RP-Energie-Lexikon
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Irrtümer und Propaganda

Die erneuerbaren Energien polarisieren. In Deutschland haben sie inzwischen sehr viele Anhänger, die sie mitunter sehr unkritisch propagieren. Auf der anderen Seite werden erneuerbare Energien immer noch mit hanebüchenen Argumenten bekämpft, die bei genauerer Analyse völlig auseinander fallen.

Klicken Sie einfach auf die jeweiligen Behauptungen, um Erklärungen dafür anzuzeigen bzw. wieder verschwinden zu lassen.

Kategorie: unzulässige Vereinfachungen; Äpfel mit Birnen

Auf den ersten Blick erscheint es völlig überzeugend: Ein Sonnenkollektor kann einen Wirkungsgrad von 80 % erreichen, während ein Solarmodul (Photovoltaikmodul) vielleicht nur 15 % schafft; also ist der jährliche Energieertrag des Sonnenkollektors viel höher. Umso überraschter wird man darüber sein, dass das gar nicht der Fall ist!

Der erste Fehler ist es, nur Volllast-Wirkungsgrade zu vergleichen. Bei geringer Sonneneinstrahlung, wie sie selbst an besten Standorten häufig auftritt (etwa morgens und abends) fällt der Wirkungsgrad des Kollektors viel stärker ab als der des Photovoltaikmoduls. Letzteres kann selbst schwaches diffuses Licht an trüben Tagen noch gut nutzen, wenn der Kollektor schon längst nicht mehr die erforderliche Temperatur erreicht. Dieser Effekt zeigt sich am Vergleich der Jahreserträge. Ein gut ausgerichteter thermischer Flachkollektor bringt in Deutschland meist unter 400 kWh Wärme pro Quadrameter und Jahr, während es bei einem (teureren) Röhrenkollektor auch etwas über 500 kWh sein können. Bei einem Photovoltaik-Modul sind es immerhin rund 150 bis 200 kWh elektrische Energie. Der Unterschied ist also deutlich kleiner, als man von den Volllast-Wirkungsgraden her erwarten könnte.

Der zweite Fehler ist der unsachgemäße Vergleich verschiedener Energieformen. Elektrische Energie ist reine Exergie, d. h. Energie der höchsten Wertigkeit, und kann nicht direkt mit Niedertemperaturwärme verglichen werden. Man könnte damit z. B. eine Elektrowärmepumpe mit einer Leistungszahl von 3 oder 4 antreiben, um die drei- oder vierfache Menge von Niedertemperaturwärme zu erhalten.

Somit wird klar, dass in Wirklichkeit der effektive Jahresertrag einer Photovoltaikanlage pro m2 Fläche in der Regel höher sein dürfte als der eines Sonnenkollektors, trotz dessen höheren Volllast-Wirkungsgrads. Auf der anderen Seite sind Photovoltaikanlagen natürlich auch teurer als Sonnenkollektoranlagen.

Kategorie: Falschaussage

Dieser Falschaussage begegnet man immer wieder. Richtig ist, dass Photovoltaikanlagen eine gewisse energetische Amortisationszeit haben – je nach Typ maximal ein paar Jahre. Innerhalb dieser Zeit wird die Energie erzeugt, die die Herstellung verschlingt. In jedem Fall liegt die Amortisationszeit heutiger Solarzellen weit unter ihrer Lebensdauer. Allenfalls für ganz frühe Modelle mag die genannte Befürchtung zutreffend gewesen sein.

Kategorie: Propaganda

Gelegentlich wird von Uninformierten oder Propagandisten die Behauptung vorgebracht, eine ernsthafte Nutzung der Sonnenenergie sei erst dann möglich, wenn entsprechende Speichertechnologien entwickelt seien, die die Versorgung mit Sonnenenergie auch nachts erlauben. Es ist aber wenig überzeugend, alles abzulehnen, was nicht für eine Vollversorgung geeignet ist. Eine Vollversorgung mit Sonnenenergie wäre wohl tatsächlich nicht sinnvoll, aber das spricht keineswegs gegen einen erheblichen Beitrag der Sonnenenergie zur Deckung des gesamten Bedarfs. In diesem Zusammenhang ist es sogar sehr vorteilhaft, dass der Solarstrom immer am Tag anfällt, wenn auch der Strombedarf wesentlich höher ist als nachts. Dadurch werden die Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland mittlerweile deutlich weniger beansprucht, und man spart deren Energieverluste gleich noch zusätzlich ein.

