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Schimmel in Wohnräumen

Definition: der Befall v. a. von Außenwänden in Wohnräumen mit Schimmelpilzen

Englisch: fungi in rooms

Kategorien: Haustechnik, Wärme und Kälte

Autor:

Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen

Ursprüngliche Erstellung: 13.04.2014; letzte Änderung: 20.08.2023

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Der Befall von Wohnräumen mit Schimmelpilzen ist ein häufiges Problem, welches früher sogar noch häufiger auftrat, weil feuchte Wände vielerorts eher die Regel als eine Ausnahme waren. Es gibt mehrere Verbindungen von Schimmel mit energetischen Aspekten, insbesondere im Zusammenhang mit der Belüftung von Gebäuden und mit fehlender oder fehlerhafter Wärmedämmung. Da diese Zusammenhänge relativ komplex sind, sind viele Missverständnisse im Umlauf, die zu falschen Bewertungen und Maßnahmen führen.

Problematik von Schimmelbefall

Schimmelpilze sind gesundheitlich sehr bedenklich. Je nach Art und Umfang des Befalls geben sie mehr oder weniger große Mengen bedenklicher Giftstoffe in die Raumluft ab. Zudem verbreiten sie Schimmelpilzsporen, die ebenfalls schädlich sind. Insgesamt gehören diese Gesundheitsgefährdungen durch Schadstoffe von Schimmelpilzen in der Atemluft zu den schwerwiegendsten, die in Wohnräumen auftreten. Sie sind insbesondere verantwortlich für viele (teils schwere) Erkrankungen der Atemwege, auch für Allergien. (Dies ist wissenschaftlich gesichert, nicht etwa nur eine Vermutung wie z. B. beim Elektrosmog.) Kleinkinder und Personen mit Vorerkrankungen der Atemwege sind besonders stark gefährdet, aber für andere Menschen sind Schimmelpilze keineswegs harmlos. Leider werden diese Gefahren vielfach unterschätzt

Zusätzlich kann Schimmelpilzbefall aber auch zu einer Bedrohung für die Bausubstanz werden. Dadurch erforderliche Sanierungen können recht kostspielig werden – vor allem dann, wenn der Schimmel tief in die Materialien eindringt und deswegen z. B. ganze Holzverkleidungen ausgewechselt werden müssen. Zu den Kosten kann auch beitragen, dass bei der Durchführung solcher Arbeiten besondere Vorkehrungen zum Schutz der Gesundheit nötig sind.

Häufig entstehen die größten Kosten für die Beseitigung der Ursachen des Schimmelproblems und nicht wegen deren direkten Folgen. Die alleinige Beseitigung des Schimmels (z. B. Abwaschen und chemische Behandlung der Oberflächen) reicht in der Regel nicht aus; die konsequente Beseitigung der Ursachen ist in aller Regel unabdingbar.

Voraussetzungen für den Schimmelpilzbefall

Ein Schimmelpilzbefall kann nur auftreten, wenn die folgenden Voraussetzungen alle erfüllt sind:

  • Es müssen Schimmelsporen an den jeweiligen Orten geraten. Dies ist freilich praktisch nicht zu verhindern, da auch saubere Luft immer kleine Mengen von Sporen enthalten kann. Man beachte, dass geringste Mengen von Sporen langfristig einen starken Befall auslösen können, wenn die Wachstumsbedingungen genügend günstig sind; es genügt also nicht, die Menge der Sporen klein zu halten.
  • Den Schimmelpilzen stehen Nährstoffe zur Verfügung, also organische Substanzen wie z. B. Zellulose in Tapeten. Allerdings sind Schimmelpilze extrem genügsam; sie wachsen teils allein auf der Grundlage geringer Verschmutzungen, die organisches Material enthalten.
  • Es steht genügend Wasser zur Verfügung. Tauwasser, welches bei Unterschreitung des Taupunkts bei zu hoher Luftfeuchtigkeit auf kalten Oberflächen anfällt, ist eine ideale, aber nicht notwendige Grundlage für Schimmel. Eine relative Luftfeuchtigkeit von ca. 80 % an den jeweiligen Oberflächen genügt für die meisten Schimmelarten bereits. Wenn solche Werte allerdings für die meiste Zeit klar unterschritten werden, hat Schimmel in der Regel keine Chance.
  • Es dürfen keine extremen chemischen Verhältnisse vorherrschen; insbesondere vertragen Schimmelpilze ein stark alkalisches Milieu nicht (während sie von Säuren sogar gefördert werden können).

