Sind Energiesparlampen und Leuchtstofflampen gesundheitsschädlich?
Autor: Dr. Rüdiger Paschotta
Es werden immer wieder Befürchtungen geäußert, die Verwendung von Energiesparlampen und anderen Leuchtstofflampen könne für die Benutzer gesundheitsschädlich oder auch für die Umwelt schädlich sein. In manchen Kreisen wird dies sogar explizit behauptet. Hier wird auf diverse Befürchtungen detailliert eingegangen.
Unter Energiesparlampen werden im Folgenden stets Kompaktleuchtstofflampen mit integriertem Vorschaltgerät verstanden, also nicht andere ebenfalls energiesparende Lampen z. B. auf Basis von Leuchtdioden (LEDs).
Die Gefahr des Quecksilbers
Energiesparlampen enthalten geringe Mengen von Quecksilber. In der EU sind seit 2012 noch 3,5 mg (Milligramm) Quecksilber pro Lampe zulässig; davor waren es 5 mg. Größere Leuchtstofflampen dürfen bis zu 10 mg enthalten, und bei Halogen-Metalldampflampen kann es je nach Leistungsklasse noch einiges mehr sein. Zum Vergleich enthielten die (inzwischen verbotenen) Quecksilberthermometer z. T. weit über 1000 mg.
Der Artikel [1] zeigt detailliert, dass von den Quecksilbermengen in Energiesparlampen und anderen Leuchtstofflampen keine nennenswerte Gesundheitsgefahr ausgeht. Selbst wenn eine Lampe in einem Wohnraum zerbrochen wird und das Quecksilber dabei austritt, ist eine akute oder chronische Quecksilbervergiftung nicht zu erwarten, da nur ein winziger Teil des Quecksilbers vom Körper aufgenommen wird. (Eine im Betrieb zerbrochene Lampe setzt zwar deutlich mehr Quecksilber als Gas frei, jedoch wird davon normalerweise höchstens ein winziger Teil eingeatmet, da sich das Quecksilber über zehntausende von Litern Luft verteilt.) Zur Gesamtbelastung mit Quecksilber tragen solche Unfälle nicht wesentlich bei; sie wird hauptsächlich über die Nahrung (v. a. Fisch) und über Amalgamfüllungen für Zähne verursacht.
Aus Gründen der Vorsorge sollte freilich jede unnötige Belastung des Körpers oder der Umwelt mit Quecksilber – auch wenn sie nicht konkret gefährlich ist – vermieden werden. Deswegen wird empfohlen, nach dem Bruch einer Lampe erst einmal das Zimmer gründlich zu lüften und es erst danach wieder zu betreten, um die Lampenreste sorgfältig zu entfernen. Außerdem ist es vorgeschrieben, die Lampen nach Gebrauch ordnungsgemäß zu entsorgen und nicht etwa in den Hausmüll zu geben – obwohl andere Quellen weit mehr zur Belastung des Mülls mit Quecksilber beitragen.
Leider werden viele Lampen nach Gebrauch nicht ordnungsgemäß entsorgt, sondern gelangen in den Hausmüll. Dies führt allerdings keineswegs zu dramatischen Belastungen. Kürzlich hat eine Untersuchung in der Schweiz ergeben, dass die vollständige Entsorgung aller Energiesparlampen auf diesem Wege in der Schweiz langfristig zur Erhöhung der Quecksilberbelastung der gesamten Siedlungsabfälle nur um rund 1 % führen würde. Dies bestätigt das Resultat einer älteren Untersuchung aus Österreich.
Die weltweit größten Quecksilber-Belastungen entstehen übrigens durch Kohlekraftwerke, während Lampen aller Art nur marginal dazu beitragen. Da Energiesparlampen den Stromverbrauch (gegenüber Glühlampen) reduzieren und dadurch in der EU mehrere große Kohlekraftwerksblöcke vermeiden helfen, tragen sie sogar bei weitgehend unsachgemäßer Entsorgung zu einer Reduktion der Quecksilberbelastung der Umwelt bei.
Die Gewinnung von Quecksilber ist ebenfalls mit Umweltbelastungen und teilweise auch mit der Gefährdung von Arbeitern und Anwohnern verbunden. Jedoch wird nur ein sehr kleiner Teil der weltweiten Quecksilberproduktion für Lampen verwendet, so dass die Lampen auch nur einen entsprechend kleinen Einfluss hierauf haben.
