Energetische Sanierung mit Wärmepumpenheizung — wann ist das die richtige Lösung?
Erschienen am 08.07.2024 im RP-Energie-Blog (als E-Mail-Newsletter erhältlich!)
Permanente Adresse: https://www.energie-lexikon.info/rp-energie-blog_2024_07_08.html
Autor: Dr. Rüdiger Paschotta, RP-Energie-Lexikon, RP Photonics AG
Inhalt: Ob eine Wärmepumpenheizung die richtige Lösung bei der Sanierung eines Altbaus ist, hängt deutlich von den Umständen ab. In vielen Fällen sollte man mit der Wärmedämmung beginnen, zumal dies oft sogar mehr oder weniger die Voraussetzung für den Einsatz einer Wärmepumpe sein kann. In anderen Fällen ist die Wärmepumpe allein die entscheidende Lösung.
Kürzlich habe ich in diesem Blog dargelegt, dass die Gasheizung überhaupt keine Zukunft mehr hat. In vielen Fällen dürfte eine Wärmepumpenheizung der am besten passende Ersatz sein – beim Neubau ohnehin, aber häufig auch bei der energetischen Sanierung älterer Bauten. Hier möchte ich genauer darlegen, wann das gut funktioniert und welche Fälle problematisch sind. Dabei berichte ich viel über unsere eigenen Erfahrungen; wir haben 2023 unsere Gasheizung durch eine Wärmepumpenheizung mit Erdwärmesonde ersetzt, und diese zeigt jetzt eine hervorragende Effizienz. Auch zum Thema Wärmedämmung gibt es hier interessante Erkenntnisse.
Wärmedämmung
Bevor man die Wärmeerzeugung plant, sollte man immer erst mal die benötigte Wärmemenge nach Möglichkeit minimieren. Dies geht hauptsächlich durch eine gute Wärmedämmung. Beim Neubau ist dies kein Problem; die Vorschriften sehen das ohnehin vor, und oft ist es sinnvoll, hier und da noch etwas draufzulegen, um noch besser zu werden.
Im Altbau treten jedoch sehr unterschiedliche Situationen auf. Es gibt Fälle, wo die nachträgliche Wärmedämmung ohne größere Probleme möglich und dann auch sehr empfehlenswert ist. In anderen Fällen ist das wenig praktikabel. Im Folgenden beschreibe ich zwei Fälle, die wir beide selbst erlebt haben.
Altbau mit großem Potenzial für Wärmedämmung, aber Schwierigkeiten für die Wärmepumpe
Unser früheres Einfamilienhaus aus den 1950er-Jahren war ein gutes Beispiel für den zuerst genannten Fall: Es hatte ursprünglich einen sehr hohen Wärmebedarf, der aber dann mit der Wärmedämmung um ca. einen Faktor 3,5 reduziert werden konnte. Dafür zogen wir in 2010 das Komplettprogramm durch:
- Fenstertausch als ersterer Schritt; dabei Verlegung der Fenster auf die Ebene der bisherigen Außenhaut
- Wärmedämmverbundsystem für die Fassade, mit der die Fensterlaibungen neu geformt wurden
- Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (mit Luftleitungen in der neuen Dämmschicht)
- Dämmung des zuvor ziemlich maroden Dachs und der Kellerdecken
In diesem Fall gab es keine besonderen Schwierigkeiten bei der Installation der Dämmung; auch die kompakte Form ohne komplizierte Anbauten kam dem entgegen. Diese Aktion war teuer, brachte aber nicht nur eine energetische Verbesserung, sondern auch eine allgemeine Aufwertung des Hauses, insbesondere eine sehr dauerhafte Lösung für das Dach, das nun sicher für ein halbes Jahrhundert und mehr so bleiben kann. Auch der Wohnkomfort wurde erheblich gesteigert durch stets frische Luft, eine überall sehr gleichmäßig warme Wohnung (nirgends eine Spur eines kalten Luftzugs) und ausgezeichneten Schallschutz.
