Lüftungsanlage
Definition: eine Anlage zur Belüftung von Räumen, also zur Zufuhr von Frischluft und der Abfuhr von verbrauchter Luft
Allgemeiner Begriff: Klimaanlage
Spezifischere Begriffe: Abluftanlage, Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Englisch: ventilation system
Kategorien: Energieeffizienz, Haustechnik, Wärme und Kälte
Autor: Dr. Rüdiger Paschotta
Wie man zitiert; zusätzliche Literatur vorschlagen
Ursprüngliche Erstellung: 22.05.2010; letzte Änderung: 20.08.2023
Lüftungsanlagen sind Anlagen, die der kontrollierten Belüftung von Gebäuden dienen. "Kontrolliert" bedeutet hier, dass die Belüftung weder von einem sinnvollen Lüftungsverhalten der Bewohner abhängt noch von den Witterungsbedingungen (Außentemperatur und Windverhältnisse). Man spricht auch von maschineller Lüftung oder mechanischer Lüftung, weil die Luft mit mechanischen Mitteln (Ventilatoren) bewegt wird anstatt durch Konvektion oder Wind wie beim Fensterlüften oder anderen Arten der natürlichen Lüftung. Ebenfalls kommt der Begriff Zwangslüftung vor. Ein "Zwang" wird freilich nicht auf die Bewohner ausgeübt – im Gegenteil entfällt für sie der Zwang zum Fensterlüften – sondern auf die Luft, die sich angetrieben von einem Ventilator bewegen muss, unabhängig von den Wind- und Witterungsbedingungen.
Im Prinzip kann man auch eine Lüftungsanlage basierend auf dem Konzept der natürlichen Lüftung realisieren, bei der zwar auf maschinellen Antrieb der Luft verzichtet wird, nicht aber auf eine bedarfsgerechte automatische Regelung. Dieser Ansatz ist aber eher ungewöhnlich.
Während solche Raumlufttechnik früher praktisch nur größere Gebäude (z. B. Bürogebäude) verwendet wurde, werden heute wegen der möglichen Energieeinsparung durch Wärmerückgewinnung und vor allem auch wegen des Komfortgewinns zunehmend auch kleinere Wohnhäuser damit versehen – insbesondere bei Passivhäusern und anderen Niedrigenergiehäusern. In manchen Fällen werden auch nur einzelne Räume mit dezentralen Lüftungsgeräten versorgt.
In manchen Fällen wird die Belüftung mit einer Beheizung kombiniert (→ Warmluftheizung). Die meisten Lüftungsanlagen arbeiten allerdings völlig unabhängig von der Heizungsanlage. Es gibt deswegen meist keine Einschränkungen für die Wahl der Heizungsanlage. Allenfalls beim Einsatz von Einzelöfen, die raumluftabhängig ausgeführt sind, besteht eine Wechselwirkung: Es muss unbedingt sichergestellt werden, dass die Lüftungsanlage niemals einen Unterdruck erzeugt, der Abgase durch solche Öfen aus dem Schornstein in die Wohnräume zieht.
Bei Kombination mit Vorrichtungen zur Befeuchtung oder Kühlung (siehe unten) spricht man auch von einer Teil-Klimaanlage, wenn es sich nicht um eine vollwertige Klimaanlage handelt.
Der Artikel über die Belüftung von Gebäuden erklärt die Notwendigkeit der Belüftung, verschiedene Methoden dafür und die benötigten Luftmengen.
Prinzip von Lüftungsanlagen
Es gibt verschiedene Typen von Lüftungsanlagen:
- Reine Zuluftanlagen führen über Rohrleitungen Frischluft in die Räume, während die Abluft unkontrolliert z. B. über Undichtigkeiten der Räume oder auch durch gezielt in Außenwände eingebaute Abluftöffnungen entweicht.
- Reine Abluftanlagen saugen verbrauchte Luft aus den Räumen, und Frischluft strömt über Undichtigkeiten oder gezielt eingebaute Zuluftöffnungen (Außenluftdurchlässe) in Außenwänden nach.
- Andere Anlagen kombinieren beide Ansätze: Es wird Frischluft zugeführt an anderen Stellen verbrauchte Luft abgesaugt. Es erfolgt also eine kontrollierte Be- und Entlüftung.
Die jedes Zimmer durchfließenden Luftmengen sind bei kontrollierter Be- und Entlüftung weitaus besser kontrollierbar als bei der Lüftung nur über Lüftungsöffnungen oder gar bei quasi zufälliger Belüftung durch Undichtigkeiten. Reine Abluftanlagen können immerhin eine einigermaßen kontrollierte Lüftung ermöglichen, wenn die Frischluftzufuhr gezielt über durchdacht angebrachte und richtig dimensionierte Außenluftdurchlässe erfolgt. Wo dies nicht der Fall ist, können sich die Luftströmungen in einer ganzen Wohnung völlig ändern, wenn nur in einem Zimmer ein Fenster gekippt wird: Es strömt dann die meiste Luft in das jeweilige Zimmer, während die anderen Zimmer u. U. sogar weniger Frischluft als bei geschlossenen Fenster erhalten, weil sich die Druckverhältnisse ändern. Entsprechend stärker schwankt dann die Luftqualität in den Räumen.
