissionen wenigstens außerhalb der Stadt anfallen.

Sicherlich sind Wärmepumpenheizungen in der Anschaffung teurer, und in vielen Fällen auch zu teuer; diverse Umstände müssen stimmen, damit das Sinn macht. Den Vorschlag, einfach alle Nachtspeicheröfen durch Wärmepumpenheizungen zu ersetzen, hielte ich deswegen für wenig praktikabel. Meine Ratschläge sind viel differenzierter – siehe den Ratgeber: Hohe Heizkosten mit Elektroheizung – was nun?

Ihr Hinweis auf schwindende Ressourcen gilt gerade für Elektroheizungen in besonders hohem Maße, weil sie zum großen Teil mit Strom aus Gas- und Kohlekraftwerken betrieben werden. Wenn Sie Ihre Nachtspeicheröfen einmal außer Betrieb nehmen, wird entsprechend weniger Gas- und Kohlestrom erzeugt, nicht etwa eine Solaranlage oder ein Wasserkraftwerk außer Betrieb genommen. Für die klimaschädlichen CO2-Emissionen müssen Sie bei Heizstrom einen wesentlich höheren Wert ansetzen, also dem durchschnittlichen Strommix entspräche.

24.09.2017

Warum eine elektrische Fußbodenheizung für mich keinen Sinn macht: Ohne eine Zwischenspeicherung setzt sie eine grundlastfähige Energieerzeugung voraus. Diese Grundlast decken im Moment nur Atom- und Kohlekraftwerke, was z. B. sogar in Frankreich mit einer Grundlastabdeckung durch Atomenergie von über 70 % in vergangenen Wintern zu mehrfachen Stromausfällen geführt hat. Bei einer Lösung mit Zwischenspeicher hebt sich der Vorteil einer solchen Lowtec-lösung wieder auf.

Energieeinsparung durch eine Absenkung der Raumtemperatur bei gleichem Temperaturempfinden halte ich für gering. Außerdem sehe ich das Problem der Schimmelbildung erhöht, da die Wärmestrahlung der Radiatoren auf den Wohnraum ausgerichtet ist und somit vermehrt kalte Stellen in weniger bestrahlten Ecken gibt. Dieses Problem wird durch die Absenkung der Raumtemperatur und eine intensive Wärmedämmung verstärkt.

Antwort vom Autor:

In einigen Punkten bin ich anderer Meinung:

  • Elektroheizungen brauchen nicht Grundlast-, sondern Mittellastkraftwerke – nämlich solche, die bevorzugt im Winter betrieben werden. Das sind vor allem Kohlekraftwerke und Gaskraftwerke. Das Problem in Frankreich ist, dass der Grundlastanteil sogar zu hoch ist, nicht etwa nicht hoch genug für Elektroheizungen. Übrigens würden Wärmespeicher dieses Problem nicht lösen können, wenn es nicht gerade saisonale Speicher wären.
  • Der Spareffekt durch eine Absenkung der Raumtemperatur, die bei einer Fußbodenheizung möglich ist, ist durchaus relevant: Das kann mehrere Prozent ausmachen.
  • Eine (äußere) Wärmedämmung reduziert die Schimmelgefahr, weil die Außenwände auf der Innenseite nicht mehr so kalt werden.

22.12.2017

Meine Meinung zu dem Bericht des Autors: Öl und Gas haben keine Zukunft. Es macht keinen Sinn mehr, diese Energien noch schön zu reden. Es bleibt nur die Elektroheizung, egal in welcher Art – genau wie bei den Autos.

Antwort vom Autor:

Wenn Strom einfach aus der Steckdose käme, könnte man vielleicht so denken. Welchen Sinn macht es aber, Gasheizungen durch Elektroheizungen zu ersetzen, wenn dadurch die CO2-Emissionen massiv steigen? Eine Elektroheizung mit Strom aus modernsten Gas-und-Dampf-Kombikraftwerken braucht grob geschätzt doppelt so viel Gas wie eine gute Gasheizung, verdoppelt also die CO2-Emissionen. Mit Kohlestrom ist es noch viel schlimmer.