Die sichere Unterdrückung von Schimmelpilzbefall setzt voraus, dass zumindest eine der genannten Voraussetzungen völlig entzogen wird. Es ist in der Regel nötig, insbesondere für Trockenheit zu sorgen, dem Schimmel also das nötige Wasser zu entziehen. Unterstützend kann es wirken, dass ein mineralisches (für Schimmelpilze unverdauliches) und stark alkalisches Material verwendet wird, welches selbst im feuchten Zustand dem Schimmel keine Grundlage bietet. Jedoch ist dies bei guter Trockenheit keine Voraussetzung für die Vermeidung von Schimmel.

Ursachen von feuchten Wänden

Sehr häufig treten Schimmelprobleme an zu feuchten Wänden auf. Dies kann ganz unterschiedliche Ursachen haben:

  • Durch bauliche Fehler oder Beschädigungen an Außenwänden kann Regenwasser (z. B. als Schlagregen) in die Wand eindringen.
  • Bei Kellerwänden, die außen an das Erdreich angrenzen, kann eine schadhafte (oder gar fehlende) Abdichtung Feuchtigkeit aus der Erde eindringen lassen.
  • Defekte Rohrleitungen (z. B. Abwasserleitungen, Regenwasserrohre oder Heizungsrohre) können Wände durchnässen. Dies äußert sich nicht immer als ein akuter und offensichtlicher Wasserschaden, sondern kann auch zu einer chronischen Durchnässung größerer Bereiche führen, die erst nach längerer Zeit entdeckt wird.
  • Wenn die Luftfeuchtigkeit im Haus zu hoch wird als Folge mangelnder Belüftung und/oder zu hohen Eintrags an Feuchtigkeit (z. B. durch Wäschetrocknen in der Wohnung ohne begleitendes Lüften), kann dies zur Kondensation von Feuchtigkeit (Bildung von Tauwasser) insbesondere an Außenwänden führen, die aufgrund mangelnder Wärmedämmung im Winter recht kalt werden. Mit Hilfe von Abbildung 1 lässt sich bestimmen, wie hoch die relative Feuchtigkeit bei 20 °C Raumtemperatur werden darf, bis an der Außenwand der kritische Wert von ca. 80 % erreicht wird. Im ungedämmten Altbau mit 15 °C Wandtemperatur sind es nur 60 %, im gut gedämmten Haus mit 19 °C Wandtemperatur ca. 75 %.
  • In einem Neubau können die Wände von der Bauphase her noch feucht sein und in den ersten Monaten u. U. nicht genügend schnell austrocknen.
relative Luftfeuchte abhängig von der Temperatur
Abbildung 1: Relative Luftfeuchtigkeit in Abhängigkeit von der Temperatur bei verschiedenen Werten der absoluten Feuchte. Hat man z. B. 60 % Luftfeuchtigkeit bei einer Raumtemperatur von 20 °C (rechter Rand), so gilt die vierte Kurve von oben. Folgt man dieser nach links, so findet man ca. 80 % relative Feuchte für den Fall, dass diese Raumluft an eine Außenwand mit 15 °C Oberflächentemperatur gerät. Ab etwa diesem Wert haben Schimmelpilze genug Feuchtigkeit, um wachsen zu können. In einem gut gedämmten Haus wäre die Wandtemperatur z. B. 19 °C, und es wäre eine Luftfeuchte im Raum bis zu ca. 75 % akzeptabel.

