Ölheizung
Definition: eine Heizungsanlage, die mit Heizöl betrieben wird
Allgemeiner Begriff: Heizungsanlage
Spezifischerer Begriff: Brennwertölheizung
Englisch: oil heating
Kategorien: Haustechnik, Wärme und Kälte
Autor: Dr. Rüdiger Paschotta
Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen
Ursprüngliche Erstellung: 05.07.2010; letzte Änderung: 20.08.2023
Eine Ölheizung ist eine Heizungsanlage, die mit Heizöl betrieben wird – im privaten Bereich praktisch immer mit Heizöl EL (extraleicht). In aller Regel handelt es sich um eine Zentralheizung, bei der ein Heizkessel mit einem daran montierten Ölbrenner im Heizkeller aufgestellt wird. Zu einer solchen Anlage gehört zusätzlich ein Öltank, dessen Kapazität typischerweise dem Ölverbrauch von ein bis zwei Jahren entspricht.
Arten von Öl-Heizkesseln
Alte Ölheizkessel mit konstanter Betriebstemperatur
Sehr alte Ölheizkessel, die heute zumindest als kleinere Anlagen für Einfamilienhäuser nur noch vereinzelt im Betrieb sind, sind Gusskessel (Kessel aus Gusseisen), die mit einer etwa konstanten Kesseltemperatur von z. B. 65 bis 75 °C betrieben werden (→ Konstanttemperaturheizkessel). Niedrigere Kesseltemperaturen würden solchen Kesseln schaden, weil Wasserdampf im Kessel kondensieren könnte und das Kondensat vor allem durch den Schwefel-Anteil des Heizöls eine aggressive Säure bildet. Wenn dann das Heizsystem eine niedrigere Vorlauftemperatur benötigt, wird dies durch einen Dreiwege- oder Vierwegemischer erreicht, der das immer etwa gleich heiße Kesselwasser mit kühlerem Wasser vom Heizungsrücklauf auf die benötigte Temperatur mischt.
Die Abgastemperatur liegt meist weit über 120 °C, was typischerweise zu einem Volllast-Wirkungsgrad in der Größenordnung von 90 % bezogen auf den Heizwert des Öls führt. Bei geringer Auslastung (also in der Praxis sehr häufig) fällt der Wirkungsgrad aber noch erheblich ab, da diverse Wärmeverluste (auch bei nicht arbeitendem Ölbrenner) stark ins Gewicht fallen. Bei reiner Warmwasserbereitung im Sommer kann der Wirkungsgrad sogar deutlich unter 20 % abfallen. Die Verluste über den Schornstein oder die Abgasleitung werden oft durch eine Abgasklappe reduziert, welche bei abgestelltem Brenner automatisch geschlossen wird.
Der Ölbrenner ist in aller Regel ein Gebläsebrenner. Das Heizöl wird unter Druck durch eine Zerstäuberdüse gedrückt (manchmal nach elektrischer Vorwärmung), so dass im Brennraum ein feiner Ölnebel entsteht. Die Flamme wird nach dem Einschalten mit einem elektrischen Lichtbogen gezündet. Ein Gebläse führt die passende Menge von Verbrennungsluft zu. Ein Ölwächter (Flammensensor) überwacht die Verbrennung und würde die Ölzufuhr stoppen, wenn die Flamme erlischt. Konstruktive Details des Ölbrenners können die Bildung von Ruß und Stickoxiden wesentlich beeinflussen.
Der Austausch lediglich des Ölbrenners bei Weiterverwendung eines alten Heizkessels kann die Energieeffizienz der Anlage nicht markant erhöhen, sondern allenfalls die Stickoxidkonzentration im Abgas reduzieren und die Rußablagerungen im Kessel reduzieren. Der Austausch des Heizkessels bietet ein viel höheres Einsparungspotenzial.
Niedertemperaturkessel
Niedertemperaturheizkessel sind schon seit den 1980er Jahren eine verbreitete Variante, die deutlich besser ist als die oben beschriebene, aber längst nicht mehr dem Stand der Technik entspricht. Hier wird die Kesseltemperatur direkt auf die benötigte Vorlauftemperatur gebracht, so dass kein Mischer mehr benötigt wird. Die Bereitschaftsverluste werden hierdurch erheblich geringer. Die eingesetzten Ölbrenner sind nicht grundsätzlich anders als bei alten Heizkesseln.
Brennwertkessel
Stand der Technik sind heute Brennwertkessel. Diese Technik wurde zuerst für Erdgas eingeführt, ist aber auch für Ölkessel erhältlich (und ebenfalls für Pelletkessel). Das Abgas wird im Kessel (oder evtl. in einem nachgeschalteten Wärmeübertrager) so weit herunter gekühlt, dass ein wesentlicher Teil des Wasserdampfs auskondensiert und auch die Kondensationswärme gewonnen werden kann. Auch die Bereitschaftsverluste sind bei modernen Brennwertkesseln nochmals erheblich reduziert.
