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Gasheizung

Definition: eine Heizungsanlage, die mit einem gasförmigen Brennstoff betrieben wird, meist mit Erdgas

Alternativer Begriff: Erdgasheizung

Allgemeiner Begriff: Heizungsanlage

Englisch: natural gas heating

Kategorien: Haustechnik, Wärme und Kälte

Autor:

Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen

Ursprüngliche Erstellung: 11.07.2010; letzte Änderung: 20.08.2023

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Eine Gasheizung ist eine Heizungsanlage, die mit einem gasförmigen Brennstoff betrieben wird. Heute handelt es sich in den meisten Fällen um eine Gas-Zentralheizung mit einem Heizkessel, der mit Erdgas (oder manchmal mit Flüssiggas) befeuert wird, oder um eine Gas-Etagenheizung. Gasheizungen sind z. B. in Deutschland die am häufigsten genutzte Art der Beheizung für Wohngebäude – deutlich verbreiteter als Ölheizungen, die heute zudem nur noch selten bei neuen Gebäuden zum Einsatz kommen.

Seltener als Gas-Zentralheizungen werden gasbefeuerte Einzelöfen verwendet, die bei Betrieb mit Flüssiggas auch beweglich sein können. Katalytische Flüssiggasöfen geben das (sehr saubere) Abgas direkt in den Raum ab, sind somit sehr effizient, erhöhen aber die Kohlendioxid-Konzentration der Atemluft und daher den Lüftungsbedarf. Ferner gibt es Gas-Strahlungsheizungen (Infrarotheizungen), die z. B. an Decken angebracht werden – eher in Produktionsgebäuden als in Wohnräumen.

Der Heizkessel einer Gas-Zentralheizung kann ähnlich gebaut sein wie bei einer Ölheizung, nur dass ein Gasbrenner (meist ein Gebläsebrenner, manchmal auch ein atmosphärischer Brenner) anstelle eines Ölbrenners verwendet wird. Die Umrüstung von Öl- auf Gasbetrieb (oder ggf. umgekehrt) ist bei solchen Anlagen relativ leicht möglich. Der Kessel ist dann meist ein Niedertemperaturheizkessel, ist bei Volllast einigermaßen effizient, weist aber bei niedriger Auslastung erhebliche Wärmeverluste auf.

Heute werden vielerorts sehr kompakte Gasthermen verwendet (häufig mit Brennwerttechnik), die auf diesen Brennstoff spezialisiert sind. Gas-Brennwertkessel weisen besonders geringe Energieverluste auf, und zwar nicht nur bei Volllast, sondern auch ganzjährig. Meist können Sie einen erheblichen Teil des Wasserdampfs aus dem Abgas kondensieren und somit die Kondensationswärme zusätzlich gewinnen. Die Energieausbeute kann dann höher als der Heizwert sein, der die Verdampfungswärme nicht enthält.

Ökologische Bewertung

Die giftigen Luftschadstoffe im Abgas haben bei Gasheizungen meist relativ niedrige Konzentrationen; dies gilt teilweise für Stickoxide (NOx), praktisch immer für Schwefeldioxid (SO2), Kohlenmonoxid und Ruß. Eine wesentliche Beeinträchtigung der lokalen Luftqualität erfolgt daher nicht – am ehesten noch durch Stickoxide, wenn keine optimierten Brenner eingesetzt werden.

Die Hauptproblematik besteht aber in der Klimaschädlichkeit, die differenziert beurteilt werden muss:

