Wasserstoff
Definition: ein brennbares Gas, welches als Energieträger dienen kann
Allgemeinere Begriffe: Brenngas, Energieträger
Chemische Formel: H2
Englisch: hydrogen
Kategorien: Energieträger, erneuerbare Energie
Autor: Dr. Rüdiger Paschotta
Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen
Ursprüngliche Erstellung: 10.10.2010; letzte Änderung: 18.08.2024
Wasserstoff (chemisch H2) ist bei Zimmertemperatur ein farb- und geruchloses sowie ungiftiges und brennbares Gas. Es ist gut 14 mal leichter als Luft und kann sehr schnell durch poröse Materialien oder auch durch kleinste Undichtigkeiten diffundieren. Wasserstoff kann an der Luft verbrannt werden, und Gemische von Wasserstoff mit Luft oder besonders auch mit reinem Sauerstoff sind sehr explosiv; daher kommt die Bezeichnung Knallgas. Bei der Verbrennung (Oxidation) von Wasserstoff entsteht reiner Wasserdampf (H2O); allenfalls können bei der Verbrennung mit Luft zusätzlich Stickoxide entstehen, sonst jedoch keinerlei Schadstoffe.
Der Brennwert und Heizwert von Wasserstoff (siehe die Tabelle rechts) ist auf die Masse bezogen im Vergleich mit anderen Brennstoffen außergewöhnlich hoch, während die volumenbezogenen Werte für Normaldruck wegen der geringen Dichte relativ klein sind. Somit ließe sich als Wasserstoffspeicher ein Energiespeicher mit hoher gravimetrischer Energiedichte realisieren, falls der Speicher relativ leicht gebaut werden könnte. Dies ist jedoch mit Druckspeichern (z. B. Gasflaschen) schwierig, da man sehr hohe Drucke benötigt; nur mit verflüssigtem Wasserstoff ist dieses Problem zu lösen. Auf der anderen Seite ist die volumetrische Energiedichte solcher Speicher grundsätzlich wesentlich kleiner als z. B. für Erdgas.
Wasserstoff wird meist in gasförmigem Zustand gehandhabt – oft bei erhöhtem Druck und entsprechend höherer Dichte. Nur durch Kühlung auf sehr tiefe Temperaturen (nicht etwa durch genügend hohen Druck bei Zimmertemperatur) lässt sich Wasserstoff auch verflüssigen. Bei Atmosphärendruck erfolgt die Kondensation erst bei einer Temperatur von 21,15 Kelvin = −252,0 °C. Der Energieaufwand für die Verflüssigung ist deswegen wesentlich höher als beispielsweise der für die Herstellung von Flüssigerdgas. Im übrigen muss die Technik aufwendig so gestaltet sein, dass praktisch keine Luft und keine Feuchtigkeit in das Tanksystem gelangen kann.
Verwendung von Wasserstoff
Wasserstoff könnte zukünftig im Prinzip eine große Rolle als sekundärer Energieträger spielen; er wäre das Schlüsselelement einer Wasserstoffwirtschaft, die die Abkehr von fossilen Energieträgern ermöglicht. Es handelt sich bei Wasserstoff zwar nicht um eine Energiequelle, da (freier, nicht chemisch gebundener) Wasserstoff in der Natur nur in Spuren vorkommt. Jedoch lässt sich Wasserstoff auf mehreren Wegen herstellen (siehe unten) und ebenfalls auf verschiedene Weisen als Energieträger einsetzen:
- Wasserstoff lässt sich wie z. B. Erdgas direkt mit Luft verbrennen, entweder um Wärme zu gewinnen oder in Wärmekraftmaschinen wie z. B. Ottomotoren. Allerdings ist diese Art der Nutzung nicht besonders energieeffizient; die relativ niedrige Klopffestigkeit von Wasserstoff macht ein niedriges Verdichtungsverhältnis des Motors notwendig, und dieses wiederum reduziert den Wirkungsgrad beispielsweise gegenüber dem, der mit Benzin erreichbar wäre. Das entstehende Abgas besteht hauptsächlich aus unschädlichem Wasserdampf sowie übrig bleibendem Stickstoff der Luft, aber in gewissen Mengen können auch giftige Stickoxide entstehen (abhängig von den Details des Verbrennungsprozesses).
