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Blockheizkraftwerk

Akronym: BHKW

Definition: ein modular aufgebautes Heizkraftwerk mit eher geringer elektrischer und thermischer Leistung

Englisch: communal heating power station, decentralized combined heat and power station

Kategorien: elektrische Energie, Haustechnik, Kraftmaschinen und Kraftwerke

Autor:

Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen

Ursprüngliche Erstellung: 08.03.2010; letzte Änderung: 20.08.2023

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Ein Blockheizkraftwerk ist ein Heizkraftwerk eher geringer Leistung (meist zwischen 5 Kilowatt und 5 Megawatt). Es enthält ein oder mehrere stromerzeugende Aggregate (Blöcke) und kann ggf. durch Zufügen weiterer Aggregate in der Leistung skaliert werden (modularer Aufbau). Es steht meist nahe bei einem oder mehreren Abnehmern von Wärme, die z. B. für Heizzwecke genutzt wird. Die Wärme kann im gleichen Gebäude verbraucht oder auch mit einem Nahwärmenetz verteilt werden. Die erzeugte elektrische Energie wird häufig zum größeren Teil lokal verbraucht, aber Überschüsse können in das öffentliche Netz eingespeist werden.

Typische Anwendungsfelder für Blockheizkraftwerke sind die Beheizung und Warmwasserversorgung von Wohn-, Büro- und gewerblichen Gebäuden sowie die Wärmeversorgung von Schwimmbädern, Krankenhäusern und Produktionsbetrieben. In Kläranlagen kann ein BHKW das in Faultürmen gewonnene Klärgas verstromen und gleichzeitig Wärme für die Faultürme liefern.

Eine Variante ist die Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung, bei der z. B. im Sommer die erzeugte Wärme für den Betrieb einer Absorptionswärmepumpe zur Kälteerzeugung genutzt wird. Dies ist beispielsweise für Rechenzentren interessant, die einen hohen Aufwand für die Kühlung der Computer haben.

Technische Varianten

Diesel- und Gasmotoren

Vor allem kleinere Blockheizkraftwerke basieren häufig auf einem mit Erdgas oder Biogas betriebenen Gasmotor oder einem Dieselmotor, der einen Generator antreibt. (Ein Dieselmotor kann zumindest teilweise auch mit Gas betrieben werden.) Die Nutzwärme wird einerseits dem Kühlwasserkreislauf (z. B. bei 90 °C) und andererseits (oft bei rund 100 °C) einem Abgas-Wärmeübertrager entnommen. Das hohe Temperaturniveau ist beispielsweise geeignet für die Erzeugung von Heißwasser. Häufig reduziert ein Abgaskatalysator die Schadstoffbelastung der Abgase. Die Motorentechnik entspricht im Wesentlichen der von Auto- oder Lastwagenmotoren. Manche Motoren werden für den Betrieb mit erneuerbaren Rohstoffen umgerüstet, etwa für Biogas oder Pflanzenöl (z. B. Rapsöl oder Palmöl). Es gibt auch spezielle heißgekühlte Motoren, die die Wärme auf einem höheren Temperaturniveau (bis ca. 130 °C) liefern.

Etwas größere Anlagen mit elektrischen Leistungen von z. B. 1 MW enthalten häufig mehrere Motor-/Generator-Einheiten. Bei reduziertem Leistungsbedarf kann dann die Anzahl der (weiterhin mit Volllast) betriebenen Einheiten reduziert werden, d. h. ein Teil der Aggregate wird abgeschaltet. Der modulare Aufbau ermöglicht auch die allmähliche Erhöhung der Leistung (z. B. nach Anschluss zusätzlicher Verbraucher) durch den Einbau von zusätzlichen Aggregaten. Die Verfügbarkeit und damit die Versorgungssicherheit wird verbessert, weil der Ausfall eines Aggregats leicht von den anderen ausgeglichen werden kann. Allerdings sind die Investitionskosten bei Aufteilung auf mehrere Aggregate oft höher, und der elektrische Wirkungsgrad kann für kleinere Aggregate geringer sein.