Die genannten Sachverhalte hindern gewisse Kreise nicht daran, Behauptungen über angeblich extreme Gesundheitsgefahren durch das Quecksilber in den Lampen in Umlauf zu setzen [2], ohne diese aber vernünftig belegen zu können.
Das Lichtspektrum der Lampen
Spektrum des sichtbaren Lichts
Weißes Licht ist ein Gemisch von Licht verschiedener Farben – von rot über orange, gelb und grün bis zu blau und violett. Beim Sonnenlicht und auch bei Glühlampen sind alle Farben ziemlich gleichmäßig vertreten – das Spektrum ist kontinuierlich. Bei Energiesparlampen und anderen Leuchtstofflampen dagegen ist das Lichtspektrum mehr oder weniger deutlich strukturiert, d. h. manche Farbanteile sind stärker vertreten, andere dagegen schwächer. Außerdem kann die Farbtemperatur, die eine grobe Gesamtaussage über die Art des Spektrums (genauer: die relative Stärke von roten und blauen Anteilen) erlaubt, je nach verwendetem Leuchtstoff unterschiedlich sein: Warmtonlampen haben eine ähnliche Farbtemperatur wie Glühlampen (z. B. 2700 K), während Kalttonlampen ("neutralweiß") mit 5000 K oder mehr eher dem Sonnenlicht zur Mittagszeit ähneln.
Die unterschiedlichen Lichtspektren geben immer wieder Anlass zur Befürchtungen über gesundheitliche Beeinträchtigungen, die sich jedoch bei genauerer Analyse als unbegründet erweisen, z. T. einfach auf Missverständnissen beruhen:
- Die Farbtemperatur, insbesondere der bei hoher Farbtemperatur stärkere Gehalt von blauem Licht, hat zunächst durchaus eine gesundheitliche Relevanz: Der Blauanteil unterdrückt im menschlichen Körper die Bildung von Melatonin und trägt dadurch zur Wachheit bzw. Verminderung von Müdigkeit bei – ähnlich wie es das Sonnenlicht tut. Dieser Effekt von Kalttonlampen ist im Büro erwünscht, kann jedoch bei Verwendung in einem Wohnzimmer am Abend das spätere Einschlafen beeinträchtigen. Ein gesundheitliches Problem – verstärkte Ermüdung am Arbeitsplatz oder gestörtes Einschlafen – entsteht aber eben durch die falsche Wahl der Farbtemperatur, und nicht etwa dadurch, dass das Licht bestimmter Lampen an sich gesundheitsschädlich wäre. Energiesparlampen und andere Leuchtstofflampen bieten sogar den Vorteil, dass sie mit sehr unterschiedlichen Farbtemperaturen erhältlich sind und somit gut der jeweiligen Anwendung angepasst werden können. Bei Glühlampen dagegen lässt sich nur die ohnehin schon geringe Farbtemperatur durch Dimmen noch weiter absenken, wobei auch die Lichtausbeute und Energieeffizienz noch schlechter werden.
- Da das Auge im Wesentlichen nur drei unterschiedliche Arten von Sensoren für verschiedene Farben enthält, kann es das Lichtspektrum nicht detailliert analysieren; das Gehirn "erfährt" nur, wie stark die einzelnen Sensoren angeregt wurden, aber nicht genau durch welche Farbanteile des Lichts. Deswegen ist es praktisch nicht möglich, mit dem Auge den Farbeindruck von Weißlichtquellen mit sehr unterschiedlichem Spektrum zu unterscheiden, solange diese eine ähnliche Farbtemperatur aufweisen. Beispielsweise sieht eine weiße Wand praktisch genau gleich aus, wenn sie entweder mit einer Warmton-Leuchtstofflampe oder einer Glühlampe beleuchtet wird; dagegen erscheint das Licht "kälter", wenn eine Lampe mit höherer Farbtemperatur (eine Kalttonlampe) gewählt wird. Trotz der hohen Ähnlichkeit der direkten Eindrücke von Glühlampen und Warmton-Leuchtstoffröhren können die Farbeindrücke von farbigen Gegenständen, die damit beleuchtet werden, etwas unterschiedlich sein. Dieser Aspekt ist relevant z. B. für ein Künstleratelier, hat aber keine gesundheitliche Bedeutung.