- In Brennstoffzellen kann mit Wasserstoff (und Luft oder Sauerstoff) elektrische Energie erzeugt werden, und zwar relativ energieeffizient (teils mit Wirkungsgraden deutlich oberhalb von 50 %), leise und ohne jegliche Schadstoffemissionen (d. h. auch ohne Stickoxide). Gleichzeitig entsteht Abwärme, die manchmal auch noch genutzt werden kann. Leider sind Brennstoffzellen aber viel teurer als einfache Brenner.
- Bei manchen chemischen Prozessen kann Wasserstoff als Reduktionsmittel eingesetzt werden. Beispielsweise kann es bei der Herstellung von Eisen aus Eisenerz dienen, wo sonst in Hochöfen Koks eingesetzt wird, der im Prozess zu Kohlenmonoxid und Kohlendioxid oxidiert wird. So wäre im Prinzip eine klimaneutrale Stahlherstellung möglich.
- Wasserstoff kann auch in begrenzter Konzentration dem Erdgas beigemischt werden. Wegen seiner geringen volumetrischen Energiedichte bedeutet das aber, dass nur einen recht kleiner Teil der Energie dann vom Wasserstoff stammt. Außerdem ist die Nutzung z. B. in Gasheizungen nicht effizient; beispielsweise wäre die spätere Stromerzeugung in Brennstoffzellen (siehe oben) wesentlich sinnvoller.
Vor der Anwendung kann Wasserstoff auch gespeichert werden (siehe unten), d. h. er kann auch als Energiespeicher dienen.
Eine völlig andere energetische Anwendung von Wasserstoff wäre die Kernfusion, die bisher nur für Atomwaffen (und zwar für die besonders wirksamen thermonuklearen Atombomben) verwendet wird. Hier werden Atomkerne von Deuterium oder Tritium (schwereren Isotopen des Wasserstoffs) miteinander zu Helium verschmolzen. Die Energieausbeute ist um viele Größenordnungen höher als bei chemischen Reaktionen wie der Verbrennung. Allerdings ist die kontrollierte Kernfusion zu Zwecken der Energieversorgung technisch extrem schwierig durchführbar, und die technische und vor allem wirtschaftliche Nutzbarkeit zur Energiegewinnung ist nicht erwiesen.
Diverse andere Anwendungen findet Wasserstoff beispielsweise in der chemischen Industrie sowie in flüssiger Form als Kühlmittel (Kryogen).
Herstellung von Wasserstoff
Wasserstoff lässt sich auf verschiedene Weisen herstellen:
Dampfreformierung und partielle Oxidation
Ein heute schon in industriellem Umfang genutzter Prozess ist die Dampfreformierung von Kohlenwasserstoffen wie Methan (CH4) oder Methanol (CH3OH). Man geht in der Regel von einem fossilen Energieträger wie Erdgas aus, welches hauptsächlich aus Methan (CH4) besteht. Zur Reformierung wird dem Methan Wasserdampf (H2O) zugegeben und Wärme zugeführt, so dass ein wasserstoffhaltiges Synthesegas entsteht. Diese Hochtemperaturwärme wird z. B. durch Verbrennung eines Teils des Erdgases gewonnen, zukünftig eventuell auch durch konzentrierte Sonnenstrahlung oder mit Hochtemperatur-Kernreaktoren. Üblicherweise beschleunigt ein Katalysator die chemischen Reaktionen. Das Synthesegas enthält Wasserstoff und Kohlenmonoxid, welches weiter zu Kohlendioxid umgesetzt werden kann, wobei weiterer Wasserstoff erzeugt wird. Die Wasserstoffherstellung aus Erdgas und anderen fossilen Kohlenwasserstoffen hat als Nachteile, dass man von fossilen Energieträgern abhängig bleibt und dass klimaschädliche CO2-Emissionen auftreten (außer wenn das CO2 abgetrennt und dauerhaft unterirdisch gelagert wird). Der Wirkungsgrad ist z. B. bei Verwendung von Erdgas gut 70 %, bei anderen Ausgangsstoffen eher niedriger; also gehen erhebliche Mengen von Energie verloren.