Auf der anderen Seite durfte am Standort keine Erdwärmesonde installiert werden, und das Klima haben Standort ist relativ kalt. In dieser Situation beließen wir es vorerst bei der Gasheizung, brauchten aber auch ziemlich wenig Erdgas.
In Zukunft wird aber auch dort früher oder später eine Wärmepumpe eingesetzt werden, und hierfür war die Wärmedämmung die perfekte Vorbereitung: Die Heizkörper brauchen für den nun stark reduzierten Wärmebedarf eine entsprechend niedrigere Vorlauftemperatur, sodass selbst eine Luft/Wasser-Wärmepumpe noch einigermaßen effizient arbeiten kann. Der Stromverbrauch wird also doppelt reduziert: durch einen viel niedrigeren Wärmebedarf und nochmals durch die höhere Effizienz der Wärmepumpe.
Die hohen Investitionen konnten wir in 11 Jahren bis zum Wiederverkauf natürlich nur teilweise durch reduzierten Erdgasverbrauch wieder hereinholen, zumal die Gaspreise in dieser Zeit niedrig blieben. (Der Preisschock durch Putins Krieg kam erst kurz danach.) Da das Haus aber auch entsprechend mehr erlöst hat, war das für uns sicher kein Verlustgeschäft, und die Käufer waren natürlich sehr froh, dass diese in der Durchführung etwas mühsamen Dinge schon komplett erledigt waren.
Altbau mit Schwierigkeiten für die Wärmedämmung, aber großem Potenzial für die Wärmepumpe
Ein anderer Fall ist unser heutiges Haus in der Schweiz (Baujahr 1980). Hier ist die Wärmedämmung (mit Porenbetonsteinen) deutlich schlechter als beim alten Haus nach der Sanierung, andererseits auch deutlich besser als beim alten Haus vor der Sanierung. Eine weitere Verbesserung wäre in diesem Fall unverhältnismäßig aufwendig. Die Fassadenfläche ist nämlich relativ klein und würde wegen ihrer komplizierten Form (mit Vorsprüngen, Rücksprüngen, Balkon, Sonnenstoren etc.) viele Komplikationen verursachen. Es gibt allerdings auch viele Fenster, die wir dann auch weitgehend ausgetauscht haben. Das Dach könnte noch besser gedämmt werden, aber auch hier wäre der Aufwand extrem hoch.
Sehr hilfreich ist, dass wir sowohl eine Fußbodenheizung haben als auch die Möglichkeit für eine Erdwärmesonde. Somit war in diesem Fall die richtige Lösung, außer dem Fenstertausch keine weitere Wärmedämmung vorzunehmen, dann aber die benötigte nicht so geringe Wärmemenge auf hocheffiziente und ökologisch günstige Weise zu erzeugen – mit der Wärmepumpe mit Erdwärmesonde. Dazu weiter unten noch mehr.
Die Heizkosten sind nach dieser Aktion ungefähr so niedrig wie beim früheren Altbau mit Gasheizung vor der Wärmedämmung und vor Putins Krieg – trotz des inzwischen massiv gestiegenen Strompreises und des größeren Hauses mit deutlich schlechterer Wärmedämmung.
Ein schöner Zusatznutzen der Erdwärmesonde ist noch, dass wir damit das Haus im Sommer auch recht effektiv kühlen können. Im Erdgeschoss wird es damit allein selbst an den heißesten Tagen perfekt angenehm – und dies praktisch ohne Energieaufwand, da die benötigte Kälte nicht erzeugt werden muss, sondern über die erzürnte quasi kostenlos zur Verfügung steht. (Der dafür nötige Betrieb der Solepumpe kostet kaum Strom, und die im Erdreich deponierte Wärme kann später umso effizienter wieder geholt werden.) Leider ist das im Obergeschoss weniger effektiv, da dort drei Räume einen Parkettboden haben, der einen deutlich schlechteren Wärmeübergang hat.