Die tatsächliche Ursache von Feuchteproblemen ist in der Praxis oft nicht offensichtlich. Wenn aber aufgrund einer falschen Diagnose nicht die eigentliche Ursache bekämpft wird, kann das Resultat sein, dass das Problem nicht gelöst und nicht einmal wesentlich gemindert wird. (Beispielsweise wird auch eine beliebig starke Belüftung nicht das Problem eines Rohrbruchs ausgleichen können.) Es kommt aber auch vor, dass eine Kombination von Risikofaktoren verantwortlich ist, so dass unterschiedliche Ansätze wirksam sein können. Beispiele hierfür:

  • Eine nicht sachgerechte Innendämmung macht das Haus anfälliger für eine zu hohe Luftfeuchtigkeit, und bei nicht optimaler Belüftung können dann Probleme auftreten. In solchen Fällen können sowohl bauliche Änderungen als auch eine Verbesserung nur der Belüftung das Problem vermindern oder ganz lösen.
  • In einem Neubau kann die Austrocknung nach dem Bezug zu langsam erfolgen, wenn die Trocknung durch zu geringe Belüftung und/oder durch eine nicht feuchtedurchlässige Fassade behindert wird. Eine in den ersten Monaten verstärkte Belüftung kann dieses Problem lösen. Eine diffusionsoffene Außendämmung würde diesen zusätzlichen Lüftungsbedarf verringern.

Zwischen Mietern und Vermietern ist oft strittig, ob die Mieter durch mangelnde Belüftung Feuchteschäden (und daraus resultierende Schimmelschäden) verursacht haben. Dies kann darüber entscheiden, ob die Mieter für die Beseitigung solcher Schäden zahlen müssen oder ob sie umgekehrt Anspruch auf Mietminderung haben. Zu entscheiden sind solche Fragen nur durch eine sorgfältige Abklärung der Verhältnisse und aller möglichen Ursachen. Die Messung der Luftfeuchtigkeit und Temperatur innen und außen kann hierfür Anhaltspunkte geben, ist aber in den meisten Fällen für eine klare und begründete Aussage nicht ausreichend. Eine hohe Luftfeuchtigkeit kann nämlich einerseits die Ursache von Feuchteproblemen sein, andererseits aber auch die Folge von Feuchteproblemen, die andere Ursachen haben.

Man beachte, dass diverse Risikofaktoren Feuchteprobleme verschärfen können:

  • Eine starke Nachtabsenkung kann zwar Heizkosten sparen, die Auskühlung der Wände jedoch verstärken und damit die Gefahr der zu hohen Feuchte.
  • Ungünstig ist es ebenfalls, manche Räume (z. B. Abstellkammern oder Schlafzimmer) erheblich weniger stark zu heizen als andere (z. B. das Wohnzimmer). Dann kann nämlich Luft, die in den wärmeren Zimmern viel Feuchtigkeit aufgenommen hat, in die kälteren Zimmer strömen und abgekühlt werden, wodurch die relative Luftfeuchtigkeit ansteigt. Man sollte also zumindest die Türen der kühleren Räume geschlossen halten und in diesen Räumen besonders gut auf das ausreichende Lüften achten.
  • Wenn die Luftzirkulation durch Möbel oder andere Gegenstände an einer Außenwand (z. B. Bilder) stark vermindert wird, kann dies zu einer stärkeren Abkühlung und dann zur Durchfeuchtung führen.
  • Unnötig betriebene Luftbefeuchter verschärfen natürlich die Probleme; ihr Betrieb soll deswegen niemals erfolgen, wenn die Luftfeuchtigkeit nicht nachweislich deutlich zu tief ist.

All diese Risikofaktoren sind freilich bei einem gut von außen gedämmten Gebäude (siehe unten), welches ausreichend belüftet wird, kein Problem.

Einfluss von Wärmedämmungen

Die Zusammenhänge zwischen (mangelnder) Wärmedämmung und Feuchteschäden sind relativ komplex und werden deswegen oft falsch verstanden. Einige zentrale Punkte werden im Folgenden diskutiert – immer mit der Annahme, dass keine anderen Ursachen wie z. B. Rohrschäden für die Feuchtigkeit verantwortlich sind.

Fehlende Dämmung

Viele ältere Gebäude verfügen über keinerlei spezielle Wärmedämmung, sondern allein über ein Mauerwerk oder eine Holzkonstruktion. Wenn der Wärmedurchgangskoeffizient dadurch relativ hoch und gleichzeitig die Außentemperatur niedrig ist, führt dies zu geringen Oberflächentemperaturen der Außenwände auf deren Innenseite. Diese Oberflächentemperaturen liegen oft erheblich unterhalb der Temperatur der Raumluft; beispielsweise können bei 20 °C Raumtemperatur (= Lufttemperatur in der Mitte des Raums) Temperaturen unter 16 °C an den Wandoberflächen auftreten (zu messen z. B. mit einem Infrarotthermometer). Wenn nun die relative Luftfeuchtigkeit in der Zimmermitte schon relativ hoch ist (z. B. 65 % bei 20 °C), dann wird sie an den kalten Wandoberflächen noch höher – z. B. 82,5 % bei 16 °C. Oberhalb von ca. 80 % entsteht eine für Schimmelwachstum meist ausreichende Feuchte – selbst wenn aus dem Inneren der Wand keinerlei Feuchte kommt.

