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Einfluss der Fahrweise auf den Schadstoffausstoß eines Autos

Erschienen am 05.07.2018 im RP-Energie-Blog (als E-Mail-Newsletter erhältlich!)

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Autor: Dr. Rüdiger Paschotta, RP-Energie-Lexikon, RP Photonics AG

Inhalt: Die Fahrweise kann einen erheblichen Einfluss auf den Schadstoffausstoß eines Autos haben. Dies hängt allerdings deutlich davon ab, ob es um einen Benzinmotor oder einen Dieselmotor geht; bei Hybridfahrzeugen ist die Lage nochmals etwas anders.

Rüdiger Paschotta

Eigentlich sollte es heutzutage ja ganz einfach sein: Autos sollten so gebaut sein, dass sie sauber arbeiten – egal wie genau man damit fährt. Bekanntlich ist es aber leider nicht so; siehe beispielsweise meinen Artikel über den Diesel-Skandal von Volkswagen. Niedrige Schadstoffwerte erzielen viele Autos – egal ob mit Benzin- oder Dieselmotor – zwar bei den offiziellen Messverfahren für Kraftstoffverbrauch und Abgaswerte, im Praxisbetrieb oft aber nicht. Wie groß diese Diskrepanz ist, kann aber entscheidend von der Fahrweise abhängen. Die meisten Fahrer wissen freilich nicht, wie man das optimiert; deswegen erläutere ich dies und die physikalisch/technischen Hintergründe im Folgenden.

CO2-Ausstoß

Man kann sich darüber streiten, ob man Kohlendioxid (CO2) als Luftschadstoff einstuft, nachdem es ja (bei nicht zu hoher Konzentration) ungiftig ist – bekanntlich ist es aber klimaschädlich und insofern auf jeden Fall relevant.

Da der CO2-Ausstoß nun aber strikt an den Kraftstoffverbrauch gekoppelt ist, geht es hier also um nichts anderes als die Minimierung des Verbrauchs. Diesen Aspekt muss ich hier nun aber nicht behandeln, da ich das bereits in meinem Artikel "Kraftstoff sparen" getan habe.

Das Folgende hängt nun davon ab, welche Art von Verbrennungsmotor Ihr Auto hat – gar nicht so sehr in resultierenden Regeln, aber teilweise stark betreffend die physikalischen Hintergründe.

Autos mit Benzinmotor

Die wichtigsten Luftschadstoffe im Abgas eines Benzinmotors sind die Stickoxide (NOx), das Kohlenmonoxid (CO) und die unverbrannten Kohlenwasserstoffe (HC). Im Prinzip können die längst üblichen Drei-Wege-Katalysatoren alle diese Schadstoffe gleichzeitig sehr effektiv abbauen. Leider gilt dies aber nicht in zwei Ausnahmefällen:

  • In der Warmlaufphase ist der Katalysator noch zu kalt, um voll wirksam zu sein. In dieser Phase sollte man Vollgas und hohe Drehzahlen unbedingt vermeiden – übrigens auch der Lebensdauer des Motors zuliebe. Am besten vermeidet man natürlich auch unnötige Warmlaufphasen – z. B. indem man zwei Fahrten direkt hintereinander erledigt, anstatt den Motor dazwischen auskühlen zu lassen. Und für kurze Strecken kann man ja auch mal zu Fuß gehen.
  • Bei Vollgas aktiviert die Motorsteuerung vieler Fahrzeuge die sogenannte Volllastanreicherung. Dies ist eine sehr dreckige und ineffiziente Betriebsart, aber eben eine billige Möglichkeit für die Hersteller, noch etwas mehr Leistung herauszukitzeln. Deswegen sollte man soweit möglich das Gaspedal nicht mehr als zu 80 % durchdrücken. (Ab wann genau die Volllastanreicherung einsetzt, hängt stark vom Motor ab und ist meist unbekannt.)

Was aber nicht empfehlenswert ist, ist der Betrieb des Motors mit sehr wenig Gas bei mittleren bis hohen Drehzahlen. Dies ist nämlich eine ineffiziente Betriebsart, die vor allem den Kraftstoffverbrauch und damit den CO2-Ausstoß erhöht. Also beispielsweise beim Beschleunigen lieber etwas mehr Gas geben (z. B. 80 %) und entsprechend früher hochschalten. Wenn man dann nur noch wenig Leistung zum Dahingleiten benötigt, sollte man dies in einem hohen Gang mit entsprechend niedriger Motordrehzahl tun. Weitere Details hierzu finden Sie in meinem Artikel über Kraftstoff sparen.

