RP-Energie-Lexikon
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Heizungserneuerung

Definition: der Ersatz einer Heizungsanlage durch eine neue

Alternativer Begriff: Heizungsaustausch

Englisch: renewal of heating system

Kategorien: Haustechnik, Wärme und Kälte

Autor:

Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen

Ursprüngliche Erstellung: 08.04.2016; letzte Änderung: 20.08.2023

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Heizungsanlagen müssen nach einer bestimmten Betriebszeit erneuert werden – nicht unbedingt, weil sie defekt und nicht mehr reparierbar wären, sondern häufig auch aus anderen Gründen:

  • Manchmal ist absehbar, dass ein schwerer Defekt bald auftreten würde, und man zieht dann einen rechtzeitigen regulären Austausch zu einem günstigen Zeitpunkt einer Notaktion vor.
  • In manchen Fällen erzwingen gesetzliche Vorschriften (beispielsweise betreffend die Energieeffizienz) einen Austausch.
  • Häufig genügt die Effizienz einer alten Heizungsanlage auch dem Besitzer nicht mehr; hinzu können ökologische Überlegungen (z. B. betreffend den Klimaschutz) kommen. Natürlich können auch hohe Heizkosten aufgrund der Verwendung eines teuren Energieträgers eine große Rolle spielen – insbesondere bei Elektroheizungen.
  • Manchmal gibt es ein Bedürfnis, zu einem anderen Energieträger zu wechseln – beispielsweise von Heizöl zu Erdgas, wenn der Tankraum für andere Zwecke genutzt werden soll. Es kommt auch vor, dass ein Heizöltank das Ende seiner Lebensdauer erreicht und man statt des Ersatzes durch einen neuen Tank lieber auf einen anderen Energieträger umstellt.
  • Wo noch einzelne Räume beispielsweise mit kleinen Holz- oder Gasöfen beheizt werden, gibt es häufig aus Gründen des Komforts ein Bedürfnis zur Umstellung auf eine Zentralheizung.

Wechsel zu einer anderen Art von Heizungssystem?

Wenn eine Heizungsanlage erneuert wird, besteht häufig die Möglichkeit, auf eine andere Art von Heizungssystem umzustellen. Dies gilt insbesondere für Ölheizungen, die bei Neubauten auch nur noch selten eingesetzt werden; jedoch möchte man häufig auch auf den Einsatz anderer fossiler Energieträger verzichten, um die Emissionen des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) zu reduzieren. Mögliche Alternativen können beispielsweise sein:

  • Holzpellets sind eine annähernd klimaneutrale Brennstofflösung mit langfristiger Verfügbarkeit.
  • Erdgas ersetzt häufig Heizöl, wo ein Erdgasanschluss erhältlich ist. Damit bleibt man zwar bei einem fossilen Energieträger, erzielt aber immerhin deutlich reduzierte CO2-Emissionen und auch sonst eine sehr gute Abgasqualität, und man spart den Platz für einen Tankraum ein.
  • Wo man keinen Erdgasanschluss erhalten kann, kommt vielleicht Flüssiggas infrage, wofür man freilich wieder einen Tank benötigt (der häufig im Freien aufgestellt wird).
  • Wärmepumpenheizungen, häufig basierend auf einer Elektrowärmepumpe, können vollständig klimaneutral arbeiten, wenn sie mit echtem Ökostrom betrieben werden (während beim Betrieb mit Strom aus Kohlekraftwerken unter Umständen sogar höhere Emissionen als mit einer Ölheizung entstehen). Es stellt sich dann die Frage, welche Niedertemperatur-Wärmequelle von der Wärmepumpe genutzt werden soll – etwa die Außenluft (Luft/Wasser-Wärmepumpe), eine Erdwärmesonde (Sole-Wasser-Wärmepumpe) oder ein oberflächennah im Garten verlegtes Erdregister.
  • Mancherorts gibt es die Möglichkeit des Anschlusses an ein Nahwärmenetz. Dies ist für den Kunden bequem, da er keine eigene Heizungsanlage mehr betreiben muss, und eine zentrale Wärmeerzeugung lässt sich später auch leichter als viele kleine Heizungen auf erneuerbare Energien (beispielsweise Solarwärme in Verbindung mit einem saisonalen Speicher) umstellen.
  • Eine vollständige Solarheizung ist bei älteren Gebäuden mit hohem Wärmebedarf in der Regel nicht realisierbar – allenfalls nach einer umfassenden energetischen Sanierung. Jedoch wird häufig eine thermische Solaranlage immerhin für die Warmwasserbereitung und auch für eine Heizungsunterstützung eingesetzt; je nach Situation können damit nur beispielsweise 10 % des jährlichen Wärmebedarfs gedeckt werden oder auch weit mehr als 20 %. Ein viel höherer Solaranteil ist möglich bei Verwendung eines saisonalen Speichers, der aber in der Regel nur für große Einheiten (nicht für einzelne Häuser) praktikabel ist.