Bei Anlagen mit kombinierter Be- und Entlüftung erhalten meist manche Räume nur Zuluft, und in anderen Räumen wird nur abgesaugt; die Luft bewegt sich dann z. B. durch offene Türen oder auch unter Türspalten oder durch eigens dafür eingebaute Überströmöffnungen zwischen den Räumen. Typischerweise wird Frischluft in Wohn- und Büroräumen zugeführt und verbrauchte Luft in Küchen, Badezimmern und WCs (Feuchträumen) abgeführt. So muss nicht jeder Raum getrennt mit Zu- und Abluftleitungen versorgt werden, und durch die Kaskadennutzung der Luft wird insgesamt eine geringere Luftmenge benötigt. (Es sind ja meist auch nicht alle Räume gleichzeitig bewohnt.) Dies reduziert einerseits den Energieverbrauch der Ventilatoren und andererseits auch den Wärmeverlust und den Effekt der Austrocknung (Verringerung der relativen Luftfeuchtigkeit) im Winter.
Zentrale und dezentrale Lüftungsgeräte
Ein Lüftungsgerät enthält typischerweise einen oder mehrere Ventilatoren, einen Wärmeübertrager und Elektronik zur Steuerung. Lüftungsanlagen enthalten oft ein zentrales Gerät, welches ein ganzes Haus oder zumindest eine Wohnung versorgt. Es gibt jedoch auch dezentrale Geräte für einzelne Räume. Mit dieser Lösung müssen weniger oder gar keine Luftleitungen verlegt werden; am Aufwand hierfür scheitert oft der nachträgliche Einbau einer zentralen Anlage. Dafür sind aber (bei Versorgung aller Räume mit entsprechend vielen Geräten) die Kosten für Geräte und Stromanschlüsse höher, ebenfalls vermutlich der Wartungsaufwand. Die Stromaufnahme muss trotz Verwendung mehrerer Geräte nicht unbedingt höher sein; zwar sind kleine Ventilatoren weniger effizient als größerer, dafür entfällt aber der Strömungswiderstand der Luftleitungen. Auch ein ähnlicher hoher Wärmerückgewinnungsgrad ist möglich. Dezentrale Lüftungsgeräte sind also sinnvoll, wenn nur ein bestimmter Raum (etwa ein Konferenzraum) der kontrollierten Be- und Entlüftung bedarf, oder wenn der Einbau eines zentralen Geräts zu aufwändig wäre.
Es gibt sogar kleine Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung, die in Fensterrahmen oder Fensterbretter eingebaut sind. Allerdings dürfte deren Wärmerückgewinnungsgrad meistens relativ gering sein, und der spezifische Strombedarf ist vermutlich höher als bei einem zentralen Lüftungsgerät.
Eine weitere Problematik dezentraler Lüftungsgeräte ist die mögliche Beeinträchtigung der Schalldämmung. Zumindest ist eine ausgefeilte Konstruktion erforderlich, um mit dieser Art der Belüftung nicht vermehrt Umgebungsgeräusche in die Wohnräume eindringen zu lassen.
Zusatzfunktionen
Ein ausreichender Luftaustausch ist mit allen genannten Anlagentypen möglich. Andere Funktionen erfordern jedoch bestimmte Merkmale der Anlage:
- Eine Vorwärmung oder Befeuchtung der Zuluft ist in reinen Abluftanlagen nicht möglich.
- Die Wärmerückgewinnung aus der Abluft ist in reinen Zuluftanlagen nicht möglich.
- Eine Klimatisierung im Sinne von Abkühlung und Entfeuchtung, wie sie Klimaanlagen bieten, ist in der Regel nicht möglich, aber es gibt entsprechende Erweiterungen (siehe unten).
Anlagen mit Luftkollektoren
Eine Sonderform sind Anlagen mit Luftkollektoren, also Sonnenkollektoren, die nicht von Wasser, sondern von Luft durchströmt werden und in der Lüftungsanlage zur Vorwärmung der Frischluft dienen. Im Sommerbetrieb werden diese Kollektoren in der Regel nicht genutzt.
Eine typische Komfortlüftungsanlage
Eine typische Komfortlüftungsanlage besteht aus einem im Keller oder auf dem Dachboden aufgestellten Lüftungsgerät sowie einem System von Zuluft- und Abluftleitungen, die die einzelnen Räume des Hauses versorgen. Hinzu kommt ein Ansaugstutzen für die Frischluft z. B. auf dem Dach oder im Garten sowie eine Öffnung für das Abführen der verbrauchten Luft. Das Lüftungsgerät enthält
- zwei Ventilatoren (je einen für die Zuluft und die Abluft)
- Filter gegen Staub und ggf. auch Pollen
- einen Wärmeübertrager für Wärmerückgewinnung (siehe unten)
- eventuell eine Vorrichtung zur Feuchterückgewinnung (siehe unten)
- eventuell ein Heizregister für den Frostschutz des Wärmeübertragers an sehr kalten Tagen
- eine Steuerung, häufig mit angeschlossenem Steuergerät in der Wohnung
Dazu kann ein Luft-Erdregister (ein Luftbrunnen) oder eine solebasierte Erdwärmesonde zum Vorwärmen der Frischluft kommen. Dies lohnt sich am ehesten in Gegenden mit vielen sehr kalten Wintertagen.
