Strompreis
Definition: der Preis für elektrische Energie
Allgemeiner Begriff: Energiepreis
Englisch: electricity price
Kategorien: elektrische Energie, Grundbegriffe
Autor: Dr. Rüdiger Paschotta
Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen
Ursprüngliche Erstellung: 23.03.2013; letzte Änderung: 20.08.2023
Strompreise sind Preise für die Lieferung elektrischer Energie. Es muss hierbei unterschieden werden, für welche Situation ein Strompreis gilt:
- An den Strombörsen findet ein Großhandel mit elektrischer Energie statt. Dort geht es um Preise nur für die Erzeugung elektrischer Energie und ihre Einspeisung in das öffentliche Stromnetz. Für den außerbörslichen Stromhandel mit Großverbrauchern gilt dasselbe. Er orientiert sich übrigens meistens auch an den Großhandelspreisen. Kosten für die Benutzung von Stromnetzen werden von den Abnehmern separat behandelt.
- Wenn elektrische Energie an Endverbraucher geliefert wird, wird für den Transport in aller Regel das öffentliche Stromnetz benutzt. Hierfür fallen zusätzliche Kosten in Form von Netznutzungsentgelten an. Die Stromtarife für die Endverbraucher, die die Stromrechnung bestimmen, enthalten also Anteile für die Erzeugung und für die Netzbenutzung. Dazu kommen diverse Abgaben und Steuern wie die Konzessionsabgabe, EEG-Umlage, KWK-Umlage, Stromsteuer und Umsatzsteuer. Bei Kleinverbrauchern machen die Stromerzeugungskosten nur einen kleinen Teil des resultierenden Strompreises aus, z. B. rund 5 ct/kWh von insgesamt 25 ct/kWh. Der Anteil des Netznutzungsentgelts ist deutlich höher, wenn der Bezug über das Niederspannungsnetz erfolgt, da dort (und nicht etwa für Hochspannungsleitungen) die größten Kosten entstehen.
Der Artikel über Stromtarife erklärt verschiedene Tarifstrukturen für Klein- und Großverbraucher, somit auch Begriffe wie Grundpreis, Arbeitspreis, Leistungspreis und Nachtstrom.
Einflüsse auf den Börsenstrompreis
Der Börsenstrompreis ist am ehesten für Großverbraucher relevant, da er bei ihnen den größten Teil des am Ende zu zahlenden Preises ausmacht. Der Börsenstrompreis kommt z. B. bei der Leipziger Strombörse (EEX) gemäß dem Merit-Order-Verfahren zustande, welches im Artikel über den Strommarkt genau erklärt wird. Er kann von diversen Faktoren beeinflusst werden:
Änderungen von Angebot und Nachfrage
Von zentraler Bedeutung sind Angebot und Nachfrage zur jeweiligen Zeit.
Noch vor einigen Jahren gab es regelmäßig starke Preisausschläge zur Mittagszeit, weil durch das Kochen mit Elektroherden dann ein besonders hoher Stromverbrauch in den Haushalten auftritt. Bei gutem Wetter entfällt dieser Preisanstieg heute aber weitgehend, da Photovoltaikanlagen dann viel einspeisen.
Nachts ist die Nachfrage meist deutlich geringer und führt zu entsprechend niedrigeren Strompreisen, außer wenn das "Nachtstromtal" im Winter durch Elektrospeicherheizungen aufgefüllt wird. Auch die Jahreszeiten spielen eine wichtige Rolle: Da der Bedarf im Winter deutlich höher ist, liegen die Preise dann höher.
Wenn der gesamte Stromverbrauch anwächst, ohne dass die Kraftwerkskapazitäten entsprechend steigen (z. B. wegen langer Bauzeiten, gestiegener Kosten oder wirtschaftlicher Unsicherheiten), führt dies zu höheren Strompreisen. Diese erzeugen dann wiederum stärkere finanzielle Anreize für Investitionen in Kraftwerke.
Wo große Speicher für elektrische Energie in Form von Speicherkraftwerken verfügbar sind, können die Schwankungen des Börsenstrompreises reduziert werden. Diese Speicher können nämlich Energie zu Schwachlastzeiten aufnehmen (dann also eine Nachfrage erzeugen) und zu Zeiten mit Engpässen wieder abgeben (dann den Preis als senken). Wie groß dieser Effekt von Energiespeichern ist, hängt allerdings nicht nur von deren Speicherkapazität ab, sondern entscheidend auch von deren Energieverlusten. Falls z. B. zukünftig die Technologie Power to Gas als Energiespeicher eingesetzt würde, könnten damit zwar sehr große Speicherkapazitäten geschaffen werden. Die Energieverluste dieser Technologie sind aber so groß, dass der eingespeicherte Strom nur einen kleinen Bruchteil dessen kosten darf, was der abgegebene Spitzenlaststrom erlösen muss. Eine starke Dämpfung der Schwankungen des Börsenstrompreises ist damit also grundsätzlich nicht möglich, selbst bei sehr hohen Speicherkapazitäten.
Erneuerbare-Energien-Gesetz und die Energiewende
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz hat vielfältige Auswirkungen auf den Börsenstrompreis:
- Es führt zu einer starken Zunahme des Angebots von erneuerbaren Energien, wenn auch nicht zu allen Zeiten gleich stark, und dies senkt über den Merit-Order-Effekt die Börsenstrompreise deutlich.