Eine Variante ist die partielle Oxidation. Hier wird der Rohstoff, z. B. Methan oder ein schwerer Kohlenwasserstoff, unter Sauerstoffmangel verbrannt, wobei Wasserstoff und Kohlenmonoxid entstehen. Das Kohlenmonoxid kann weiter zu Kohlendioxid umgesetzt werden, wobei weiterer Wasserstoff erzeugt wird. Anders als bei der Reformierung stammt der Wasserstoff allein aus dem Rohstoff (und nicht aus Wasserdampf), und die nötige Wärme entsteht durch die Oxidation selbst. Im Prinzip kann das entstehende CO2 auch sequestriert werden, um effektive eine CO2-freie (oder -arme) Quelle von Wasserstoff zu haben.
Auch Stadtgas, welches aus Kohle hergestellt wird, enthält wesentliche Mengen von Wasserstoff, zusammen mit Kohlenmonoxid. Im Prinzip könnte die Kohlevergasung zur Wasserstoffherstellung in großem Stil verwendet werden, falls die Kohlevorkommen hierfür groß genug sind (was von manchen Stimmen allerdings bezweifelt wird) und die CO2-Sequestrierung zu vertretbaren Kosten möglich wird (was ebenfalls unsicher ist).
Zukünftig könnte die Reformierung auch auf Biomasse wie z. B. Holz, Ernteabfälle oder Klärschlamm angewandt werden. Hierfür müssen allerdings angepasste Prozesse der Biomassevergasung entwickelt werden. Wegen der komplexeren und uneinheitlicheren chemischen Zusammensetzung von Biomasse ist dies schwieriger zu optimieren als die Vergasung fossiler Energieträger.
Elektrolyse
Mit Hilfe elektrischer Energie kann Wasserstoff (und Sauerstoff) durch Elektrolyse aus Wasser hergestellt werden. (Wenn Energie aus erneuerbaren Quellen verwendet wird, kann dieser Wasserstoff als EE-Gas bezeichnet werden.) Dieser Prozess weist Energieverluste von typischerweise 25 bis 35 % auf, ähnlich wie die Reformierung von Erdgas. Solange allerdings Erdgas auch verstromt wird (etwa in Gas-und-Dampf-Kombikraftwerken), ist es nicht sinnvoll, gleichzeitig Wasserstoff durch Elektrolyse herzustellen: Es ist nämlich viel effizienter und kostengünstiger, Erdgas direkt zu reformieren, als es erst zu verstromen und dann Elektrolyse zu betreiben. Auch elektrische Energie aus erneuerbaren Quellen lässt sich sinnvoller zum Ersatz fossiler Energieträger bei der Stromerzeugung einsetzen. Allenfalls wäre denkbar, kurzzeitig anfallende Stromüberschüsse (z. B. bei starkem Windenergie-Angebot) für die Wasserstofferzeugung zu nutzen. Dann hätten allerdings die Elektrolyseure eine niedrige Auslastung, was zu hohen Kosten und wegen der dann nötigen Kostenoptimierung zu höheren Energieverlusten führt.
Bisher (Stand 2010) werden nur einige Prozent des Wasserstoffs in Deutschland durch Elektrolyse hergestellt, weil die Kosten erheblich höher sind als z. B. bei der Erdgasreformierung. Dies könnte sich in der Zukunft ändern, wenn einerseits Erdgas wesentlich teurer wird und andererseits elektrische Energie aus erneuerbaren Quellen in großer Menge zur Verfügung steht.