Mit Elektrowärmepumpen statt Direktheizung geht es freilich viel besser, weil man damit je nach Situation z. B. 3, 4 oder 5 mal weniger Strom braucht.

07.01.2018

Ich bin sehr dankbar, ihre sehr informative Seite gefunden zu haben.

Um die Beantwortung folgender Fragen möchte ich Sie ersuchen:

1: Sie schreiben "Jedoch ist die Herstellung elektrischer Energie (Stromerzeugung) z. B. in Wärmekraftwerken meist mit großen Energieverlusten verbunden, so dass der Gesamtwirkungsgrad (Systemwirkungsgrad) sehr niedrig ist." Wie schaut diese Betrachtung für Österreich aus, wo wir einen hohen Anteil an Wasserkraft haben.

  1. Haben Sie einen "Conflict of interest" hinsichtlich ihrer Energieberatung?

Antwort vom Autor:

Zu 1.: Man könnte im Prinzip argumentieren, dass der Wirkungsgrad bei der Wasserkraft ja sehr hoch ist, aber dies würde einen falschen Eindruck vermitteln. Wichtig ist nämlich die Frage, was jede zusätzlich erzeugte (oder auch eingesparte) Kilowattstunde ändert: keineswegs die Gesamterzeugung mit Wasserkraft, sondern eben die Stromerzeugung in Wärmekraftwerken (im In- oder Ausland). Erst wenn beispielsweise ein massiv steigender Stromverbrauch den Ausbau der Wasserkraft vorantreiben würde, wäre dies anders. Man muss sinnvollerweise also davon ausgehen, dass der Großteil des Stroms für Elektroheizungen den Kohle- und Gaskraftwerken zuzurechnen ist.

Zu 2.: Nein, es gibt keinerlei Interessenkonflikt. Ich genieße meine Freiheit, mich rein am Interesse der Allgemeinheit orientieren zu können.

21.01.2018

Im Jahre 1972 habe ich mein 6-Familienhaus mit elektrischen Nachtspeicheröfen ausgestattet. 4 Familien wohnen heute noch zur vollsten Zufriedenheit im Haus. Reparaturen, Kundendienste oder Ersatzteile an den Öfen gab es nicht. Auch qualmende Kamine sind nicht vorhanden, unsere Umwelt CO2-frei. Der Energieausweis ergibt ca. 85 kWh/m2 a Heizstromverbrauch. Bei einer 100-m2-Wohnung sind dies 8500 kWh und bei einem NT-Preis von 0,20 €/kWh ergibt dies Heizkosten von 1.700 € pro Jahr oder 142 € pro Monat.

Wenn die EVU´s auch tagsüber ihren temporär überschüssigen Strom – meistens sogar Ökostrom – für Speicherheizungen freigeben würden – wäre die nicht nur eine spürbare Verbesserung unserer Umwelt, sondern auch eine Kostenersparnis für die Abnehmer.

Des weiteren sollte der im Strompreis für Speicheröfen enthaltenen Zuschlag von ca. 32 % für erneuerbare Energien auch auf die anderen Brennstoffe erhoben werden oder aber gänzlich gestrichen werden.

Warum erst 2030 keine neuen Gas-, Öl-, Holz oder Pelletsheizungen mehr zugelassen werden sollen, ist für mich unverständlich, da die Zukunft der elektrischen Speicherheizung gehört, die jederzeit den Stromüberschuss aufnahmen kann (allerdings auch bei einem reduzierten Energieverbrauch bei Neubauten von praktikablen und bezahlbaren 50 kWh/m2 a).