  • Eine Gasheizung erzeugt wie andere Heizungen basierend auf fossilen Brennstoffen klimaschädliche Kohlendioxid-Emissionen. Diese Emissionen sind immerhin um ca. ein Viertel geringer als bei einer Ölheizung, da der Kohlenstoffgehalt des Erdgases geringer ist als der von Heizöl.
  • Andererseits können Emissionen von unverbranntem Methan in die Atmosphäre geschehen – kaum in der Heizungsanlage, aber oft bei der Förderung und dem Transport des Erdgases. Da Methan (der Hauptbestandteil des Erdgases) sehr viel klimaschädlicher ist als Kohlendioxid, genügen schon Verluste von wenigen Prozent des Gases, um den Klima-Vorteil z. B. gegenüber Heizöl ins Gegenteil zu verkehren. Leider ist der Trend diesbezüglich negativ: Da Erdgas aus relativ sauberen Quellen wie z. B. der Nordsee immer weniger wird, wird zunehmend Gas z. B. aus Sibirien oder zukünftig gar Fracking-Gas aus den USA eingesetzt, und gerade bei letzterem scheint die Klimabilanz ziemlich negativ zu sein, auch wenn die Datenlage bisher noch relativ schwach ist. Es ist deswegen zu vermuten, dass eine Gasheizung nicht weniger klimaschädlich ist als eine Ölheizung.

Deutlich besser kann es mit Biogas sein, soweit dieses umweltverträglich gewonnen wird: aus Reststoffen, besser nicht aus Energiepflanzen, und unter sorgfältiger Vermeidung jeglicher Methan-Lecks. Leider ist solches Biogas aber nur sehr begrenzt verfügbar.

Verfügbarkeit und Heizkosten

Erdgas wird in vielen Wohngebieten durch Erdgasnetze an Haushalte und andere Gebäude verteilt – insbesondere in dicht besiedelten Gebieten.

Erdgas dürfte deutlich längerfristiger verfügbar sein als Erdöl – auf jeden Fall lange genug für eine heute eingebaute Gasheizung. Jedoch könnten kurzfristige Engpässe durch politische Krisen verursacht werden; es ist schwierig, genügend Erdgas zu speichern, um längere (viele Wochen dauernde) Unterbrechungen von Erdgaslieferungen über Pipelines zu überbrücken. Außerdem muss die massenhafte Verwendung von Erdgas wegen der Notwendigkeit des Klimaschutzes zurückgeführt werden. Mancherorts (z. B. in Teilen von Zürich) werden deswegen bereits Erdgasnetze außer Betrieb genommen. Dies gibt ein klares Signal dafür, dass die Gasheizung keine längere Zukunft mehr hat.

Voraussichtlich wird dem Erdgas zunehmend auch Biogas beigemischt werden, um es zu strecken, jedoch ist ein vollständiger Ersatz von Erdgas durch Biogas unwahrscheinlich, da hierfür enorme Mengen benötigt würden. Immerhin besteht bereits die Möglichkeit, von einem Gasversorger teilweise oder sogar ganz Biogas zu beziehen, um damit die effektiven CO2-Emissionen der Gasheizung zu reduzieren.

Die Heizkosten mit Erdgas sind ähnlich denen mit Heizöl; manchmal deutlich tiefer, manchmal auch höher. Längerfristig folgt der Gaspreis dem Ölpreis, weil andernfalls sehr viele Ölheizungen auf Gas umgestellt würden, so dass die Gas-Nachfrage scharf anstiege. Deswegen bietet eine Gasheizung keine Sicherheit gegen enorme Preissteigerungen, wie sie nach dem Erreichen des Ölfördermaximums (Peak Oil) zu erwarten sind. Entscheidend für mäßige Heizkosten wird es sein, den Wärmebedarf insbesondere durch gute Wärmedämmung der Gebäude gering zu halten.

Vergleich von Gas- und Ölheizung

Die wesentlichen Unterschiede zwischen Gas- und Ölheizung werden im Folgenden kurz diskutiert:

  • Eine Gasheizung setzt einen Gasanschluss voraus (außer bei Betrieb mit Flüssiggas). Dagegen benötigt eine Ölheizung einen Öltank, was zusätzliche Kosten verursacht und Platz belegt. Immerhin erlaubt ein großer Öltank, zu Zeiten mit günstigen Preisen zu tanken und auch längere Krisen zu überstehen.
  • Der Platzbedarf einer Gas-Brennwerttherme im Heizkeller ist deutlich geringer als der einer Ölheizungsanlage (schon ohne den Öltank zu berücksichtigen). Deswegen sind Gasheizungen auch gut als Etagenheizungen realisierbar.
  • Ökologisch gesehen ist eine Gasheizung günstiger, insbesondere wegen der niedrigeren CO2-Emissionen.