Gasturbinen

Größere Blockheizkraftwerke basieren manchmal auf Gasturbinen (meist im industriellen Bereich). Dies führt zwar zu einem niedrigeren elektrischen Wirkungsgrad von häufig etwas unter 30 % (verglichen mit über 40 % für umgerüstete Schiffsdieselmotoren), jedoch erweitert das hohe Temperaturniveau der Abwärme die Palette der Nutzungsmöglichkeiten für die Wärme erheblich. Beispielsweise wird häufig nur so der Einsatz als Prozesswärme möglich, auch die Erzeugung von Dampf. Ebenfalls ist der Wartungsaufwand bei Gasturbinen in der Regel niedriger als bei Verbrennungsmotoren, und eine aufwendige Abgasnachbehandlung ist oft nicht notwendig.

Selbst im Bereich kleinerer Leistungen (einige zehn Kilowatt) kommen Mikrogasturbinen zum Einsatz, die auch mit Biogas niedriger Qualität gut arbeiten können.

Motoren mit äußerer Verbrennung

Für die Nutzung erneuerbarer Energie werden oft dafür angepasste Technologien benötigt. Einzig Biogas kann direkt beispielsweise in Gasmotoren genutzt werden, während andere erneuerbare Brennstoffe wie beispielsweise Holz für die üblichen Verbrennungsmotoren nicht geeignet sind. Eine Möglichkeit besteht darin, einen Motor mit äußerer Verbrennung – etwa einen Stirlingmotor oder auch einen Dampfmotor einzusetzen. Damit wird auch Holz nutzbar, beispielsweise mit einer Holzhackschnitzelfeuerung.

Biomassevergasung

Ein anderer Ansatz ist die Biomassevergasung (v. a. Holzvergasung), um einen hochwertigen Brennstoff für den Einsatz in Gasmotoren zu gewinnen. Der technische Aufwand ist hier deutlich höher als z. B. mit Erdgas oder Biogas, aber dafür können kostengünstigere Stoffe (auch Abfälle) genutzt werden, es wird die bedenkliche Abhängigkeit von fossilen Energieträgern vermieden, und der Betrieb kann sehr klimafreundlich sein. Bei Verwendung von Holz, welches zunächst vergast wird, kann ein Teil des Kohlenstoffs auch als Biokohle anfallen, worin er langfristig gebunden bleibt.

Brennstoffzellen

Brennstoffzellen für Erdgas oder Biogas sind ebenfalls im Prinzip sehr gut für Blockheizkraftwerke geeignet, kommen aber vor allem aus Kostengründen bisher selten zum Einsatz. Zukünftig könnten sie vor allem auch im kleinen Leistungsbereich zum Einsatz kommen und dann höhere elektrische Wirkungsgrade als andere Technologien bieten.

Anlagen mit Wärmepumpe

Es gibt Blockheizkraftwerke, in denen vom Motor auch eine Kompressionswärmepumpe angetrieben werden kann. Dann kann bei hohem Strombedarf der Generator benutzt werden, bei hohem Wärmebedarf dagegen die Wärmepumpe. Wenn der Verbrennungsmotor abgekoppelt werden kann und der Generator auch als Elektromotor arbeiten kann, ist sogar auch der Betrieb als Elektrowärmepumpe möglich.

Die Temperatur der Abwärme reicht häufig auch aus, um eine Absorptionswärmepumpe zu betreiben. Damit lässt sich die erzeugte Menge von Nutzwärme deutlich erhöhen, sofern diese auf einem relativ niedrigen Temperaturniveau benötigt wird. Ein ähnliches Gerät kann auch für den Betrieb von Klimaanlagen verwendet werden.

Wirkungsgrade

Bei allen Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung sind verschiedene Arten von Wirkungsgraden zu berücksichtigen:

  • Der elektrische Wirkungsgrad gibt an, welcher Anteil der eingesetzten Primärenergie als elektrische Energie gewonnen wird. Dieser Anteil ist energiewirtschaftlich und ökonomisch besonders wertvoll.
  • Der thermische Wirkungsgrad ist der Anteil der erhaltenen Nutzwärme (z. B. Heizwärme).
  • Die Summe beider Zahlen ist der Gesamtwirkungsgrad. Dieser ist aber wenig aussagekräftig, da zwei Energieformen mit sehr unterschiedlicher Wertigkeit (elektrische Energie und Niedertemperaturwärme) einfach addiert werden.
  • Aussagekräftiger wäre ein gewichteter Wirkungsgrad, bei dem z. B. der Stromanteil viermal stärker gewichtet wird, weil damit z. B. mit einer Elektrowärmepumpe rund das Vierfache an Heizwärme erzeugt werden könnte (wenn auch meist auf einem niedrigeren Temperaturniveau). Ein ähnlicher Ansatz ist der exergetische Wirkungsgrad, der Wärme nur gemäß seinem Exergieanteil bewertet. Beispielsweise hätte Heizwärme bei 50 °C und einer Außentemperatur von 0 °C einen Exergieanteil von 1 - 273 / (273 + 50) = 15,5 %. Damit ergäbe sich z. B. im Falle von 30 % elektrischem und 60 % thermischem Wirkungsgrad ein exergetischer Wirkungsgrad von 30 % + 0,155 · 60 % = 39 %.