Es gibt diverse Spekulationen, dass das strukturierte Spektrum von Leuchtstofflampen auf andere Weisen gesundheitsschädlich sein könnte. Jedoch liegen konkret begründete oder durch Beobachtungen nachvollziehbar belegte Wirkungen solcher Art nicht vor. Dies hindert gewisse esoterische Kreise nicht daran, die Gesundheitsschädlichkeit des Lichts dieser Lampen zu behaupten. Es gibt aber keinen vernünftigen Grund, solchen Spekulationen zu glauben, auch wenn sie naturgemäß nicht widerlegbar sind.
Makuladegeneration durch blaues Licht
Die Makuladegeneration ist eine Erkrankung der Netzhaut, die eine allmähliche Erblindung verursachen kann, wobei vor allem der zentrale Bereich des Gesichtsfelds betroffen ist, in dem sonst das schärfste Sehen möglich ist. Diese Erkrankung tritt fast nur nach dem 50. Lebensjahr auf und wird durch diverse Risikofaktoren wie Rauchen, hohen Blutdruck und vermutlich auch genetische Faktoren gefördert. Es kann sein, dass auch eine übermäßige Belastung des Auges mit blauem Licht eine Makuladegeneration begünstigt – eventuell verstärkt bei Patienten mit einer künstlichen Augenlinse, die UV-Licht weniger absorbiert als die natürliche Linse.
Hier liegt nun die Verbindung zu Energiesparlampen: Manche von diesen, nämlich die Kalttonlampen, erzeugen verglichen mit Glühlampen einen höheren Anteil blauen Lichts, während Warmtonlampen eher sogar weniger blaues Licht als Glühlampen aussenden. Im Vergleich mit dem Sonnenlicht ist der Blauanteil bei Kalttonlampen relativ gesehen zur gesamten Lichtintensität grob vergleichbar, während die gesamte Beleuchtungsstärke, also auch die absolute Menge blauen Lichts, in der Regel sehr viel geringer ist. Sollte also blaues Licht tatsächlich eine Makuladegeneration fördern, so wäre Sonnenlicht bei Weitem am gefährlichsten, viel weniger das Licht von Energiesparlampen oder Leuchtstoffröhren. Man müsste dann insbesondere den Aufenthalt im Freien bei strahlend blauem Himmel meiden. Die meisten Warmtonlampen (die in Wohnungen bevorzugt eingesetzt werden) wären sogar weniger bedenklich als Glühlampen.
Rein theoretisch wäre es denkbar, dass das blaue Licht mit ganz bestimmten Wellenlängen, wie sie bei Leuchtstofflampen verstärkt vorkommen, wesentlich bedenklicher wäre als blaues Licht mit etwas anderen Wellenlängen. Hierfür gibt es jedoch keine konkreten Anhaltspunkte; im Gegenteil ist die Wellenlängenabhängigkeit für diverse Schädigungsmechanismen gut bekannt und passt nicht zu den genannten Befürchtungen. Deswegen muss davon ausgegangen werden, dass Sonnenlicht am ehesten bedenklich ist – weitaus mehr als jedes Kunstlicht für Beleuchtungszwecke, da die Beleuchtungsstärke beim Sonnenlicht meist weitaus höher ist als die von künstlicher Beleuchtung. Bei den künstlichen Lichtquellen wären im Übrigen noch am ehesten diejenigen bedenklich, die häufiger zu unangenehmen Blendwirkungen führen – insbesondere Halogenstrahler und manche anderen Halogenlampen, in die man direkt blicken kann. Generell sollte man vermeiden, aus nächster Nähe in unangenehm grelle Leuchten zu blicken.
Winterdepression
Bekanntlich tritt in nördlichen Ländern, in denen im Winter deutlich weniger Sonnenlicht verfügbar ist, häufiger eine Winterdepression auf. Hier scheint insbesondere ein Mangel an blauem Licht schädlich zu sein, weswegen zur Therapie zunehmend helle Lampen mit starkem Anteil blauen Lichts eingesetzt werden. Geeignet sind hier Kaltlichtlampen in Form von Leuchtstoffröhren oder Kompaktleuchtstofflampen, ebenfalls gewisse LED-Lampen. Bei vielen Patienten scheint diese Therapie gute Erfolge zu bringen und Medikamente überflüssig zu machen. Dies zeigt, dass ein erhöhter Blauanteil des Lichts durchaus auch gesundheitlich günstig sein kann. In diesem Fall wären Kaltlicht-Leuchtstofflampen sogar für die Gesundheit vorteilhaft – besser als Warmton-Leuchtstofflampen und auch besser als Glühlampen.