Die Luftleitungen enthalten meistens diverse Schalldämpfer, um Schall von den Ventilatoren des Lüftungsgeräts wie auch die Schallübertragung zwischen den Räumen (Telefonie-Probleme) weitgehend zu unterdrücken. Wenn dies gut gemacht ist, sind die durch die Lüftungsanlage transportierten Schallpegel irrelevant, während andererseits viel größere Schalleinwirkungen, wie sie bei der Fensterlüftung oder mit Lüftungsschlitzen in den Wohnräumen auftreten würden, vermieden werden.
Bei der Inbetriebnahme einer solchen Anlage (und eventuell Jahre später bei einer Wartung) müssen die Zu- und Abluftmengen für die einzelnen Räume angemessen eingestellt werden. Bei einer Anlage in einem Einfamilienhaus genügt es, die Summen aller Luftvolumenströme an allen Zuluft- bzw. Abluftöffnungen zu ermitteln (beispielsweise mit einem Flügelradanemometer) und dann die relative Leistung der Ventilatoren für die Zuluft- und Abluftströme so zu korrigieren, dass die beiden genannten Summen etwa gleich sind. Im Zweifelsfall kann die Zuluftmenge geringfügig geringer als die Abluftmenge gewählt werden, sodass ein minimaler (nicht spürbarer) Unterdruck im Haus entsteht. Damit vermeidet man, dass feuchte Raumluft durch einen Überdruck durch Fehlstellen in der Gebäudehülle entweicht und dort womöglich Feuchtigkeitsprobleme verursacht. (Durch solche Undichtigkeiten bei Unterdruck eindringende Kaltluft ist nicht problematisch, da sie auf dem Weg nach innen ja erwärmt wird, also keine Kondensation auftreten kann.)
Wärmerückgewinnung in Lüftungsanlagen
Methoden der Wärmerückgewinnung
Wenn die verbrauchte Luft aus den Räumen einfach nach außen geleitet wird, transportiert sie entsprechend Wärme nach außen, die dann verloren geht. Wärmerückgewinnung bedeutet, dass der Abluft vor dem Entweichen nach außen möglichst viel Wärme entzogen und anderweitig genutzt wird. Hierfür gibt es verschiedene Methoden:
- In Abluftsystemen kann die Abluft über einen Wärmeübertrager mit einer Wärmepumpe abgekühlt werden (→ Abluftwärmepumpe). Die Wärmepumpe gibt die Wärme dann z. B. an eine Anlage für Warmwasser oder eine Heizungsanlage ab. Der Grad der Wärmerückgewinnung ist hoch, jedoch muss Antriebsenergie für die Wärmepumpe aufgewandt werden.
- In kombinierten Zu- und Abluftanlagen ist es möglich, über einen Wärmeübertrager die Frischluft (Zuluft) mit Hilfe der Abluft vorzuwärmen. Die typischerweise eingesetzten Gegenstromwärmeübertrager erlauben es dabei, mindestens 70 % oder manchmal sogar über 90 % der Wärme zurückzugewinnen. Ein zusätzlicher Energieaufwand entsteht hier nur in geringem Maße dadurch, dass der Strombedarf des Ventilators wegen des Strömungswiderstands des Wärmeübertragers und der längeren Leitungen etwas höher ist als bei einer reinen Zu- oder Abluftanlage. Ein Zusatznutzen ist der Komfortgewinn dadurch, dass die Frischluft vorgewärmt in die Zimmer kommt: Kalte Zuglufterscheinungen werden vermieden.
Einsparung an Primärenergie
In einem Beispielfall nehme man eine Luftmenge von 200 m3/h an, wie sie für ein Einfamilienhaus angemessen ist. Wenn die Außentemperatur um 20 Grad tiefer liegt als die Raumtemperatur, würde dies ohne Wärmerückgewinnung durch Frischluftvorwärmung einer verlorenen Heizleistung von 1,2 kJ/(m3 K) · 200 m3/h · 20 K = 4,8 MJ/h = 1,33 kW entsprechen. Somit kann eine Wärmerückgewinnung über 1 kW Heizleistung einsparen – an Frosttagen noch mehr. Pro Tag spart man also an kalten Tagen leicht 30 bis 40 Kilowattstunden Heizwärme, entsprechend 3 bis 4 Litern Heizöl. Dies entspricht dem Dieselverbrauch eines Kleinwagens auf 100 km Fahrstrecke. Dies rechtfertigt ohne Weiteres den Stromverbrauch der Lüftungsanlage von z. B. 1,5 kWh pro Tag.
Die Einsparung an Primärenergie durch eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung kann also erheblich zur Verbesserung der Gesamtenergiebilanz des Gebäudes beitragen. Insbesondere bei Passivhäusern ist diese Technik praktisch unverzichtbar. Auch in vielen anderen Niedrigenergiehäusern wird sie eingesetzt. In der Schweiz ist eine kontrollierte Wohnraumlüftung für Minergie-Häuser Pflicht – zwar nicht unbedingt mit Wärmerückgewinnung, aber diese wird in den meisten Fällen realisiert.
