RP-Energie-Lexikon
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Klimaneutral

Definition: ohne Einfluss auf die globale Klimaerwärmung

Allgemeiner Begriff: umweltfreundlich

Gegenbegriff: klimaschädlich

Englisch: climate-neutral

Autor:

Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen

Ursprüngliche Erstellung: 03.03.2020; letzte Änderung: 20.08.2023

URL: https://www.energie-lexikon.info/klimaneutral.html

Eine Technologie oder Methode (etwa für Fahrzeugantriebe, die Beheizung von Gebäuden oder die Herstellung von Gütern) wird als klimaneutral bezeichnet, wenn sie keinen Einfluss auf die globale Klimaerwärmung hat, also auf die Klimagefahren. Dies impliziert, dass netto kein Kohlendioxid (CO2) freigesetzt wird und auch kein anderes Treibhausgas wie beispielsweise Methan oder Lachgas. Auch andere klimaschädliche Wirkungen dürfen nicht auftreten.

Klimaneutralität durch Kompensationen

Gewisse klimaschädliche Emissionen sind durchaus mit Klimaneutralität verträglich, sofern sie an anderer Stelle kompensiert werden. Beispielsweise kann ein Synthesekraftstoff zwar bei seiner Verbrennung ähnlich viel CO2 freisetzen wie ein konventioneller, aus Erdöl (also fossilen Quellen) gewonnener Kraftstoff; jedoch kann bei seiner Herstellung die gleiche Menge von CO2 gebunden werden, sodass nach der Verbrennung der CO2-Gehalt der Atmosphäre nicht zugenommen hat. Die Netto-Emissionen liegen dann also bei Null.

Seriöse Anbieter von CO2-Kompensation sorgen nicht nur dafür, dass der CO2-Ausstoß z. B. von Flugreisen kompensiert wird, sondern auch die anderen Klimaeffekte; man kann hier also umfassender von Klimakompensation sprechen.

Wie auch bei der CO2-Kompensation besteht bei der Klimakompensation die Gefahr, dass die Kompensation nicht voll wirksam ist – beispielsweise weil kompensierende Maßnahmen angerechnet werden, die ohnehin geschehen wären (fehlende Additionalität). Hier sollte also darauf geachtet werden, dass die Kompensation nicht billigst möglich, sondern seriös durchgeführt wird, also mit sorgfältigen Berechnungen (Bilanzierungen, die auch indirekte Effekte berücksichtigen) und Kontrollen.

Im Prinzip ist direkte Klimaneutralität, die keine Kompensation benötigt, vorzuziehen. Jedoch können diverse von Technologien, Dienstleistungen, Veranstaltungen etc. derzeit praktisch nicht emissionsfrei durchgeführt werden, sondern nur durch die Methode der Kompensation klimaneutral werden.

Klimaneutralität ist mehr als CO2-Neutralität

Aus CO2-Neutralität folgt nicht unbedingt die Klimaneutralität. Beispiele hierfür:

  • Beim Anbau mancher Energiepflanzen (vor allem bei Verwendung von synthetischen Stickstoffdüngern) entstehen wesentliche Mengen von Lachgas, welches ein starkes Treibhausgas ist. Dies kann die Klimaneutralität verhindern, selbst wenn perfekte CO2-Neutralität erreicht wird.
  • Triebwerke von Flugzeugen (Strahltriebwerke) emittieren nicht nur Kohlendioxid und diverse Schadstoffe wie beispielsweise Stickoxide, sondern auch große Mengen von Wasserdampf. Letzterer ist bei Ausstoß in niedrigen Höhen unproblematisch, trägt jedoch bei den üblichen Flughöhen (rund 10 km) zur Bildung von Kondensstreifen bei, und diese wiederum bringen einen erheblichen Beitrag zur Klimaerwärmung – mittelfristig sogar einen stärkeren als der Ausstoß des CO2. Deswegen würden Flugzeuge noch lange nicht klimaneutral, wenn sie mit perfekt CO2-neutral hergestellten Treibstoffen (etwa Synthesekraftstoffen aus Power to Liquid mit erneuerbaren Energien) betrieben würden. Vielmehr würde damit grob geschätzt nur ein Drittel der Klimaschädlichkeit vermieden.
  • Auch diverse weitere Effekte müssen unter Umständen betrachtet werden, beispielsweise Änderungen der Albedo von Eisflächen durch Ruß oder Auswirkungen auf Pflanzen.

Jedoch gibt es viele Fälle, in denen eine wesentliche Klimabelastung nur durch emittiertes Kohlendioxid entsteht, sodass eine CO2-neutrale Lösung dann auch klimaneutral ist. Beispielsweise kann ein Elektroauto mit Ökostrom klimaneutral betrieben werden. Dasselbe gilt für einen Haushalt oder einen Industriebetrieb, wenn nicht andere Emissionen dazukommen, beispielsweise von einer Heizungsanlage, oder wenn solche Emissionen vollständig CO2-kompensiert werden.

Klimaneutralität nur im zeitlichen Mittel

In vielen Fällen wird Klimaneutralität nicht in jedem Augenblick erreicht, sondern im Mittel über einen gewissen Zeitraum. Beispiele hierfür:

  • Eine Flugreise kann klimakompensiert werden durch das Pflanzen von Bäumen, die dann erst im Laufe etlicher Jahre ihre Wirkung entfalten.
  • Ein Haus kann mit einer Wärmepumpenheizung ausgestattet sein und mit einer Photovoltaikanlage, deren Strom, soweit verfügbar, für diese Heizung verwendet wird. Klimaneutralität im Jahresmittel ist im Prinzip sogar möglich, wenn im Winter auch Graustrom (also vermutlich CO2-behafteter) Strom) zugekauft wird, solange dies durch die Einspeisung von Solarstrom zu anderen Zeiten kompensiert werden kann (was allerdings eine energiewirtschaftlich nicht wünschenswerte große Überproduktion im Sommer voraussetzt). Besser wäre die Verwendung von Ökostrom beispielsweise aus Windkraft.

Da Klimagefahren zum größeren Teil eine langfristige Angelegenheit sind, kann eine nur im zeitlichen Mittel gegebene Klimaneutralität als ausreichend betrachtet werden.

Siehe auch: CO2-neutral, Klimagefahren

Fragen und Kommentare von Lesern

29.06.2021

Wie groß ist ungefähr das noch zulässige CO2-Restbudget nach (!) dem Erreichen des Ziels "Klimaneutralität" für Deutschland, in absoluten Mengen (Restmenge an CO2-Emission). Leider kann ich stets nur Prozentangaben zur Reduzierung finden bzw. Angaben zum Restbudget bis zum Erreichen der Klimaneutralität.

Antwort vom Autor:

Das kommt entscheidend darauf an, wann wir die Klimaneutralität erreichen. Wenn wir weiter so trödeln wie bisher, dann aber trotzdem noch irgendwann die Klimaneutralität erreichen, werden wir das gegenwärtig zulässige CO2-Budget bereits massiv überschritten haben, d. h. die Klimaziele nicht erreichen. Wenn Sie so wollen, ist das verbleibende Restbudget dann stark negativ, würde also negative Emissionen (etwa mit CCS) erfordern.

Beachten Sie, dass das CO2-Budget nicht etwa ein jährliches Budget ist, also nicht pro Jahr noch vertretbare Emissionen anzeigt. Mit solch einem Ansatz würde man nämlich den kumulativen Charakter des Problems ignorieren. Was dieses Jahr emittiert wird, erfordert entsprechend geringere Emissionen in späteren Jahren.

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