Ölsand
Definition: Sand, der Kohlenwasserstoffe enthält, die als unkonventionelles Erdöl gewonnen werden können
Allgemeiner Begriff: unkonventioneller fossiler Energieträger
Englisch: oil sand
Autor: Dr. Rüdiger Paschotta
Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen
Ursprüngliche Erstellung: 22.08.2011; letzte Änderung: 20.08.2023
Ölsande (auch Teersande genannt) sind feinkörnige Gesteine, die Kohlenwasserstoffe enthalten. Es handelt sich bei den Kohlenwasserstoffen um eine Art Erdöl, die jedoch nicht ohne Weiteres in flüssiger Form herausgepumpt werden kann, sondern mit aufwendigen Verfahren von den Ölsanden abgetrennt werden muss. Ölsand-Lagerstätten gelten deswegen als nicht-konventionell ausbeutbare Erdölvorkommen.
Da die konventionellen (d. h. mit konventionellen Methoden gewinnbaren) Erdölvorkommen zunehmend zur Neige gehen und der Erdölpreis auf dem Weltmarkt bereits erheblich gestiegen ist, werden unkonventionelle Vorkommen wie Ölsande zunehmend wirtschaftlich interessant, obwohl die Förderkosten massiv höher liegen als beispielsweise bei den Ölvorkommen den Mittleren Ostens oder in der Nordsee. Das Gesamtpotenzial der technisch und (bei genügend hohem Ölpreis) wirtschaftlich gewinnbaren Mengen ist sehr hoch – erheblich größer als die verbleibenden konventionellen Vorkommen. Insbesondere Kanada und Venezuela verfügen über große Vorkommen.
Erdölgewinnung aus Ölsanden
Der Abbau von Ölsanden bzw. Teersanden erfolgt meistens im Tagebau. Hierbei werden z. B. in der kanadischen Provinz Alberta riesige Gebiete umgegraben und dabei verwüstet.
Tiefer liegende Vorkommen werden auch mit "In-situ"-Methoden ausgebeutet, wobei die Kohlenwasserstoffe unterirdisch aus den Sand extrahiert werden. Im Wesentlichen wird das enthaltene Bitumen durch Erhitzung des Ölsands aufgespalten und dadurch besser fließfähig gemacht, um dann abgepumpt zu werden. Zur Erhitzung kann heißer Wasserdampf eingeleitet werden, oder es wird unter Luftzufuhr unterirdisch ein Teil des Materials verbrannt.
Verwendbares Rohöl wird mit weiteren aufwendigen Prozessschritten aus den geförderten Materialien gewonnen. Wichtige Aspekte sind die Abtrennung von Sand, die Aufspaltung langkettiger Kohlenwasserstoffe in leichtere sowie die die Abtrennung schädlicher Substanzen wie Schwefel. Auch giftige Chemikalien werden in großen Mengen dabei verwendet.
Die Förderung und Verarbeitung von Ölsanden verschlingt große Mengen von Energie, oft in Form von Erdgas oder durch Verwendung eines wesentlichen Teils des gewonnenen Rohöls. Dies bedeutet, dass jeder Liter des schließlich nutzbaren unkonventionellen Erdöls eine weit größere Menge grauer Energie beinhaltet als bei konventionell gewonnenem Erdöl. Entsprechend ist auch die Umweltbelastung weitaus höher – einerseits durch die hohen klimaschädlichen Kohlendioxid-Emissionen und andererseits durch die Verwüstung und Vergiftung großer Landstriche in den Fördergebieten. Hinzu kommt ein sehr hoher Wasserverbrauch.
Zukunftsaussichten
Obwohl die bisherige Nutzung von Ölsanden nur einen niedrigen Prozentsatz der gesamten weltweiten Ölförderung darstellt, verursacht sie vor allem in Kanada bereits massive Umweltprobleme. Sollte das allmählich zur Neige gehende konventionelle Erdöl in großem Umfang durch solche unkonventionellen Vorkommen ersetzt werden, würden die Umweltbelastungen und insbesondere die resultierenden Klimagefahren der Erdölnutzung noch stark zunehmen – anstatt stark abzunehmen, wie es im Interesse des Klimaschutzes unbedingt notwendig wäre. Sollte der Ölpreis auf dem Weltmarkt weiter ansteigen und beständig hoch bleiben, würde es politisch schwieriger werden, eine solche Entwicklung zu verhindern.
Siehe auch: Erdöl, fossile Energieträger, Klimagefahren, graue Energie
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