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Elektroheizgeräte in der Energiekrise: Nutzen und Gefahren

Erschienen am 30.01.2023 im RP-Energie-Blog (als E-Mail-Newsletter erhältlich!)

Permanente Adresse: https://www.energie-lexikon.info/rp-energie-blog_2023_01_30.html

Autor: Dr. Rüdiger Paschotta, RP-Energie-Lexikon, RP Photonics AG

Inhalt: Mit Elektroheizern verbraucht man womöglich mehr Erdgas als mit der Zentralheizung, und bei breitem Einsatz könnten sehr unangenehme Stromausfälle die Folge sein. Bei ganz gezielter elektrischer Beheizung, am besten mit Infrarotstrahlern, kann man allerdings viel sparen.

Rüdiger Paschotta

Der Verkauf von diversen Elektroheizgeräten hat in der gegenwärtigen Energiekrise enorm zugenommen. Offenbar wollten viele vorsorgen für den Fall, dass insbesondere Erdgas nicht mehr verfügbar ist. Es stellt sich die Frage, in wieweit dies hilfreich oder auch gefährlich ist. Vorweg gesagt: Diese Entwicklung könnte sich fatal auswirken für unsere gesamte Gesellschaft, und trotzdem können Elektroheizgeräte – wenn man sie richtig einsetzt – gerade auch in der Energiekrise sehr nützlich sein.

Sparen Elektroheizgeräte Gas?

Die scheinbar offensichtliche Antwort ist natürlich ja: Mit einem solchen Gerät brauche ich Strom, aber kein Gas. Woher aber kommt der Strom dafür? An kalten Tagen meist zum Teil aus Gaskraftwerken. Zu denken, das sei nicht so relevant, weil Gaskraftwerke nur einen kleinen Teil der Stromversorgung abdecken, irrt gewaltig: Sobald Gaskraftwerke überhaupt gebraucht werden (trotz recht hoher Gaspreise), liegt das daran, dass es kaum andere Optionen gibt. Und jede zusätzlich benötigte Leistung muss dann weitestgehend von diesen Gaskraftwerken abgedeckt werden. Nicht etwa von Windenergieanlagen, Photovoltaik oder Kernkraftwerken – die liefern alle ohnehin schon so viel, wie sie können.

Bei Engpässen sind es dann vor allem einfache Gasturbinen-Kraftwerke, die leider nicht sonderlich effizient sind. Für eine Kilowattstunde Strom braucht man dann grob geschätzt 3 kWh aus Erdgas – also rund dreimal mal, als man für die gleiche Wärmemenge aus der Gasheizung benötigt hätte! (Wenn es ein Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk ist, braucht man eher rund 2 kWh Gas pro kWh elektrisch.) Es kann also gut sein, dass man sogar mehr Erdgas verbraucht, wenn man elektrisch heizt. Jedenfalls dann, wenn man die gleichen Wärmemengen nun elektrisch statt mit der Gasheizung erzeugt. Diese Art von Gas-Sparen kann also völlig in Hose gehen. Es geht allerdings auch anders, wie weiter unten erklärt wird.

Gefahr von Blackouts

Geräte wie Heizlüfter und Elektro-Radiatoren oder -konvektoren haben meist eine maximale Leistung von rund 2 kW. Problematisch würde es vor allem, wenn in vielen Haushalten mehrere solcher Geräte gleichzeitig genutzt würden. Das könnte rasch zum Zusammenbruch von Stromnetzen führen – selbst wenn genügend Stromerzeugungskapazitäten da wären, da allein schon die lokalen Verteilungsnetze nur begrenzte Kapazitäten haben. Übrigens kann es schwierig sein, das Netz dann später wieder hochzufahren, wenn viele Heizgeräte eingesteckt bleiben. Womöglich müsste man erst mal Lautsprecherwagen herumfahren lassen, um genügend viele Leute zum Ausstecken der Heizgeräte zu bewegen.

Man kann sich leicht vorstellen, wie unangenehm das würde: Erst fallen viele Gasheizungen aus, als Nächstes dann viele Stromnetze, weil all die Elektroheizer angeschaltet werden. Dann frieren sogar diejenigen mit Elektrowärmepumpe, und auch gearbeitet werden kann kaum noch. Ohne Strom läuft eben fast nichts mehr. Eine prima Sache nur für rechtsradikale Aufwiegler, aber eine böse Plage für alle anderen.