Im Prinzip kann Feuchtigkeit auch durch Diffusion in der Wand nach außen abtransportiert werden. Dies ist jedoch ein langsamer Prozess, der das Problem in der Regel nicht entscheidend entschärfen kann. Es ist deswegen essenziell, die Luftfeuchtigkeit zu vermindern – im oberen Beispiel z. B. auf höchstens 60 % im Raum, so dass 80 % auch an der 16 °C kalten Wand unterschritten werden. Dies setzt eine ausreichende Belüftung voraus – umso mehr, je größer der Feuchteeintrag z. B. durch Duschen, Wäschetrocknen, Pflanzen oder Aquarien ist. Auch bei hohem Feuchteeintrag ist es gerade im Winter bei ausreichender Belüftung beheizter Räume im Prinzip immer möglich, die Luftfeuchtigkeit durch Lüften ausreichend zu senken, da die absolute Feuchtigkeit der Außenluft dann gering ist. Jedoch ist hierfür regelmäßiges Stoßlüften (mehrmals täglich) notwendig, wenn keine Lüftungsanlage (siehe unten) vorhanden ist.

Außendämmung

Eine Außendämmung z. B. in Form eines Wärmedämmverbundsystems, wie es für Neubauten heute üblich ist, vermindert von außen her die Abkühlung der Wände. Dies hat zur Folge, dass generell die Temperatur der Wandmaterialien erheblich ansteigt, also auch im Winter nur noch geringfügig unterhalb der Zimmertemperatur liegt. Dies gilt bei genügend guter Dämmung selbst für den äußeren Teil der Wand, der an das Dämmmaterial anstößt. Dadurch ist ein Feuchtwerden der Wand nur noch bei extrem hoher Luftfeuchtigkeit möglich, wie sie in der Praxis leicht vermeidbar ist. Auch eine Luftfeuchtigkeit von z. B. 65 % innen sollte dann kein Problem sein.

Übrigens ist auch von außen über die Dämmung eindringender Wasserdampf kein Problem für die Wand, da sie warm ist, also dort keine Kondensation auftreten kann.

Die positive Wirkung einer Außendämmung kann stellenweise allerdings durch sogenannte Wärmebrücken unterminiert werden. Bei korrekter Durchführung sind diese so schwach, dass sie nicht zu Problemen führen. Wenn jedoch eine Außendämmung fehlerhaft angefertigt oder auch durch äußere Einwirkungen beschädigt ist (z. B. durch Eindringen von Regenwasser von außen oder durch Durchnässung als Folge eines Rohrbruchs), nimmt ihre Wirkung stark ab, und unter Umständen können dann die Wandtemperaturen innen lokal fast so niedrig werden wie ganz ohne Dämmung. Es gilt dann, die Ursachen solcher Wärmebrücken ausfindig zu machen und zu beheben.

Wohlgemerkt sind Wärmebrücken bei nicht gedämmten Gebäuden (beispielsweise die geometrisch bedingte stärkere Abkühlung an Hausecken) ein viel größeres und häufigeres Problem. Hier ist häufig die nachträgliche Anbringung einer äußeren Wärmedämmung die beste oder sogar einzig wirksame Maßnahme zur Verhinderung von Schimmelbefall.