Kværner-Verfahren
Das Kværner-Verfahren ermöglicht die Herstellung von Wasserstoff beispielsweise aus Erdgas, wobei der Kohlenstoff aber in elementarer Form anfällt anstatt als CO2. Dies erleichtert eine klimaschonende Herstellung von Wasserstoff wesentlich. Andererseits werden erhebliche Mengen elektrischer Energie benötigt – immerhin aber wesentlich weniger als für die Elektrolyse.
Denkbare zukünftige Möglichkeiten
Im Prinzip kann Wasserstoff direkt aus Wasser durch Zufuhr von Wärme erzeugt werden (thermische Wasserspaltung). Allerdings sind dafür extrem hohe Temperaturen von über 2500 °C erforderlich, und es ist schwierig, den entstehenden Wasserstoff vom Sauerstoff zu trennen, bevor beide wieder miteinander zu Wasser reagieren. Deswegen wird an thermochemischen Kreisprozessen gearbeitet, bei denen die Wasserspaltung in mehrere Einzelschritte aufgeteilt wird. Beispielsweise können Metalloxide eingesetzt werden, die mit Wasserdampf weiter oxidiert werden, wobei Wasserstoff entsteht. Später können diese Oxide durch Wärmezufuhr wieder reduziert werden (unter Abspaltung von Sauerstoff). Die benötigte Hochtemperaturwärme könnte durch Solarthermie gewonnen werden, am ehesten in einem Solarturm-Absorber, der von vielen Spiegeln angestrahlt wird.
Es gibt verschiedene Verfahren zur Herstellung von Biowasserstoff, d. h. von Wasserstoff aus Biomasse oder mit Hilfe biologischer Organismen. Wohl am vielversprechendsten ist die Biomassevergasung, d. h. die thermochemische Umsetzung von Biomasse, die zum Teil der Kohlevergasung ähnelt. Interessant ist vor allem auch der Aspekt, dass unterschiedlichste Arten von Biomasse dafür nutzbar sind, und dass ein Großteil des Pflanzenmaterials umgesetzt werden kann, nicht z. B. nur die Früchte. Für den breiten Einsatz sind aber weitere technologische Fortschritte notwendig.
Ebenfalls wird an gentechnisch veränderten Algen gearbeitet, welche bei Bestrahlung mit Sonnenlicht Wasserstoff abgeben. Hierbei spielen bestimmte Enzyme (Hydrogenasen) eine Rolle, und die Energie für die Reaktion stammt aus der Photosynthese. Bisher werden allerdings Wirkungsgrade von nur wenigen Prozent erreicht, also weitaus weniger, als bei Elektrolyse mit Strom aus Solarzellen möglich ist.
Grüner, blauer, türkiser, gelber und grauer Wasserstoff
Obwohl Wasserstoffgas natürlich immer farblos ist, werden ihm gelegentlich Farben zugewiesen, abhängig von der Art der Herstellung:
- "Grauer Wasserstoff" ist Wasserstoff aus fossilen Quellen, dessen Herstellung mit wesentlichen CO2-Emissionen verbunden ist.
- "Grüner Wasserstoff" wird mit erneuerbarer Energie gewonnen, z. B. mit Elektrolyse und Ökostrom. Leider wird seine Gewinnung auf absehbare Zeit weitaus teurer sein als für grauen Wasserstoff. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Elektrolyse nur Strom aus zeitweiligen Stromüberschüssen nutzen soll, weil dann die Anlagenkosten stärker zu Buche schlagen. Eine relativ hohe Zahl von Volllaststunden pro Jahr wäre deswegen notwendig.