Der Bedarf an Energiespeichern wird häufig stark überschätzt. In großen Verbundnetzen, die von vielen verschiedenen Arten von Kraftwerken gespeist werden, kann der Anteil erneuerbarer Energien recht hoch werden, ohne dass Energiespeicher in großem Umfang zum Einsatz kommen.

Kategorie: Halbwahrheiten

Zunächst einmal ist es nicht der Mehrverbrauch z. B. von Ökostrom, sondern der Minderverbrauch an "Dreckstrom", was dem Klimaschutz hilft. Dreckstrom durch Ökostrom zu ersetzen, ist freilich eine der Möglichkeiten, um dies zu erreichen. Der deutsche Ansatz war bisher allerdings eher, überschüssigen Dreckstrom weiterhin zu erzeugen und billig zu exportieren. Diese könnte sich mit dem Kohleausstieg demnächst ändern.

Ein anderer Aspekt ist, dass die Erzeugung erneuerbarer Energie leider nicht immer klimafreundlich ist. Dies gilt vor allem für viele Biokraftstoffe; im Extremfall wird Palmöl angebaut auf ehemaligen Regenwald-Flächen, die dafür gerodet wurden, was eine schreckliche Klimabilanz des Kraftstoffs ergibt. Viel davon wird z. B. in Deutschland weiterhin dem Dieselkraftstoff beigemischt, obwohl man weiß, dass trotz der eingerichteten Zertifizierungsverfahren für Nachhaltigkeit beim Anbau die Rodung von Regenwäldern weiter fortschreitet. Die Regierung möchte bis auf weiteres an diesem Pseudo-Klimaschutz festhalten, obwohl man damit dem Klima sogar sehr schadet – vielleicht weil die noch offensichtlichere Zielverfehlung dann echte Maßnahmen noch dringlicher machen würde, die man aber nicht ergreifen möchte.

Auch bei der Biogas-Gewinnung gibt es Probleme: Es entstehen diverse klimaschädliche Emissionen, etwa durch direkte oder indirekte Landnutzungsänderungen, die Bodenbewirtschaftung und die Herstellung von Düngemitteln. Ebenfalls entstehen häufig erhebliche Methan-Emissionen durch Leckagen und den Methanschlupf von Anlagen. In ungünstigen Fällen entsteht so eine deutlich höhere Klimabelastung als bei Verwendung von Erdgas. Stoßend ist, dass eine Förderung bisher auch in solchen Fällen erfolgt – obwohl Umweltschützer seit einiger Zeit dringend Korrekturen verlangen und das Problem auch auf EU-Ebene längst erkannt und benannt ist.

Fazit: Erneuerbare Energien nutzen dem Klima nur, wenn man (a) auf die richtigen Methoden setzt und (b) die fossile Energieproduktion dann auch tatsächlich zurückfährt.

Kategorie: Fehlschlüsse

Was man daran sieht, ist einzig, dass eine vermehrte Produktion erneuerbarer Energien nicht automatisch bedeutet, dass weniger fossile Energieträger verbraucht werden (siehe oben).

Im konkreten Fall der deutschen Stromerzeugung ist die Lage wie folgt. Zwischen 2000 und 2013 ist die Stromerzeugung aus Kernkraftwerken um 72 TWh gesunken, die Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien aber um 114 TWh gestiegen, während sich der Verbrauch nur um 16 TWh änderte. Von daher hätten rund 26 TWh Kohlestrom durch erneuerbare Energie ersetzt werden können. Jedoch hat die Erzeugung in deutschen Kohlekraftwerken in 2013 sogar wieder zugenommen, weil damit einerseits die Produktion in Gaskraftwerken zurückgedrängt wurde und andererseits Deutschland immer mehr Strom exportiert (was immerhin abnehmende Emissionen in anderen Ländern bewirkt).

