RP-Energie-Lexikon
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Bio-Flüssiggas

Akronym: Bio-LPG

Definition: Flüssiggas, welches aus Biomasse gewonnen wird

Kategorien: Energieträger, erneuerbare Energie

Autor:

Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen

Ursprüngliche Erstellung: 24.09.2022; letzte Änderung: 23.04.2023

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Flüssiggas wird gewöhnlich in Erdölraffinerien aus Erdöl gewonnen. Es ist zwar relativ leicht sauber verbrennbar, d. h. ohne wesentliche Emissionen von Luftschadstoffen, aber wegen des entstehenden Kohlendioxids ist es nur geringfügig weniger klimaschädlich als Heizöl und ähnlich wie konventionell gewonnenes Erdgas. Zudem besteht auch hier die Problematik der bedenklichen Abhängigkeit von Erdölimporten.

Diese Probleme sollen durch die Produktion von Bio-Flüssiggas gelöst oder gemildert werden. Die Grundidee ist, Flüssiggas aus Biomasse herzustellen, wofür es verschiedene Möglichkeiten gibt:

  • Man kann gewisse Reststoffe verwenden, beispielsweise gebrauchte Speisefette, die sonst womöglich nur nutzlos verbrannt würden. Solche Reststoffe stehen allerdings nur in recht begrenzten Mengen zur Verfügung.
  • Eine andere Möglichkeit ist Biomasse aus eigens angebauten Energiepflanzen. Diese können im Prinzip in großem Umfang produziert werden, wobei allerdings die Flächennutzungseffizienz sehr gering ist (massiv geringer als beispielsweise bei Verwendung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen) und oft erhebliche ökologische Nebenwirkungen hinzunehmen sind.

Für die Gewinnung von Flüssiggas ist eine chemische Umwandlung der Biomasse notwendig. Da die Prozesse schwer so gestaltet werden können, dass nur das gewünschte Propan und Butan entstehen, also die Bestandteile von Flüssiggas, wird man in der Regel eine breitere Spanne von Kohlenwasserstoffen erzeugen, die dann unterschiedlich genutzt werden können – die schwereren etwa als Biokraftstoffe.

Bio-Flüssiggas als Beimischung zu konventionellem Flüssiggas

Bio-Flüssiggas wird nicht nur in reiner Form angeboten, sondern auch als Beimischung zu konventionellem Flüssiggas – teils nur in geringem Anteil von z. B. 10 oder 20 %. Hierdurch wird der Preisaufschlag relativ gering, aber der ökologische Nutzen natürlich ebenfalls.

Ökologische Bewertung

Die Gewinnung von Bio-Flüssiggas aus Reststoffen dürfte in aller Regel ökologisch sehr vorteilhaft sein. Allerdings ist das verfügbare Potenzial geeigneter Reststoffe recht begrenzt, weswegen es nicht möglich wäre, einen erheblichen Teil des konventionell gewonnenen Flüssiggases durch solches Bio-Flüssiggas zu ersetzen.

Wie bereits oben erwähnt, ist die Herstellung von Energiepflanzen meist mit erheblichen ökologischen Nebenwirkungen verbunden. Beispielsweise entsteht ein erheblicher Energieaufwand für die Herstellung von Düngemitteln, und Stickstoff-gedüngte Boden emittieren das klimaschädliche Lachgas. Von daher ist fraglich, ob netto noch ein positiver Umweltnutzen gegenüber konventionell gewonnenen Flüssiggas entsteht. Dies wäre im einzelnen kritisch zu prüfen – nicht nur durch eine sorgfältige Analyse der CO2-Emissionen aller Prozessschritte, sondern bezüglich des Klimaschutzes auch mit Beachtung anderer Emissionen (etwa Lachgas) sowie mit Berücksichtigung anderer Nebenwirkungen, etwa durch Pestizide. Für belastbare Resultate müsste dies von einer kompetenten und unabhängigen Stelle überprüft werden – nicht einfach nur von den Herstellern oder Anbietern.

Da eine genaue Überprüfung in der Regel kaum möglich sein wird, ist eine skeptische Bewertung durchaus angebracht. Es besteht auf jeden Fall die Gefahr des Greenwashing etwa dadurch, dass Anbieter aus leicht erkennbarem Interesse ökologische Nebenwirkungen nicht berücksichtigen.

Zusätzlich besteht die Gefahr, dass Verbraucher einen nicht näher überprüften ökologischen Vorteil als Vorwand nutzen, um beispielsweise ihren Energieverbrauch nicht zu reduzieren (etwa durch Wärmedämmung) oder eine teurere Umstellung auf eine Wärmepumpenheizung zu vermeiden. Vor allem wo Bio-Flüssiggas nur eine relativ geringe Beimischung ist, der ökologische Nutzen also von vornherein ohnehin nur sehr gering sein kann, ist dies zu befürchten.

Im Vergleich zu Erdgas und Biomethan besteht bei (Bio-)Flüssiggas immerhin der Vorteil, dass zusätzliche klimaschädliche Emissionen von Methan nicht zu befürchten sind.

Siehe auch: Flüssiggas, Biomasse

Alles verstanden?

Frage: Ist Bio-Flüssiggas klimaneutral?

(a) Ja, wenigstens annähernd, wenn es aus Reststoffen gewonnen wird.

(b) Meistens nein, wenn es aus Energiepflanzen gewonnen wird.

(c) Nein, niemals wegen der Methan-Emissionen.

Frage: Wie viel weniger klimaschädlich ist Flüssiggas mit 10 % Bio-Flüssiggas verglichen mit konventionellem Flüssiggas?

(a) Gerade um 10 % weniger.

(b) Um allerhöchstens 10 %, vielleicht sogar nicht.

Siehe auch unser Energie-Quiz!

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