In vielen anderen Aspekten sind Öl- und Gasheizung recht ähnlich, insbesondere was die zu erwartende Entwicklung der Heizkosten betrifft.

Empfehlungen

Wenn ein Gasanschluss vorhanden oder machbar ist, dürfte eine Gasheizung einer Ölheizung in den meisten Fällen vorzuziehen sein. Jedoch sind auch andere Möglichkeiten zu prüfen, insbesondere die Holzpelletheizung und die Wärmepumpenheizung sowie der Anschluss an ein Fernwärme- oder Nahwärmenetz.

Vor der Entscheidung über eine Heizungsanlage sollte immer ein minimaler Wärmebedarf angestrebt werden, insbesondere durch gute Wärmedämmung. Wenn der Wärmebedarf sehr gering ist, spielt die Art der Heizungsanlage keine sehr große Rolle mehr.

Alte Gasheizungen können sehr ineffizient sein. Die Umstellung auf einen Brennwertkessel kann sehr viel Energie sparen und sich deswegen relativ schnell amortisieren.

Eine Gasheizung kann auch die Warmwasserbereitung übernehmen. Es ist jedoch zu prüfen, ob zumindest der sommerliche Wärmebedarf hierfür weitgehend über solare Warmwasserbereitung gedeckt werden kann, d. h. mit Sonnenkollektoren, die ggf. auch eine Heizungsunterstützung in der Übergangszeit leisten könnten. Auf diese Weise kann der Gasverbrauch erheblich reduziert werden; dasselbe gilt für die CO2-Emissionen.

In der Übergangszeit oder auch als Notheizung z. B. für ein Passivhaus können bewegliche katalytische Gasöfen mit Flüssiggas sinnvoll sein. Diese können sehr gezielt und effizient Heizwärme liefern.

Manche neuen Gasheizgeräte werden als "H2-ready" beworben. Das heißt, dass sie auch für die Verwendung von Wasserstoff statt Erdgas geeignet sind. Damit wäre theoretisch in Zukunft ein klimaneutraler Betrieb der Heizung möglich, wenn die Belieferung mit "grünem" Wasserstoff zu einem vertretbaren Tarif angeboten würde. Genau dies ist für die absehbare Zukunft jedoch wohl wenig wahrscheinlich. Das Problem liegt bei Wasserstoff in der gleichzeitig umweltfreundlichen und kostengünstigen Erzeugung, keineswegs aber in mangelnden Verwendungsmöglichkeiten. Von daher kann die Anschaffung eines H2-ready-Heizkessels nicht ernsthaft als ein Beitrag zum Klimaschutz betrachtet werden.

Siehe auch: Brennwertkessel, Heizungsanlage, Erdgas, Ölheizung

Fragen und Kommentare von Lesern

06.03.2022

Ab 2025 sind Brennwertheizungen nur noch als Hybridheizungen erwünscht. Warum kann bei einer Modernisierung nicht der Heizwasserpufferspeicher auch mit Ökostrom – Schwachlast – statt mit Wärmepumpe bzw. PV beheizt werden? Nicht überall lassen sich diese Systeme einbauen; verdichtete Bauweise - Dachzustand etc.

Ob man bereit ist, den Öko-Zuschlag zu zahlen, sollte dem mündigen Bürger überlassen werden.

Antwort vom Autor:

Durch den massenhaften Einbau von Elektroheizstäben samt zusätzlicher Steuerungstechnik wäre nicht allzu viel gewonnen, zumal nur in sehr begrenztem Umfang Ökostrom-Überschüsse verfügbar wären.

Wenn Umweltschutz nur von denjenigen gemacht würde, die bereit sind, im Gegensatz zu ihrem anders eingestellten Nachbarn mehr zu zahlen, wäre das Scheitern garantiert.

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