Ein verbleibendes Problem mit dem Raum unter dem schlecht gedämmten Dach (mein Büro, auch mit Parkettboden): Selbst mit einer Vorlauftemperatur von bis zu 40 °C wird es da nicht so warm wie erwünscht. Ich möchte die Vorlauftemperatur aber ungern nur wegen dieses einen Raums erhöhen und damit die Effizienz der gesamten Wärmeerzeugung reduzieren. Stattdessen verwende ich an einigen Tagen entweder eine kleine elektrische Wärmelampe nahe dem Schreibtisch oder das Split-Klimagerät. Bald bekomme ich noch einen Hochleistungs-Heizkörper mit eingebautem leisem Ventilator, der übrigens auch die sommerliche Kühlung des Raums über die Erdsonde weiter unterstützen wird.
Nun auch noch das Dach zu dämmen, würde sich leider selbst in 100 Jahren nicht mehr amortisieren: Die Kosten sind hoch, während die Einsparungen aufgrund der billigen Wärmeerzeugung sehr mager wären. Interessanterweise könnte die Dämmung in den nächsten Jahren trotzdem Sinn machen: Wir fragen uns nämlich, ob ein schon deutlich über 40 Jahre altes Dach für weitere 20 bis 30 Jahre, die wir darunter verbringen möchten, sicher dicht bleiben wird. Der schlimmstmögliche Fall wäre etwa der:
- Nach 10 oder 15 Jahren gibt es eine Undichtigkeit, die auch innen einen Schaden verursacht.
- Dann sieht man, dass eine generelle Dachsanierung nötig wird – die bis dann aber noch teurer wird als heute und natürlich den Nutzen (Energieeinsparung und Komfortgewinn) auch erst später bringt.
- Dazu könnte noch kommen, dass in den nächsten Jahren vielleicht die Besteuerung des Eigenmietwerts abgeschafft wird und dann auch die steuerlichen Abzugsmöglichkeiten viel schlechter werden. (Derzeit reduzieren diese die effektiven Kosten sehr deutlich.)
Verglichen mit diesem Szenario wäre die schon bald durchgeführte Sanierung trotz fehlender Amortisierbarkeit über die Heizkosten viel günstiger. Deswegen werden das vielleicht doch bald schon durchziehen. Man sieht klar: Wenn man allein aufgrund der Amortisierung entscheidet, die Dauerhaftigkeit der Lösung aber nicht betrachtet, kommt man womöglich zu falschen und auch kostspieligen Resultaten.
Die Effizienz hängt von zwei Temperaturen ab
Die Wärmeabgabe
Nun zurück zur Wärmepumpenheizung. Ein wichtiger Aspekt für die erzielbare Energieeffizienz ist die benötigte Vorlauftemperatur des Heizsystems. Leider haben viele Altbauten noch Heizkörper, und in manchen Fällen benötigen diese eine recht hohe Vorlauftemperatur von bis zu z. B. 55 °C oder sogar noch etwas mehr. Wenn man dagegen eine Flächenheizung hat – häufig eine Fußbodenheizung, in manchen Fällen aber auch eine Deckenheizung oder Wandheizung –, genügen deutlich tiefere Temperaturen von z. B. 35 °C (an den kältesten Tagen). Man sollte deswegen über diese Umrüstung nachdenken – vor allem in Fällen, wo eine effektive Wärmedämmung nicht realisierbar ist und die Heizkörper nicht reichlich bemessen sind.
Wo beispielsweise ein schon wertvoller Fußboden den Einbau einer Fußbodenheizung besonders kostspielig machen würde, kann man über die energetisch ähnliche effektive Deckenheizung oder Wandheizung nachdenken. In manchen Fällen würde eine Absenkung der Vorlauftemperatur auch nur in ein oder zwei Räumen ein Problem verursachen; man kann sich dann gezielt um genau diese Räume kümmern. Hier ist es auch eine interessante Option, einen zusätzlichen Hochleistungs-Heizkörper mit eingebautem leisem Ventilator einzubauen.
