Gasheizung
Definition: eine Heizungsanlage, die mit einem gasförmigen Brennstoff betrieben wird, meist mit Erdgas
Alternativer Begriff: Erdgasheizung
Allgemeiner Begriff: Heizungsanlage
Englisch: natural gas heating
Kategorien: Haustechnik, Wärme und Kälte
Autor: Dr. Rüdiger Paschotta
Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen
Ursprüngliche Erstellung: 11.07.2010; letzte Änderung: 24.06.2024
Eine Gasheizung ist eine Heizungsanlage, die mit einem gasförmigen Brennstoff betrieben wird. Heute handelt es sich in den meisten Fällen um eine Gas-Zentralheizung mit einem Heizkessel, der mit Erdgas (oder manchmal mit Flüssiggas) befeuert wird, oder um eine Gas-Etagenheizung. Gasheizungen sind z. B. in Deutschland die am häufigsten genutzte Art der Beheizung für Wohngebäude – deutlich verbreiteter als Ölheizungen, die bei neuen Gebäuden praktisch nicht mehr zum Einsatz kommen.
Seltener als Gas-Zentralheizungen werden gasbefeuerte Einzelöfen verwendet, die bei Betrieb mit Flüssiggas auch beweglich sein können. Katalytische Flüssiggasöfen geben das (sehr saubere) Abgas direkt in den Raum ab, sind somit sehr effizient, erhöhen aber die Kohlendioxid-Konzentration der Atemluft und daher den Lüftungsbedarf. Ferner gibt es Gas-Strahlungsheizungen (Infrarotheizungen), die z. B. an Decken angebracht werden – eher in Produktionsgebäuden als in Wohnräumen.
Der Heizkessel einer Gas-Zentralheizung kann ähnlich gebaut sein wie bei einer Ölheizung, nur dass ein Gasbrenner (meist ein Gebläsebrenner, manchmal auch ein atmosphärischer Brenner) anstelle eines Ölbrenners verwendet wird. Die Umrüstung von Öl- auf Gasbetrieb (oder ggf. umgekehrt) ist bei solchen Anlagen relativ leicht möglich. Der Kessel ist dann meist ein Niedertemperaturheizkessel, ist bei Volllast einigermaßen effizient, weist aber bei niedriger Auslastung erhebliche Wärmeverluste auf.
Heute werden vielerorts sehr kompakte Gasthermen verwendet (häufig mit Brennwerttechnik), die auf diesen Brennstoff spezialisiert sind. Gas-Brennwertkessel weisen besonders geringe Energieverluste auf, und zwar nicht nur bei Volllast, sondern auch ganzjährig. Meist können Sie einen erheblichen Teil des Wasserdampfs aus dem Abgas kondensieren und somit die Kondensationswärme zusätzlich gewinnen. Die Energieausbeute kann dann ein wenig höher als der Heizwert sein, der die Verdampfungswärme nicht enthält. Jedoch wird die hohe Exergie des Gases nicht effizient genutzt, weswegen die Gasheizung deutlich mehr Gas verbraucht als eine Wärmepumpenheizung mit Strom aus modernen Gaskraftwerken, der zudem mehr und mehr durch "grünen" Strom ersetzt werden kann.
Ökologische Bewertung
Die giftigen Luftschadstoffe im Abgas haben bei Gasheizungen meist relativ niedrige Konzentrationen; dies gilt teilweise für Stickoxide (NOx), praktisch immer für Schwefeldioxid (SO2), Kohlenmonoxid und Ruß. Eine wesentliche Beeinträchtigung der lokalen Luftqualität erfolgt daher nicht – am ehesten noch durch Stickoxide, wenn keine optimierten Brenner eingesetzt werden.
Die Hauptproblematik besteht aber in der Klimaschädlichkeit, die differenziert beurteilt werden muss:
- Eine Gasheizung erzeugt wie andere Heizungen basierend auf fossilen Brennstoffen klimaschädliche Kohlendioxid-Emissionen. Diese Emissionen sind immerhin um ca. ein Viertel geringer als bei einer Ölheizung, da der Kohlenstoffgehalt des Erdgases geringer ist als der von Heizöl.