Die folgende Tabelle gibt einige grobe Anhaltspunkte für mögliche Wirkungsgrade verschiedener Typen von Blockheizkraftwerken. Man beachte aber, dass die Zahlen im Einzelfall auch deutlich abweichen können.

Anlagen­typ elektrischer Wirkungs­grad thermischer Wirkungs­grad
Kleines Gas-BHKW mit 10 kW elektrischer Leistung 30 % 60 %
Gas-BHKW mit 100 kW elektrischer Leistung 35 % 55 %
Großes Gas-BHKW mit 1000 kW elektrischer Leistung 40 % 45 %

Das große BHKW hat mit 85 % zwar einen etwas geringeren Gesamtwirkungsgrad, da z. B. eine Brennwertnutzung schwerer realisierbar ist. Trotzdem ist es als energieeffizienter zu betrachten wegen des hohen elektrischen Wirkungsgrads. Gleichzeitig sind die spezifischen Investitionskosten wesentlich niedriger (z. T. deutlich unter 500 €/kW). Dafür steigt aber u. U. der Aufwand für die Wärmeverteilung.

Dimensionierung eines Blockheizkraftwerks; Spitzenlastkessel

Der Motor eines Blockheizkraftwerks wird in der thermischen Leistung meist so ausgelegt, dass nur in etwa der Sockel des Wärmebedarfs, aber nicht der höchste Wärmebedarf im Winter abgedeckt wird. Nur so kann nämlich eine hohe Volllaststundenzahl (z. B. mehr als 5000 Stunden pro Jahr) erzielt werden, was für die Amortisation der Investitionen wichtig ist. Für höheren Wärmebedarf wird parallel ein Spitzenlastkessel (ein Heizkessel) verwendet. Mit diesem können auch Ausfallzeiten des Motors überbrückt werden.

Für eine hohe Energieeffizienz ist es wünschenswert, dass ein möglichst hoher Anteil der Wärmelieferung vom Blockheizkraftwerk (und nicht vom Spitzenlastkessel) geleistet wird. Eine in diesem Sinne erfolgte großzügige Dimensionierung bedeutet aber, dass die Zahl der Volllaststunden abnimmt und die Amortisation der dann höheren Investition schwieriger werden kann (vor allem bei kleinen Anlagen). Unter Umständen kann auch ein häufigerer Teillastbetrieb den elektrischen Wirkungsgrad reduzieren.

Eine zusätzliche energiewirtschaftlich günstige Auswirkung einer größeren Auslegung ist, dass der Anteil der im Winter erzeugten elektrischen Energie steigt. Dies führt aber bisher in der Regel nicht zu einem finanziellen Vorteil für den Betreiber, da die Einspeisevergütung nicht von der Jahreszeit abhängt. Es sollte erwogen werden, zukünftig eine solche Differenzierung vorzunehmen, da dies einen größeren Ausbau des Leistungsangebots im Winter bringen würde, was Einsparungen von Kraftwerkskapazitäten an anderer Stelle ermöglichen würde. Gerade bei großen BHKW bestünde ein kostengünstiges Potenzial für höhere Kapazitäten, da dort die spezifischen Investitionskosten recht niedrig sind.

Primärenergiequellen

Blockheizkraftwerke nutzen häufig Erdgas oder Heizöl und damit knapper werdende und besonders wertvolle fossile Brennstoffe – dies immerhin deutlich effizienter als beim Einsatz in Heizkesseln. Günstiger ist jedoch im Sinne des Klimaschutzes der Einsatz von Biogas.

Zukünftig wird es wichtig sein, die Energieträgerbasis für Blockheizkraftwerke zu erweitern. Insbesondere wäre es interessant, Holz z. B. über Stirlingmotoren nutzen zu können, um auf diese Weise verstärkt erneuerbare Energie zu nutzen. Auch die Technologie der Biomassevergasung könnte hier nützlich werden.