- "Blauer Wasserstoff" ist Wasserstoff durch Reformierung von Erdgas, wobei die entstehenden klimaschädlichen CO2-Emissionen vermieden werden, indem man CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS, Sequestrierung) praktiziert (im Idealfall ohne jede CO2-Emissionen in die Atmosphäre). Das könnte eine Übergangslösung sein, bis genügend "grüner" Wasserstoff zur Verfügung steht, und zwar u. U. mit Kosten, nicht massiv über denen für grauen Wasserstoff liegen. Allerdings müssen dafür genügend große Kapazitäten für die CO2-Lagerung erschlossen werden, und erhebliche Widerstände gegen CCS z. B. in Deutschland müssten überwunden werden.
- "Türkiser Wasserstoff" ist Wasserstoff, der über Methanpyrolyse hergestellt wird. Der entstandene Kohlenstoff soll dabei nicht verbrannt werden.
- "Roter Wasserstoff" wird durch Elektrolyse mithilfe von Strom aus Kernenergie erzeugt, also klimafreundlich, aber eben mit den Problemen der Kernenergie belastet.
- "Gelber Wasserstoff" wird mithilfe von Strom aus diversen Quellen erzeugt.
Speicherung von Wasserstoff
Wasserstoff kann wie andere Gase (z. B. Erdgas) in Druckgasflaschen gespeichert werden. Jedoch lassen sich wegen der geringen Dichte von Wasserstoff keine hohen Energiedichten erreichen. Selbst bei 700 bar ist die Dichte nur 40 kg/m3, so dass sich nach dem Heizwert eine Energiedichte von nur 4,8 MJ/l ergibt – rund 4 mal weniger als für Erdgas beim gleichen Druck, oder 5 mal weniger als bei Benzin, das ohne Druck gespeichert werden kann.
Die bei der Befüllung der Flaschen nötige Kompression des Wasserstoffs kann z. B. bei 700 bar Druck mehr als 10 % des Energiegehalts des Wasserstoffs in Form von elektrischer Energie erfordern. Die erzielte gravimetrische (gewichtsbezogene) Energiedichte ist zwar für den Wasserstoff selbst sehr hoch. Da aber die Druckgasflaschen sehr schwer sind, ist die Energiedichte des Gesamtsystems trotzdem einige mal kleiner als für einen Benzintank.
Eine deutlich höhere Dichte auch ohne Überdruck wird mit flüssigem Wasserstoff erreicht. Bei Normaldruck liegt der Siedepunkt bei −252 °C; ein Tank für Flüssigwasserstoff muss also extrem kalt sein und in der Regel eine starke Wärmedämmung haben. In dem Maße, in dem Wärme durch die Dämmung in den Tank eindringt, verdampft Wasserstoff. Da der Druck nicht beliebig ansteigen darf, muss ständig Wasserstoff entlassen werden. Dies führt zu zusätzlichen Energieverlusten, wenn nicht ständig Wasserstoff verwendet werden kann (z. B. bei tagelangem Stillstand eines Fahrzeugs). Ebenfalls erfordert die Verflüssigung viel Energie.
Eine Möglichkeit, Wasserstoff mit höherer Dichte zu speichern, ohne aber einen hohen Druck aufbauen zu müssen, bieten Metallhydridspeicher. Bisher ist es nicht gelungen, kostengünstige Metallhydridspeicher mit hoher Kapazität zu entwickeln. Ebenfalls ist die gravimetrische Energiedichte gering, da die Masse des Metalls weitaus höher als die des gespeicherten Wasserstoffs.
Ein anderer Ansatz ist die Bindung von Wasserstoff an bestimmte flüssige Wasserstoffträger. Hier handelt es sich meist um organische Flüssigkeiten wie Dibenzyltoluol, die bei erhöhter Temperatur mithilfe eines Katalysators wesentliche Mengen Wasserstoff chemisch an sich binden können. Später kann der Wasserstoff wiederum bei erhöhter Temperatur und mit einem Katalysator herausgelöst werden. Da die Bindungsenergie nicht allzu hoch ist, halten sich die damit verbundenen Energieverluste in Grenzen.