Innendämmung

Bei der Innendämmung liegen die Verhältnisse völlig anders. Hier führt die Dämmung sogar zu einer stärkeren Abkühlung der Außenwände, da ja weniger Wärme von innen in die Wände fließt. Wenn nun also trotz der Dämmung Raumluft mit den Wandmaterialien in Kontakt gerät, kann dort sogar verstärkt Kondensation auftreten. Die Innendämmung ist deswegen vom Prinzip her als bauphysikalisch heikel zu betrachten. Jedoch können Feuchteschäden auch bei Innendämmung bei korrekter Ausführung vermieden werden. Beispielsweise ist es gebräuchlich, innen mit Calciumsilikatplatten zu dämmen, welche einerseits als rein mineralisches Material für Schimmelpilze unverdaulich sind, andererseits Schimmelpilze durch ein stark alkalisches Milieu schädigen und zusätzlich Feuchtigkeit durch ihre Kapillarwirkung wieder entfernen können. Wenn dagegen z. B. Polystyrolplatten, die für die Außendämmung geeignet sind, auf Innenwände angebracht werden, so entsteht eine große Gefahr von Feuchte- und Schimmelschäden. Vor unsachgemäß durchgeführten Innendämmungen ist deswegen zu warnen.

Andere typische Schimmelnester

Regenwasser kommt vorwiegend von oben und gefährdet deswegen naturgemäß Dachkonstruktionen in besonderem Maße. Zwar leiten intakte Ziegel das Wasser zum allergrößten Teil gut ab, jedoch kann es Ziegelschäden geben, die nicht gleich entdeckt und behoben werden. Dann gelangt bei Regen Wasser unter die Ziegel. Das ist keinerlei Problem, wenn die Dachkonstruktion entsprechend den heutigen Baunormen über einen Regenwasserschutz verfügt, etwa eine durchgehende diffusionsoffene Kunststofffolie, die das Wasser auch so in die Dachrinnen ableitet; die Reparatur der Dachziegel ist dann nicht besonders dringend. Ohne funktionierenden Regenwasserschutz kann aber Regenwasser in die Dämmung eindringen und diese zum Schimmeln bringen. (Selbst eigentlich für Schimmel unverdauliche Steinwolle kann durch mit dem Regenwasser eingebrachte Verschmutzungen schimmeln.) In der Folge können Schimmelpilzgifte und Sporen in darunter liegende Wohnräume gelangen – was aber womöglich lange nicht erkannt wird.

Ein weiteres Problem tritt auf, wenn zwischen Wohnraum und Dämmung keine funktionierende Dampfsperre besteht (etwa in Form einer durchgängig luftdicht verlegten diffusionsdichten Folie). Dann kann nämlich Wasserdampf aus dem Wohnbereich in die Dämmung diffundieren, auf dem Weg nach außen immer weiter abkühlen und schließlich kondensieren. Dieses Problem wird verschärft, wenn ein Regenwasserschutz, aber keine funktionstüchtige Dampfsperre vorhanden ist, weil der Regenwasserschutz dann das Austrocknen nach außen verlangsamt.

Eine ähnliche Problematik tritt auf, wenn eine Dämmung des Dachbodens oder einer hauptsächlich aus Holz bestehenden Wand ohne Dampfsperre erfolgt. Anders als bei einer gemauerten Wand aus Stein oder Ziegeln, die relativ wenig Wasserdampf durchlässt, besteht dann die Gefahr einer Durchfeuchtung der Dämmung von innen her. Bei Holz und organischen Dämmstoffen ist dies besonders heikel, da viel Nährstoffe für Schimmel vorhanden sind.

Defekte Bauteilanschlüsse sind eine weitere verbreitete Ursache von Problemen. Beispielsweise können Dachflächenfenster falsch montiert sein und dadurch Regenwasser in die Dachkonstruktion eindringen lassen.

Dichte Fenster

Bei der energetischen Sanierung von Gebäuden spielt der Austausch alter, schlecht dämmender und undichter Fenster durch moderne dichte Fenster oft eine große Rolle. Darin wird oft – aber in der Regel zu Unrecht – ein Risikofaktor für Feuchteprobleme gesehen. Im Prinzip stimmt es zwar, dass alte undichte Fenster etwas zur Belüftung beitragen. Jedoch ist dieser Beitrag stark wetterabhängig, unzuverlässig und weit kleiner als oft angenommen. Deswegen ist eine ausreichende Belüftung so oder so nötig – mit dichten Fenstern nur unwesentlich mehr als mit alten Fenstern.