Die Gründe hierfür sind eindeutig zu benennen. Die Brennstoffkosten sind bei Kohlekraftwerken derzeit deutlich geringer als bei Gaskraftwerken, und dieser Unterschied wird auch durch die Preise für CO2-Zertifikate nicht ausgeglichen, weil diese Preise aufgrund des Scheiterns des europäischen Emissionshandelssystems seit Jahren im Keller sind. Dass dieses System bis auf weiteres praktisch wirkungslos geworden ist, ist freilich keineswegs der Energiewende oder deren Verfechtern anzulasten, sondern vielmehr Lobbyisten, die gegen die Energiewende arbeiten. Wer sich auf deutscher Seite besonders gegen die Reparatur des europäischen Emissionshandelssystems engagiert hat, war in 2013 Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler, damals einer der wirkungsmächtigsten Gegner der deutschen Energiewende.

Kategorie: Halbwahrheiten

Diese Aussage ist nur dann richtig, wenn die Stromnetze nicht erheblich verstärkt werden, so dass ein verstärkter internationaler Stromaustausch möglich wird. Dies gilt insbesondere, wenn sich die Energiewende vor allem auf dezentrale Stromerzeugung stützen soll und der Ausbau der Stromnetze so gering wie möglich gehalten werden soll. Dann entsteht nämlich für die Regionen das Problem, dass die erneuerbare Energie stark fluktuierend anfällt und erhebliche Speicherkapazitäten benötigt werden, um diese Schwankungen auszugleichen. Die vorhandenen Energiespeicher, z. B. Pumpspeicherkraftwerke, reichen hierfür nur solange aus, wie der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung moderat bleibt. Für eine Vollversorgung mit erneuerbarer elektrischer Energie würden dann massiv vergrößerte Speicherkapazitäten benötigt. Dies dürfte zumindest ein erhebliches Kostenproblem verursachen – vor allem wenn auf dezentrale Solarstromspeicher gesetzt würde.

Es gibt aber einen anderen Ansatz, der dieses Problem vermeidet: den Aufbau eines europäischen Supergrids. Dieses würde mit moderaten Kosten den Stromaustausch auch über große Distanzen (tausenden von Kilometern) ermöglichen. Die dabei auftretenden Energieverluste wären erheblich geringer als die in zusätzlichen Energiespeichern. Da bereits vorhandene große Speicher – beispielsweise norwegische Wasser-Speicherkraftwerke – dann viel besser ausgenutzt werden könnten, könnte auch eine Vollversorgung mit Strom aus erneuerbaren Quellen für ganz Europa realisiert werden ohne eine wesentlichen Ausbau von Speicherkapazitäten.

Zu diesem Thema gibt es einen ausführlichen Artikel: "Energiespeicher und Stromnetze – was braucht die Energiewende?".

Kategorie: Propaganda

Diese Argumentation ist genau vom gleichen Muster wie die oben diskutierte zur Solarenergie. Es trifft zwar zu, dass die Nutzung von Windenergie zusätzliche Ausgleichsenergie (auf der Ebene von Bilanzkreisen) bzw. Regelenergie (in den Regelzonen) voraussetzt. Jedoch wird dieser Aspekt oft in vollkommen übertriebener Weise betont, während gleichzeitig die Problematik der Reserveleistung von Großkraftwerken unbeachtet bleibt.

Siehe auch den Artikel Windkraft -– eine Gefahr für die Versorgungssicherheit?

Kategorie: Kosten nicht bedacht

Zutreffend ist, dass eine weitere starke Steigerung der Photovoltaik-Kapazitäten in Deutschland ohne zusätzliche Maßnahmen zu Problemen führen würde: Wenn die mittägliche Erzeugungsspitze regelmäßig höher wird als der Bedarf, entstehen kaum mehr nutzbare Überschüsse und damit hohe Kosten.

