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Wider den CO2-Verbrauch: Unklare Begriffe fördern unklares Denken!

Erschienen am 23.07.2019 im RP-Energie-Blog (als E-Mail-Newsletter erhältlich!)

Permanente Adresse: https://www.energie-lexikon.info/rp-energie-blog_2019_07_23.html

Autor: Dr. Rüdiger Paschotta, RP-Energie-Lexikon, RP Photonics AG

Inhalt: Der immer wieder auch in den Medien auftauchende Begriff CO2-Verbrauch ist undeutlich und irreführend, sollte also vermieden werden. Anzustreben ist ein klares Verständnis der Tatsachen als erste Grundlage für ein vernünftiges Verhalten. Nicht jeder muss dafür Wissenschaft betreiben, aber man sollte die Erkenntnisse der Wissenschaft respektieren.

Rüdiger Paschotta

Derzeit begegnet einem relativ häufig der Begriff "CO2-Verbrauch" – sogar in Zeitungen und im Fernsehen. Bei mir sträuben sich dann jeweils etliche Haare. Was mögen sich die Leute darunter wohl vorstellen? Vielleicht, dass durch irgendwelche problematischen Aktivitäten zu viel von einer wertvollen Substanz namens CO2 verbraucht wird, die uns am Ende womöglich ausgehen könnte?

Klar, man könnte diesen Wortgebrauch auch ganz wohlmeinend interpretieren – etwa so, dass es um irgendeinen Verbrauch geht (etwa von Energieträgern, nicht aber von CO2), der irgendetwas mit CO2 zu tun hat. In diesem Sinne wäre der Begriff nicht einmal falsch. Allerdings wäre das eine sehr vage, undeutliche Sprache, was ich grundsätzlich nicht mag. Vor allem besteht dadurch die Gefahr, dass viele Leute das nicht so verstehen und völlig abwegige Vorstellungen entstehen. Dies ist natürlich äußerst bedenklich in einer Zeit, in der erstens ein breiter Konsens für wirksamen Klimaschutz dringend nötig ist und zweitens diverse Arten von Klimalügnern (teils erkennbar finanziert von mächtigen Interessenvertretern) alles tun, um auf allen Ebenen Zweifel und Verwirrung zu verbreiten, um Klimaschutz zu verhindern.

Das sollte man mindestens wissen

Ich halte es für sehr wünschenswert, dass möglichst die gesamte Bevölkerung die grundlegenden Zusammenhänge wenigstens in etwa versteht:

  • Wir nutzen diverse fossile Energieträger in der Regel, indem wir sie zwecks Erzeugung von Wärme verbrennen, wobei sich das Gas Kohlendioxid (CO2) bildet.
  • Dieses Gas gelangt als Teil des entstehenden Abgases in aller Regel in die Erdatmosphäre (Ausnahme: CCS). Dort nimmt dessen Konzentration ständig zu – von ca. 280 ppm vor rund 100 Jahren auf inzwischen über 400 ppm.
  • Das Problem damit ist zunächst einmal, dass CO2 eine starke Treibhauswirkung hat. Es führt zu einer zunehmenden globalen Erwärmung. Die bereits beobachtete Erwärmung passt gut zu dem, was man von der Physik her erwarten muss, und nimmt schnell zu.
  • Außerdem wird CO2 mit der Zeit mehr und mehr vom Meer aufgenommen und führt zu dessen Versauerung (einer Absenkung des pH-Werts), die wiederum wichtige biologische Auswirkungen hat – zunächst einmal auf Tierchen mit Kalkschale und indirekt wohl auch auf große Teile des wichtigen Ökosystems, mit schwer absehbaren Folgen.
  • Insgesamt sind die resultierenden Klimagefahren enorm – im Einzelnen schwer abschätzbar, aber zweifellos bedrohlich. Diese Einschätzung ist nicht etwa einfach eine Meinung, sondern basiert auf sich zunehmenden verdichtenden wissenschaftlichen Erkenntnissen.
  • Unproblematisch sind nur solche CO2-Emissionen, die in Kreisläufen stattfinden – etwa in biologischen Kreisläufen, wo Tiere und Mikroorganismen zwar große Mengen von CO2 abgeben, ziemlich genau dieselbe Menge jedoch von Pflanzen wieder gebunden wird.
  • Es gibt noch andere Treibhausgase, insbesondere Methan, aber der Effekt des CO2 ist der wichtigste.
  • Die größten Klimaeffekte hat unser Handeln im Zusammenhang mit Energieverbrauch vor allem bei Heizung und Kraftstoffen für den Verkehr, aber auch beim Konsum von Produkten der Industrie und Landwirtschaft (vor allem Fleisch). Nicht nur direkter Energieverbrauch ist relevant, sondern auch graue Energie.
  • Das Erreichen von Klimazielen misst am besten nicht mit Emissionen in bestimmten Jahren, sondern durch Vergleich von über die Jahre kumulierten Emissionen mit dem verbleibenden CO2-Budget. In diesem Zusammenhang gibt es auch ein sinnvolles Sprechen von einem Verbrauch: Wir verbrauchen jedes Jahr einen Teil des verbleibenden CO2-Budgets, und in nicht allzu vielen Jahren wird der Rest davon verbraucht sein. Alle Emissionen, die darüber hinaus noch erfolgen, sind gefährlich für unser Klimasystem.

Das genannte Anliegen – die Förderung von Verständnis – ist übrigens der zentrale Grund dafür, dass es diesen Blog und das RP-Energie-Lexikon gibt.

Meine Bitten

Meine Bitten an alle:

  • Informieren Sie sich so gut wie möglich; Verständnis ist die erste Voraussetzung für sinnvolles Handeln.
  • Bemühen Sie sich um eine klare, verständliche Sprache (ohne irreführende Begriffe wie "CO2-Verbrauch") und um die Verbreitung von wissenschaftlich fundiertem Wissen über Tatsachen als eine Grundlage für vernünftiges Verhalten.
  • Natürlich muss nicht jeder selbst Wissenschaft betreiben, aber man sollte wissen, dass es viele Wissenschaftler gibt, die sich seit Jahrzehnten eingehend mit dem Thema beschäftigen, und dass sie zum allergrößten Teil zu einem klaren Resultat kommen: Es ist ein äußerst gefährlicher Klimawandel im Gange, der größtenteils durch menschliche Aktivitäten (vor allem im Zusammenhang mit CO2-Emissionen) verursacht wird; dies muss sich dringend und grundlegend ändern, um unabsehbare Schäden zu vermeiden bzw. wenigstens einigermaßen zu begrenzen.
  • Sagen Sie es weiter, wo immer es möglich ist – etwa mündlich überall, wo man offene Ohren findet oder bei Online-Aktivitäten, etwa durch Links auf meine Artikel, wenn diese Sie überzeugen.
  • Tragen Sie auch konkret zu Problemlösungen bei, etwa durch Verzicht auf vermeidbare Klimaschädigungen (etwa mit Flugreisen oder Kreuzfahrten) und Investitionen in die energetische Sanierung von Gebäuden, wo es sinnvoll ist.

Es geht um Klarheit und Verständnis, nicht um Pedanterie

Vielleicht haben Sie auch meinen Artikel "Energieverbrauch – gibt es so etwas überhaupt?" gelesen. Hier hat meine tolerante Einstellung zu diesem Begriff offenbar ein paar Pedanten auf die Palme getrieben. Sie können jedenfalls sehen, dass es mir keineswegs um Pedanterie oder Besserwisserei geht, sondern ganz zentral um Verständlichkeit und klare Einsichten.

Fragen und Kommentare von Lesern

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