Energiesparen beim Heizen
Autor: Dr. Rüdiger Paschotta
Dieser Artikel erklärt umfassend, wie Energiesparen beim Heizen möglich ist – beginnend mit dem Haus über die Heizungsanlage bis zum Verhalten der Bewohner.
Der Bereich Heizung ist meist derjenige, der vom gesamten Energieverbrauch in einem Haus (z. B. Wohnhaus oder Bürohaus) den größten Teil verursacht – häufig drei Viertel oder gar noch mehr. Deswegen ist es natürlich am wichtigsten, gerade darauf zu achten, wenn man durchschlagende Erfolge beim Energiesparen erzielen möchte. Gerade auch für den Klimaschutz kann hier am meisten erreicht werden.
Es gibt hier eine Reihe unterschiedlicher Ansatzpunkte:
- Zuerst sollte es darum gehen, den Heizwärmebedarf des Gebäudes so weit wie möglich zu reduzieren. Hier spielt vor allem die Wärmedämmung eine große Rolle, jedoch auch die Belüftung.
- Als nächstes sollte die Heizungsanlage so beschaffen und eingestellt sein, dass sie den Heizwärmebedarf auf möglichst effiziente, umweltfreundliche und kostengünstige Weise deckt.
- Schließlich spielt auch das Verhalten der Bewohner eine wesentliche Rolle. Wenn sie beispielsweise im Winter ständig Fenster gekippt haben, hilft die beste Wärmedämmung nichts.
Man sieht, dass hier unterschiedliche Akteure gefordert sind: zunächst beim Bau die Planer und diverse Bauleute (unter Beachtung von Vorgaben der Bauherrenschaft), später in der Betriebsphase dann die Bewohner, und natürlich auch die Besitzer, die weitere Verbesserungen durchführen oder aber blockieren können.
Der Wärmebedarf des Gebäudes
Betrachten wir zunächst das Gebäude und seinen Heizwärmebedarf. Wie kommt dieser überhaupt zustande? Zunächst einmal dadurch, dass wir innen eine gewisse Temperatur benötigen, um uns behaglich zu fühlen, und dass diese im Winter deutlich über der Außentemperatur liegt. Diese Temperaturdifferenz bewirkt, dass ständig Wärme von innen nach außen fließt – sowohl durch Wärmeleitung in Außenwänden, Fenstern, Dach usw. als auch über die Lüftungsverluste. Dieser Wärmestrom ist dann häufig höher als der, der gratis ins Gebäude eingebracht wird, z. B. durch Sonneneinstrahlung durch die Fenster oder als Abwärme von Bewohnern und Geräten. Und die Differenz zwischen dem Wärmeverlust und der Gratis-Wärmezufuhr muss durch Zufuhr von Heizwärme ausgeglichen werden, damit das Gebäude seine Innentemperatur halten kann.
Wärmedämmung
Es muss nun also darum gehen, es der Wärme möglichst schwer zu machen beim Versuch, von innen nach außen zu gelangen. Hierbei hilft zunächst einmal eine gute Wärmedämmung: Die Fassade inklusive Fenster, aber auch der Dachaufbau und die Kellerdecke sollen möglichst wenig Wärme durchlassen. Dies erreicht man durch Verwendung von Dämmmaterialien, die eine niedrige Wärmeleitfähigkeit und eine genügend hohe Dicke haben sollen. Ebenfalls soll es möglichst wenig Wärmebrücken geben, über die Wärme an der Dämmung vorbei entweichen kann.
Lüftungsverluste
Hinzu kommen noch die Lüftungsverluste: Wir benötigen aus mehreren Gründen einen gewissen Luftaustausch (eine gewisse Belüftung), und die ausgetauschte Luft transportiert leider auch Wärme nach außen. Bei nicht wärmegedämmten Häusern ist dieser Effekt erheblich geringer als der der Wärmeleitung. Bei guter Wärmedämmung dagegen werden die Lüftungsverluste zwar nicht höher, aber relativ gesehen werden sie zu einem sehr wesentlichen Posten der Energiebilanz. Sie lassen sich aber auf einen Bruchteil des sonst unvermeidlichen Werts reduzieren, indem eine kontrollierte Belüftung mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung praktiziert wird – vorausgesetzt, das Gebäude ist genügend luftdicht, was zumindest bei neuen Häusern normalerweise der Fall ist.
Dieser Artikel geht nun nicht so weit, Details der Realisierung einer Wärmedämmung oder einer Lüftungsanlage zu diskutieren; siehe hierzu die entsprechenden Lexikon-Artikel. Es soll aber deutlich werden: Wenn hier nicht genug getan wird, entsteht ein hoher Wärmebedarf, und entsprechend schwieriger wird es dann, mit anderen Mitteln noch eine vernünftige Energiebilanz zu erzielen.
