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Rücklaufanhebung

Definition: die Anhebung der Temperatur des zu einem Heizkessel fließenden Wassers

Kategorie: Wärme und Kälte

Autor:

Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen

Ursprüngliche Erstellung: 22.04.2016; letzte Änderung: 14.01.2024

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Bei den meisten Heizungsanlagen fließt heutzutage das in den Heizkörpern abgekühlte Wasser direkt in den Heizkessel, um dort wieder erwärmt zu werden. In manchen Fällen kann dies jedoch problematisch sein, insbesondere bei Heizkesseln für Festbrennstoffe wie Holz oder Holzpellets: Wenn Teile der Wärmeübertragerflächen im Heizkessel zu kalt werden, kann es dort vor allem in der Anbrandphase zu einer sogenannten Versottung kommen. Dies bedeutet, dass sich Rückstände aus den Verbrennungsgasen dort niederschlagen und (z. B. bei der Verbrennung von Holz) Glanzruß entstehen kann. Mit der Zeit kann dadurch die Wärmeübertragung behindert werden; unter Umständen kann es sogar zu Lochfrass durch Korrosion kommen, also zu einer Zerstörung des Wärmeübertragers. Das Problem kann nicht nur bei eigentlichen Heizkesseln auftreten, sondern beispielsweise auch bei Kachelofen- und Kaminheizeinsätzen.

Um dieses Problem zu verhindern, wird häufig eine so genannte thermische Rücklaufanhebung eingesetzt. Dies bedeutet, dass die Temperatur des zum Heizkessel fließenden Wassers durch Beimischung von heißem Wasser (welches vom Kessel kommt) angehoben wird. Dafür dient ein spezielles Ventil (evtl. ergänzt durch ein separates Drosselventil), welches thermostatisch geregelt sein sollte, sodass die gewünschte Rücklauftemperatur von z. B. 55 °C eingehalten, aber nicht ohne Not überschritten wird. Eine unnötig hohe Rücklauftemperatur führt nämlich zu erhöhten Abgasverlusten, also einer reduzierten Energieeffizienz des Heizkessels. Für die Kontrolle der Funktionstüchtigkeit der Rücklaufanhebung ist es sinnvoll, ein an geeigneter Stelle eingebautes Thermometer zu haben. Die für die Rücklaufanhebung zusätzlich benötigten Teile können entweder separat montiert werden oder bereits im Gehäuse des Heizkessels untergebracht sein.

Leider ist die Rücklaufanhebung gerade beim Start eines Heizkessels, wo sie besonders notwendig wäre, nur eingeschränkt wirksam. Eine kurzzeitig entstehende Versottung in kleinem Umfang kann allerdings im späteren Betrieb auch wieder abgebaut werden.

Eine Rücklaufanhebung sollte generell nur dort eingesetzt werden, wo sie notwendig ist – also in der Regel nicht bei Niedertemperaturheizkesseln und keinesfalls z. B. bei Brennwertkesseln und Wärmepumpen, wo eine niedrige Rücklauftemperatur für die Energieeffizienz besonders wichtig ist. Viele moderne Heizkessel sind aus hochwertigen Materialien gefertigt, die eine Rücklaufanhebung unnötig machen. Dagegen wurde diese Technik bei alten Konstanttemperaturheizkesseln (Gusskesseln auch z. B. für Heizöl) häufig eingesetzt.

Rücklaufanhebung mit Sonnenkollektoren oder Wärmepumpen

Eine völlig andere Anwendung der Rücklaufanhebung wird manchmal im Zusammenhang mit Solarthermie praktiziert. Hier geht es darum, die Wärmeausbeute aus Sonnenkollektoren bei schwacher Sonneneinstrahlung zu optimieren, indem man die Kollektoren für eine Vorwärmung des zum Heizkessel fließenden Wassers nutzt. Hier geht es also nicht um den Schutz des Heizkessels, sondern um den Betrieb der Sonnenkollektoren auf relativ niedrigen Temperaturniveau. Diese Technik eignet sich am ehesten für Heizungsanlagen, die mit recht niedriger Vorlauftemperatur arbeiten können. Die damit verbesserte Wärmeausbeute der Sonnenkollektoren fällt wesentlich mehr ins Gewicht als die durch die Rücklaufanhebung leicht erhöhten Abgasverluste des Heizkessels.