Für diese Entscheidung müssen natürlich die konkreten Gegebenheiten genau geprüft werden. Häufig scheiden bestimmte Varianten von vornherein aus – beispielsweise weil ein Erdgasanschluss nicht erhältlich ist, weil am Standort Erdwärmesonden nicht erlaubt sind oder weil nicht genügend Platz für ein Holzpelletlager zur Verfügung steht. Die Entscheidung zwischen den verbleibenden Möglichkeiten ist aber häufig nicht einfach und sollte natürlich gut überlegt werden, da man sich mit einer Heizungserneuerung ja wieder für viele Jahre auf eine Variante festlegt.

Reduktion des Primärenergiebedarfs und der klimaschädlichen Emissionen

In aller Regel wird der Primärenergieverbrauch durch eine Heizungserneuerung deutlich vermindert. Wenn beispielsweise ein alter Erdgas-Konstanttemperaturheizkessel durch einen modernen Brennwertkessel ersetzt wird, ergibt sich häufig eine Gas-Einsparung in der Größenordnung von 30 %. Diese Einsparung ist häufig größer, als man aufgrund des Vergleichs der Volllast-Wirkungsgrade erwarten würde, da insbesondere auch die Bereitschaftsverluste erheblich reduziert werden.

Freilich wird auch der effizienteste Heizkessel nicht mehr können, als die eingesetzte Primärenergie annähernd vollständig in Heizwärme umzusetzen. Wenn also der Heizwärmebedarf des Gebäudes hoch ist, ist deswegen ein relativ hoher Primärenergieverbrauch unvermeidbar. Eine Heizungserneuerung kann also schnell eine gewisse Einsparung bringen, weist aber ein naturgemäß begrenztes Potenzial auf, welches auf Dauer unter Umständen nicht ausreicht (vor allem auch mit Blick auf den Klimaschutz, siehe unten).

Die klimaschädlichen CO2-Emissionen können bei Wechsel des Energieträgers wesentlich deutlicher reduziert werden als der Primärenergieverbrauch – beispielsweise beim Wechsel von Heizöl auf Stückholz oder Holzpellets um 80 bis 90 %, je nachdem wie groß der Energieaufwand für Herstellung (inkl. Trocknung) und Transport des Brennstoffs ist. Insofern könnte man meinen, dass ein effektiver Klimaschutz im Heizungsbereich am besten durch den massenhaften Umstieg von Heizöl und Erdgas auf Holz geschehen sollte, und dass die Reduktion des Heizwärmeverbrauchs zweitrangig sei. Allerdings sollte unbedingt beachtet werden, dass die verfügbaren Potenziale für die Brennholzgewinnung begrenzt sind. Beispielsweise genügt in Deutschland das verfügbare Potenzial für die Holzgewinnung bei weitem nicht für einen vollständigen Ersatz der Öl- und Gasheizungen. Also reduziert zwar eine solche Heizungsumstellung die klimaschädlichen Emissionen dieser Anlage maßgeblich, vermindert aber gleichzeitig die Chancen für weitere solche Maßnahmen an anderen Orten. Eine massive Reduktion der klimaschädlichen Emissionen aus dem Heizungsbereich in Deutschland erfordert also zwangsläufig eine starke Reduktion des Heizwärmeverbrauchs. Zwar könnte man auch an andere Arten der Substitution von Energieträgern denken, insbesondere an Elektrowärmepumpen, die mit Windenergie betrieben werden. Jedoch ergeben sich auch hier wesentliche Begrenzungen, beispielsweise durch die schlechte Eignung vieler alter Gebäude für die Umstellung auf Wärmepumpen (hohe benötigte Vorlauftemperaturen!), durch an manchen Standorten begrenzt verfügbare Niedertemperatur-Wärmequellen, durch die begrenzte zeitliche Verfügbarkeit von Windenergie (kalte Tage mit Schwachwind!) und durch hohe Investitionskosten.