Die Wärmequelle für die Wärmepumpe
Idealerweise steht der Wärmepumpe eine Wärmequelle mit nicht allzu tiefer Temperatur zur Verfügung – wobei diese Temperatur natürlich vor allem im Heizbetrieb wichtig ist. Wichtig ist diese Temperatur für die Energieeffizienz des Geräts; eine genügend hohe Vorlauftemperatur und Heizleistung wird man auch ohne das mit einem genügend starken Gerät erzielen, jedoch wird der Stromverbrauch dann entsprechend höher ausfallen.
Nicht so günstig ist in diesem Sinne die Nutzung von Außenluft mit einer Luft/Wasser-Wärmepumpe, da diese Luft natürlich gerade dann besonders kalt ist, wenn man viel Wärme benötigt. Lästig ist hier auch der Effekt, dass der Kondensator, der der angesaugten Außenluft Wärme entzieht, hierbei häufig einfriert und dann mit zusätzlichem Energieaufwand abgetaut werden muss. Dieses Problem ist übrigens nicht etwa umso schlimmer, je kälter es ist; vielmehr tritt es vor allem bei Außentemperaturen um ca. 0 °C auf. Bei richtig kaltem Wetter enthält die Luft selbst bei hoher relativer Luftfeuchtigkeit ziemlich wenig Wasserdampf. Ungünstig sind natürlich Standorte mit besonders hoher Luftfeuchtigkeit, etwa direkt an ein Feuchtgebiet angrenzend.
Wie nachteilig die Nutzung von Außenluft ist, hängt aber auch von anderen Umständen ab. Natürlich ist das weniger wichtig, wenn es ohnehin um recht geringe Wärmemengen geht wegen einer guten Wärmedämmung des Gebäudes. Außerdem ist es weniger wichtig, wenn die benötigte Vorlauftemperatur niedrig liegt.
Bei manchen Gebäuden wird es schwierig, weil z. B. Erdsonden am Standort nicht erlaubt sind, für ein Erdregister nicht die benötigte Fläche zur Verfügung steht und die Aufstellung eines Luft-Wärmeübertrags wegen der Geräuschbelästigung nicht infrage kommt. In den meisten Fällen dürfte jedoch eine ordentliche Lösung machbar sein. Beispielsweise kann eine relativ leise Luft/Wasser-Wärmepumpe im Heizkeller stehen mit nur zwei Luftleitungen, die nach außen führen und recht wenig Lärm abstrahlen.
Die Temperaturdifferenz bestimmt die Leistungszahl
Am Ende kommt es vor allem auf die Differenz zwischen benötigter Vorlauftemperatur und Temperatur der genutzten Wärmequelle an. Gegen diese Temperaturdifferenz muss die Wärmepumpe arbeiten: Sie muss dem älteren Reservoir Wärme entziehen, die sie dem wärmeren Reservoir zufügt. Natürlicherweise würde die Wärme in die Gegenrichtung strömen, aber den Wärmefluss in der gewünschten Richtung erhält man eben mit dem Prinzip der Wärmepumpe – wofür diese natürlich zusätzliche Energie (einer Form mit hoher Exergie) benötigt, in der Regel elektrische Energie. Wie sieht das nun in der Praxis aus?
- In günstigen Fällen (z. B. Erdwärmesonde und Fußbodenheizung) ist diese Differenz an kalten Tagen ca. 35 °C − 10 °C = 25 K. Eine moderne Wärmepumpe kann dann eine Leistungszahl von deutlich über 5 erzielen – was bedeutet, dass man pro eingesetzter Kilowattstunde Strom mehr als 5 kWh Heizwärme erhält. Man braucht für den Betrieb also nicht einmal ein Fünftel der Menge Strom, die eine Elektroheizung für die gleiche Menge Heizwärme benötigen würde. Für ein sehr gut gedämmtes Einfamilienhaus mit einem Heizwärmebedarf von 10.000 kWh pro Jahr bedeutet dies einen Stromverbrauch von unter 2000 kWh statt 10.000 kWh für eine Elektroheizung.
