Leistungspreis
Definition: ein Bestandteil eines Stromtarifs, der sich an der maximal bezogenen elektrischen Leistung orientiert
Allgemeiner Begriff: Energiepreis
Gegenbegriff: Arbeitspreis
Englisch: demand charge
Kategorien: elektrische Energie, Grundbegriffe
Autor: Dr. Rüdiger Paschotta
Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen
Ursprüngliche Erstellung: 22.11.2019; letzte Änderung: 12.02.2024
Die Kosten für den Bezug elektrischer Energie orientieren sich bei üblichen Stromtarifen hauptsächlich an der Menge der verbrauchten (bezogenen) Energie (über den Arbeitspreis). Allerdings entstehen den Energieversorgungsunternehmen Kosten nicht nur für die tatsächliche Lieferung der Energie, sondern auch für die Bereitstellung der elektrischen Leistung, ob diese nun tatsächlich oft abgerufen wird oder nicht. Deswegen enthalten Stromtarife vor allem für größere Verbraucher (z. B. mit mehr als 100 000 kWh/Jahr) häufig neben dem Arbeitspreis für die bezogene Energiemenge auch einen Leistungspreis entsprechend der maximal bezogenen elektrischen Leistung (in Einheiten von kW = KiloWatt). Diese wird über eine registrierende Leistungsmessung ermittelt, und zwar üblicherweise als Mittelwerte für Zeitintervalle von 15 Minuten. Wenn beispielsweise an einem Tag zwischen 12.00 Uhr und 12.15 Uhr 40 kWh bezogen wurden, entspricht dies einer Durchschnittsleistung von 40 kWh / 0,25 h = 160 kW in diesem Intervall. Man wendet den Leistungspreis dann auf die höchste bezogene Leistung an, die innerhalb eines dieser Intervalle der Abrechnungsperiode im Mittel auftrat.
Natürlich ist die registrierte maximale Leistung nur ein recht grobes Maß dafür, wie stark der jeweilige Kunde die Kapazität in Anspruch nimmt. Beispielsweise entstehen die gleichen Kosten für den Leistungspreis, egal ob eine bestimmte maximale Leistung nur einmal in 15 Minuten erreicht wird oder jeden Tag mehrmals. Für die tatsächliche Belastung wäre es auch relevant, ob die Leistungsspitzen häufig mit denen anderer Verbraucher des Gebiets zusammenfallen. Solche Aspekte können jedoch so nicht berücksichtigt werden.
Bei kleineren Verbrauchern (z. B. privaten Haushalten) lohnt sich eine registrierte Leistungsmessung gewöhnlich nicht, weswegen dann auf einen Leistungspreis verzichtet wird. Kosten für die Bereitstellung der Leistung werden dann nur grob geschätzt, oft anhand von typischen Lastprofilen in Kombination mit der bezogenen Energiemenge. Diese Kosten werden dann zu einem Bestandteil des Arbeitspreises und evtl. auch des Grundpreises.
Anreize durch Leistungspreise
Durch einen Leistungspreis entsteht für den Abnehmer ein Anreiz, die maximal bezogene Leistung und nicht nur die gesamte Energiemenge möglichst niedrig zu halten. Dies führt tendenziell zu einem gleichmäßigeren Bezug der elektrischen Energie und zu einer effizienteren Nutzung der elektrischen Infrastruktur, beispielsweise der Erzeugungsanlagen und der Stromnetze.
Minimierung der benötigten Maximalleistung
Im Folgenden werden Möglichkeiten für die Minimierung der Maximalleistung und damit der Kosten über den Leistungspreis erklärt.
Lastmanagement
Die wohl wichtigste Möglichkeit für die Minimierung der maximalen Leistung sind Maßnahmen des Lastmanagements. Beispielsweise versucht man, den gleichzeitigen Betrieb von Verbrauchern hoher Leistung zu vermeiden, soweit dies nicht notwendig ist. Ein typischer Fall ist, dass in einem Produktionsbetrieb ein elektrischer Ofen zeitweise ausgeschaltet wird, wenn viel Leistung für andere Verbraucher benötigt wird; man nutzt damit die ohnehin vorhandene Wärmekapazität des Ofens aus. Ähnliches gilt für elektrisch betriebene Kältemaschinen. Unter Umständen wird sogar eine gewisse Verlangsamung der Produktion hingenommen, wenn sich dies durch die Einsparungen beim Leistungspreis lohnt.
Besonders günstig für das Lastmanagement nutzbar sind Anlagen, die ein energieintensives und gut speicherbares Produkt erzeugen. Ein gutes Beispiel hierfür ist flüssiger Stickstoff; dessen Produktion benötigt pro Tonne in der Größenordnung von 600 kWh. Also kann ein Tank moderater Größe eine Menge flüssigen Stickstoff speichern, zu deren Herstellung eine erhebliche Menge elektrischer Energie nötig ist. Die Speicherung dieser Menge elektrischer Energie (etwa in Batterien) wäre weitaus aufwendiger und teurer. Deswegen wird die Produktionskapazität entsprechender Anlagen für Luftzerlegung und Verflüssigung häufig etwas größer ausgelegt, und die Produktion wird dann in Stunden mit hohem Leistungsbedarf reduziert oder unterbrochen.
Energiespeicher
Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Energiespeichern, etwa in Form von Batterien oder Schwungradspeichern. Man kann beispielsweise ein System so einrichten, dass es immer zuerst den Speicher auflädt, bevor dann daraus eine kurzzeitig benötigte hohe Leistung bezogen wird. Alternativ kann ein Speichersystem so eingerichtet sein, dass seine Ladung und Entladung zu jedem Zeitpunkt entsprechend der vom Stromnetz bezogenen Leistung automatisch variiert wird.
Natürlich entstehen durch den Betrieb von Energiespeichern einerseits zusätzliche Investitionskosten und andererseits mehr oder weniger große Energieverluste (bei Benutzung und im Standby). Trotzdem kann dies unter dem Strich lohnend sein, vor allem wenn ein Speicher eine hohe Zahl von Lade-/Entladezyklen pro Jahr erreicht.
Siehe auch: Stromtarif, Leistung, registrierende Leistungsmessung, Arbeitspreis, Lastmanagement
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