Verbindung mit einer energetischen Sanierung

Eine umfassende energetische Sanierung zielt auf eine massive Reduktion von Primärenergieverbrauch und Klimabelastung durch eine Kombination von Maßnahmen:

  • Der Heizwärmeverbrauch kann insbesondere durch eine effektive Wärmedämmung massiv verringert werden. In vielen Fällen ist bei kleinen Gebäuden eine Reduktion um mehr als 50 % möglich – bei Mehrfamilienhäusern oft sogar noch wesentlich mehr.
  • Der reduzierte Wärmebedarf kann dann zu einem größeren Teil beispielsweise durch Solarthermie gedeckt werden. Beispielsweise können dies bei einem gut sanierten Einfamilienhaus durchaus mehr als 20 % sein, während beim selben Haus ohne eine Sanierung vielleicht nur 5 % praktikabel wären. (Selbst wenn massenhaft geeignete Dachflächen zur Verfügung stünden, wäre es nicht sinnvoll, die Leistung einer Solaranlage so groß auszulegen, dass im Sommer enorme Wärmeüberschüsse entstehen.)
  • Der restliche Wärmebedarf kann entweder weiterhin mit fossilen Energien (z. B. Erdgas) gedeckt werden – was angesichts der geringen Menge durchaus sinnvoll sein kann – oder auch mit alternativen Quellen beispielsweise über eine Wärmepumpenheizung.

Häufig entsteht erst durch eine umfassende energetische Sanierung eine praktikable Möglichkeit zur Realisierung einer Wärmepumpenheizung. Beispielsweise nimmt bei Verwendung von Erdwärmesonden deren benötigte Anzahl und/oder Tiefe deutlich ab, sodass die Investitionskosten entsprechend kleiner ausfallen. Ein anderer wichtiger Faktor ist, dass die reduzierte Heizleistung mit einer entsprechend reduzierten Vorlauftemperatur in das Gebäude eingebracht werden kann, was der Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe sehr zugute kommt, also den Primärenergiebedarf nochmals deutlich verringert.

Leider verursacht eine umfassende energetische Sanierung erhebliche Investitionskosten, und die Amortisierungszeit fällt oft deutlich länger aus als die für eine einfache Heizungserneuerung. Daraus sollte jedoch nicht vorschnell geschlossen werden, dass die Heizungserneuerung die sinnvollere Maßnahme ist. Schließlich hat sie (wie oben gezeigt) ein wesentlich geringeres Potenzial, welches auf Dauer unter Umständen nicht ausreicht. Wenn beispielsweise ein altes Einfamilienhaus pro Jahr 50 000 kWh Heizwärme benötigt, die mit Erdgas erzeugt werden soll, werden auch mit dem effizientesten Heizkessel mindestens rund 10 Tonnen CO2 pro Jahr emittiert. Zum Vergleich: Der Klimaschutz erfordert langfristig, dass wir nur noch ca. eine Tonne CO2 pro Kopf und Jahr emittieren – wohlgemerkt nicht für die Heizung, sondern für alle Anwendungen zusammen: einschließlich elektrische Energie, Verkehr, landwirtschaftliche und industrielle Produktion etc. Wenn also ein solches Einfamilienhaus beispielsweise von zwei Personen bewohnt wird, sodass allein für die Heizung fünf Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr entstehen, ist man offensichtlich meilenweit von einer klimaverträglichen Lösung entfernt. In dieser Situation Maßnahmen für eine massive Reduktion des Wärmeverbrauchs abzulehnen, bedeutet nichts anderes als die Aufgabe des Klimaschutzes.

Natürlich kommt es darauf an, welche Restnutzungsdauer für ein Gebäude noch erreicht werden soll. Solange diese Dauer noch wesentlich länger ist als die Amortisationsdauer der energetischen Sanierung, ist die energetische Sanierung langfristig finanziell sehr günstig – natürlich umso mehr, je früher sie durchgeführt wird, damit sie für eine möglichst lange Zeit wirksam sein kann.

Wenn nun eine energetische Sanierung in naher Zukunft durchgeführt werden soll, sollte die Heizungserneuerung unbedingt im Zusammenhang damit geplant werden. Sonst besteht die Gefahr, dass unnötig hohe Kosten entstehen – beispielsweise durch das Anlegen eines Pelletlagers, welches nach der Sanierung unnötig groß ist, oder durch fehlende Nachrüstmöglichkeiten einer Heizungsanlage (z. B. für Solarthermie). Es wäre auch unsinnig, auf die Umstellung auf eine Wärmepumpenheizung zu verzichten, nur weil man kurz vorher noch eine konventionelle Heizung eingebaut hat. Deswegen ist dringend zu raten, vor jeglichen größeren Investitionen die Verhältnisse im konkreten Fall von einem kompetenten Energieberater prüfen zu lassen. Die Heizungserneuerung kann dann optimal in ein Gesamtkonzept integriert werden, sodass das beste Verhältnis von Kosten und Nutzen erreicht wird.

Siehe auch: Heizungsanlage, Heizkosten, RP-Energie-Blog 2016-04-07

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