- In ungünstigen Fällen (z. B. knapp bemessene Heizkörper und Außenluft) liegt man bei z. B. 55 °C − (-5 °C) = 60 K. Dann wird die Leistungszahl in der Gegend von 3 liegen. Ein Heizwärmebedarf von 10.000 kWh bedeutet dann einen deutlich höheren Stromverbrauch von rund 3300 kWh – obwohl immer noch viel weniger als eine Elektroheizung.
Natürlich kommt es auch auf die Qualität der Wärmepumpe und eine korrekte Einstellung des Geräts an. Man sollte unbedingt ein modernes Gerät mit leistungsgeregeltem Kompressor wählen, weil dieses bei Teillast sehr viel effizienter arbeiten kann – und Teillast ist für eine Heizungswärmepumpe natürlich der Normalfall.
Mögliche Alternativen
Natürlich sollte man immer prüfen, welche anderen Möglichkeiten als Alternative zur Verfügung stehen:
- Wo ein Anschluss an ein Nahwärmenetz (oder Fernwärmenetz) möglich ist, dürfte dies in der Regel die sinnvollere Möglichkeit sein, da die Installationskosten dann viel geringer sind und man sich selbst nicht mehr um die Wärmeerzeugung kümmern muss. Zudem werden Nahwärmenetze zunehmend effizient und ökologisch günstig betrieben, etwa mit Verwendung von Wärmepumpen oder der Nutzung von Abwärme aus Gewerbebetrieben.
- Ein Neubau kann als Passivhaus ausgeführt werden, was bedeutet, dass es gar keine richtige Heizung mehr benötigt. Bei der Altbausanierung lässt sich dies für Einfamilienhäuser meist nicht realisieren – für Mehrfamilienhäuser aber unter Umständen schon.
- Das Prinzip der Solarheizung ist leider in aller Regel schwierig umzusetzen wegen des Grundproblems, dass die Solarwärme am wenigsten dann zur Verfügung steht, wenn man am meisten Heizwärme benötigt.
- Die Verwendung von Holzpellets oder Biogas kann theoretisch klimaneutral sein, aber von beidem gibt es viel zu wenig, um damit alle Öl- und Gasheizungen ersetzen zu können. Eine solche Lösung sollte also nur dann realisiert werden, wenn es anders nicht geht.
Es gibt sehr viele Fälle, wonach Vergleich mit allen Alternativen die Wärmepumpenheizung am besten abschneidet – selbst wenn die Umstände dafür auch nicht optimal sind.
Ein Erfahrungsbericht zur Wärmepumpenheizung
Wie oben erwähnt war bei unserem jetzigen Einfamilienhaus die Wärmepumpe eine einfach (wenn auch keineswegs kostengünstig) realisierbare Möglichkeit, während eine erhebliche Verbesserung der Wärmedämmung extrem aufwendig wäre.
Ich schätzte zunächst die benötigte Wärmemenge aufgrund des bisherigen Gasverbrauchs ab. Die Schwierigkeit hierbei war allerdings, dass die Vorbesitzerin ein Glashaus im Garten für die Kakteenzucht mit beheizt hatte. Wegen der Einscheibenverglasung brauchte das ziemlich viel Wärme, wobei ich aber nicht so genau abschätzen konnte, wie viel das ausmacht. Wir wussten auch nicht, wie viel unsere sparsameren Heizgewohnheiten sonst noch ausmachen würden. In solchen Fällen muss man den Wärmebedarf relativ konservativ schätzen und eine entsprechend nicht zu kurze Erdwärmesonde installieren. Wir haben nun eine 260 m lange Sonde, was sich im Nachhinein als etwas länger als nötig erwiesen hat. Aber natürlich bin ich nicht traurig darüber, dass die großzügig bemessene Sonde eine recht komfortable Temperatur liefert: in der ersten Heizperiode immer deutlich über 10 °C.
Unsere Fußbodenheizung ist leider nicht optimal: Im oberen Stock liegt sie teilweise unter Parkettböden – gerade auch im Raum mit dem höchsten Wärmebedarf direkt unter dem nicht so toll wärmegedämmten Dach. Deswegen benötigen wir an kalten Tagen bis zu 40 °C Vorlauftemperatur.