Nun wäre es im Prinzip eine Lösung, viele Photovoltaikanlagen mit Solarstromspeichern auszustatten, d. h. mit Batteriespeichern, die die Einspeisespitzen reduzieren und vor allem abends gespeicherte Energie zur Verfügung stellen. Allerdings wäre diese Lösung so horrend teuer, dass ein wesentlicher Problemlösungsbeitrag damit in der Praxis nicht realisierbar ist. Der Extra-Artikel "Staatlich geförderte Solarstromspeicher – eine sinnvolle Ergänzung zur Photovoltaik?" sowie der Lexikonartikel über Solarstromspeicher zeigt dies detailliert.

Zum Glück gibt es andere Lösungen, beispielsweise zentrale Speicher für elektrische Energie, die zu weitaus geringeren Kosten realisiert werden können, und langfristig auch ein europäisches Supergrid, mit dem Erzeugung und Verbrauch in ganz Europa ausgeglichen werden kann.

Kategorie: Äpfel mit Birnen, Halbwahrheiten

Allzu eifrige Propagandisten begründen die angebliche wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit von Photovoltaik gelegentlich damit, dass für Solarstrom aus Photovoltaik inzwischen die sogenannte Netzparität (grid parity) erreicht worden ist. Das letztere ist zwar durchaus richtig, heißt aber nicht, dass die volkswirtschaftlichen Erzeugungskosten für Solarstrom gleich oder gar günstiger sein könnten als für konventionelle Kraftwerke. Vielmehr bedeutet die Netzparität, dass der Endverbraucher für die Stromerzeugung mit Photovoltaik dieselben Kosten zahlt wie für den Einkauf von Strom von einem Netzbetreiber. Man sollte aber nicht übersehen, dass der Netzbetreiber weitaus mehr berechnen muss als nur die Erzeugungskosten: Der Endverbraucherpreis enthält auch anteilige Kosten für das Stromnetz (als Netznutzungsentgelt), den Stromanschluss des Hauses, Steuern etc. Früher oder später werden auch der Photovoltaik-Erzeugung diese Kosten belastet werden müssen. Bis zum Erreichen einer echten Konkurrenzfähigkeit dürften noch viele Jahre vergehen.

Richtig bleibt allerdings, dass ein scharfer Anstieg der Photovoltaik-Stromerzeugung möglich ist, sobald die Netzparität erreicht wird. Es ist auch in der Tat zu beobachten, dass dieser Anstieg trotz einer massiven Absenkung der Einspeisevergütung geschieht, auch wenn er wesentlich gebremst wurde.

Übrigens lohnt es sich für Haushalte trotz der Netzparität nicht, eine solare Vollversorgung mit einer großen Photovoltaikanlage zu erreichen. Dafür bräuchte man nämlich einen großen Solarstromspeicher, dessen Kosten die Sache trotz niedriger Stromerzeugungskosten wieder unrentabel machen. Wenn man aber zeitweilige Überschüsse in den Netz einspeist und zu anderen Zeiten gleich viel Energie wieder von dort bezieht, zahlt man drauf, da die Einspeisevergütung mittlerweile viel geringer ist als der Bezugspreis.

Kategorie: Halbwahrheiten, Propaganda

Richtig ist, dass bei einer relativ energieeffizienten Wärmepumpe mit einer Jahresarbeitszahl von 4 der Löwenanteil von 75 % der Heizwärme aus der Umweltwärme stammt, und nur 25 % aus der Antriebsenergie der Wärmepumpe.

Falsch wäre zunächst einmal die Annahme, dass eine Jahresarbeitszahl (durchschnittliche Leistungszahl) von 4 Standard wäre. In der Praxis sind Werte um 3 realistischer, obwohl mit verbesserten Wärmepumpe vielfach auch Werte über 4 möglich wären.