Ein anderer Aspekt ist, dass es an alten, energetisch ungünstigen Fenstern bei hoher Luftfeuchtigkeit im Winter zur Kondensation auf den Scheiben kommen kann. Dies ist insofern günstig, dass es den Bewohnern eine zu hohe Luftfeuchtigkeit anzeigt und sie damit u. U. zur verstärkten Belüftung anregt. Diese Funktion kann jedoch auch ein einfaches Hygrometer übernehmen, und zwar sogar zuverlässiger, nämlich bereits bei niedrigeren Werten.

Eine Entfeuchtung der Luft durch Kondensation an Fenstern ist keine praktikable Methode, allein schon weil das Kondenswasser von den Bewohnern dann ständig entfernt werden müsste, um Feuchteschäden in der Gegend des Fensters zu vermeiden.

Beim Einbau neuer Fenster werden gelegentlich aufgrund der genannten Missverständnisse Belüftungsschlitze eingebaut oder auch Dichtungen weggelassen, also absichtlich Undichtigkeiten verursacht. Dies ist jedoch sehr ungünstig:

  • Die Energieverluste durch Undichtigkeiten nehmen dadurch wieder zu, so dass der energetische Vorteil der neuen Fenster teilweise wieder zunichte gemacht wird.
  • Das unkontrollierte Eindringen kalter Luft kann zur lokalen Abkühlung von Bauteilen führen und dadurch Feuchteprobleme gerade verursachen, anstatt sie zu lösen.

Vor solchen "Verschlimmbesserungen" ist deswegen zu warnen. Eine luftdichte Gebäudehülle ist keineswegs als Risikofaktor anzusehen, sondern vielmehr als eine Notwendigkeit; dass heutigen Baunormen die Dichtigkeit fordern, beruht auf vielfältigen Erfahrungen. Eine undichte Gebäudehülle kann die Belüftung nicht gewährleisten und die Ursache für Schäden sein, nicht nur deren Folge.

Möglichkeiten für eine verbesserte Belüftung

Der Artikel über die Belüftung von Gebäuden gibt ausführlich Auskunft über die bestehenden Möglichkeiten. Deswegen wird dies hier nur kurz behandelt:

  • Die Fensterlüftung in Form des regelmäßigen Stoßlüftens ist im Prinzip eine wirksame und billige Maßnahme. Allerdings ist sie in der Praxis oft nicht zuverlässig und ausreichend, da Bewohner das Lüften oft vergessen (nämlich die allmählich schlechter werdende Luftqualität nicht bemerken), tagsüber oft lange nicht im Haus sind und nicht nachts eigens zum Lüften aufstehen wollen. Hinzu kommt, dass zum Frieren neigende Bewohner wegen der unvermeidlichen Temperaturstürze das Lüften nicht mögen.
  • Gekippte Fenster oder die oben genannten Belüftungsschlitze sind nicht geeignet, da sie zu unverhältnismäßig hohen Energieverlusten führen und gleichzeitig u. U. sogar gerade Feuchteschäden verursachen können.
  • Eine zuverlässige und komfortable Lösung ist die Verwendung einer Lüftungsanlage (entweder zentral für ein Gebäude oder dezentral für einzelne Räume), die eine kontrollierte Lüftung ermöglicht – unabhängig vom (unzuverlässigen) Lüftungsverhalten der Bewohner und im Idealfall gar automatisch auf den gemessenen Lüftungsbedarf eingestellt. Feuchteschäden aufgrund zu hoher Luftfeuchtigkeit können damit praktisch ausgeschlossen werden; eher kann in ungünstigen Fällen eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit auftreten, die jedoch gesundheitlich und technisch weitaus geringere Probleme verursacht und mit geeigneten Mitteln vermieden werden kann.

Es muss betont werden, dass eine ausreichende Belüftung für Altbauten keineswegs weniger notwendig ist als für Neubauten mit hoher Luftdichtigkeit. Im Gegenteil ist es bei kalten Außenwänden aufgrund mangelnder Wärmedämmung besonders wichtig, die Luftfeuchtigkeit zuverlässig ausreichend niedrig zu halten.

Literatur

[1]Ratgeber zu Schimmel und Feuchtigkeit in Wohnräumen

Siehe auch: Wärmedämmung, Belüftung von Gebäuden, Luftfeuchtigkeit, Fensterlüftung, Lüftungsanlage, Nachtabsenkung

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