Trotzdem bleibt die Differenz der Temperaturen mit knapp 30 K (allen kältesten Tagen) immer noch ziemlich gering, was eine hohe Leistungszahl der Wärmepumpe erhoffen ließ.
Natürlich wollte ich dies dann in der Praxis auch kontrollieren. Dafür verwende ich die folgende Technik:
- Die Wärmepumpensteuerung selbst hängt über unser Netzwerk am Internet, damit der Heizungstechniker direkten Zugriff dazu hat. Ich habe einen HomeAssistant-Computer für die Hausautomation angeschafft, der die Wärmepumpensteuerung mit ihrem MODBUS-Interface im Netzwerk fand; mit wenig Arbeit und ohne jede zusätzliche Hardware konnte ich diese Verbindung schaffen. Der genannte Computer liest regelmäßig die Daten der Wärmepumpe aus und schreibt sie in eine Datei. Daraus erfahre ich insbesondere die täglich erzeugten Wärmemengen für Heizung und Warmwasser.
- Separat ermittle ich den Stromverbrauch für die Heizung (zusätzlich zu dem für das gesamte Haus) mit einem kostengünstigen Sensor (Shelly 3EM), der per WLAN ebenfalls mit dem HomeAssistant-Computer verbunden ist.
Für das letzte Quartal von 2023 dividierte ich die von der Wärmepumpe erzeugte Wärmemenge durch deren Stromverbrauch und erhielt damit die durchschnittliche Leistungszahl von 6,0. Im ersten Quartal 2024 war dieser Wert immer noch 5,9. Im zweiten Quartal, wo der Wärmebedarf natürlich viel geringer ausfiel, sank die Leistungszahl auf 5,6. Wohlgemerkt berücksichtigen diese Werte nicht nur den Stromverbrauch des Kompressors der Wärmepumpe, sondern auch den der Elektronik und der Nebenaggregate, insbesondere der Solepumpe und der Ölsumpfheizung. Interessant ist außerdem, dass die Temperatur der Sole im Frühjahr etwa genauso hoch ist wie noch im Herbst; zwar sank die Temperatur während der intensiven Entnahme im Winter etwas ab, aber eben nicht dauerhaft.
Die erreichten Leistungszahlen sind hervorragend. Vor 20 Jahren hätte man davon nur träumen können, aber mit einer heutigen leistungsgeregelten Wärmepumpe ist so etwas bei einer niedrigen Temperaturdifferenz eben möglich – nicht nur auf einem Datenblatt als theoretischer Wert, sondern tatsächlich in der Praxis.
Eher günstig hat sich der Umstand ausgewirkt, dass wegen der konservativen Schätzung des Wärmebedarfs die Wärmepumpe eher etwas groß dimensioniert ist. Dies wäre zwar bei einem konventionellen Gerät ohne Leistungsregelung definitiv nachteilig, aber mit Leistungsregelung des Kompressors ist es eher günstig, weil der Kompressor nun an kalten Tagen mit rund 40 bis 50 % seiner maximalen Leistung arbeitet; in diesem Bereich (nicht etwa bei Volllast) erzielt die Wärmepumpe die beste Leistungszahl. Nur an milderen Tagen ist die Effizienz vielleicht etwas geringer als mit einer kleineren Wärmepumpe, aber da geht es ja auch um weniger.
Dass die Leistungszahl im Sommer ein wenig geringer ausfällt (obwohl sie immer noch sehr gut ist), liegt einerseits an der höheren Temperatur, die man für die Warmwasserbereitung benötigt. Ein anderer Faktor ist die bereits erwähnte Ölsumpfheizung: ein kleiner Heizstab einer Wärmepumpe, die das Schmieröl des Kompressors bei nicht Betrieb der Wärmepumpe warmhalten muss, damit sich nicht zu viel Kältemittel darin löst. Dies verursacht vor allem im Sommer einen gewissen Standby-Verbrauch, der allerdings nicht dramatisch ins Gewicht fällt.