Der Ölbrenner ist bei Brennwertkesseln häufig so in den Kessel integriert, dass keine anderen Brennermodelle eingesetzt werden könnten. Die kompakte Bauform ist platzsparend und vermindert Wärmeverluste.
Das Kondensat des Brennwertkessels ist wegen des Schwefelgehalts des Heizöls sauer. Meist muss es neutralisiert werden, bevor es in die Kanalisation eingeleitet werden kann. Der notwendige regelmäßige Ersatz des Neutralisationsmittels (meist einem Granulat) erhöht die Wartungskosten geringfügig.
Öltank
Zu einer Ölheizungsanlage gehört ein Öltank, der meist entweder aus Metall oder aus Kunststoff gefertigt ist. Seine Kapazität richtet sich meist etwa nach dem jährlichen Ölverbrauch, so dass ein Nachfüllen höchstens einmal jährlich notwendig ist. Eine etwas höhere Kapazität ermöglicht es, das Nachtanken in Zeiten mit relativ niedrigen Ölpreisen (häufig im Sommer) zu legen. Dies ist ein Vorteil gegenüber einer Gasheizung, bei der das Erdgas jeweils zum aktuellen Preis gekauft werden muss, wenn es benötigt wird. Jedoch gelingt die Spekulation auf möglichst tiefe Preise nicht immer, da Preisschwankungen oft unvorhergesehen auftreten, z. B. durch politische oder wirtschaftliche Krisen ausgelöst.
Meist steht ein Öltank in einem speziellen Tankraum im Keller und belegt dort einiges an Platz. Um dies zu vermeiden, kann auch ein Außentank z. B. im Boden unter einem Garten untergebracht werden. In jedem Fall ist die Errichtung eines Heizöltanks mit hohen Kosten verbunden, allein schon wegen der Schaffung eines dafür geeigneten Raums (z. B. eines zusätzlichen Kellerraums).
Da Heizöl stark grundwassergefährdend ist, müssen Öltanks regelmäßig inspiziert und ggf. gewartet werden. Außerdem gibt es strenge Bestimmungen für den Tankraum; insbesondere muss sichergestellt sein, dass aus einem undicht gewordenen Tank austretendes Öl keinesfalls in einen Wasserablauf geraten kann. Probleme mit alten Öltanks können erhebliche Kosten verursachen.
Ökologische Bewertung
Das ökologische Hauptproblem von Ölheizungen ist die Klimagefahren durch die Kohlendioxid-Emissionen. Diese können durch Einsatz modernster Brennwerttechnik ein Stück weit reduziert werden – genau in dem Maße, in dem auch der Ölverbrauch gesenkt wird. Jedoch bleibt eine Ölheizung auch dann klimabelastend – natürlich stark abhängig vom Wärmebedarf des Gebäudes, der durch Wärmedämmung stark reduziert werden kann. Bei gleichem Wärmebedarf emittiert eine Gasheizung deutlich weniger CO2.
Der Schwefelgehalt des Heizöls ist heute recht gering und dürfte in Zukunft noch weiter abgesenkt werden, so dass Schwefeldioxid-Emissionen (SO2) relativ niedrig ausfallen. Die Bildung von Ruß und Stickoxiden wird durch moderne Brennertechnik relativ gering gehalten. Tendenziell werden mehr Luftschadstoffe erzeugt als bei Gasheizungen, jedoch nicht in bedenklichem Umfang. Das CO2-Problem ist klar dominierend.
Der Transport und die Lagerung von Heizöl führt gelegentlich zu Unfällen, bei denen Öl ausläuft und den Boden oder gar das Grundwasser belasten kann. In den Industrieländern sind solche Unfälle allerdings relativ selten geworden.
Gefahr von Preissteigerungen
Der Preis des Erdöls und damit auch des Heizöls ist starken Schwankungen unterworfen. Mittel- bis langfristig ist ein starker Anstieg des Ölpreises zu erwarten, wenn die weltweite Ölnachfrage die Förderkapazitäten erreicht oder übersteigt. Da die Förderkapazitäten in den meisten Förderländern von Jahr zu Jahr deutlich zurückgehen, könnte das globale Fördermaximum (Peak Oil) schon bald auftreten und dann zu größeren Preisausschlägen als jemals zuvor führen.
Die Preisproblematik dürfte der Hauptgrund dafür sein, dass in Neubauten heute kaum mehr Ölheizungen eingebaut werden; es ist wenig attraktiv, sich von einem zur Neige gehenden fossilen Brennstoff abhängig zu machen. Außerdem werden auch viele Ölheizungen auf das noch wesentlich länger reichende Erdgas umgestellt. (Oft genügt hierfür schon der Ersatz des Brenners, wenn ein Gasanschluss vorhanden ist.) Ebenfalls werden Ölheizungen durch Pelletheizungen und Wärmepumpenheizungen ersetzt, wobei Wärmepumpen für die Altbausanierung häufig weniger gut geeignet sind wegen der relativ hohen benötigten Vorlauftemperaturen.