Die benötigte Vorlauftemperatur
Je nach Heizungsanlage kann es wichtig sein, welche Temperatur des Heizmediums nötig ist. Hier geht es meist um die Temperatur des in die Zentralheizungsanlage eingespeisten Wassers, die als Vorlauftemperatur bezeichnet wird. Wenn die Wärmequelle eine Wärmepumpe ist, arbeitet diese erheblich effizienter, wenn die Vorlauftemperatur niedrig ist – z. B. nur 30 bis 35 °C bei einer Fußbodenheizung statt 50 bis 65 °C bei einer Anlage mit Heizkörpern. Auch wenn eine Solaranlage zur Heizungsunterstützung verwendet wird, ist eine niedrige Vorlauftemperatur sehr vorteilhaft, weil sie eine größere Energieausbeute der Sonnenkollektoren erlaubt. (Der Wärmeverlust der Kollektoren ist umso niedriger, je weniger heiß sie sind.) Selbst eine Gasheizung arbeitet dann effizienter, zumindest wenn es sich um einen Brennwertkessel handelt.
Generell wird die benötigte Vorlauftemperatur tief, wenn man erstens einen geringen Wärmebedarf hat (so dass sich dessen Minimierung doppelt lohnt!) und zweitens ein Heizsystem mit Wärmeabgabe auf großen Flächen (Niedertemperaturheizung).
Die Heizungsanlage
Wenn der Wärmebedarf und das Temperaturniveau einmal feststehen, kommt es darauf an, diesen möglichst energieeffizient zu decken. Je nach Situation hat man unterschiedliche Optionen:
- Im leider seltenen Idealfall steht hierfür direkt nutzbare kostenlose Umweltwärme zur Verfügung (etwa aus Geothermie) oder auch eine Quelle von Abwärme mit ausreichend hoher Temperatur. Man braucht dann nur noch ein wenig Energie für Pumpen und eine Steuerung.
- Sonnenenergie fällt in Mitteleuropa im Winter zu wenig an, um direkt damit zu heizen. Man bräuchte einen saisonalen Wärmespeicher, und der lässt sich für einzelne Häuser nicht zu vertretbaren Kosten realisieren. Erst wenn ganze Siedlungen einen gemeinsamen großen Speicher betreiben (etwa einen Aquifer-Speicher in großer Tiefe), wird dieses Konzept sinnvoll; es wird beispielsweise selbst in Südschweden bereits mancherorts genutzt.
- Wenn immerhin Umweltwärme auf niedrigerem Temperaturniveau verfügbar ist (z. B. aus einer Erdwärmesonde), kann man eine Wärmepumpe nutzen, die zwar Antriebsenergie benötigt, aber meist deutlich weniger als z. B. Heizkessel.
- Nun gibt es aber Fälle, in denen praktisch nur ein Heizkessel in Frage kommt, beispielsweise wenn ein Altbau keine Fußbodenheizung hat und Erdwärmesonden am Standort nicht erlaubt sind; eine Luft/Wasser-Wärmepumpe würde dann gerade an kalten Wintertagen sehr ineffizient arbeiten. Also wird man hier eher eine Holzpelletheizung wählen oder auch einen Erdgas-Brennwertkessel.
- Im Prinzip lässt sich jeder Heizkessel auch durch einen kleine Anlage mit Kraft-Wärme-Kopplung ersetzen, die beispielsweise einen Gasmotor enthält. Allerdings sind solche Blockheizkraftwerke für Einfamilienhäuser kaum wirtschaftlich zu betreiben, sondern kommen eher für Mehrfamilienhäuser in Frage, auch für ganze Wohnblocks oder kleine Siedlungen. Die Idee, ein kleines Blockheizkraftwerk könne die Wärmedämmung ersetzen, da man ja "nur" Abwärme verwende, überzeugt bei näherer Betrachtung überhaupt nicht; siehe hierzu den Artikel "Kraft-Wärme-Kopplung – ein Ersatz für die energetische Sanierung?".
Er wird somit klar, dass man in den meisten Fällen einen fossilen Energieträger, einen erneuerbaren Brennstoff wie Holz oder elektrische Energie zum Heizen benötigt. In all diesen Fällen spielt die Menge eine Rolle – sowohl für die Kosten als auch für die ökologische Bilanz. Man beachte, dass selbst für "kostenlose" Wärme aus Geothermie (wenn man die Anlagenkosten ignoriert) eine sorgfältige Verwendung absolut angezeigt ist, um möglichst viele Häuser damit versorgen zu können und entsprechend mehr fossile Energieträger zu ersetzen. Also wird eine Minimierung des Wärmebedarfs des Gebäudes (siehe oben) praktisch nie unnötig sein.