Vor allem aber ist es irreführend, die 25 % Endenergie zu betrachten und dabei auszuklammern, dass diese meist aus einer mehrfach größeren Menge von Primärenergie gewonnen wird. Oft sind die Energieverluste im Kraftwerk etwa so groß wie die Mengen an Umweltwärme, die die Wärmepumpe nutzen kann. Unter dem Strich arbeitet man dann nicht unbedingt effizienter als mit einem Heizkessel. Der Artikel über Elektrowärmepumpen diskutiert dies im Detail.

Kategorie: zu kurz gedacht

Manche argumentieren damit, dass der Anteil Deutschlands an den globalen CO2-Emissionen (wenige Prozent) so gering sei, dass es darauf für die Abwendung einer Klimakatastrophe gar nicht ankäme. Somit wäre auch das Gelingen der deutschen Energiewende eigentlich irrelevant.

Nach dieser Logik könnte freilich jeder Bürger dieser Welt sagen, dass die Emissionen und Umweltbelastungen, für die er persönlich verantwortlich sind, doch gar nicht ins Gewicht fallen. Also tun wir alle nichts dagegen und gehen gemeinsam unter. Ist das etwa vernünftig?

Zusätzlich übersieht diese Denkweise einen sehr wichtigen Zusammenhang. Die deutsche Energiewende wird weltweit mit großem Interesse beobachtet – teils mit Bewunderung, teils mit großer Skepsis. Wie sie sich entwickelt, hat großen Einfluss darauf, ob viele andere Länder (z. B. auch China) diesem Weg folgen werden. Deswegen wäre ein Abblasen oder ein Scheitern-Lassen der deutschen Energiewende gerade auch deswegen katastrophal, weil damit weltweit viele andere Bemühungen konterkariert würden.

Ein weiterer ganz wichtiger Aspekt: Die deutsche Energiewende hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Preise für Wind- und Solarstrom massiv gefallen sind und erst dadurch nun auch global in großem Umfang einsetzbar sind.

Kategorien: zu kurz gedacht

Diese Meinung wird insbesondere von manchen Ökonomen (sogar namhaften) gelegentlich vorgebracht. Sie basiert auf einer rein formal-logischen Überlegung, die essenzielle Elemente der Realität ausblendet. Dies wird ausführlich im ersten Beitrag auf der Seite über Irrtümer und Propaganda zum Thema Klimaschutz erläutert.

Kategorie: Propaganda

Dass erneuerbare Energien dringend benötigt werden, um fossile Energieträger abzulösen, ist in Deutschland inzwischen fast überall akzeptiert; auch die Notwendigkeit des Atomausstiegs wird mittlerweile von einer großen Mehrheit anerkannt.

Es kann nun kein Zweifel darüber bestehen, dass erneuerbare Energien ohne eine staatliche Förderung nicht schnell genug aufkämen, um die drängenden Probleme zu lösen, und dass das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hier innerhalb einiger Jahre bereits viel bewirkt hat. Denkbar wäre trotzdem, dass diese Erfolge mit effizienteren Methoden günstiger hätten erreicht werden können. Nur bleiben die Kritiker konkrete Vorschläge schuldig, wie das zu bewerkstelligen wäre.

Es gibt in anderen Ländern durchaus andere Konzepte. Beispielsweise wurde in Großbritannien ein Quotenmodell für die Förderung der Windenergienutzung etabliert. Da sich die Kosten jedoch als weitaus höher als die mit dem deutschen EEG erwiesen haben, hat man dort in 2010 auf eine Einspeisevergütung ähnlich der nach dem deutschen EEG umgestellt. So schlecht kann das deutsche Modell wohl nicht sein; ein erfolgreicheres und effizienteres ist noch nirgendwo demonstriert worden.