Eigenverbrauch und Stromeinspeisung

Häufig wird der erzeugte Strom vom Betreiber des Blockheizkraftwerks selbst verbraucht. Der Eigenverbrauch ersetzt dann Strombezug aus dem Stromnetz. Überschüsse werden in aller Regel in das Stromnetz eingespeist, wofür eine Einspeisevergütung erhalten wird. Die Einspeisung erfolgt bei kleineren Anlagen über das Niederspannungsnetz, bei großen Anlagen (z. B. mehr als 1 MW elektrische Leistung) eher über das Mittelspannungsnetz.

Anpassung der Leistung an die Nachfrage

Blockheizkraftwerke arbeiten z. B. in Deutschland häufig wärmegeführt, d. h. die momentan erzeugte Leistung richtet sich nach dem Wärmebedarf. Die Maximalleistung richtet sich häufig nach der Grundlast des Wärmebedarfs. Die wärmegeführte Betriebsweise ist zumindest bei Verwendung fossiler Brennstoffe meist am wirtschaftlichsten, wenn Überschüsse in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden können.

Die zeitweilige Zwischenspeicherung von überschüssiger Wärme (z. B. in einem zusätzlichen Pufferspeicher) ermöglicht es, die Stromerzeugung zumindest innerhalb eines Tages mehr auf die Spitzenlastzeiten zu konzentrieren (zeitweise stromgeführter Betrieb). Allerdings bietet die EEG-Einspeisevergütung hierfür bisher keinen finanziellen Anreiz.

Blockheizkraftwerke arbeiten manchmal stromgeführt, d. h. die Leistung richtet sich nach dem Bedarf an elektrischer Energie. Je nach Situation wird die Wärmeerzeugung dann mit einem zusätzlichen Spitzenlast-Heizkessel ergänzt (bivalenter Betrieb), oder Abwärme wird ungenutzt abgegeben, etwa über einen Notkühler. Der stromgeführte Betrieb kommt auch vor in Inselnetzen, oder wenn ein Energieversorgungsunternehmen ein netzgeführtes BHKW an einem Fernwärmenetz anschließt, um Spitzenlaststrom ohne Berücksichtigung eines lokalen Wärmebedarfs zu erzeugen. Die erreichte Zahl der Volllaststunden ist dann zwar eher gering, aber der Spitzenlaststrom ist wertvoller, und bei ausreichender Größe sind die Investitionskosten auch dann gut tragbar.

Im Falle von lokal begrenzt verfügbaren nachwachsenden Rohstoffen (z. B. Biogas in einem landwirtschaftlichen Betrieb) kann die Betriebszeit auch durch die Verfügbarkeit eines Rohstoffs begrenzt sein und wird dann auf Zeiten mit höherem Strom- und Wärmebedarf konzentriert. Die Speicherung der Rohstoffe ist nämlich einfacher als die von elektrischer Energie oder Wärme.

Die Leistung eines Blockheizkraftwerks kann kontinuierlich geregelt werden. Da jedoch im Teillastbetrieb der elektrische Wirkungsgrad meist sinkt, kann es günstiger sein, einen Taktbetrieb zu realisieren. Auch eine Kombination ist möglich: kontinuierliche Regelung z. B. bis herunter zu einer Leistung von 60 % der Maximalleistung, darunter Taktbetrieb in Verbindung mit einem Pufferspeicher.

Ökonomische und ökologische Aspekte

Durch die Kraft-Wärme-Kopplung erreichen Blockheizkraftwerke meist einen hohen Nutzungsgrad für die eingesetzte Primärenergie, verglichen mit der getrennten Erzeugung von Strom und Wärme. Jedoch hängen der elektrische und thermische Wirkungsgrad deutlich vom Anlagentyp ab, und der Jahresnutzungsgrad zusätzlich von der Betriebsweise (z. B. wärme- oder stromgeführt). Vorteilhaft sind die aufgrund der Verbrauchernähe geringen Verteilungsverluste für Strom und Wärme.