- Andererseits führt dies mittelfristig zur Außerbetriebnahme von Grundlastkraftwerken und teils auch von Mittellastkraftwerken (oder auch zum Verzicht auf neue konventionelle Kraftwerke), da deren Wirtschaftlichkeit reduziert wird. Durch solche Anpassungseffekte können die Preise auch wieder steigen.
- Eine stabilisierende Wirkung entsteht wiederum dadurch, dass die Abhängigkeit von importierten fossilen Energieträgern und ihren Preisen deutlich vermindert wird. (Länder ohne eine Energiewende erleiden häufig steigende Strompreise aus diesem Grund.)
In ihrer Gesamtheit sind diese Effekte des EEG auf den Börsenstrompreis kaum zuverlässig einzuschätzen. Sehr stark divergierende Behauptungen hierzu entstehen vor allem dadurch, dass diese vielfältigen Effekte nicht alle berücksichtigt werden, oder dass hierfür unterschiedliche Methoden verwendet werden. Einfach die Preisentwicklung vor und nach Einführung des EEG zu vergleichen, oder auch zwischen Ländern mit und ohne Energiewende, bringt keine aussagekräftigen Resultate, da diese Preise durch viele schwankende Faktoren beeinflusst werden, so dass ein einzelner Einfluss daraus kaum abgeleitet werden kann. Seriöse Analysen können also nicht rein empirisch erfolgen, sondern müssen auf ein detailliertes Verständnis vielfältiger Zusammenhänge zurückgreifen.
Einflüsse auf die Strompreise für Endverbraucher
Wie oben bereits erwähnt, ist gerade für Kleinverbraucher (Haushalte und Kleingewerbe) der Börsenstrompreis nur einer von mehreren wichtigen Faktoren für den zu zahlenden Strompreis.
Die Netznutzungsentgelte sind ein wesentlicher Kostenfaktor. Dies wird dadurch verschärft, dass viele Großverbraucher reduzierte oder gar keine Entgelte dieser Art zahlen, so dass die Kosten auf kleinere Verbraucher abgewälzt werden. Dies gilt übrigens auch für Elektroheizungen, die die Verteilungsnetze stark belasten: Ein Haushalt mit Elektroheizungen braucht weit mehr Leistung, und zwar insbesondere konzentriert in den kältesten Wochen des Winters (wo am ehesten Engpässe auftreten). Trotzdem werden oft ungerechtfertigt ermäßigte Netznutzungsentgelte für Elektroheizungen gewährt. Immerhin sind bei den Stromnetzen keine dramatischen Preisanstiege zu befürchten.
Steuern und Abgaben sind ein besonders wichtiger Kostenblock. Insbesondere gilt dies für die Umsatzsteuer (die sogar auf den Anteil der EEG-Umlage erhoben wird) und die Stromsteuer. Allerdings ist zu beachten, dass der Verzicht auf diese Steuereinnahmen voraussichtlich Steuererhöhungen an anderen Stellen erforderlich machen würden.
Die Energiewende und das Erneuerbare-Energien-Gesetz haben mehrere Auswirkungen:
- Der Börsenstrompreis wird dadurch tendenziell gesenkt (Merit-Order-Effekt). Allerdings wird dieser Kostenvorteil von den Energieversorgungsunternehmen häufig nicht vollständig an die Kleinverbraucher weitergegeben.
- Da die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern reduziert wird, wird auch der Einfluss von steigenden Weltmarktpreisen auf die Stromerzeugung reduziert.
- Eine wesentliche Kostenbelastung ist die EEG-Umlage, die benötigt wird, um die Einspeisevergütungen für erneuerbare Energien zu finanzieren. In einzelnen Jahren (z. B. 2013) ist sie deutlich höher, wenn nämlich die Kosten im Vorjahr höher als geschätzt waren und dann eine Nachholung notwendig wird.
- Die Energiewende macht einen stärkeren Ausbau der Stromnetze notwendig. Die Kosten hierfür sind allerdings sehr moderat – für Kleinverbraucher kaum spürbar. Neue Hochspannungsleitungen sind kein sehr wesentlicher Kostenfaktor, wenn man die Kosten pro transportierter Kilowattstunde betrachtet. Anpassungen in den Verteilungsnetzen sind meist mit relativ einfachen Maßnahmen möglich, ohne Verlegung neuer Leitungen.
- Es werden diverse externe Kosten reduziert, die zwar definitionsgemäß nicht am Strompreis erkennbar sind, für die Bevölkerung insgesamt jedoch Entlastungen bringen – beispielsweise bei den Gesundheitskosten (wegen reduzierter Abgasbelastung) und bei Umweltschäden.
Weitere externe Effekte sind die direkten und indirekten positiven Wirkungen auf die Steuereinnahmen des Staates, die Steuererhöhungen an anderen Stellen vermeiden helfen, und vor allem die Beschäftigungseffekte.
Man beachte auch, dass das EEG einen wichtigen Klimaschutzeffekt erzielt. Würde dieser mit anderen Methoden geschaffen, würden auch dort Kosten auftreten, die u. U. höher sein könnten. Wenn also die Klimaschutzziele als gegeben betrachtet werden, müssten Einschnitte beim EEG (wie sie manche Stimmen fordern) durch andere Maßnahmen kompensiert werden, und deren Kosten wären dann selbstverständlich auch zu ermitteln und zu berücksichtigen. Ob eine "Strompreisbremse" solcher Art insgesamt die volkswirtschaftlichen Kosten reduziert, ist zumindest sehr ungewiss.
Siehe auch: elektrische Energie, Stromtarif, Netznutzungsentgelt, Strommarkt, Erneuerbare-Energien-Gesetz
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