An dieser Stelle sei auch noch einem Missverständnis begegnet: Viele glauben, eine Wärmepumpe könne für die Warmwasserbereitung nie sehr effizient sein wegen der benötigten hohen Temperatur. (Wir verwenden z. B. 55 °C.) Allerdings läuft dies in der Praxis (beispielsweise bei uns) günstiger, als man denken könnte. Man verwendet einen Warmwasserspeicher, in dem sich eine starke Temperaturschichtung ausbildet: Nach der Aufheizung ist der gesamte Speicher auf ca. 55 °C, aber bei der Wasserentnahme strömt dann von unten kaltes Wasser ein, was sich relativ wenig mit dem warmen Wasser oben vermischt, weil es eine etwas höhere Dichte hat. Die nächste Aufheizung des Speichers startet man erst, wenn die Temperatur oben um ein paar Grad abgefallen ist. Zu dieser Zeit ist der Großteil des Speichers schon richtig kalt. Die Wärmepumpe heizt anfangs also richtig kaltes Wasser auf, wobei die Temperaturdifferenz gering ist und die Leistungszahl entsprechend hoch. Erst gegen Schluss werden die 55 °C erreicht – zuzüglich weniger Grade durch den nicht perfekten Übergang am Wärmeübertrager. (Dieser sollte übrigens großzügig bemessen sein, weswegen der von der alten Gasheizung oft nicht gut geeignet wäre.) Ich sehe diesen Effekt übrigens auch an der Stromaufnahme des Kompressors: Diese steigt im Laufe der Aufheizung deutlich an. Dies liegt daran, dass der Druck im Kondensator aufgrund der steigenden Temperatur erheblich ansteigt, der Kompressor also mehr Antriebsdrehmoment braucht, um seine konstante Drehzahl zu halten.
Jetzt könnte man im Prinzip noch Photovoltaik auf dem Dach installieren, welches günstig ausgerichtet ist. Allerdings sind die Installationskosten in der Schweiz sehr hoch, und das schöne Landhaus-Dach würde damit optisch auch viel verlieren. Wir zahlen stattdessen unserem Stromversorger einen kleinen Aufpreis dafür, dass wir 50 % Solarstrom erhalten, deren hauptsächlich auf Gewerbedächern in der Region erzeugt wird. Der Rest des Stroms ist ohnehin schon ökologisch relativ günstig (hauptsächlich Wasserkraft), wobei allerdings immer zu bedenken ist, dass jede hier im Winter nicht verbrauchte Kilowattstunde den Importsaldo beeinflusst, und dass der importierte Strom gerade im Winter keineswegs so sauber ist.
Man bedenke aber auch: Selbst wenn unser Strom (rein theoretisch) von einem modernen Gaskraftwerk käme, würden wir damit effektiv viel weniger Gas verbrauchen als früher mit der Gasheizung:
- Pro Kilowattstunde Wärme brauchen wir jetzt nur 0,17 kWh Strom. Dafür bräuchte das Gaskraftwerk nur ca. 0,3 kWh Erdgas (unter Berücksichtigung der Energieverluste in den Stromleitungen).
- Selbst eine sehr effiziente Gasheizung würde dafür ca. 1,05 kWh Erdgas benötigen, also über dreimal mehr.
Das häufig gehörte Argument, mit der Wärmepumpe würde man am Ende ohnehin wieder eine ähnliche Menge Gas oder Kohle im Kraftwerk verbrauchen, stimmt also faktisch überhaupt nicht: Bei guter Effizienz, wie beispielsweise in unserem Fall, bräuchten wir selbst dann viel weniger Gas, wenn wir zu 100 % von einem Gaskraftwerk versorgt würden. Zudem wird die Stromerzeugung von Jahr zu Jahr umweltfreundlicher.
Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Viele Arbeiten an Häusern werden erst dann vorgenommen, wenn es nicht mehr anders geht. Dann wird es allerdings oft teurer und ungemütlicher:
- Wenn plötzlich die alte Ölheizung aussteigt, gar noch im Winter, braucht man schnell einen Ersatz. Dann besteht die Gefahr, dass man nicht schnell genug die Wärmepumpe bekommt und somit wieder für viele Jahre bei der Ölheizung hängenbleibt.