- Andererseits können Emissionen von unverbranntem Methan in die Atmosphäre geschehen – kaum in der Heizungsanlage, aber oft bei der Förderung und dem Transport des Erdgases. Da Methan (der Hauptbestandteil des Erdgases) sehr viel klimaschädlicher ist als Kohlendioxid, genügen schon Verluste von wenigen Prozent des Gases, um den Klima-Vorteil z. B. gegenüber Heizöl ins Gegenteil zu verkehren. Leider ist der Trend diesbezüglich negativ: Da Erdgas aus relativ sauberen Quellen wie z. B. der Nordsee immer weniger wird, wird zunehmend Gas z. B. aus Sibirien oder zukünftig gar Fracking-Gas aus den USA eingesetzt, und gerade bei letzterem ist die Klimabilanz ziemlich negativ. Es ist trotz lückenhafter Datenlage davon auszugehen, dass eine Gasheizung keineswegs weniger klimaschädlich ist als eine Ölheizung, sondern im Gegenteil heute sogar deutlich problematischer.
Deutlich besser kann es mit Biogas sein, soweit dieses umweltverträglich gewonnen wird: aus Reststoffen, besser nicht aus Energiepflanzen, und unter sorgfältiger Vermeidung jeglicher Methan-Lecks. Leider ist solches Biogas aber nur sehr begrenzt verfügbar – niemals ausreichend, um den Großteil der Gasheizungen damit zu betreiben.
Verfügbarkeit und Heizkosten
Erdgas wird in vielen Wohngebieten durch Erdgasnetze an Haushalte und andere Gebäude verteilt – insbesondere in dicht besiedelten Gebieten.
Erdgas dürfte auf dem Weltmarkt deutlich längerfristiger verfügbar sein als Erdöl – auf jeden Fall lange genug für eine heute eingebaute Gasheizung. Jedoch könnten kurzfristige Engpässe durch politische Krisen verursacht werden; es ist schwierig, genügend Erdgas zu speichern, um längere (viele Wochen dauernde) Unterbrechungen von Erdgaslieferungen über Pipelines zu überbrücken. Außerdem muss die massenhafte Verwendung von Erdgas wegen der Notwendigkeit des Klimaschutzes zurückgeführt werden. Mancherorts (z. B. in Teilen von Zürich) werden deswegen bereits Erdgasnetze außer Betrieb genommen. Dies gibt ein klares Signal dafür, dass die Gasheizung keine längere Zukunft mehr hat.
Dem Erdgas wird zunehmend auch Biogas beigemischt werden, um es zu strecken. Jedoch ist ein vollständiger Ersatz von Erdgas durch Biogas kaum möglich, da hierfür enorme Mengen benötigt würden. Immerhin besteht bereits die Möglichkeit, von einem Gasversorger teilweise oder sogar ganz Biogas zu beziehen, um damit die effektiven CO2-Emissionen der eigenen Gasheizung zu reduzieren.
Auch synthetisches Erdgas, welches aus erneuerbare gewonnener elektrischer Energie mit Power to Gas und Methanisierung produziert wird, wird auf absehbare Zeit allenfalls einen kleinen Teil des Erdgasverbrauchs decken können.
Die Heizkosten mit Erdgas sind ähnlich denen mit Heizöl; manchmal deutlich tiefer, manchmal auch höher. Längerfristig folgt der Gaspreis dem Ölpreis, weil andernfalls sehr viele Ölheizungen auf Gas umgestellt würden, so dass die Gas-Nachfrage scharf anstiege. Deswegen bietet eine Gasheizung keine Sicherheit gegen enorme Preissteigerungen, wie sie nach dem Erreichen des Ölfördermaximums (Peak Oil) zu erwarten sind. Zudem spielen kaum prognostizierbare politische Entwicklungen eine entscheidende Rolle. Entscheidend für mäßige Heizkosten wird es sein, den Wärmebedarf insbesondere durch gute Wärmedämmung der Gebäude gering zu halten.