Für die ökonomische und ökologische Bewertung ist nicht nur der Jahresnutzungsgrad relevant:

  • Die Art der verwendeten Primärenergie ist wesentlich in Bezug auf die Energiekosten, die langfristige Verfügbarkeit, die CO2-Belastung und die Abgasqualität.
  • Der Schadstoffgehalt der Abgase hängt stark vom Anlagentyp ab. Er kann sehr niedrig sein, etwa für Gasmotoren mit Katalysator, in anderen Fällen (z. B. mit Dieselmotor ohne Rußpartikelfilter) jedoch problematisch.
  • Die zeitliche Verteilung der Stromerzeugung hat Einfluss darauf, welche Art von anderen Kraftwerken tendenziell verdrängt wird. Beispielsweise verdrängen netzgeführte Blockheizkraftwerke eher andere Spitzenlastkraftwerke, wärmegeführte Anlagen dagegen eher Kraftwerke im Bereich der Mittellast oder Grundlast.
  • Vor allem bei sehr kleinen Anlagen (Mikro-Blockheizkraftwerken) kann der Wartungsaufwand die ökonomische und ökologische Bilanz deutlich verschlechtern.

Wegen der ökologischen Vorteile von Blockheizkraftwerken, die jedoch nicht immer mit direkten ökonomischen Vorteilen einhergehen, wird ihr Einsatz (wie auch der von anderen Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung) vielerorts vom Staat finanziell gefördert. Beispielsweise gilt die Regel der vorrangigen Einspeisung in Deutschland nicht nur für Strom aus erneuerbaren Energien, sondern auch für KWK-Anlagen, und es gibt einen KWK-Bonus.

Rolle von Blockheizkraftwerken bei der Energiewende

Im Rahmen der deutschen Energiewende wird der Einsatz der Kraft-Wärme-Kopplung, insbesondere auch mit Verwendung von Blockheizkraftwerken, staatlich gefördert, nämlich mit einer garantierten Einspeisevergütung und einem KWK-Bonus. Bislang ist die Einspeisevergütung nicht von dem jeweiligen Strombedarf im öffentlichen Stromnetz oder von der Tageszeit abhängig. Deswegen werden Blockheizkraftwerke meist wärmegeführt betrieben – sie werden also meistens so viel wie möglich betrieben, begrenzt nur durch den jeweiligen Wärmebedarf. Gerade wenn das Blockheizkraftwerk klein dimensioniert ist, sodass es nur den kleineren Teil des Wärmebedarfs z. B. eines Gebäudes ticken kann, ergeben sich dadurch viele Volllaststunden pro Jahr, was betriebswirtschaftlich günstig ist; die Investitionskosten fallen dann relativ wenig ins Gewicht. Solange die Stromerzeugung des Landes zu einem großen Teil mithilfe fossil befeuerte Kraftwerke ohne Abwärmenutzung erfolgt, ist es auch volkswirtschaftlich und ökologisch durchaus sinnvoll, Blockheizkraftwerke möglichst stark auszulasten.

In Zukunft wird allerdings der Beitrag erneuerbarer Energien zur öffentlichen Stromversorgung weiter zunehmen, und dies hat Auswirkungen auf die Rolle der Blockheizkraftwerke. Wenn beispielsweise durch starke Beiträge der Windenergie und/oder Photovoltaik ein Überschuss an elektrischer Leistung besteht, ist es volkswirtschaftlich und ökologisch nicht mehr sinnvoll, dass zusätzlich auch Blockheizkraftwerke Strom erzeugen, vor allem wenn diese fossile Energieträger wie Erdgas verbrennen. Deren Betrieb sollte sich dann also zunehmend auch nach dem Strombedarf im Netz richten. Hierfür muss natürlich die Einspeisevergütung entsprechend gestaltet werden. Im einfachsten Falle macht man sie von der Tageszeit abhängig (zeitvariable Vergütung) – beispielsweise hoch in den Abendstunden, wo der Strombedarf hoch ist und die Photovoltaik nichts mehr beiträgt, und zu anderen Zeiten (vor allem nachts) niedriger. Energiewirtschaftlich günstiger wäre natürlich eine vom tatsächlichen Bedarf abhängige Preisgestaltung, was freilich mit einem größeren technischen und administrativen Aufwand verbunden ist.