In der Praxis ist allerdings die Einsparung an Primärenergie oft deutlich geringer, einfach weil man mit Fensterlüftung meist einen wesentlich geringeren Luftaustausch realisiert. Dies geht natürlich auf Kosten der Luftqualität. Insofern verbessert eine Lüftungsanlage aber oft mehr die Luftqualität als die Energieeffizienz.
Eine gute Wirksamkeit der Wärmerückgewinnung setzt eine ausreichende Dichtigkeit der Gebäudehülle voraus, weil sonst erhebliche Luftmengen durch Undichtigkeiten entweichen. (Der sogenannte n50-Wert, ermittelt mit einem Blower-Door-Test, sollte deutlich unter 1,5 h−1 liegen.) Häufige Schwachstellen insbesondere bei Altbauten sind undichte Fenster und Türen, Rollladenkästen, Dachkonstruktionen sowie die Schornsteine von Feuerungsanlagen.
Frostschutz für den Wärmeübertrager
Bei Frosttemperaturen kann es vorkommen, dass im Wärmeübertrager die Feuchtigkeit der Abluft zunächst kondensiert und dann einfriert. Unter Umständen kann so die gesamte Lüftungsanlage temporär ausfallen, da der vereiste Wärmeübertrager zu wenig Luft durchlässt. Um das Einfrieren zu verhindern, gibt es verschiedene Methoden:
- Ein thermostatisch gesteuertes Elektro-Heizregister kann die Zuluft vor Eintritt in den Wärmeübertrager vorwärmen, um ein Absinken der Zulufttemperatur deutlich unter 0 °C zu verhindern. Dies kann allerdings zu erheblichem Strombedarf führen, ohne dass die erzeugte Wärme dem Haus zugeführt wird, also die Heizungsanlage entsprechend entlastet wird. An Standorten mit nicht zu kaltem Klima wird diese Lösung jedoch häufig gewählt, da die Investitionskosten relativ gering sind und die Luftvorwärmung nur an wenigen Tagen im Jahr benötigt wird.
- Ein von der Heizungsanlage versorgtes Heizregister kann dieselbe Funktion übernehmen. Der Primärenergiebedarf ist dann typischerweise geringer, jedoch liegen die Investitionskosten höher. Man beachte, dass ein einfacher Wasser-Luft-Wärmeübertrager im Prinzip einfrieren könnte, wenn z. B. die Umwälzpumpe versagt.
- Ein Luft-Erdregister (ein langer, in der Erde verlegter Luftschlauch) oder eine Sole-Erdwärmesonde mit nur wenigen Metern Länge kann zur Vorwärmung der Zuluft mit Hilfe kostenloser Wärme des Erdreichs dienen. Diese Lösung ist energetisch günstig, leider aber in der Anschaffung deutlich teurer.
Anlagen mit Feuchterückgewinnung in einem Enthalpie-Wärmeübertrager (siehe unten) neigen von Natur aus wesentlich weniger zum Einfrieren, so dass hier an nicht zu kalten Standorten häufig keine zusätzlichen Maßnahmen für den Frostschutz notwendig sind.
Austrocknung im Winter; Rückgewinnung von Feuchtigkeit
Das Lüften mit einer Lüftungsanlage kann im Winter zu einer zu niedrigen relativen Luftfeuchtigkeit in den Räumen führen. Dieser Effekt ist ähnlich wie bei der Fensterlüftung, jedoch besser dosier- und regulierbar. Er kann durch Kaskadennutzung der Luft (siehe oben) weiter reduziert werden, und natürlich sollte ggf. ein unnötig hoher Luftdurchsatz vermieden werden.
Wenn selbst beim wirklich benötigten Luftdurchsatz die Räume zu trocken werden, kann anstelle diverser anderer Maßnahmen (wie z. B. dem Einsatz von Luftbefeuchtern) die Lüftungsanlage mit einer Vorrichtung zur Rückgewinnung von Feuchtigkeit ausgerüstet werden. Hierfür werden zwei unterschiedliche Prinzipien eingesetzt, die beide ähnlich wirksam sind:
- Bei manchen Anlagen kann Feuchtigkeit (nicht jedoch Luft) durch eine dünne Membran in einem sogenannten Enthalpie-Wärmeübertrager von der Abluft in die Zuluft übergeführt werden.
- Bei anderen Anlagen wird ein langsam rotierender Rotationswärmeübertrager eingesetzt, dessen hygroskopische Teile abwechselnd von Abluft durchströmt werden (wobei sie Feuchtigkeit aufnehmen) und dann von der Frischluft (wobei die Feuchtigkeit wieder abgegeben wird). Es gibt auch Anlagen mit separatem Sorptionsrotor, bei denen der Grad der Feuchterückgewinnung unabhängig von der Wärmerückgewinnung geregelt werden kann.
Bei solchen Anlagen arbeitet der Wärmeübertrager zusätzlich als Feuchtetauscher. Diese Mechanismen der Feuchtigkeitsrückgewinnung sind besonders wirksam, wenn die Zuluft kalt ist – also gerade im Winter, wenn die Feuchterückgewinnung wichtig ist. Bei höherer Luftfeuchtigkeit verlieren sie automatisch an Wirksamkeit, so dass eine zu hohe Feuchte nicht wahrscheinlich ist. Die Feuchterückgewinnung lässt sich ggf. aber auch deaktivieren, z. B. durch Einsetzen eines einfachen Wärmeübertragers ohne Feuchterückgewinnung zu bestimmen Jahreszeiten.