Ähnliches gilt für den Einsatz von bivalenten Wärmepumpen: Auch hier kann ein Einsatz zur Rücklaufanhebung sinnvoll sein, und wiederum geht es nicht um den Schutz des Heizkessels, sondern um den effizienten Betrieb der Wärmepumpe.

Rücklaufanhebung bei Verbrennungsmotoren

In der Warmlaufphase eines Verbrennungsmotors (z. B. im Auto) ist es nicht sinnvoll, Wärme über den Kühler abzuführen. Jedoch kann die Kühlwasserpumpe oft nicht abgeschaltet werden, wenn es sich um eine über den Keilriemen angetriebene (und nicht etwa elektrische) Wasserpumpe handelt. In solchen Fällen verwendet man oft ein Ventil, welches den Kühler quasi kurzschließt: Das vom Motor kommende Wasser wird direkt dorthin zurückgeführt, anstatt vorher über den Kühler zu fließen. Man kann hier ebenfalls von einer Rücklaufanhebung sprechen.

Siehe auch: Heizkessel, Konstanttemperaturheizkessel, Brennwertkessel, Holz, Holzpellets, Vorlauftemperatur

Fragen und Kommentare von Lesern

13.01.2024

RL-Anhebung für Wärmepumpe am Pufferspeicher. Wäre es bei einer WP an einem Pufferspeicher (z. B. 650 l) mit Frischwasserstation nicht sinnvoll, den RL der WP über einen Mischer stets ca. 5 K unter dem Soll-VL zu halten? Die WP könnte den RL von ganz unten am Puffer ziehen und per Umschaltventil oben in den WW- Bereitschaftsteil einspeisen. Per Fühler stoppt dann die Ladung in der entsprechenden Höhe des Speichers und das Umschaltventil lädt den VL der WP in den mittleren Bereich des Puffers für den Heizkreis. Bei hohem PV-Eigenstromanteil kann der gesamte untere Teil des Puffers als Energiespeicher geladen werden. Außerdem steht nutzbaren Wärme für die Friwa bereits zur Verfügung, wenn die obersten 5 cm im Puffer auf Soll sind, und nicht erst, wenn die WP mit z.B. 8 kW die obersten 250 l auf Soll gebracht hat. Habe ich hier eben Denkfehler oder eine geniale Idee? Die Effizienz der WP hängt doch von der Quelltemperatur und einer möglichst niedrigen Systemtemperatur ab. Aber für eine Friwa brauche ich selbst bei nur 45° Warmwasser ca. 50° im Puffer. Wenn ich anders den Bereitschaftsteil WW lagern will, muss ich auch den Heizkreisbereich im Puffer bis auf 5 K unter Soll mitladen, oder ich brauche ein zweites Umschaltventil, welches den RL höher aus dem Puffer zieht. Aber mehr als 5-7 K Spreizung schafft keine WP, oder? Und einen schönen gleichmäßig hohem Volumenstrom durch die WP kann ich so auch sicherstellen, gleichzeitig einen geringen Volumenstrom im Puffer, ergibt eine saubere Schichtung. Bitte um eine technisch plausible Antwort, danke!

Antwort vom Autor:

Ich verstehe die Idee so, dass Sie die Möglichkeit schaffen wollen, gezielt nur den obersten Bereich aufzuheizen, solange nicht gerade PV-Strom zur Verfügung steht. Ihr Ansatz hat aber den großen Nachteil, dass damit die Wärmepumpe immer bei der Maximaltemperatur arbeiten muss, was ihre Leistungszahl wesentlich beeinträchtigt gegenüber der normalen Methode, die ich im Folgenden kurz beschreibe:

Der Wärmetauscher ist weit unten im Speicher angebracht. Der Start der Nachheizung erfolgt erst, wenn es oben (wo man Warmwasser entnimmt) nicht mehr warm genug ist; dann ist der Speicher unten meist schon recht kalt. Die Wärmepumpe arbeitet anfangs also bei recht niedriger Vorlauftemperatur (und entsprechend hoher Leistungszahl) und arbeitet sich erst allmählich hoch.

Ein Nachteil der konventionellen Methode ist zwar, dass nach der Aufheizung immer der ganze Speicher warm ist und dann keine ggf. bereitstehende überschüssige Energie mehr aufnehmen kann – außer man heizt ihn dann noch etwas weiter auf, z. B. auf 60 bis 65 °C statt 50 °C. Aber ich denke, dass Ihre Strategie wegen der klar niedrigeren Energieeffizienz und der komplizierteren Technik unter dem Strich nicht lohnend wäre.

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