Es sei noch angemerkt, dass nicht nur die Qualität des jeweiligen Wärmeerzeugers zählt, sondern auch dessen Betriebsweise, die von der Einstellung der Anlage abhängt. Einige Beispiele hierfür:
- Wenn eine Zentralheizung mit einer unnötig hohen Vorlauftemperatur betrieben wird, verschwendet man damit erhebliche Mengen von Primärenergie – besonders im Falle von Wärmepumpen. Leider kann der Heizungsbauer bei Inbetriebnahme der Anlage meist nicht genau wissen, welche Temperatur benötigt wird, und stellt meist eher eine zu hohe Temperatur ein, weil es sonst eher Reklamationen gibt. Eine optimale Einstellung erfordert die Beobachtung der Situation an unterschiedlich kalten Tagen, idealerweise durch einen sachkundigen Bewohner. Dies erfordert etwas Zeit, lohnt sich aber über die Jahre sehr.
- Bei Wärmepumpenheizungen kann es kontraproduktiv sein, Einzelraum-Thermostate zu verwenden, insbesondere wenn dadurch die Durchflussmenge in der Wärmepumpe zu stark absinken kann. Wiederum kann die optimale Einstellung einige Zeit benötigen, sich aber sehr lohnen.
- Insbesondere bei nicht gut gedämmten Häusern lohnt sich meist eine Nachtabsenkung. Allerdings gibt es auch Fälle, in denen davon abzuraten ist; der Lexikon-Artikel über Nachtabsenkung erklärt dies.
Man beachte, dass Heizungs-Umwälzpumpen oft einen erheblichen, aber weitgehend unnötigen Stromverbrauch verursachen. Der Austausch gegen eine richtig dimensionierte Hocheffizienzpumpe kann oft in kurzer Zeit amortisiert werden.
Das Verhalten der Bewohner
Die Raumtemperatur
Die Bewohner eines Gebäudes können zwar die Folgen einer schlechten Wärmedämmung oder einer schlechten Heizungsanlage nicht wettmachen, aber sie können durchaus die Energiebilanz durch ungünstiges Verhalten verschlechtern. Der wohl wichtigste Faktor ist die Raumtemperatur, die sie fordern. Jedes zusätzliche Grad erhöht die Temperaturdifferenz zwischen innen und außen und damit die Wärmeverluste. Dies macht naturgemäß mehr aus, wenn man eine große Wohnung in einem schlecht gedämmten Haus hat. Leider haben etliche Zeitgenossen das Gefühl, man müsse auch im Winter im T-Shirt herumlaufen können und brauche dann eben eine Raumtemperatur von 24 °C. Wer das Holz dafür selbst hacken müsste, käme wohl bald auf eine andere Lösung.
(Bem.: Ein Leser wies darauf hin, das alte Menschen eine höhere Raumtemperatur benötigen, um sich wohl zu fühlen, und nicht mehr Holz hacken können. Ihnen wird mit dem obigen Satz aber auch kein Vorwurf gemacht, soweit sie nicht im T-Shirt herumlaufen oder herumsitzen.)
Bei längerer Abwesenheit, z. B. in einem Urlaub, sollte die Raumtemperatur entsprechend abgesenkt werden. Im Idealfall erlaubt eine intelligente Heizungssteuerung, das Haus kurz vor der Rückkehr wieder aufzuheizen.
Ebenfalls kann erwogen werden, die Temperatur je nach den konkreten Verhältnissen in den Räumen unterschiedlich einzustellen. Die Absenkung der Temperatur z. B. in einem Schlafzimmer spart insgesamt Heizwärme, auch wenn dadurch die Wärmeverluste der angrenzenden Zimmer etwas größer werden. Bei allzu großen Temperaturunterschieden kann allerdings die Gefahr bestehen, dass die Außenwände der kältesten Räume feucht werden, da in sie Luft aus den wärmen Räumen eindringt – mit zwar geringerer relativer Luftfeuchtigkeit, aber höherer absoluter Luftfeuchtigkeit. Dies kann in nicht wärmegedämmten Häusern ein Problem sein.
Richtige Verwendung von Heizkörperthermostaten
Heute ist praktisch jedes Haus mit Heizkörper-Thermostaten ausgerüstet, aber leider verlieren diese oft ihre Wirksamkeit, weil die Bewohner diese nicht richtig einsetzen. Der Kernpunkt ist, dass man am Thermostaten die gewünschte Raumtemperatur einstellt, nicht die Heizleistung. Solange der Raum kälter als eingestellt (z. B. nach dem Stoßlüften) ist, wird der Thermostat die maximale Heizleistung wählen. Es ist also sinnlos, ihn dann voll aufzudrehen: Das hilft beim Aufheizen gar nicht, verhindert aber, dass die Heizleistung bei Erreichen der normalen Raumtemperatur wieder gedrosselt wird. Vergisst man dies dann von Hand zu erledigen, wird der Raum unnötig überheizt.