Ultraviolettes Licht
In Leuchtstoffröhren (auch Energiesparlampen) wird zunächst vom elektrisch angeregten Quecksilberdampf intensives ultraviolettes Licht (UV-Licht) erzeugt. Dieses wird vom Leuchtstoff auf der Innenseite der Röhre dann weitgehend in sichtbares Licht umgewandelt. Von dem UV-Licht, das der Leuchtstoff nicht absorbiert, wird der größte Teil im Glasrohr absorbiert, so dass nur sehr wenig UV-Licht die Röhre verlässt.
Nun kann UV-Licht im Prinzip für Haut und Augen schädlich sein, aber wiederum kann dies nur unter Berücksichtigung der Mengen beurteilt werden. Im Vergleich zum Sonnenlicht ist die UV-Intensität weitaus geringer, weswegen beispielsweise ein Sonnenbrand selbst bei sehr langem Aufenthalt direkt neben einer Leuchtstofflampe unmöglich ist. (Auszunehmen sind spezielle UV-produzierende Röhren, wie sie z. B. in Solarien eingesetzt werden – diese emittieren weitaus mehr UV-Licht und können durchaus schädliche Wirkungen haben.) Für die Belastung des Auges ist zwar zu berücksichtigen, dass sich die Pupillen bei künstlicher Beleuchtung, die meist viel schwächer ist als das volle Sonnenlicht, weiter öffnen. Jedoch ist die Menge von UV-Licht relativ zu der des sichtbaren Lichts so gering, dass trotzdem keinerlei Schädigung zu erwarten ist.
Bei gewissen anderen Lampen, insbesondere bei Halogenlampen und Halogen-Metalldampflampen ohne UV-absorbierendes Schutzglas, können die UV-Anteile wesentlich stärker sein, so dass unter ungünstigen Bedingungen eine Schädigung von Haut und Augen möglich ist. Deswegen sollten dafür immer UV-Schutzgläser verwendet werden.
Die meisten Menschen erhalten die allergrößte Dosis an UV-Licht durch das Sonnenlicht und nur sehr wenig durch Kunstlicht. Die Vorsorge gegen UV-Schäden muss deswegen beim Sonnenlicht ansetzen. Insbesondere sollten die Augen durch Sonnenbrillen geschützt werden. Wer seinen Augen durch Verzicht auf eine Sonnenbrille unangenehm helles Sonnenlicht zumutet, setzt sich einer weitaus höheren Gefahr der Augenschädigung auf als durch künstliche Beleuchtung.
Flimmern
Unter dem "Flimmern" einer Lichtquelle versteht man üblicherweise einen Sinneseindruck, der durch schnelle Schwankungen der Lichtintensität entsteht. Wenn solche Schwankungen dagegen sehr schnell sind (z. B. 100 mal pro Sekunde), sind sie im Allgemeinen nicht wahrnehmbar. Trotzdem werden sie gelegentlich als (ein dann eben unsichtbares) Flimmern bezeichnet. Diesbezüglich gibt es Unterschiede zwischen verschiedenen Lichtquellen:
- Sonnenlicht flimmert nicht, und das Licht von Glühlampen fast gar nicht. Wenn allerdings Sonnenlicht z. B. durch im Wind bewegte Blätter zum Auge gelangt, kann dies ein starkes Flimmern verursachen. Dies kann freilich kaum schädlich sein.
- Bei den großen Leuchtstofflampen, die mit einem konventionellen (nicht elektronischen) Vorschaltgerät betrieben werden, gibt es dagegen meistens ausgeprägte Helligkeitsschwankungen mit 100 Hz (d. h. mit 100 Maxima und Minima pro Sekunde), die allerdings gewöhnlich nicht sichtbar sind. Bei defekten Lampen oder kurz vor Ende der Lebensdauer kann dagegen ein deutlich wahrnehmbares Flimmern mit geringeren Frequenzen entstehen. Letzteres kann lästig sein, auf Dauer womöglich auch gesundheitsschädlich (z. B. nervös machend), und ist ein vernünftiger Anlass für das Auswechseln der Lampe, selbst wenn sie noch leuchtet.
