Flugbenzin
Definition: Benzin für die Verwendung in Ottomotoren von Kleinflugzeugen
Allgemeiner Begriff: Benzin
Englisch: aviation petrol
Autor: Dr. Rüdiger Paschotta
Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen
Ursprüngliche Erstellung: 25.01.2013; letzte Änderung: 20.08.2023
Flugbenzin ist Benzin, welches für Kleinflugzeuge mit Ottomotoren eingesetzt wird. Der Ausdruck wird zwar manchmal umgangssprachlich auch für Kerosin verwendet, welches für Flugzeuge mit Turbinenantrieb (Strahlturbinen oder Turbo-Prop) geeignet ist, aber Kerosin sollte klar von Benzin unterschieden werden.
Anforderungen an Flugbenzin
Die Anforderungen an Flugbenzin unterscheiden sich in diversen Details von denen an Benzin für Autos:
- Da die Umweltgesetzgebung für Flugzeugmotoren sehr viel weniger streng ist als für Kraftfahrzeugmotoren, gibt es noch viele alte Flugzeugmotoren, die verbleites Benzin benötigen. Der freilich sehr umweltschädliche Zusatz von Bleitetraethyl erhöht nicht nur die Klopffestigkeit, sondern bildet auch eine Schutzschicht auf Ventilen und Ventilsitzen, die bei alten Motoren für die Vermeidung von übermäßigem Verschleiß nötig sein kann.
- Ebenfalls vertragen die Kraftstoffleitungen alter Motoren keine wesentlichen Ethanolbeimischungen.
- Bei Flügen in großer Höhe (mehreren Kilometern) kann das Benzin sehr tiefen Temperaturen ausgesetzt sein. Dies kann z. B. bei einem zu hohen Ethanolanteil zu Triebwerksausfällen führen, weil Ethanol zu einer stärkeren Aufnahme von Wasser in das Benzin führt, dieses Wasser bei tiefen Temperaturen dann aber ausgeschieden wird und in konzentrierter Form vom Motor angesogen werden kann.
- Grundsätzlich ist zu beachten, dass Flugmotoren oft auf einem wesentlichen niedrigeren technischen Stand sind als Automotoren, z. B. wegen kleiner Stückzahlen (und entsprechend sparsamerer Entwicklung) oder hohem Alter.
Sorten von Flugbenzin
Unterschiedliche Sorten von Flugbenzin werden angeboten:
- Diverse Sorten von AvGas (Aviation Gasoline, auch AVGAS oder Avgas) sind für den Einsatz in großen Höhen geeignet. Die Klopffestigkeit variiert stark zwischen den Sorten und wird anders als beim Autobenzin nicht mit der Oktanzahl (ROZ), sondern mit dem Lean Rating (LR) quantifiziert oder auch mit dem Supercharge Rating (SR). AvGas ist meist stark verbleit, wobei es aber auch bleiarme Sorten gibt – beispielsweise das bleiarme AvGas 100 LL (low lead) als Ersatz für AvGas 100 mit gleicher Klopffestigkeit. Sogar bleifreie Sorten sind geplant, aber noch nicht erhältlich (Stand 2012).
- Ebenfalls gibt es diverse Sorten von MoGas (Motor Gasoline). Dieses entspricht im Wesentlichen dem Superbenzin, was an Tankstellen für Autos verfügbar ist, abgesehen von einigen Additiven (Zusätzen), die fehlen können. Es ist wesentlich billiger erhältlich als AvGas und ist bleifrei, also weniger umweltbelastend. Viele Flugzeugmotoren sind allerdings für die Verwendung von MoGas aus Sicherheitsgründen nicht zugelassen, oder nur für eine begrenzte Flughöhe. Auch mit MoGas-Zulassung gilt eine strenge Begrenzung des Ethanolanteils, da Ethanol die Kraftstoffleitungen angreifen kann (wenn sie dafür nicht ausgelegt sind) und die Neigung zur Dampfblasenbildung erhöht. Da der Bioethanolanteil im Motorenbenzin inzwischen recht hoch ist, entstehen für die Versorgung mit MoGas Probleme.
Besteuerung
Flugbenzin wird in Deutschland mit der Mineralölsteuer belastet, ähnlich wie Autobenzin – außer bei Verwendung durch Luftfahrtunternehmen. Da die Kraftstoffherstellung v. a. bei AvGas ohnehin schon aufwendiger ist, ergibt sich ein recht hoher Literpreis. Für internationale gewerbliche Flüge gibt es zwar eine allgemeine Steuerbefreiung, aber das dürfte bei AvGas oder MoGas ein seltener Einsatz sein.
Siehe auch: Benzin, Kraftstoff, Kerosin, Mineralölsteuer
Wenn Ihnen diese Website gefällt, teilen Sie das doch auch Ihren Freunden und Kollegen mit – z. B. über Social Media durch einen Klick hier:
Diese Sharing-Buttons sind datenschutzfreundlich eingerichtet!