Im Vergleich zu einer aktiven Befeuchtung (mit Verdampfung von von außen zugeführtem Wasser) ist eine Feuchterückgewinnung sehr vorteilhaft, vor allem da kein zusätzlicher Energieaufwand und praktisch kein Wartungsaufwand anfällt (etwa für regelmäßige Entkalkung). Die hygienischen Probleme, die aktiv befeuchtende Anlage bei unzureichender Wartung schnell verursachen können, dürften bei Lüftungsanlagen mit Feuchterückgewinnung prinzipbedingt kaum auftreten.
Zur Vermeidung von Hygieneproblemen (Verkeimung) muss die Feuchtigkeitsrückgewinnung natürlich sachgemäß ausgeführt sein, beispielsweise mit Sorptionsrotoren oder Membranen mit Lithiumchlorid (LiCl), welches keimtötend wirkt. Technisch ist dies wesentlich einfacher (und praktisch wartungsfrei) möglich als bei aktiven Befeuchtungsanlagen.
Selbstverständlich sollte eine Feuchterückgewinnung nur erfolgen, wenn sonst die Luftfeuchtigkeit zu stark absinken würde. Sie kann sinnvoll sein beispielsweise an Standorten mit besonders trocken-kaltem Klima und bei geringer Feuchtelast im Gebäude (z. B. bei hoher Wohnfläche pro Person). Dagegen wird man bei kleinen Familienwohnung an einem eher feuchten Standort eher eine starke Entfeuchtung wollen, also keine Feuchterückgewinnung einsetzen.
Primärenergieaufwand für den Betrieb einer Lüftungsanlage
Praktisch jede Lüftungsanlage enthält einen oder mehrere elektrisch angetriebene Ventilatoren. Der dadurch entstehende Bedarf an elektrischer Energie hängt stark von der Ausführung der Anlage ab. Er kann bei gut ausgeführten Anlagen recht niedrig sein, mit einer Leistungsaufnahme von ca. 50 W (einschließlich Steuerung) bei einer Luftmenge von 150 m3/h. Bei ganzjährigem Betrieb mit 50 W werden pro Jahr 438 Kilowattstunden verbraucht, was nicht vernachlässigbar ist, aber doch nur ein Bruchteil der Energie, die über die Wärmerückgewinnung bei der Heizung (oder evtl. beim Warmwasser) eingespart werden kann.
Ein hoher Energieaufwand kann bei einer Lüftungsanlage unter verschiedenen Umständen auftreten:
- Die Energieeffizienz von alten Ventilatoren kann sehr schlecht sein. Neue Ventilatoren mit drehzahlgeregelten Motoren (meist Gleichstrommotoren) sind dagegen sehr effizient. Der Austausch alter Ventilatoren kann sich aufgrund der Stromeinsparung rasch amortisieren.
- Der Energieaufwand für die Ventilatoren wird ebenfalls höher, wenn die Luftverteilung ungünstig ausgeführt ist, z. B. mit langen zu dünnen Leitungen, zu scharfen Knicken der Leitungen oder bei Leitungen mit stark strukturierten inneren Oberflächen (an denen sich auch Staub ansammeln kann).
- Ein unnötig hoher Luftdurchsatz kann den Strombedarf entsprechend hoch ausfallen lassen. Es sollte deswegen kontrolliert werden, z. B. mit einer Messung der CO2-Konzentration in den Räumen, ob der Luftdurchsatz richtig eingestellt ist. Ideal für unregelmäßig genutzte Räume (z. B. Vortragssäle) ist die automatische Regelung der Zuluftmenge durch Messung der CO2-Konzentration im Raum oder in der Abluft.
- Anlagen zur aktiven Befeuchtung der Zuluft benötigen meist sehr viel mehr elektrische Energie als der Antrieb des Ventilators. Deswegen sollte auf eine aktive Befeuchtung, die zudem meist zu einem erheblichen Wartungsaufwand führt, nach Möglichkeit verzichtet werden.
- Anlagen zur Kühlung der Zuluft (Klimaanlagen, siehe unten) benötigen ebenfalls unter Umständen viel Energie zum Betrieb einer Kältemaschine, insoweit sie eine solche benötigen.
Aspekte des Wohnkomforts
Ein gut geplante und ausgeführte Lüftungsanlage kann den Wohnkomfort erheblich steigern und wird deswegen auch häufig als Komfortlüftung bezeichnet:
- Die Räume sind stets ausreichend belüftet, ohne dass Fenster geöffnet werden müssen. (Die zusätzliche Fensterlüftung bleibt in aller Regel möglich, ist aber meistens unnötig.) So hat man z. B. auch im Schlafzimmer stets gute Luft, ohne das Auskühlen durch ein gekipptes Fenster in Kauf nehmen zu müssen.
- Da die Fenster geschlossen bleiben können, werden Lärmeinwirkungen von außen minimiert, was z. B. in Schlafräumen und Büros besonders vorteilhaft ist. Nicht zuletzt aus diesem Grund werden solche Lüftungsanlagen häufig auch im Sommer betrieben. In Gebieten mit Fluglärm oder ähnlichen Belästigungen sind sie besonders beliebt. Außerdem werden durch die normalerweise geschlossenen Fenster Insekten, Spinnen und Einbrecher am Eindringen in das Haus gehindert.