Vergleich von Gas- und Ölheizung
Die wesentlichen Unterschiede zwischen Gas- und Ölheizung werden im Folgenden kurz diskutiert:
- Eine Gasheizung setzt einen Gasanschluss voraus (außer bei Betrieb mit Flüssiggas). Dagegen benötigt eine Ölheizung einen Öltank, was zusätzliche Kosten verursacht und Platz belegt. Immerhin erlaubt ein großer Öltank, zu Zeiten mit günstigen Preisen zu tanken und auch längere Krisen zu überstehen.
- Der Platzbedarf einer Gas-Brennwerttherme im Heizkeller ist deutlich geringer als der einer Ölheizungsanlage (schon ohne den Öltank zu berücksichtigen). Deswegen sind Gasheizungen auch gut als Etagenheizungen realisierbar.
- Ökologisch gesehen galt eine Gasheizung lange als günstiger, insbesondere wegen der niedrigeren CO2-Emissionen. Da inzwischen aber sehr viel mehr Fracking-Gas und Flüssigerdgas eingesetzt wird, dürfte die Klimaschädlich deutlich höher geworden sein als bei Heizöl. Lediglich die lokale Belastung durch Luftschadstoffe ist etwas niedriger.
In vielen anderen Aspekten sind Öl- und Gasheizung recht ähnlich, insbesondere was die zu erwartende Entwicklung der Heizkosten betrifft. Erdgas und Erdöl sind fossile Energieträger, die maßgeblich die immer bedrohlicher werdende Klimakrise befeuern und uns abhängig machen von teils sehr gefährlichen Diktatoren.
Empfehlungen
Vor allem wegen der Klimaproblematik und der gefährlichen politischen Abhängigkeiten hat die Gasheizung keine Zukunft mehr [1]. Für neue Gebäude sollte diese Option unbedingt verworfen werden, und für Bestandsgebäude mit Gasheizung sollte baldmöglichst ein Umstieg realisiert werden. Welche Option die beste ist, hängt sehr von diversen Umständen ab, muss also im konkreten Einzelfall untersucht und entschieden werden. Gängige Möglichkeiten sind der Umstieg auf eine Wärmepumpenheizung (meist zentral, u. U. auch dezentral mit Split-Klimageräten), die Holzpelletheizung sowie der Anschluss an ein Fernwärme- oder Nahwärmenetz.
In der Übergangszeit oder auch als Notheizung z. B. für ein Passivhaus können bewegliche katalytische Gasöfen mit Flüssiggas sinnvoll sein. Diese können sehr gezielt und effizient Heizwärme liefern. Da es hier um geringe Mengen geht, sind die Probleme fossiler Energieträger hier relativ unbedeutend.
Manche neuen Gasheizgeräte werden als "H2-ready" beworben. Das heißt, dass sie auch für die Verwendung von Wasserstoff statt Erdgas geeignet sind. Damit wäre theoretisch in Zukunft ein klimaneutraler Betrieb der Heizung möglich, wenn die Belieferung mit "grünem" Wasserstoff zu einem vertretbaren Tarif angeboten würde. Genau dies ist für die absehbare Zukunft jedoch wohl wenig wahrscheinlich. Das Problem liegt bei Wasserstoff in der gleichzeitig umweltfreundlichen und kostengünstigen Erzeugung, keineswegs aber in mangelnden Verwendungsmöglichkeiten. Von daher kann die Anschaffung eines H2-ready-Heizkessels nicht ernsthaft als ein Beitrag zum Klimaschutz betrachtet werden.
Literatur
[1] | Blog-Artikel: Die Gasheizung hat definitiv keine Zukunft |
Siehe auch: Brennwertkessel, Heizungsanlage, Erdgas, Ölheizung
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