Diese Problematik ist übrigens einer der Gründe dafür, das bei einem akuten Gas-Engpass die Kleinverbraucher mit ihren Heizungen vor Abschaltungen verschont bleiben sollen, solange es irgend möglich ist. Sonst würde es nämlich zu allem hin auch noch zu Stromausfällen kommen – wenigstens lokal, wenn auch vermutlich nicht in größeren Regionen gleichzeitig. Da ist die Abschaltung von Industriebetrieben das kleinere Übel – auch wenn das Arbeitsplätze gefährdet und Lieferengpässe verursachen kann.

Gezielte Beheizung mit Elektro-Infrarotstrahlern

Richtig angewandt, können Elektroheizer allerdings auch in der Energiekrise eine sinnvolle Rolle spielen. Dazu muss man die elektrische Beheizung räumlich und zeitlich ganz gezielt einsetzen, um mit viel weniger Wärme als mit der Zentralheizungsanlage über die Runden zu kommen. Zwei klassische Beispiele hierfür:

  • Ein kleiner Infrarotstrahler mit beispielsweise 250 W kann einen morgens und abends im Badezimmer anstrahlen. Damit hält man es auch in einem 18 Grad "warmen" Badezimmer noch ganz gut aus. Und der Verbrauch für zweimal 10 Minuten mit 250 W ist nicht schlimm – viel weniger als der für die stärkere Beheizung des Badezimmers rund um die Uhr per Zentralheizung. (Mit zeitgesteuertem Thermostaten würde das auch schon deutlich besser.)
  • Mit einem Heizlüfter kann man zeitlich gesehen ähnlich gezielt wärmen, räumlich aber weniger. Man braucht damit viel mehr Leistung – z. B. 2000 W – um in einem anfangs kalten Badezimmer zurecht zu kommen.
  • Auch beim Neubau eines Badezimmers wäre es durchaus sinnvoll, z. B. einen Infrarotstrahler an der Decke vor dem Waschbecken zu installieren.
  • Ähnlich kann ein kleiner Infrarotstrahler – dann mit nur 100 oder 150 W – unter dem Schreibtisch helfen. (Es gibt ganz kompakte Geräte mit einer Art Glühbirne und Reflektor, die sogar auf der Unterseite des Schreibtischs befestigt werden können.) Oft sitzt man im Büro stundenlang genau dort und friert bei 18 Grad zunehmend, aber die 150 W aus nächster Nähe machen es schon viel angenehmer. Für 8 Stunden Büroarbeit an einem Tag braucht man das Gerät vielleicht nur über 5 Stunden und verbraucht damit nur 0,75 kWh. Wenn dafür die Gas-Zentralheizung das Büro nur auf 18 °C statt 20 °C halten muss, spart man dort ein Vielfaches. Ganz besonders gilt dies, wo eine Person allein in einem großen Büro arbeitet. Selbst bei Beheizung mit einer Wärmepumpenheizung kann sich der Heizstrahler dann lohnen. Natürlich sollte er wirklich nur dann laufen, wenn er benötigt wird.

Die relativ geringen benötigten Wärmemengen bedeuten natürlich auch, dass das Haus insgesamt damit nicht wesentlich wärmer wird – schon gar nicht, wenn es über keine vernünftige Wärmedämmung verfügt. Es geht eben darum, nur ganz gezielt dort zu wärmen, wo sonst ein Mensch leiden würde. Und ein vollständiger Ersatz für die Grundbeheizung kann das nur an relativ milden Tagen sein, oder in einem sehr gut wärmegedämmten Haus.

Wenn Sie erwägen, eine elektrische Infrarotheizung für die Grundbeheizung des Hauses einzusetzen, sieht es ganz anders aus. Für die Grundbeheizung benötigen Sie dann fast dieselbe Wärmemenge, die auch eine Zentralheizung in das Gebäude einbringen würde. Schließlich müssen Sie ja die ganzen Transmissionwärmeverluste und Lüftungsverluste damit kompensieren, und die fallen bei der Infrarotheizung nur geringfügig kleiner aus als mit der Zentralheizung – auch wenn interessierte Kreise häufig immer noch das Gegenteil behaupten. Und der begrenzte Wirkungsgrad der Kraftwerke wirkt sich dann übel aus. Deswegen kann ich diesen Ansatz keineswegs empfehlen – auch wenn er bezüglich Investitionskosten relativ günstig ist. Auf Dauer zahlen Sie damit ziemlich sicher drauf, und ökologisch ist da auch nicht.

Fazit: Infrarotheizung ist prima, wo man ihre Vorteile ausnutzt: räumlich und idealerweise auch noch zeitlich gezielte Wärmezufuhr. Dann ist auch der ungünstige Wirkungsgrad der Kraftwerke gut hinnehmbar. Für die Grundbeheizung des Hauses dagegen taugt dieser Ansatz nicht, da die spezifischen Vorteile dieser Technologie dann kaum mehr ausgenutzt werden.

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