- Energiesparlampen und zunehmend auch größere Leuchtstofflampen enthalten ein elektronisches Vorschaltgerät, welches den Lampenstrom mit einer hohen Frequenz (z. B. 40 kHz, also 40 000 mal pro Sekunde) oszillieren lässt. Die dadurch entstehenden sehr schnellen Helligkeitsschwankungen sind erstens gering, weil die Leuchtstoffe eine gewisse Nachleuchtdauer haben, und zweitens viel zu schnell, um wahrgenommen zu werden. Zusätzlich tritt häufig eine deutliche 100-Hz-Komponente auf (wenn der Glättungskondensator knapp ausgelegt ist), allerdings schwächer als bei Lampen mit konventionellem Vorschaltgerät. Ein sichtbares Flimmern entsteht erst durch Defekte bzw. ganz am Ende der Lebensdauer.
Prinzipiell denkbar ist es zwar, dass auch schnelle, gar nicht wahrnehmbare Helligkeitsschwankungen (z. B. mit 100 Hz) irgendwelche gesundheitlichen Auswirkungen haben – negative oder auch positive. Ein vernünftiger Beleg hierfür ist mir allerdings nicht bekannt, obwohl es im Internet eine Flut von offenkundig pseudowissenschaftlich basierten Behauptungen über eine Schädlichkeit gibt. Es ist zu vermuten, dass ein wissenschaftlich nachvollziehbarer Beleg hierfür nicht existiert, weil sich dies sonst längst herumgesprochen haben müsste. (Selbstverständlich würde ich einen solchen Beleg, wenn er mir etwa von einem Leser geschickt würde, umgehend berücksichtigen, auch in diesem Artikel.)
Übrigens treten starke niederfrequente Helligkeitsschwankungen auch auf, z. B. wenn die Sonne durch Blätter scheint, die sich im Wind bewegen. Dies sollte aber normalerweise kein Risiko bedeuten.
Es scheint jedenfalls keinerlei vernünftigen Grund zu geben, Gesundheitsgefahren durch die tatsächlich messbaren Helligkeitsschwankungen mancher Lampen zu vermuten.
Elektrosmog
Die elektronischen Vorschaltgeräte von Energiesparlampen und manchen großen Leuchtstofflampen lösen manche Sorgen über Elektrosmog aus, weil sie relativ hochfrequente elektromagnetische Wellen aussenden. Diese Wellen (oder Felder) sind in der Tat leicht messbar, zumindest in der Nähe solcher Lampe – ganz ähnlich wie bei vielen anderen elektrischen Geräten.
Behauptungen über mögliche gesundheitliche Wirkungen dieses "Elektrosmogs" sind trotz jahrelanger intensiver Bemühungen bis heute unbelegt. Zwar wurden vielfältige Gesundheitsstörungen berichtet und dann auf elektromagnetische Wellen zurückgeführt (übrigens viel häufiger auf Mobilfunk und Stromleitungen als für Lampen), jedoch ist der Zusammenhang zwischen Störungen einerseits und den elektromagnetischen Wellen andererseits unbelegt. Diverse Studien, die das Gegenteil behaupten, kranken an extremen methodischen Fehlern. Es kam sogar schon vor, dass eine erhebliche Häufung von Krebsfällen in der Umgebung einer Mobilfunkantenne gefunden wurde, sich dann aber ergab, dass diese Antenne überhaupt nicht existierte [3]. Auch eine Reihe anderer Studien zum Mobilfunk ergab keine belastbaren Resultate [4]. Zum "Elektrosmog" von Lampen gibt es noch weniger Daten, so dass keinerlei vernünftiger Grund für entsprechende Befürchtungen besteht.
Es ist zwar so, dass Energiesparlampen anders als Glühlampen den schwedischen TCO-Elektrosmoggrenzwert für Computerbildschirme (der für Lampen nicht gilt) überschreiten können. Allerdings ist zu beachten, dass der strenge TCO-Grenzwert keineswegs auf Daten über Gesundheitswirkungen basiert. Vielmehr orientiert er sich als reiner Vorsorgewert an dem, was technisch für Bildschirme (die leicht abgeschirmt werden können und in nächster Nähe zum Benutzer betrieben werden) gut realisierbar ist. Deswegen sind selbst deutliche Überschreitungen dieses Grenzwerts keineswegs ein Indiz für gesundheitliche Schädlichkeit, auch wenn manche Kreise dies suggerieren.
Sollte sich doch jemals der "Elektrosmog" von Energiesparlampen als schädlich erweisen, würde dies für eine Vielzahl anderer Geräte auch gelten, und einschneidende Änderungen im Elektrobereich würden notwendig.