Kategorie: Propaganda

Richtig ist zwar, dass die Stromtarife für Kleinverbraucher in Deutschland deutlich am Steigen sind, und dass ein erheblicher Teil dieser Steigerungen durch die steigende Umlage für die Förderung erneuerbarer Energien verursacht wird. Jedoch ergibt sich ein ziemlich anderes Bild, wenn man die folgenden Tatsachen ebenfalls berücksichtigt:

  • Die Belastung der kleinen Verbraucher könnte viel geringer sein, wenn die industriellen Großverbraucher nicht von der EEG-Umlage größtenteils befreit wären. Sie profitieren (anders als die Kleinverbraucher) sogar erheblich von dem Effekt, dass die zunehmende Einspeisung von Strom aus Sonne und Wind die Börsenstrompreise reduziert. Für die Großverbraucher ist Strom in der letzten Zeit insgesamt sogar noch billiger geworden. Diese Ungleichbehandlung ist von der gegenwärtigen Regierung so gewollt. Es gibt sogar deutliche Hinweise darauf, dass Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler steigende Preise für Kleinverbraucher als Druckmittel nutzt, um die EEG-Förderung bekämpfen zu können.

  • Die Höhe der Belastung kann kaum als dramatisch bezeichnet werden. Wenn ein Haushalt z. B. 3600 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht (also 300 kWh pro Monat), würde eine EEG-Umlage von bis zu 5,2 ct/kWh (wie für 2013 geplant ist) eine Belastung von gerade mal 15,60 € pro Monat bewirken (während die Industrie sogar weiter entlastet wird). Man beachte zudem, dass von den 5,2 ct/kWh nur 2,3 ct/kWh auf die Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zurückgehen; die noch ausgeweiteten Sonderprivilegien für die Industrie und diverse andere Faktoren machen den Rest aus.

  • Der Anstieg der Strompreise ist in benachbarten Ländern ohne Energiewende ähnlich hoch wie in Deutschland.
  • Wer außerdem 3600 Liter Heizöl pro Jahr verbraucht, wird durch einen Preisanstieg um nur 10 Cent pro Liter (also weit weniger, als wir schon erlebt haben!) mit 30 € monatlich zusätzlich belastet. Das finanzielle Problem liegt also viel mehr beim Heizen als beim Strom. Nur wer eine Elektroheizung betreibt, ist von der EEG-Umlage ernsthaft betroffen.

Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass konventionelle Arten der Energiebereitstellung (etwa mit Kohle und Kernenergie) massive volkswirtschaftliche Kosten verursachen (etwa durch Gesundheitsschäden und unzureichend abgedeckt Ewigkeitskosten), die im Strompreis nicht enthalten sind, uns und/oder spätere Generationen aber anderswo (z. B. über Steuern) belasten. Um diese Kosten über den Strompreis abzudecken, müsste es zusätzlich eine "konventionelle-Energien-Umlage" geben, die deutlich höher wäre als die derzeitige EEG-Umlage.

Kategorie: Propaganda

Das Gegenteil ist richtig: Gerade die stromintensive Industrie hat bisher sogar sehr davon profitiert. Sie wird nämlich einerseits durch das EEG von der Finanzierung der Förderung erneuerbarer Energien befreit, und andererseits profitiert sie davon, dass die zunehmende Einspeisung erneuerbarer Energie die Preise an der Strombörse drückt.

Man sollte sich also eher fragen, ob diese Bevorzugung gerade der stromintensiven Industrie nicht sogar viel zu weit geht. Sie verursacht nämlich einerseits steigende Strompreise für Kleinverbraucher (was wiederum genutzt wird, um diese gegen die Energiewende zu mobilisieren) und führt andererseits zur Nicht-Nutzung großer Effizienzpotenziale in der Industrie wegen mangelnder finanzieller Anreize.