- Eine Lüftungsanlage kann einen Pollenfilter für die Zuluft enthalten, was für Allergiker eine erhebliche Entlastung bedeuten kann.
- In manchen Fällen ist im Sommer auch eine Kühlung über eine Lüftungsanlage möglich (siehe unten).
Ein relevanter gesundheitlicher Vorteil kann zudem sein, dass die Konzentrationen jeglicher Luftschadstoffe, die z. B. von Baumaterialien, Geräten und Mülleimern im Haus abgegeben werden, durch die kontinuierliche Belüftung niedrig gehalten werden. Dies gilt beispielsweise für Formaldehyd in Teppichen oder Wandverkleidungen oder Teer in alten Bodenbelägen, ebenso für Radon. Ebenso wird zuverlässig vermieden, dass die Luftfeuchtigkeit zu hoch wird, was insbesondere im Winter zu gesundheitsschädlicher Schimmelbildung führen könnte.
Bei schlechter Ausführung von Lüftungsanlagen können jedoch auch erhebliche Beeinträchtigungen des Komforts auftreten:
- Bei ungünstiger Platzierung von Zuluftöffnungen können lästige Zuglufterscheinungen auftreten und kann Staub aufgewirbelt werden.
- Ebenfalls kann es zu störenden Lüftungsgeräuschen kommen. Bei guter Auslegung (mit leisem Lüftungsgerät und richtig platzierten Schalldämpfern) ist die Geräuschentwicklung in den Räumen jedoch in der Regel sehr gering und nicht störend, außer eventuell bei Benutzung der höchsten Leistungsstufe. Bei richtiger Auslegung der Anlage ist die Benutzung dieser "Party-Stufe" nur in besonderen Fällen nötig.
- Unter Umständen können Geräusche von einem Raum durch die Lüftungsleitungen in einen anderen Raum gelangen. Hiergegen helfen sogenannte Telefonie-Schalldämpfer.
- Bei völlig falsch ausgelegten Anlagen (z. B. nur Zuluft für einen Raum, aus dem die Luft nicht entweichen kann) kann es zu lästigen Über- und Unterdruckphänonen kommen, die z. B. beim Öffnen von Türen spürbar sind.
- Probleme mit der Hygiene sind bei modernen Anlagen selten, können aber im Prinzip auftreten, z. B. wenn Luftfilter nicht wie gefordert regelmäßig ausgewechselt werden (siehe unten) oder wenn Fallen für Kondenswasser bestehen, in denen sich Keime entwickeln können.
Weil schon sehr viele Lüftungsanlagen gebaut und betrieben wurden, gibt es hierzu einen großen Erfahrungsschatz [3] sowie eine Auswahl sehr ausgereifter Geräte. Gut ausgebildete Lüftungsfachleute sollten Probleme wie die genannten durch eine geeignete Auslegung sicher vermeiden können. Hierfür werden das Gebäude oder die Pläne genau studiert, dann wird ein umfassendes Lüftungskonzept erstellt (unter Berücksichtigung der geplanten Nutzung). Beim Einbau wird die Befolgung des Konzepts kontrolliert.
Einfluss von Undichtigkeiten des Gebäudes
Wenn die Gebäudehülle Undichtigkeiten aufweist, können diese verschiedene Auswirkungen im Zusammenhang mit einer Lüftungsanlage haben:
- Die Wirksamkeit einer Wärmerückgewinnung kann ein Stück weit reduziert werden, wenn wesentliche Wärmeverluste durch Undichtigkeiten auftreten. Unter anderem deswegen wird empfohlen, eine gute Luftdichtheit zu erzielen und dies durch einen Blower-Door-Test zu überprüfen.
- Eine reine Zuluftanlage würde im Gebäude einen leichten Überdruck erzeugen. Dies könnte dazu führen, dass feuchte Innenluft durch Undichtigkeiten in Bauteile der Außenhülle gelangt und dort Kondenswasser entsteht. Der Betrieb einer solchen Lüftungsanlage könnte somit Schimmel und Bauschäden Vorschub leisten. Umgekehrt verhindert eine reine Abluftanlage solche Probleme recht wirksam, indem sie im Gebäude einen leichten Unterdruck aufbaut. (Man beachte, dass von außen eindringende Kaltluft in der Regel nicht zu Kondenswasser führt, da sie beim Eindringen erwärmt wird.) Deswegen werden in der Praxis Abluftanlagen den Zuluftanlagen meist vorgezogen. Anlagen mit Zu- und Abluft werden in der Regel so eingestellt, dass die Abluftmenge eher ein wenig zu hoch als zu tief eingestellt wird, so dass die Gefahr von Bauschäden eher reduziert als erhöht wird.
Kühlung der Wohnung mit Hilfe der Lüftungsanlage
Im Prinzip ist es möglich, Wohnräume über eine Lüftungsanlage zu kühlen, indem gekühlte Zuluft zugeführt wird. Hierzu werden unterschiedliche Verfahren der Kühlung eingesetzt:
- Ein Kühlaggregat mit einer Kältemaschine ähnlich der in einem Kühlschrank oder einer Klimaanlage kann verwendet werden. Dies ermöglicht auch die Durchführung einer Luftentfeuchtung, was bei schwülem Wetter angenehm ist. Jedoch führen solche Kühlaggregate zu einem erheblichen zusätzlichen Energieaufwand.