Insbesondere bei Druckspeichern muss darauf geachtet werden, dass Wasserstoff beispielsweise in Stahl eindiffundieren und diesen dabei brüchig machen kann.
Für weitere Details siehe den Artikel über Wasserstoffspeicher.
Transport von Wasserstoff
Wasserstoff lässt sich transportieren, indem Speicher für Wasserstoff (siehe oben) transportiert werden. Beispielsweise können Druckgasflaschen in Wasserstoff-Autos oder Tanks für flüssigen Wasserstoff in Schiffen verwendet werden. Hierbei ist allerdings die Masse des Speichers in der Regel weitaus höher als die des darin transportierten Wasserstoffs. Außerdem entsteht ein erheblicher Energieaufwand dabei, den Wasserstoff durch Kompression oder gar Verflüssigung in die für den Transport notwendige Form zu bringen. Insofern lässt sich Wasserstoff sehr viel schlechter transportieren als flüssige Brennstoffe und Kraftstoffe wie Heizöl und Benzin.
Eine gewisse Verbesserung ist möglich mit den oben erwähnten flüssigen Wasserstoffträgern. Hier ist der Transport im Prinzip sehr einfach, wobei allerdings nur ein kleiner Teil des transportierten Gewichts vom Wasserstoff herrührt und der Rest nach der Entladung des Wasserstoffträgers wieder zurücktransportiert werden muss, um neu beladen zu werden.
Wasserstoff kann außerdem ähnlich wie Erdgas in Rohrleitungen (Pipelines) transportiert werden, wobei allerdings nicht alle Materialien geeignet sind, weil sie z. B. unter dem Einfluss von Wasserstoff verspröden könnten. Die niedrige Energiedichte von Wasserstoff wirkt sich hier so aus, dass die Leitungskapazität (d. h. die transportierbare Leistung) nur ein Bruchteil der von Erdgas ist und dass die Energieverluste durch den Pumpaufwand ebenfalls wesentlich größer sind. Viele existierende Erdgas-Pipelines könnten zwar von den Rohrleitungen her zumindest eine erheblichen Teil von Wasserstoff (als Beimischung zu Erdgas) transportieren. Ein Problem sind allerdings die Verdichterstationen, die bei hohem Wasserstoffanteil evtl. technisch angepasst oder sogar durch Kolbenverdichter (statt Radialverdichter) ersetzt werden müssten. Manche neueren Verdichterstationen sind allerdings bereits "H2-ready".
Wegen der ungünstigen Lager- und Transporteigenschaften wird auch erwogen, Wasserstoff in chemisch gebundener Form zu transportieren, beispielsweise als Methanol (ein Alkohol). Dadurch werden Lagerung und Transport stark erleichtert, jedoch werden zusätzliche chemische Prozesse vor und nach der Lagerung bzw. dem Transport notwendig, die auch zu erheblichen Energieverlusten führen.
Gefahren beim Umgang mit Wasserstoff
Wenn Wasserstoff in die Luft entweicht, entsteht eine hohe Explosionsgefahr. Ein solches Entweichen wird gefördert durch die extreme Diffusionsfähigkeit des Wasserstoffs sowie durch die häufig notwendigen hohen Drucke. Allerdings wird die Explosionsgefahr dadurch relativiert, dass sich Wasserstoff auch sehr rasch verflüchtigt. Tritt er beispielsweise aus einem Fahrzeugtank aus, steigt er schnell nach oben, was das Gefahrenpotenzial erheblich reduziert. Man vergleiche die Situation mit der, wenn Benzin ausläuft und unter dem Fahrzeug verbrennt, oder wenn Flüssiggas (schwerer als Luft!) sich am Boden ansammelt und dann explodieren kann.