Übrigens: Nur der kleinste Teil der Industrie ist so stromintensiv, dass die Stromkosten wirklich einen erheblichen Einfluss auf die Konkurrenzfähigkeit haben. Selbst für diesen Teil sind z. B. Wechselkursschwankungen meist weit wichtiger als Energiepreise. Aber wenn Schreien vielleicht mit Geld belohnt wird, kann man es ja tun, auch wenn es eigentlich keinen Anlass dafür gäbe …

Eine weitere Bemerkung: Ein wirtschaftlicher Nutzen für die Industrie und auch für kleineres Gewerbe entsteht durch das EEG zusätzlich auf verschiedene Weisen. Beispielsweise entstanden wichtige Absatzmöglichkeiten für Lasertechnologie, die für die Fertigung von Solarzellen weltweit benötigt wird; gerade deutsche Firmen sind in diesem Sektor stark. Auch das Handwerk profitiert von der Installation von Solaranlagen, Wärmepumpen usw.

Kategorie: zu kurzer Zeithorizont

Kurzfristig betrachtet erhielte man den besten Klimaschutzeffekt, indem man alle Fördergelder auf Technologien konzentriert, die bereits fast wirtschaftlich sind. Wenn man auf diese Weise gezielt die "niedrig hängenden Früchte" erntet, erreicht man aber langfristig weniger, weil die Palette der verfügbaren Technologien klein bleibt.

Die Photovoltaik hat mit sehr hohen Kosten begonnen, vor allem weil sie eine neue Technologie darstellte, bei der die Herstellungsprozesse noch in keiner Weise optimiert waren. Es existierte ein enormes Lernpotenzial, welches freilich ohne eine großzügige Förderung niemals hätte realisiert werden können. Inzwischen wurden enorme Kostensenkungen realisiert – sogar weit größere, als die meisten Leute erwartet hätten. Die Netzparität für Endverbraucher ist in Deutschland bereits erreicht, in etlichen anderen Ländern ebenfalls. Es ist davon auszugehen, dass die Photovoltaik eine große und nützliche Rolle für die zukünftige Stromversorgung spielen wird, und dass dieser Nutzen den anfangs betriebenen Aufwand an Subventionen rechtfertigen wird.

Wohlgemerkt bedeutet dies nicht, dass jede beliebige Technologie durch eine ausreichende Förderung mit der Zeit wirtschaftlich werden könnte. Unter anderem ist ein großes Lernpotenzial dafür eine Voraussetzung. Es kann freilich schwierig sein, im Voraus zu entscheiden, wie groß ein Lernpotenzial wirklich ist.

Kategorie: zu kurz gedacht

Es klingt zunächst ganz logisch: Wenn wir mehr elektrische Energie in vielen kleinen Anlagen erzeugen, die näher an den Verbrauchern liegen, muss weniger Strom transportiert werden. Also brauchen wir so tendenziell weniger stark ausgebaute Stromnetze.

Der erste Irrtum hinter dieser Meinung liegt darin, dass dezentral nicht dasselbe ist wie verbrauchernah. Wenn wir beispielsweise an windreichen Tagen sehr viel mehr Windenergie in Norddeutschland gewinnen, als in den dortigen Regionen gebraucht wird, dann muss diese Energie über weite Strecken (meist nach Süden) transportiert werden, wenn sie nicht ungenutzt bleiben soll. Dies wäre anders, wenn mehr Windenergie auch in Süddeutschland gewonnen würde. Leider gibt es dort weniger windreiche Standorte, so dass die Energieausbeute der dortigen Anlagen geringer ist, was zu höheren Kosten führt. Es ist am Ende immer noch kostengünstiger, die Windenergie vorwiegend in Norddeutschland zu gewinnen und die Hochspannungsleitungen für den Transport in den Süden auszubauen.

Der zweite Irrtum ist, dass es nicht nur um die jährlichen Energiemengen geht, sondern vor allem auch um die Versorgung zu jeder Zeit. Wenn gewisse verbrauchernahe Anlagen viel erneuerbare Energie mit starken Schwankungen der Leistung anbieten, so muss zu den einen Zeiten (wenn Wind und Sonne Pause machen) Energie von woanders kommen, und zu anderen Zeiten müssen Überschüsse abtransportiert werden. Deswegen erfordert eine Versorgung, die sich zu einem großen Teil auf erneuerbare Energien stützt, tendenziell mehr und nicht weniger stark ausgebaute Stromnetze. Dies würde sich ändern, wenn umfangreiche Speicher für elektrische Energie entwickelt würden, die jeweils erzeuger-und verbrauchernah aufgestellt werden könnten – wobei hier leider keine kostengünstigen Lösungen in Sicht sind.