- Ein Erdregister, welches im Winter für eine Wärmepumpenheizung verwendet wird, kann in Verbindung mit einem Wärmeübertrager im Sommer die Zuluft vorkühlen. Hierbei ist fast kein zusätzlicher Energieaufwand nötig ("free cooling"), da lediglich eine Umwälzpumpe für die Wärmeträgerflüssigkeit der Erdwärmesonde zusätzlich betrieben werden muss.
- Ein oberflächennah verlegtes Luft-Erdregister kann diese Funktion ebenfalls erfüllen.
- Es gibt auch Anlagen, die Verdunstungskälte von Wasser nutzen. Dies verursacht einen gewissen Wasserverbrauch und macht auch eine regelmäßige Entkalkung notwendig.
Die Möglichkeiten der Kühlung von Räumen über zugeführte Kaltluft sind jedoch grundsätzlich begrenzt, da die Wärmekapazität der Luft sehr gering ist, so dass dem Haus selbst bei erheblicher Abkühlung der Luft keine sehr große Wärmemenge entzogen werden kann. (Aus dem gleichen Grund kann eine Warmluftheizung nur eine recht begrenzte Heizleistung erbringen.) Zudem kann es zu Feuchtigkeitsproblemen kommen, insbesondere wenn keine Entfeuchtung der Luft erfolgt. Oft ist es sinnvoller, die finanziellen Mittel auf einen guten Sonnenschutz zu konzentrieren.
Wartung
Eine Lüftungsanlage verursacht wie andere aktive Teile der Haustechnik einen gewissen Wartungsaufwand. Beispielsweise alle 6 Wochen müssen Luftfilter gereinigt werden (was aber oft mit einem Staubsauger in wenigen Minuten erledigt ist), und ein Austausch der Luftfilter ist z. B. einmal jährlich nötig. Ein Kundendienst durch einen Fachmann kann alle zwei bis vier Jahre nötig sein, um das Lüftungsgerät sorgfältig zu reinigen. Die Reinigung der gesamten Luftleitungen ist aufwendiger, mag aber nur alle 10 bis 15 Jahre notwendig sein – insbesondere wenn an den Abluft-Öffnungen Filter angebracht sind, so dass alle Leitungen nur von gefilterter Luft durchflossen werden.
Hygienische Aspekte
Nicht fachgerecht ausgeführte oder nicht ausreichend gewartete Lüftungsanlagen können im Prinzip hygienische Probleme verursachen, beispielsweise wenn sich im Zuluftfilter große Mengen von Schmutz abgesetzt haben. Jedoch ist zu beachten, dass selbst eine gewisse Bakterienbelastung in der Zuluft unter Umständen nicht höher wäre als die Bakterienbelastung in der Raumluft ohne Betrieb einer Lüftungsanlage. Eine starke Verkeimung eines Lüftungsgeräts kann normalerweise nicht auftreten, da anders als bei Geräten zur aktiven Luftbefeuchtung dafür die Feuchtigkeit fehlt. Zwar kann im Wärmeübertrager Kondensation auftreten, aber praktisch nur auf der wenig problematischen Abluftseite.
Wenn die Abluftleitungen ohne ein Filter im Auslassventil betrieben werden, kann sich in ihnen mit der Zeit Staub und Schmutz ansammeln. Nach z. B. zehn Betriebsjahren kann eine solche Leitung dann sehr unappetitlich aussehen. Allerdings ist sie hygienisch selbst dann kaum problematisch, da die durchströmende Luft ja ins Freie geleitet wird und keineswegs in Wohnräume. Die Zuluftleitungen dagegen bleiben viel sauberer, da durch sie ja nur vorgefilterte Frischluft geleitet wird.
Der Betrieb einer Lüftungsanlage kann etliche hygienische Probleme in einem Haus beseitigen oder mildern. Insbesondere wird die gesundheitlich sehr bedenkliche Gefahr der Schimmelbildung vermieden, und eine starke Ansammlung von diversen Schadstoffen in der Luft durch Ausgasung z. B. aus Teppichen oder Böden wird durch den ständigen Luftaustausch verhindert.
Empfehlungen
Einige generelle Empfehlungen im Zusammenhang mit Lüftungsanlagen können gegeben werden:
Lüftungsanlagen für Neubauten
Für Neubauten ist es in der Regel sehr sinnvoll, eine kontrollierte Wohnungslüftung (Komfortlüftung) mit Wärmerückgewinnung von Anfang an einzubauen. Die moderaten Zusatzkosten sind durch die Energieeinsparung beim Heizen und den Komfortgewinn leicht zu rechtfertigen. Ohne Lüftungsanlage müsste entweder häufig manuell gelüftet oder eine schlechte Luftqualität in Kauf genommen werden.
Lüftungsanlagen für Altbauten
Auch im Altbau ist eine Lüftungsanlage sehr wünschenswert, da selbst ein ziemlich undichtes Gebäude kaum je so stark undicht ist, dass man deswegen einen wesentlich reduzierten Lüftungsbedarf hätte. Bekanntlich gibt es viele Altbauten mit Schimmelproblemen, die durch mangelndes Lüften verursacht werden, wobei eine fehlende Wärmedämmung das Problem noch wesentlich verschärft.