Im Vergleich zu Deutschland ist die Energiewende in Dänemark bereits weiter fortgeschritten, insbesondere mit einem sehr hohen Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung (in 2014 bereits 39 %). Für die meisten kleineren Blockheizkraftwerke (bis 5 MW) gilt der sogenannte Tripple-Tarif mit einer Unterscheidung von Schwachlast-, Mittellast- und Spitzenlastzeiten, für die es Einspeisevergütung in sehr unterschiedlicher Höhe gibt. Strom aus größeren Anlagen wird dagegen an der Strombörse vermarktet, unterstützt durch Umlagen und einen Kapazitätszuschlag; besonders auch hier entstehen entsprechende Anreize für den Betrieb vorzugsweise zu Zeiten mit hohem Strombedarf. Dies führt dazu, dass die meisten dieser Kraftwerke nur noch für relativ wenige Volllaststunden pro Jahr eingesetzt werden (in 2013 nur noch gut 1500 Stunden, also weitaus weniger als in Deutschland). Die Rentabilität älterer Anlagen, die häufig bereits abgeschrieben sind, wird dadurch kaum infrage gestellt; dagegen gibt es kaum mehr den Neubau solcher Anlagen. Der Anteil der Blockheizkraftwerke an der dänischen Stromerzeugung nimmt also deutlich ab, auch wenn ihre Bedeutung für die Bereitstellung von Spitzenlast nach wie vor erheblich ist.

Literatur

[1]Extra-Artikel: Blockheizkraftwerke – eine Wunderlösung?
[2]Blog-Artikel: Kraft-Wärme-Kopplung – ein Ersatz für die energetische Sanierung?
[3]ebook "Ihr Blockheizkraftwerk-Buch", https://ihr-bhkw.de/webseite/kostenlos-ihr-blockheizkraftwerk-buch-zum-herunterladen
[4]"Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen Energiesystem", eine Studie der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) (2010); Teil II.3 behandelt die Kraft-Wärme-Kopplung
[5]Energie dreifach nutzen: Strom, Wärme und Klimaschutz

Siehe auch: Heizkraftwerk, Kraft-Wärme-Kopplung, Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung, Nahwärme, Dieselmotor, Gasmotor, Dampfmotor, Stirlingmotor

Fragen und Kommentare von Lesern

05.06.2021

Ich habe einmal folgenden Vergleich angestellt: Variante A: Wärme- und Stromversorgung Gebäude konventionell mit Brennwertkessel, Strombezug vom öffentlichen Netz. Variante B: BHKW zur Grundlastdeckung Wärme und Strom, Laufzeit ca. 7.500 h/a. Vergleiche ich am Ende die CO2-Emissionen, indem ich den Endenergiebedarf Erdgas mit 0,22 kg/kWh und den Endenergiebedarf Strom mit 0,4 kg/kWh zugrunde lege, ergibt sich für das BHKW nahezu keine Einsparung an CO2. Insofern kann ich den Primärenergiefaktor für BHKW nicht nachvollziehen. Mache ich hier einen Denkfehler?

Antwort vom Autor:

Das Resultat hängt von weiteren Annahmen ab, insbesondere von den Energieverlusten. Hätte das BHKW gleich niedrige Abgasverluste wie der Brennwert, so würden wir damit effektiv nur in dem Maße mehr Gas verbrauchen, wie wir Strom erzeugen – also effektiv eine zusätzliche Stromerzeugung mit 0,22 kg/kWh, was natürlich viel besser ist als der Wert von 0,4 kg/kWh im Netz. Das erscheint zwar relativ gesehen als nicht mehr so viel, wenn Sie die so oder so entstehenden Emissionen des Heizungsbetriebs (womöglich gar noch mit zusätzlichem Heizkessel) mit einrechnen – was ich aber nicht für sinnvoll halte. Nur sind in Wirklichkeit die Abgasverluste beim BHKW meistens deutlich höher, was den Vorteil deutlich reduzieren kann.

01.09.2022

Kann man die erzeugte Warmwassertemperatur herunterfahren? Mein Vermieter behauptet, das ginge nicht. Da die Wärmeverluste bei Fernwärme doch wohl proportional zur Temperatur sind, sollte es in aller Interesse sein, nur die niedrigste Temperatur zu transportieren (Häuser super gedämmt und Warmwasser muss auch nicht mehr als 50 Grad haben).

Antwort vom Autor:

Ich nehme an, Sie meinen die von einem Blockheizkraftwerk als Fernwärme gelieferte Temperatur. Das wäre im Einzelfall zu prüfen. Natürlich würden die Verluste in den Leitungen mit niedriger Temperatur geringer, aber vielleicht gibt es doch Gründe dagegen – beispielsweise dass einzelne Verbraucher doch eine höhere Temperatur brauchen, dass die geringere Temperaturspreizung einen höheren Volumen Strom bedingen würde oder dass die Warmwassertemperatur zu gering wäre, um Legionellenbefall sicher zu verhindern.

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