Wenn die Ölpreise einmal scharf ansteigen, dürften die Preise von Erdgas und Holzpellets dem allerdings folgen, da die Nachfrage nach diesen Brennstoffen dann rapide ansteigen und die jeweiligen Kapazitätsgrenzen ebenfalls ausschöpfen wird. Insofern ist der Umstieg auf einen anderen Brennstoff, selbst einen erneuerbaren, keine wirksame Versicherung gegen Preissteigerungen. Am ehesten können Elektrowärmepumpen für stabile Heizkosten sorgen, da die Strompreise dauerhaft stabiler bleiben dürften: Für die Herstellung elektrischer Energie gibt es diverse Möglichkeiten (z. B. auch Windenergie), so dass eine zunehmende Verknappung dort nicht zu erwarten ist.
Der Artikel über die Gasheizung enthält einen Vergleich von Gas- und Ölheizungen.
Kombination mit einer Solaranlage
Eine Ölheizung kann mit einer thermischen Solaranlage kombiniert werden, die entweder nur die solare Warmwasserbereitung besorgt (und an kalten Tagen vom Ölkessel unterstützt wird) oder in der Übergangszeit auch zur Heizungsunterstützung dient. Auf diese Weise lässt sich der jährliche Ölverbrauch deutlich reduzieren, wenn auch in der Regel nicht so stark wie durch eine umfassende Wärmedämmung des Gebäudes. Man beachte, dass die Solaranlage im Sommer nicht nur die benötigte Wärme bereitstellt, sondern zusätzlich auch die Bereitstellungsverluste des Ölkessels (die sogar höher sein können!) vermeidet. Der Ölkessel kann dann nämlich ganz abgestellt werden – möglichst automatisch, da dies sonst leicht vergessen geht.
Empfehlungen
Neubauten werden in Deutschland kaum noch mit Ölheizungen ausgestattet; in Dänemark ist dies seit 2013 sogar verboten (soweit ein Fernwärmeanschluss möglich ist), um die Abkehr von den fossilen Energieträgern zu beschleunigen. Jedoch gibt es noch viele Bestandsgebäude mit Ölheizungen. Hier sollte geprüft werden, ob eine Abkehr vom Öl oder wenigstens eine starke Verminderung des Verbrauchs möglich ist:
- Relativ einfach und kostengünstig ist meist die Umstellung auf eine Gasheizung, falls ein Erdgasanschluss verfügbar ist. Obwohl man damit nur von einem fossilen Energieträger auf einen anderen umstellt, entstehen diverse Vorteile: deutlich geringere Schadstoffemissionen, meist geringere Heizkosten, voraussichtlich längere Reichweite des Erdgases, und der für andere Nutzungen frei werdende Tankraum. Der Vorteil der ebenfalls deutlich niedrigeren CO2-Emissionen ist allerdings fraglich, weil Methan-Lecks bei der Förderung und beim Transport von Erdgas sehr klimaschädlich sein können.
- Aufwendiger ist die Umstellung auf eine Pelletheizung, und es braucht hierfür eher mehr Lagerraum. Die Schadstoffemissionen (Stickoxide und Feinstaub) liegen in ähnlicher Höhe wie bei Heizöl oder sogar etwas höher, aber die Netto-CO2-Emissionen sind sehr gering, und Holz als nachwachsenden Energieträger wird es immer geben. Hohe Vorlauftemperaturen sind hier kein Problem.
- Eine Wärmepumpenheizung kann eine gute und sehr zukunftssichere Alternative sein, wenn sie mit guter Energieeffizienz (hoher Jahresarbeitszahl) realisiert werden kann – was erheblich von der benötigten Vorlauftemperatur und der Temperatur der genutzten Wärmequelle (Erdsonde, Außenluft, Grundwasser etc.) abhängt. Häufig gelingt dies erst nach der energetischen Sanierung des Gebäudes.
- Wenn man beim Heizöl bleibt, z. B. mangels Alternative, kann der Ersatz des alten Heizkessels durch einen Brennwertkessel erheblich Brennstoff einsparen.
- Die energetische Sanierung des Hauses (v. a. mit Verbesserung der Wärmedämmung) minimiert den Heizwärmebedarf und wird am besten vor einer Heizungserneuerung durchgeführt.
Wegen der Komplexität der Sachlage sollte man einen Energieberater einschalten, bevor man wesentliche Kosten auf sich nimmt.
Literatur
[1] | Extra-Artikel: "Hohe Heizkosten mit veralteter Ölheizung: was tun?" |
Siehe auch: Heizöl, Erdöl, Heizungsanlage, Gasheizung, Pelletheizung
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