Bei der Sanierung von Altbauten ist es häufig möglich, eine Lüftungsanlage einzubauen. Jedoch kann der Aufwand für den nachträglichen Einbau deutlich höher sein, insbesondere weil die Verlegung der Lüftungsleitungen im Haus Probleme mit Kostenfolgen verursachen kann. In manchen Fällen können aber die Lüftungsleitungen unter einer Außen-Wärmedämmung (in einem Wärmedämmverbundsystem) angebracht werden (siehe Abbildung 2), wenn die Wärmedämmung ebenfalls im Zuge der Sanierung durchgeführt wird.
Außerdem sollte eine ausreichend hohe Luftdichtigkeit der Gebäudehülle gewährleistet sein, weil sonst die Wirksamkeit der Wärmerückgewinnung vermindert ist.
Diverse Hinweise
Die Wärmerückgewinnung für die Vorwärmung der Zuluft ist energetisch wesentlich günstiger als die Verwendung einer Wärmepumpe für diesen Zweck. Wenn jedoch bei einem Altbau nur eine reine Abluftanlage praktisch realisierbar ist, kann die Wärmepumpen-Lösung vernünftig sein.
Eine Anlage mit Feuchterückgewinnung ist empfehlenswert, besonders wenn die Wohnfläche pro Person hoch ist und damit eine geringe Feuchtelast im Haus auftritt. Der Betrieb von Luftbefeuchtern im Winter wird dann unnötig.
Ein offenes Kamin kann zu Problemen führen. Es verhindert oft eine gute Luftdichtigkeit der Gebäudehülle, so dass der volle Energiespareffekt der Lüftungsanlage nicht realisiert werden kann. Außerdem müssen zusätzliche Vorkehrungen getroffen werden, um unter allen Umständen zu verhindern, dass während des Betriebs des Kamins die Lüftungsanlage einen Unterdruck erzeugt und dadurch Abgase aus dem Schornstein in den Wohnraum saugt. (Insbesondere durch das oft entstehende Kohlenmonoxid können Abgase von Holzfeuerungen sehr giftig sein.) Bei typischen Lösungen wird die Lüftungsanlage automatisch deaktiviert, wenn das Kamin betrieben wird. Besser ist allerdings eine raumluftunabhängige Feuerung mit Zufuhr der Verbrennungsluft z. B. durch eine Leitung im Schornstein. Gegebenenfalls kann auch eine Stilllegung des Kamins die Lösung sein. Wenn das Kamin einen Bioethanol-Einsatz bekommt, kann es trotz Verschließen nach oben weiter betrieben werden. Im Vergleich zu einem Holzfeuer ist die mit Alkohol erzeugte Wärme zwar viel teurer, wird dafür aber auch viel effizienter genutzt: Sie gelangt zu 100 % in den Wohnraum, während es sonst weniger als 20 % sein können.
Grundsätzlich sollten Lüftungsanlagen nur von gut ausgebildeten und erfahrenen Lüftungsfachleuten eingebaut werden, weil sonst die Gefahr groß ist, dass die Anlage nicht optimal funktioniert. Die Planung einer Anlage und die Überwachung des Einbaus durch einen guten Lüftungsfachmann reduziert das Risiko von Problemen sehr stark. Ebenso kann die Beurteilung einer alten Anlage durch einen Experten sehr hilfreiche Hinweise geben.
Der Wartungsaufwand für eine Komfortlüftung ist gering. Jedoch sollten die geforderten Filterwechsel regelmäßig durchgeführt werden.
Im Sommer kann im Prinzip auf Fensterlüftung umgestellt werden, so dass eine Lüftungsanlage abgestellt werden kann. Jedoch ist der Energieverbrauch einer guten Anlage nicht so hoch, dass der Betrieb auch im Sommer nicht gerechtfertigt werden könnte. Der Komfortgewinn durch frische Luft ohne geöffnete Fenster – weniger Lärm, Pollen, Insekten etc. – ist nämlich auch im Sommer erheblich.
Literatur
[1] | Ratgeber: Lüftungs- und Klimaanlagen, Luftreiniger: Was hilft gegen Corona-Viren oder schadet gar? |
[2] | H. Huber, "Komfortlüftung – Projektierung von einfachen Lüftungsanlagen in Wohnbauten", Faktor Verlag, Zürich, https://www.researchgate.net/publication/303405587_Komfortluftung_-_Projektierung_von_einfachen_Luftungsanlagen_in_Wohnbauten |
[3] | A. Greml et al., Untersuchung "Technischer Status von Wohnraumlüftungsanlagen", http://www.hausderzukunft.at/results.html/id2746, eine sehr detaillierte Untersuchung bestehender Anlagen mit wertvollen Tipps zur Vermeidung von Planungsfehlern |
Siehe auch: Belüftung von Gebäuden, Kohlendioxid, Luftfeuchtigkeit, Fensterlüftung, Außenluftdurchlass, Klimaanlage, Luftbefeuchter, Abluftwärmepumpe, Passivhaus, Niedrigenergiehaus, Minergie, Blower-Door-Test, Schimmel in Wohnräumen
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