Autos mit Dieselmotor

Beim Dieselmotor läuft technisch einiges anders – sowohl die Motorfunktion als auch die Abgasreinigung. Auch hier ist der Betrieb mit Vollgas ungünstig, aber aus anderen Gründen:

  • Gerade bei heutigen Turbodiesel-Motoren steigt die Verbrennungstemperatur dann stark an und damit auch die Bildung von Stickoxiden. Das wäre kein Problem, wenn die Abgasbehandlung einwandfrei funktionierte – z. B. mit einem SCR-Katalysator, der ausreichend mit Harnstofflösung versorgt wird. Leider mangelt es daran aber bei vielen Fahrzeugen, weswegen man die Stickoxidbildung von vornherein minimieren sollte. Wer also beim Überholen oder auf der Autobahn den Motor immer wieder zu höchster Leistung treibt, verursacht damit leider bei den meisten heutigen Modellen hohe Stickoxid-Emissionen – weit über den offiziellen Grenzwerten.
  • Vollgas bei niedrigen Drehzahlen führt außerdem zu stark erhöhter Rußbildung. Man könnte nun meinen, das sei bei heutigen Fahrzeugen doch egal, da sie ja alle über einen Rußpartikelfilter verfügen. Tatsächlich fängt dieser bei modernen Fahrzeugen fast allen Ruß ab – selbst die sehr kleinen Teilchen. Er setzt sich dann aber schnell zu und benötigt entsprechend früher eine sogenannte Regeneration. Dieses Verfahren führt dann zu zeitweise stark erhöhten Schadstoffwerten (die übrigens bei offiziellen Tests nicht erfasst werden), zu einem Mehrverbrauch an Kraftstoff (und somit mehr CO2) und auch zu einer reduzierten Lebensdauer des Rußfilters. Wenn man also zunächst z. B. im vierten Gang bei Tempo 50 auf der Ebene dahingleitet (was völlig in Ordnung ist), dann aber am Ortsausgang beschleunigen möchte, sollte man lieber noch mal für einige Sekunden zurückschalten.

Ein ganz anderes Problem gibt es oft, wenn Sie bei sehr niedriger Last in einem unnötig niedrigen Gang fahren, also mit unnötig hoher Drehzahl. Dann sinkt nämlich beim Dieselmotor die Abgastemperatur dermaßen ab, dass der Katalysator unwirksam wird. (Anders als beim Benzinmotor wird dann nämlich immer noch die volle Luftmenge angesaugt.) In der Folge steigen die Stickoxid-Emissionen stark an, obwohl der Motor fast nichts leistet! Also keineswegs z. B. mit 25 oder 30 km/h auf der Ebene im zweiten Gang fahren, sondern im dritten. Das ist ohnehin auch sparsamer.

Autos mit Hybridantrieb

Bei Fahrzeugen mit Hybridantrieb ist es schwieriger, allgemeingültige Regeln für einen niedrigen Schadstoffausstoß zu finden. Die erhältlichen Fahrzeugmodelle unterscheiden sich nämlich stark in ihrer Technik, und im Einzelfall sind meist wenige Details bekannt.

Im Allgemeinen würde ich davon ausgehen, dass Hybrid-Fahrzeuge in ihrem Abgasverhalten sehr günstig sind und dass dies wenig von der Fahrweise abhängt – mit einer Ausnahme: Natürlich führt eine schnelle und forsche Fahrweise auch hier zu einem höheren Kraftstoffverbrauch und entsprechend höheren CO2-Emissionen. Und natürlich gibt es auch hier das Problem der Warmlaufphase – allerdings etwas entschärft dadurch, dass die Motorsteuerung zusätzliche Optionen hat: beispielsweise die Vermeidung zu niedriger oder zu hoher Motorlast durch Laden bzw. Entladen der Hybridbatterie. Auch in anderen Betriebszuständen kann die Motorsteuerung den Betrieb so optimieren, dass nicht nur der Kraftstoffverbrauch, sondern auch die Schadstoffbildung effektiv minimiert wird. Insofern ist hier also die genaue Fahrweise weniger kritisch.

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