Fensterlüftung
Definition: das Lüften von Räumen durch Öffnen von Fenstern
Allgemeiner Begriff: Belüftung von Gebäuden
Spezifischere Begriffe: Stoßlüftung, Querlüftung
Englisch: window ventilation
Autor: Dr. Rüdiger Paschotta
Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen
Ursprüngliche Erstellung: 30.07.2014; letzte Änderung: 20.08.2023
Das Öffnen von Fenstern stellt in vielen Gebäuden die einzige Möglichkeit zur Belüftung des Gebäudes dar. Hierbei treten an kalten Tagen unvermeidbar Wärmeverluste auf: Erwärmte Luft gelangt nach außen, und die eintretende kalte Frischluft muss von der Heizungsanlage wieder erwärmt werden. Diese Verluste fallen vor allem dann stark ins Gewicht, wenn z. B. mit nur gekippten Fenstern über lange Zeit gelüftet wird. Dies führt nicht nur u. U. zu einem unnötig hohen Luftaustausch, sondern ist auch deswegen ungünstig, weil viel Frischluft, die gerade eben erwärmt wurde, den Raum gleich wieder verlässt. Viel günstiger ist es, Stoßlüftung zu praktizieren: Man öffnet mehrere Fenster für nur einige Minuten voll, so dass die Luft des Raumes weitgehend ausgetauscht wird. Optimal funktioniert dieses, wenn bei gegenüberliegenden Fenstern ein Zugeffekt entsteht; dies bezeichnet man als Querlüften.
Grundsätzliche Probleme der Fensterlüftung
Die Fensterlüftung ist zwar im Prinzip einfach und erfordert keinerlei zusätzliche Technik, funktioniert in der Praxis jedoch häufig schlecht:
- Hohe Wärmeverluste treten auf, wenn auf ungünstige Weise (siehe oben) gelüftet wird.
- Selbst bei optimalem Lüftungsverhalten tragen die Lüftungsverluste erheblich zum Energieverbrauch durch das Heizen bei.
- Häufig wird nicht ausreichend gelüftet, wenn die Bewohner die Notwendigkeit dazu nicht rechtzeitig erkennen, durch andere Dinge abgelenkt sind oder auch einfach schlafen. Manchmal wird auch zu wenig gelüftet, weil man auch so schon friert. Dann kann für die Bewohner eine mangelhafte Luftqualität entstehen, und u. U. wird die Luftfeuchtigkeit zu stark ansteigen, was die Gefahr der Bildung von Schimmel und Bauschäden erhöht. Gerade stark besetzte Räume z. B. in Schulen müsste man mit Fenstern wesentlich öfter lüften, als es praktikabel ist.
- Geöffnete Fenster führen dazu, dass Lärm von außen eindringen kann, ebenfalls Insekten und andere Kleintiere.
- Gekippte Fenster können eine schwere Gefahr für Haustiere (insbesondere Katzen) darstellen, die dort tödlich verunglücken können.
- Im Erdgeschoss kann auch die Gefahr von Einbrüchen erhöht sein.
Die genannten energetischen Nachteile sind bei der Dauerlüftung über gekippte Fenster (und ganz ähnlich über passive Lüftungsöffnungen) am stärksten – viel mehr als bei der Stoßlüftung (also immer starken, aber kurzzeitigen Belüftung). Der vergrößerte Energieverlust durch Dauerlüftung liegt im Kern daran, dass häufig gewisse Mengen Frischluft im Raum aufgewärmt werden und dann bald schon wieder entweichen, schon lange bevor die Luft "verbraucht" ist.
Es gibt Fensterbeschläge, die zum Lüften so eingestellt werden können, dass rundherum ein Spalt von einigen Millimetern Breite entsteht ("Parallelabstellung"), durch den Luft nach innen oder außen gelangen kann. Sie wirken im Endeffekt sehr ähnlich wie gekippte Fenster, außer dass die Einbruchsgefahr sowie die Gefahr für Haustiere stark reduziert oder gar eliminiert sein kann. Die von Herstellern geäußerte Behauptung, damit lasse sich besonders energieeffizient lüften, etwa wegen einer gleichmäßigeren oder langsameren Luftströmung, ist aber haltlos. Das Problem des unkontrollierten Ein- und Austretens von Luft und damit der Aufheizung von bald wieder verlorener Frischluft lässt sich so nicht lösen.
Die Artikel über die Belüftung von Gebäuden und über Schimmel in Wohnräumen enthalten weitere Details.
Alternative: Lüften mit einer Lüftungsanlage
Um die genannten Probleme zu vermeiden, kann die kontrollierte Lüftung mithilfe einer Lüftungsanlage eingesetzt werden. Auf diese Weise kann der notwendige Luftaustausch auch ohne gezieltes Mitwirken der Bewohner zu allen Zeiten gewährleistet werden. Unter Umständen kann die Luftwechselrate auch automatisch dem Bedarf angepasst werden, beispielsweise durch Überwachung der CO2-Konzentration in der Abluft. Wärmeverluste können durch die Wärmerückgewinnung in einem Wärmeübertrager minimiert werden. Die vermiedenen Wärmeverluste rechtfertigen auch einen gewissen Verbrauch an elektrischer Energie für den Betrieb der Anlage.
Gerade für stark besetzte Räume z. B. in Schulen oder großen Büros gibt es kaum eine praktikabel Alternative zu einer Lüftungsanlage, wenn eine vertretbare Luftqualität beständig aufrechterhalten werden soll, da die Probleme der Fensterlüftung kaum zu lösen sind.
Siehe auch: Fenster, Belüftung von Gebäuden
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