Antwort vom Autor:

Sie verkennen, dass der Strom für Elektroheizungen vorwiegend von Kohle- und Gaskraftwerken erzeugt werden muss; genau solche Kraftwerke würden weniger betrieben, wenn Heizungen wie Ihre außer Betrieb genommen werden. Deswegen ist eine solche Heizung nicht etwa CO2-frei, wie Sie meinen, sondern im Gegenteil sondern besonders klimaschädlich.

Ich weiß nicht, was Sie sich darunter vorstellen, dass EVUs Ökostrom für Speicherheizungen "freigeben" sollten – vermutlich irgendwelche Operationen auf dem Papier, die der Umwelt nicht nutzen können, sondern höchstens schaden, wenn damit Elektroheizungen begünstigt würden.

Recht gebe ich Ihnen in dem Punkt, dass es problematisch ist, eine EEG-Umlage nur auf Strom, nicht aber auf Brennstoffe zu erheben. Das führt beispielsweise dazu, dass Betreiber von Elektrowärmepumpen unangemessen benachteiligt werden. Die Belastung von Strompreisen durch Steuern und Abgaben ist im Verhältnis zu der von Brennstoffen zu hoch geworden, was auch negative Folgewirkungen hat – wozu ich die Verteuerung von Elektroheizungen aber ausdrücklich nicht zähle.

10.05.2021

Ich bin dabei, mir einen Bungalow, voraussichtlich nach Kfw 40, mit 60 qm Wohnfläche planen zu lassen. Auf das Dach soll eine Photovoltaikanlage mit ca. 5 kWp. Der Architekt empfiehlt mir eine elektrische Natursteinheizung, ein Heizungsbauer einen zusätzlichen Warmwasserspeicher für ggf. tagsüber nicht verbrauchten, nachts aber benötigten Strom bzw. Wärme. Mir wäre am liebsten eine Zentralheizung mit Heizkörpern an der Wand. Ein Gasanschluss kommt eher nicht in Frage. Ist eine Wärmepumpe hier wirtschaftlich? Für Ihre Einschätzung bezüglich Wirtschaftlichkeit, Umweltfreundlichkeit, Kosten der verschiedenen Möglichkeiten sowie für die Erläuterung Ihres hier bevorzugten Heizungskonzeptes wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Antwort vom Autor:

Eine umfassende Energieberatung ist auf diesem Wege nicht möglich, aber einige Kommentare gebe ich gerne ab:

Die Hoffnung, eine "elektrische Natursteinheizung" hauptsächlich mit PV-Strom betreiben zu können, ist unrealistisch. Wenn die Sonne gut scheint, wird ihr Haus ohnehin kaum eine Heizung benötigen, und wenn nicht, bringt PV zu wenig.

Mit einem Pufferspeicher können Sie immerhin überschüssige Energie zu späteren Zeiten nutzen, aber praktikabel ist hier eine Speicherung auch nur in recht begrenztem Umfang; der Pufferspeicher kann ja nicht beliebig groß werden.

Mit einer Wärmepumpe bekommen Sie aus dem PV-Strom natürlich ein Vielfaches an Wärme erzeugt, sodass es eher möglich wird, einen erheblichen Teil des Wärmebedarfs über die PV-Anlage zu decken.

Grundsätzlich halte ich es für sinnvoll,

  • erstens eine sehr gute Wärmedämmung vorzusehen (was Sie offenbar ja vor haben),
  • zweitens eine Flächenheizung (meist eine Fußbodenheizung) einzubauen und nicht etwa Heizkörper, weil diese eine höhere Arbeitstemperatur brauchen, und dann
  • drittens nach Möglichkeit eine Wärmepumpe mit Erdwärmesonde für die Deckung des Wärmebedarfs zu verwenden.

Als zusätzliche Maßnahme kann man dann noch PV verwenden, um wenigstens einen Teil des Stroms selbst zu erzeugen – wobei aber eine echte Energieautarkie in der Regel kaum praktikabel, weil zu teuer ist.

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