Besonders bei Wärmepumpenheizungen und Brennwertkesseln empfiehlt es sich außerdem, möglichst alle Heizkörper eines beheizten Raums zu verwenden, d. h. die Heizleistung gleichmäßig auf mehrere (mit gleich eingestellten Thermostaten) zu verteilen. Dies führt nämlich zu einer niedrigeren Rücklauftemperatur.
Übrigens kann die Rücklauftemperatur auch stark ansteigen, wenn sich Luft in den Heizkörpern befindet. Das merkt man daran, dass es gluckert. Dann sollte man die Heizkörper entlüften, was mit einem kleinen Entlüftungsschlüssel und einem Becher sehr schnell zu bewerkstelligen ist.
Richtiges Lüften
Ein wichtiger Punkt ist das richtige Lüften. Am besten geht dies natürlich mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung: Damit hat man immer frische Luft im Haus, ohne dass hierdurch erhebliche Wärmeverluste entstehen. Wenn man keine solche Anlage hat, muss man notgedrungen durch die Fenster lüften. Ein gewisser Energieverlust ist hierbei unvermeidbar: Die hinaus geschickte Luft nimmt wertvolle Wärme mit, die der kalten Frischluft im Haus dann wieder zugeführt werden muss. Es geht aber durchaus noch schlimmer: Wenn man längere Zeit ein Fenster offen lässt (auch gekippt), wird viel Frischluft im Haus erwärmt und geht gleich wieder verloren. Also ist es am besten, schnell zu lüften: mit weit geöffneten Fenstern die Luft schnell austauschen und die Fenster dann nach wenigen Minuten wieder schließen. Mit diesem Stoßlüften fügt man den unvermeidlichen Lüftungsverlusten nicht noch unnötige Verluste hinzu.
Idealerweise würde man die Heizkörper im Raum einige Zeit vor dem Lüften abstellen, um noch weniger Wärme zu verlieren. Allerdings macht das beim Stoßlüften keinen allzu großen Unterschied mehr.
Es versteht sich von selbst, dass es nicht sinnvoll ist, die Luft im Haus unnötig zu verpesten (etwa mit Rauchen) und damit den Lüftungsbedarf massiv zu erhöhen.
Gratis-Wärme nutzen!
Oft wird übersehen, dass es wichtig ist, Gratis-Wärme hereinzulassen. Im Winter kann es passieren, dass die tief stehende Sonne beispielsweise bei der Schreibtischarbeit blendet. Wenn nun aber ein außen liegender Sonnenschutz verwendet wird, um dieses Problem zu lösen, verschenkt man erhebliche Mengen von Gratis-Heizwärme. Die Verschattung etlicher Quadratmeter Fensterfläche kann einen bei voller Sonneneinstrahlung mehrere Kilowatt kosten, also viele Kilowattstunden pro Tag (d. h. leicht etliche Prozent des gesamten Heizwärmebedarfs der Wohnung). Somit vergeudet der Sonnenschutz weit mehr Energie als die Geräte oder die abendliche Beleuchtung.
Eine Lösung kann sein, den Schreibtisch günstiger aufzustellen. Wenn dies nicht möglich ist, führt ein innen liegender Sonnenschutz zu einer viel besseren Lösung, besonders mit dunklen (nicht reflektierenden) Jalousien: Die Sonnenstrahlung wird dann dort absorbiert, und die entstehende Wärme bleibt im Raum. Aus demselben Grund möchte man im heißen Sommer lieber einen außen liegenden Sonnenschutz. Also sollte man oft beides haben.
Wenn Sie ein Vollbad genommen haben, steht danach eine Menge noch warmen Wassers in den Badewanne. Wenn Sie dieses nun einfach ablaufen lassen, ist die ganze Wärme verloren. Die einfache Lösung ist, es erst in der Wanne abkühlen zu lassen. So können Sie etliche Kilowattstunden Wärme im Haus behalten und damit einen guten Teil der Energie, die für die Erwärmung des Wassers benötigt wurde, für die Heizung nutzen. Ebenfalls trägt dies zur Luftbefeuchtung bei, was im Winter oft willkommen ist.
Siehe auch den Artikel "Energiesparen im Haushalt". Übrigens haben wir nützliche Ratgeber-Artikel auch zu diversen anderen Themen im Energiebereich.
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