Übrigens gibt es bei Elektrosmog zwar keine nachgewiesene Gesundheitsgefährdung, aber es gibt nachweislich einen "Nocebo-Effekt": Manche Probanden entwickeln entsprechende Symptome einer Schädigung (auch objektiv messbare), wenn sie glauben, dem Elektrosmog ausgesetzt zu sein – allerdings auch wenn dies gar nicht der Fall ist [10].
Ausgasende gesundheitsschädliche Substanzen
Ein vom NDR beauftragtes Institut hat in 2011 festgestellt, dass zumindest manche Energiesparlampen im Betrieb flüchtige organische Verbindungen wie Phenol und Styrol ausgasen [5]. Nennenswerte Konzentrationen ergaben sich jedoch nur in einer Testkammer mit einem sehr kleinen Volumen von 22,5 Litern. In einem Wohnraum verteilen sich diese Stoffe auf ein grob geschätzt 1000 mal höheres Volumen, so dass die entstehenden Schadstoffkonzentrationen vernachlässigbar sind gegenüber denen aus anderen Quellen. Obwohl die Messungen anscheinend korrekt waren, wurden die Resultate im Fernsehen völlig falsch interpretiert. Das Umweltbundesamt hat diese Dinge richtig gestellt und kam zum Schluss, dass ein Gesundheitsrisiko nicht besteht [6]. Die Stiftung Warentest hat dies ebenfalls bestätigt.
Es wurde allerdings berichtet, dass einzelne Fabrikate störend stinken, also offenbar nennenswerte Mengen irgendwelcher Stoffe ausdünsten. Dies ist schon wegen der entstehenden Geruchsbelästigung inakzeptabel, weswegen solche Lampen dem Handel zurückgegeben werden sollten.
Fazit
Obwohl eine Vielzahl möglicher gesundheitsschädlicher Wirkungen von Energiesparlampen und Leuchtstoffröhren behauptet wurde, findet sich hierfür keine vernünftige Grundlage. Naturgemäß lässt sich niemals beweisen, dass nicht doch irgendeine – womöglich heute noch gar nicht bekannte – Gesundheitsgefahr besteht. Jedoch kann dies kein vernünftiger Grund dafür sein, diese Lampen zu meiden, da sonst auch eine enorme Zahl anderer "nicht natürlicher" und auch "natürlicher" Dinge vermieden werden müsste. Beispielsweise könnte man auch kaum fordern, dass nur solche Nahrungsmittel in den Handeln gelangen dürfen, der Unschädlichkeit für jeden Menschen unter allen Umständen bewiesen ist; wir würden sonst verhungern.
Für die Lampen kommt dazu, dass konkrete Vorteile für die Umwelt und damit auch für unsere Gesundheit zweifellos belegt sind: Durch den reduzierten Stromverbrauch gegenüber Glühlampen reduzieren diese Lampen insbesondere den Betrieb von Kohlekraftwerken, wodurch große Mengen von Schadstoffen, die sonst in die Umwelt gelangen, vermieden werden – darunter auch Quecksilber, diverse andere Schwermetalle und radioaktive Substanzen. Deswegen erweist man der Bevölkerung einen Bärendienst, wenn man Ängste über angebliche Gesundheitsgefahren durch die Lampen schürt und damit ganz reale andere Gefahren vergrößert. Man bedenke, dass z. B. in Europa jedes Jahr viele tausend Menschen vorzeitig an der Luftverschmutzung durch Kohlekraftwerke sterben. Dass dies fast alle Umweltschützer auch so sehen und deswegen den Ersatz der Glühlampen durch energiesparendere Lampen unterstützen, ist nicht die Folge einer weltweiten Verschwörung, sondern von Einsicht in die Tatsachen.
Ich betone nochmals, dass ich jeden vernünftigen Hinweis auf mögliche Gesundheitsgefahren aufnehmen und ggf. meine Einschätzung korrigieren werde. Als Wissenschaftler (und übrigens von den Lampenherstellern völlig unabhängiger Fachmann) behalte ich mir jedoch vor, die Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft von Daten und Argumenten selbst zu beurteilen, anstatt dies gewissen Anhängern esoterischer Glaubenssysteme zu überlassen.
Übrigens haben wir nützliche Ratgeber-Artikel auch zu diversen anderen Themen im Energiebereich.
Literatur
Siehe auch: Energiesparlampe, Leuchtstofflampe, Beleuchtung
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