Zusätzliche Gefahren entstehen durch flüssigen Wasserstoff, allein schon wegen der extrem niedrigen Temperaturen, die bei Berührung zu ernsten Verletzungen führen. In jedem Falle erfordert der Umgang mit Wasserstoff entsprechend optimierte Geräte und Vorrichtungen.
Gefahrentechnisch günstig ist, dass Wasserstoff völlig ungiftig ist und dass bei seiner Verwendung meist keinerlei Schadstoffe entstehen.
Vergleich mit anderen Energieträgern
Ein sinnvoller Vergleich der Vor- und Nachteile von Wasserstoff gegenüber anderen Energieträgern ist nur auf eine konkrete Anwendung bezogen möglich. Von besonderem Interesse ist ein Vergleich von Wasserstoff mit Benzin und anderen Kraftstoffen für Ottomotoren, da Wasserstoff im Prinzip in einer fernen Zukunft Benzin in großen Mengen ersetzen könnte. Hierbei zeigt sich allerdings, dass diversen Vorteilen von Wasserstoff (vor allem die Herstellung allein mithilfe von erneuerbare Energie ohne Verbrauch knapper Rohstoffe sowie die weitgehende Schadstofffreiheit seiner Verwendung) eine ganze Reihe mehr oder weniger schwerwiegender Nachteile gegenüber stehen. Die wesentlich höheren Herstellungskosten lassen sich zwar dadurch relativieren, dass man die zukünftig wohl stark steigenden Kosten für Kraftstoffe aus Erdöl wie auch sinkende Kosten für die Herstellung erneuerbarer Energie berücksichtigt. Beim Transport ergeben sich allerdings erhebliche Nachteile aus der geringeren Energiedichte; insbesondere ist auch mit deutlich höheren relativen Energieverlusten für den Transport zu rechnen. Auch als Kraftstoff für Verbrennungsmotoren ist Wasserstoff alles andere als ideal geeignet, selbst wenn diese eigens für Wasserstoff optimiert werden. Eine massive Effizienzsteigerung ermöglicht im Prinzip die Verwendung von Wasserstoff in Brennstoffzellen anstelle von Verbrennungsmotoren; allerdings ist selbst dann die Verwendung von aus elektrischer Energie hergestelltem Wasserstoff sehr ineffizient im Vergleich zur Verwendung von Batterien.
Für Wasserstoff vorbereitete Geräte
Es gibt inzwischen manche Geräte, etwa Gas-Heizkessel, die bereits für die Verwendung von Wasserstoff (z. B. anstelle von Erdgas) geeignet sind. Dies ist technisch oft ohne großen Aufwand machbar, aber leider kein wirklicher Gewinn. Zwar wäre damit theoretisch in Zukunft ein klimaneutraler Betrieb z. B. einer Heizungsanlage möglich, wenn die Belieferung mit "grünem" Wasserstoff zu einem vertretbaren Tarif angeboten würde. Genau dies ist für die absehbare Zukunft jedoch wohl wenig wahrscheinlich. Das Problem liegt bei Wasserstoff nämlich in der gleichzeitig umweltfreundlichen und kostengünstigen Erzeugung, keineswegs aber in mangelnden Verwendungsmöglichkeiten.
Literatur
[1] | Extra-Artikel: Wasserstoffantrieb – die Lösung für unbegrenzte Mobilität? |
[2] | Stellungnahme des Sachverständigenrats für Umweltfragen: "Wasserstoff im Klimaschutz: Klasse statt Masse", https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/04_Stellungnahmen/20202024/2021_06_stellungnahme_wasserstoff_im_klimaschutz.html |
[3] | Blog-Artikel: "Die Nationale Wasserstoffstrategie – mehr als heiße Luft?" |
Siehe auch: Wasserstoffwirtschaft, Energieträger, Biowasserstoff, Wasserstoffspeicher, Erdgas, Stadtgas, Synthesegas, Dampfreformierung, Elektrolyse, Brennstoffzelle, erneuerbare Energie, Biomassevergasung, EE-Gas, Kværner-Verfahren
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