- Wie oben erwähnt, kann ein Dach plötzlich undicht werden und dann schnelle Maßnahmen erfordern, womöglich mitten im Winter. Lieber plant man die Sanierung in Ruhe, schon vor man ein akutes Problem hat mit bereits entstandenen Schäden.
Außerdem sollte man bedenken, dass man eine ohnehin früher oder später unumgängliche Sanierung besser früher durchführt. Zum einen wird sie zukünftig meist eher teurer als billiger, zum anderen ist es natürlich besser, wenn man die Vorteile möglichst bald hat.
Fazit
Die beschriebenen Erfahrungen zeigen, dass die richtige Lösung für die Sanierung eines Altbaus je nach den Umständen sehr unterschiedlich aussehen kann. In manchen Fällen ist die Wärmedämmung der entscheidende Schritt, unter Umständen sogar die fast unverzichtbare Vorbereitung auf eine Wärmepumpe. In anderen Fällen kann es Schwierigkeiten mit der Wärmedämmung geben, die Wärmepumpenheizung aber trotzdem eine ausgezeichnete Lösung sein. Im Zweifel sollte man natürlich immer erst einmal eine fachkundige Person (etwa einen Energieberater) hinzuziehen, bevor man womöglich in die falschen Dinge investiert.
Noch eine Bemerkung zur Bewertung der Kosten. Viele vergleichen diese mit den Betriebskosten, die sie zu Zeiten billigen Heizöls und Erdgases hatten, und tut vorerst gar nichts, weil ihnen diese Kosten zu hoch erscheinen. Dabei verwenden sie aber einen falschen Maßstab und übersehen zudem den wichtigen Umstand, dass es nicht nur um Energie geht, sondern auch um die Dauerhaftigkeit des Gebäudes sowie um den Wohnkomfort. Wenn die Sanierung beispielsweise eines Dachs dieses wieder für viele Jahrzehnte sicher macht, kann man diesen Aspekt bei der Kostenrechnung nicht einfach ignorieren. Außerdem sollte jeder Hausbesitzer nach Möglichkeit seinen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten. Wir wissen ja, dass die globalen klimaschädlichen Emissionen viel zu hoch sind, und dass wir in Mitteleuropa sogar weitaus mehr als der weltweite Durchschnitt emittieren – also liegt es wirklich an uns zu handeln.
Übrigens: Wer fragt sich beim Kauf eines Autos, wie schnell sich dieses amortisieren wird? Man kauft es einfach, wenn man es will und braucht. Bei der Heizung wird aber mit spitzer Feder und ohne Berücksichtigung wichtiger Umstände gerechnet. Man sollte sich einfach an den Gedanken gewöhnen, dass ein Gebäude eben hin und wieder gewisse Investitionen braucht, um dauerhaft nutzbar zu bleiben. Die Amortisierung über die Betriebskosten ist hier nur ein Aspekt von mehreren.
Zunehmend wird den Leuten klar, dass die energetische Qualität eines Hauses für den Wert ein wichtiger Faktor ist. Zwar werden vermutlich immer noch viele alte, schwer sanierbare Häuser viel zu teuer verkauft, weil man zu wenig kritisch hinterfragt, wie es mit einem Haus bezüglich Energie auf Dauer laufen soll. Jedoch werden solche Wertkorrekturen vermutlich immer mehr angewandt werden. Wer heute ein scheinbar billiges, aber kaum sanierbares Haus kauft, wird dies später womöglich bitter bereuen.
Siehe auch: energetische Sanierung von Gebäuden, Wärmepumpenheizung
Wenn Ihnen diese Website gefällt, teilen Sie das doch auch Ihren Freunden und Kollegen mit – z. B. über Social Media durch einen Klick hier:
Diese Sharing-Buttons sind datenschutzfreundlich eingerichtet!