Kategorie: Übertreibungen

Diverse Länder in Nordafrika verfügen über ausgezeichnete Standorte für Windenergieanlagen und Solarkraftwerke. Vor allem mit Windkraft ließe sich dort erneuerbare Energie zu sehr niedrigen Kosten gewinnen, und das Potenzial ist riesig. So sieht z. B. das DESERTEC-Projekt vor, einen erheblichen Anteil der gesamten europäischen Stromversorgung (z. B. 25 %) langfristig auf diese Weise zu decken.

Nun wurden allerdings Bedenken vorgebracht, dass so gefährliche Abhängigkeiten von politisch instabilen Ländern geschaffen würden. Dies ist allerdings eine erhebliche Übertreibung. Der Import aus solchen Ländern würde ermöglicht durch ein vermaschtes europäisches Supergrid, welches gleichzeitig auch den verstärkten Stromaustausch innerhalb von ganz Europa in allen Richtungen sehr fördern würde. Dies würde also die Beschaffung von Ersatzkapazitäten im Falle von Engpässen (etwa durch die Unterbrechung einer der Leitungen aus den nordafrikanischen Ländern) stark erleichtern. Ohnehin wären die nordafrikanischen Länder wohl viel stärker als Europa von diesem Geschäft abhängig: Sie bräuchten diese Einnahmen dringend, und selbst vorübergehende Einschränkungen der Versorgungssicherheit würden die Preise, die sie für ihren Strom erzielen könnten, langfristig unter Druck setzen.

Im Übrigen muss beachtet werden, dass Europa schon längst einen Großteil seines Bedarfs an Erdgas, der wiederum für die Stromerzeugung sehr wichtig ist, aus Ländern wie Russland und Algerien deckt. Dieser Anteil dürfte angesichts der bereits begonnenen Erschöpfung der europäischen Fördermöglichkeiten z. B. in der Nordsee noch steigen. Wenn es ein Problem mit Abhängigkeiten gibt, dann hier; Wüstenstrom würde die Situation eher entspannen.

Kategorie: Propaganda

Richtig ist allein, dass die Versorgungssicherheit im Strombereich innerhalb der nächsten Jahrzehnte leiden würde, wenn die Umstellung von fossilen und nuklearen Energiequellen auf erneuerbare Energie nicht durch entsprechende Maßnahmen insbesondere im Bereich der Stromnetze begleitet würde. Jedoch wird die Situation selbstverständlich sorgfältig beobachtet, und notwendige Maßnahmen werden eingeleitet. Eine konkrete Gefährdung ist deswegen nicht erkennbar.

Die Qualität der Stromversorgung, wozu auch die Ausfallsicherheit gehört, ist im Wesentlichen eine Frage der Qualität der Infrastruktur, und sie ist in Deutschland besonders hoch – höher als in vielen Ländern ohne Energiewende. Beispielsweise haben die USA einen viel geringeren Anteil erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung, und Stromausfälle sind dort bei Weitem häufiger als in Deutschland, weil die Infrastruktur vernachlässigt wird. Die Häufigkeit von Stromausfällen hat in Deutschland in den letzten Jahren trotz Energiewende nicht zugenommen, sondern sogar weiter abgenommen.

Ein anderes Beispiel ist Belgien, dessen Stromversorgung zu einem wesentlichen Teil auf Kernenergie basiert; hier ist die Versorgungssicherheit gefährdet, weil diese Kraftwerke häufig Störfälle aufweisen und wegen Rissen in Reaktordruckbehältern womöglich vorzeitig stillgelegt werden müssen. Hier ist das Problem für die Versorgungssicherheit also nicht eine Energiewende, sondern vielmehr das Festhalten an der Kernenergie.


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